Berlin-Wartenberg/Kirche

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Baugeschichte

Blick auf den Friedhof, in dessen Mitte bis 1945 die Dorfkirche stand.
neue Wartenberger Kirche

Die Wartenberger Dorfkirche wurde der spätromanischen Bauepoche zugeordnet und damit in den Zeitraum von 1200 bis 1235 datiert.[1] Sie gehörte damit zu den ältesten Sakralbauten auf dem Barnim.

Das Gotteshaus bestand aus schweren Feldsteinen - die Wände waren stärker als ein Meter - und war in West-Ost-Richtung erbaut, denn das frühe Christentum legte fest, daß der Priester, abgewendet von den Gläubigen, sein Gesicht der aufgehenden Sonne zuwenden solle.[2] Der ursprüngliche Bau wird ein einfacher, rechteckiger Raum gewesen sein, wahrscheinlich ohne Turm. Da Glas im Mittelalter ein wertvoller Werkstoff war, blieben die wenigen Fenster offen und wurden, um den Einfluß von Wind und Wetter im Innenraum möglichst gering zu halten, hoch angebracht, wobei man Leibung und Solbank abschrägte, um den Lichteinfall zu vermehren. Diese Lichtdurchlässe wurden später zugemauert und durch größere Fenster ersetzt, blieben aber an der Wartenberger Kirche trotz mehrfacher Um- und Anbauten teilweise noch erkennbar.

Einige Steine und die Glocke auf dem Friedhof zeugen noch von der alten Dorfkirche.

Das Gebäude hatte wohl ursprünglich eine flache Holzdecke und erhielt um 1500 ein flaches Netzgewölbe. [3] Die zierlichen Schlußsteine in den Kreuzungspunkten der Rippen schienen, darauf deutete ein einzelner Stein, einst plastische Verzierungen getragen zu haben. Das engmaschige Netz mit seinen dünnen Rippen endete und stützte sich auf winzige Konsolen. Die hier rotfarbigen Halbfiguren bärtiger Männer und einer Anna selbdritt waren später z. T. beschädigt und durch mehrere, dick aufeinander liegende Farbaufträge verschwommen.

Kurz vor Kriegsende, am 21. April 1945, wurde die Kirche von Wehrmachtsangehörigen gesprengt, da sie andernfalls als Orientierung für die anrückende Rote Armee hätte dienen können (?!). Später ist sie nicht wieder aufgebaut worden.

Innenausstattung

Beim Bau der Kirche wird man nur eine sparsame, auf das Notwendigste beschränkte Ausstattung beschafft haben. Benötigt wurden ein Altar, ein Taufbecken, ein Kelch und eine Glocke.[4] Bei der nach der Reformation vermutlich 1540 durchgeführten Kirchenvisitation wird als Schmuck in der Wartenberger Kirche ein Kelch, eine Monstranz und ein Pax angegeben.[5] Die Monstranz, die 8 Mark 12 Lot wog, mußte daraufhin der kurfürstlichen Silberkammer "überantwortet" werden[6] und wird in den Schmelzofen gewandert sein.

Der gotische Schnitzaltar aus dem 15. Jahrhundert besteht aus einem einfachen Kastenschrein mit geschnitzten Figuren, einer Bemalung und einer geputzten Musterung des vergoldeten Hintergrundes.[7] Den Mittelschrein füllt, als einzige Schnitzfigur, die Madonna mit dem Kind, auf der Mondsichel stehend. Ihr Körper trägt mit der ganzen rechten Seite das Christuskind. Während der rechte Flügel des Altars noch die ursprünglichen weiblichen Heiligenfiguren Barbara, Maria Magdalena, Katharina und Margaretha enthält, stammen die im linken Flügel stehenden Apostel aus einem späteren Altar, vermutlich Anfang des 16. Jahrhunderts. Petrus' bärtiges Gesicht schaut prüfend herunter, die rechte Hand hält zierlich den Schlüssel. Thomas hält in der rechten Hand ein Buch und stützt sich mit der linken auf eine Lanze. Der Bildschnitzer hat die Figuren nicht idealisiert, sondern stellte die Gesichter so dar, wie er die Bauern um sich herum sah - auch darin liegt der besondere Wert dieses Kunstwerks. Im 19. Jahrhundert gelangte der Marienaltar ins Märkische Museum und von dort in die Hohenschönhauser Taborkirche, wodurch er vor der Zerstörung 1945 bewahrt wurde und heute betrachtet werden kann.

Von einer der beiden Patronatsfamilien wurde im 18. Jahrhundert eine silberne Oblatendose gestiftet. Die glatte Form der Dose wurde durch reiche Ziselierung belebt. Diese zeigte auf einem Berg einen Widder, aus dessen Brust das Blut in breitem Strom in den Kelch fließt. Umgeben wurde die sinnbildliche Darstellung von reichem Rankenwerk.[8]

Im 19. Jahrhundert wurde eine Orgelempore eingebaut, allerdings ohne Rücksicht auf die Proportionen des beengten Raumes und die vorhandenen Konsolen.[9]

Von allen Ausstattungsgegenständen konnten nach der Sprengung 1945 einzig Konsolsteine (Apostel bzw. Evangelistenfiguren) aus dem 15. Jahrhundert gerettet werden. Sie befinden sich heute im Fouyeur der 1999 neu errichteten Wartenberger Kirche an der Falkenberger Chaussee.[10]

Literatur

  • Türck, Walter C.: Die Dorfkirchen von Berlin, Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin 1950.

Quellen

  • Codex diplomaticus brandenburgensis. Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellen für die Mark Brandenburg. Herausgegeben von Adolph Friedrich Riedel. 4 Hauptteile (A-D) mit 35 Bänden, Supplementband, 5 Registerbände. Berlin 1838-1869.

Fußnoten

  1. Beschreibung der Romanik in Wikipedia
  2. Türck, Walter C., Die Dorfkirchen ..., S. 10
  3. ebenda, S. 13/14
  4. Türck, Walter C., Die Dorfkichen ..., S. 18
  5. Codex diplomaticus brandenburgensis, A 11, S. 477
  6. Codex diplomaticus brandenburgensis, C 3, S. 501
  7. Türck, Walter C., Die Dorfkirchen ..., S. 21
  8. ebenda, S. 20
  9. ebenda, S. 13
  10. Homepage der Wartenberger Kirche


Wartenberg

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