Haus Harkotten
Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Münster > Kreis Warendorf > Sassenberg > Füchtorf > Haus Harkotten
Name
Das Wappen der Familie Korff zeigt eine gelbe Lilie auf rotem Feld. Der König von Frankreich (Ludwig, der "Heilige", 1226 bis 1270, ?) belohnte einen Ritter Korff, der mit ihm in einen seiner Kreuzzüge gezogen war, für die Rettung aus Lebensgefahr, indem er ihm statt des Raben (corvus-lat.: Rabe), die französische Lilie in sein Wappen verlieh. Die Lilie findet sich in der Helmzier wieder. Sie wird von zwei Meerjungfrauen gehalten, die auf die Überfahrt über das Mittelmeer hindeuten. Ferner sind drei Sterne zu sehen, die das Symbol für die Reise ins Morgenland angesehen werden könnten.
Das Siegel von 1309 zeigt das Lilienwappen, der niederdeutsche Name "Kersecorif" bedeutet in lokaler Mundart allerdings Kirschenkorb.
Einleitung
Die Herrschaft Harkotten im Regierungsbezirke Münster, Kreis Warendorf, in der Münsterländer Börde gelegen, ist ein altes Besitztum der mächtigen und ausgebreiteten Familie von Korff.
1254 kam der Ritter Henricus Korff aus der Grafschaft Mark an der Lippe nach Vuchthorpe (Füchtorf) und heiratete Ludmodis, die Erbtochter des dort ansässigen Ritters. Die Familie bewohnte die Burg auf dem jetzigen Kirchplatz.
1309 nutzte sein Sohn, Henricus II Korff, den Wasserreichtum aus, um auf dem vom Kloster Bengering erworben Sytherkamp eine wehrhafte Burg zu errichten. Sie bestand aus zwei Flügeln mit einem schmalen Mittelteil. Da der moorige Untergrund kein festes Fundament zuließ, mussten die Burg sowie die Vorgebäude auf Fichten- und Eichenpfählen gebaut werden. Die Burganlage wurde mit mehreren Gräfteringen umgeben, um vor feindlichen Angriffen besser geschützt zu sein. In dieser Zeit waren Plünderungen und Raubzüge an der Tagesordnung.
1309 machte der Ritter Heinrich Kersekorff sein Wohnhaus „Horckoten“ zum Offenhaus des Stifts Münster; er behielt sich jedoch vor, dass es ein Weiberlehn sein, und er die Burg nur bei einer Fehde, welche der Bisehof mit Zustimmung des Kapitels führte, zu öffnen brauche. Bereits kurz danach geriet Heinrich jedoch mit seinem Lehnsherrn in Fehde, in Folge dessen im Jahre 1313 der Bischof Ludwig von Münster, die Grafen Adolph von der Mark, Bernard von Rauensberg, Nicolaus von Tecklenburg und Simon und Otto von der Lippe die Burg Harkotten gemeinschaftlich belagerten, indem sie zwei Bollwerke dagegen errichteten und jedes mit 50 Mann besetzten. Wie lange die Belagerung gedauert, ist nicht bekannt; es scheint aber, dass die Burg genommen und gebrochen worden und daher im Jahre 1316 wieder aufgebaut worden ist.
Hauskapelle
23.04.1311 Bischof Ludwig von Münster gestattet dem Ritter Heinrich Korff die Einrichtung einer Kapelle in der Vorburg (suburbium) von Harkotten.
Herrlichkeit Harkotten
Henricus von Korff heiratete die Erbtochter Wigburdis (Wibbecke) von Varentrob, die das Gogericht von Warendorf erbte. Das Gogericht bestand aus 9 Kirchspielen. Es war nicht nur eine gute Einnahmequelle sondern bedeutete auch eine Stärkung der Macht der Familie in Kreis Warendorf. Henricus II verbrachte seinen Lebensabend im Kloster Marienfeld, wo er auch verstarb und begraben ist.
Erbabsprachen, Erbteilung
Noch zu Lebzeiten des Ritters Heinrich Korff kam es zwischen den Söhnen Heinrich und Eberhard Korff zu Erbasprachen.
06.12.1317 Absprache der Brüder und Knappen Heinrich und Everd Korff das Haus Harkotten und das Gogericht Warendorf auch nach dem Tode ihres Vaters, des Ritters Heinrich Korff, ungeteilt zu behalten.
02.01.1334 Die mit dem Vater und dem Bruder Otto, unter Beteiligung des Oheims Amelung von Varendorpe abgesprochene Erbteilung umfaßte nicht nur Burg und Vorgebäude sondern auch den umfassenden Besitz. mit Gütern, Feld, Wald, Gewässer und sonstigen Rechten. Die Gerichtsbarkeit blieb gemeinschaftlich.
- Heirich Korff (1311, 1340), Ritter (1360, 1337 Münsterscher Droste, Kersekorf, 1370+) oo Jutta (14.06.1340), Kinder:
- Heinrich Korff (1317 Ritter, 1340) oo Neyse (1360)
- Otto Korff, Domherr zu Münster (1320, 1340)
- Everd Korff, Knappe (1317 Ritter, 1340, 1360, 1382+) auf Harkotten
- Hermann Korff (1340, 1360)
- Wybbeke Korff (1340)
- Gisela Korff (1340)
- Bertradis Korff (1340)
- Guda Korff (1340)
- Bernard Korff (1360), Bruder Heinrichs
Familie Korff-Smising
Heinrich Korff erhielt den östlichen Teil der Burg und nannte sich fortan „Korff-Smising“. Möglicherweise könnte man eine Lautverschiebung von "Smiet in" vermuten.
- Ritter Heirich Korff (1382+), Ritter oo Neyse (1360), Kinder:
- Heinrich gt. Schnising (Brüder, 1382)
- Hermann gt. Schmysinch (Brüder, 1382) oo Jutte N. (1382)
- Sohn Johann gt. Schmysinch (1382)
- Bernd de Körve (Korff, Brüder, 1382)
Zweig zu Tatenhausen: 1498 heiratete Henrich Korff gnt. Schmising Elseke Hoberg, Erbtochter zu Haus Tatenhausen .
Familie von Ketteler
1615 erlosch die Familie Korff-Schmising im Mannesstamm. Die Erbtochter Christine Korff-Schmising heiratete Goswin von Ketteler zu Mittelburg. Von da an lebten in Harkotten zwei Familien, Freiherr von Ketteler und Freiherr von Korff. 1735 ließ Goswin von Ketteler den Flügel seines Burgteils abreißen und vom münsterschen Artillerieleutnant Gröninger einen repräsentativen Barockbau erstellen. Das Schloss wird heute von dem bekannten Designer Dieter Sieger und seiner Familie bewohnt. Auch die Vorgebäude wurden privater Nutzung zugeführt.
Familie Korff
Everard Korff erhielt den westlichen Teil der Burg. Seine Nachkommen leben in unmittelbarer Erbfolge noch bis 2010 in Harkotten. Der Grundbesitz wurde parzellarisch aufgeteilt, ebenso teilte man die verschiedenen Häuser und Gewässer. Es kann sein, dass beabsichtigt war, dass keiner den ererbten Besitz in Zusammenhang verkaufen konnte. Inzwischen wurden durch die Flurbereinigung unter Mitarbeit der Eigentümer die Besitzverhältnisse in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts neu geregelt, sodass jede Familie einen arrondierten Besitz hat.
Sohn Everhard
- Everd Korff, (Knappe 1340), Ritter 1363, 1363+) auf Harkotten (V: Ritter Heinrich Korff) oo N., Kinder:
- Heirich Korff (1382)
- Hermann Korff (1363 Knappe, 1382) oo Meata N. (1388)
- Sohn Everd Korff (1345 Knappe)
- Heidenreich Korff (1382) oo Gertrud (1374 ?)
- Everd Korff (1363 Knappe, 1382)
Neubau
1804-1806 entschlossen sich Friedrich-Anton von Korff und seine Gemahlin Rosine, geb. Gräfin von Korff-Schmising -nach Abriss des Westflügels- durch einen jungen Architekten, Adolf von Vagedes, ein Schloss im neoklassizistischen Stil erbauen zu lassen. Es war sein Erstlingswerk, das er mit 29 Jahren erdachte. Sein Vorbild war Schloss Wörlitz in Sachsen-Anhalt. Vagedes schuf ein schlichtes, klassizistisches Gebäude mit klaren Linien. Die Westfassade ist durch drei Risalite aufgeteilt. Vor dem Mittelrisalit befindet sich ein Portikus mit vier dorischen Säulen, darüber ein Balkon, der von einem dreieckigen Flachgiebel gekrönt wird. In dem Dreieck befindet dich das Wappen der Erbauer. Im Gegensatz dazu werden die Seitenrisalite von schmalen Lisenen umrahmt, die in Dachhöhe durch eine niedrige Balustrade ihren Abschluss finden. So zeigt das Schloss Harkotten gleichmässig betonte Schlichtheit, harmonische Gliederung, einfache Symmetrie und sparsames Dekor.
Familienverzweigung
Ende des 14. und im Verlauf des 15. Jahrhunderts zogen viele Mitglieder der Familien Korff und Korff-Schmising ins Baltikum und nach Russland, wo sie zunächst mit dem Deutschen Orden dort kolonisierten. Sie kamen zu hohen Ämtern und Würden am Zarenhof. Ferner wurden sie mit Besitzungen belohnt. Durch die Kriege - 1. und 2. Weltkrieg - wurden die Familien dort vertrieben und leben alle im Westen Europas.