Häuserbuch von Gliesmarode

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Wappen von Gliesmarode.jpg
Gliesmarode
Lage: östlich von Braunschweig
Koordinaten: 52° 28′ N, 10° 56′ O
erste Erwähnung: 1031 als Glismoderoth
Auflösung: bald nach 1146
Neuhof
Entstehung: 14. Jahrhundert ?
kirchliche Zugehörigkeit: Kloster Riddagshausen bzw. Querum
Grund-, Gerichts-
und Zehntherr:
Kloster Riddagshausen
Riddagshausen (- Neuhof)
Entstehung: 1822 Domäne Riddagshausen
mit Neuhof vereint
kirchliche Zugehörigkeit: Querum
Eingemeindung: 1934 nach Braunschweig

Erste Erwähnung

Mit der Magniurkunde fand auch Gliesmarode 1031 seine erste urkundliche Erwähnung. Abgeleitet vom Personennamen Glismoth (glisian = glänzen, mod = Mut, roth = roden) entsteht der Ortsname Glismoderoth.

Grangie des Klosters Riddagshausen

1226 kam das Dorf in den Besitz des Klosters Riddagshausen. Die Mönche legten Entwässerungsgräben (Mittelriede) und an der Wabe einen großen Wirtschaftshof, eine sogenannte Grangie, mit Wassermühle an. Etwas später wurde aus Wabe und Mittelriede die Landwehr, die vornehmlich Vieh, Weiden und Felder der Städter schützen sollte.

Zerstörungen

Bei den Kriegen zwischen den Truppen des Herzogs und denen der Hansestadt Braunschweig ist Gliesmarode zwischen 1542 und 1606 mehrmals geplündert, verwüstet und niedergebrannt, aber immer wieder aufgebaut worden.


Durch die Ablösung der Feudalverhältnisse 1832 kamen die Bauern im Braunschweiger Land zu bescheidenem Wohlstand. Ihre Produkte mussten verarbeitet und veredelt werden. Handwerker kamen in den Ort. 1885 wohnten schon 530 Einwohner in 40 Wohngebäuden. Es gab 14 Hofstellen.

1878 teilten zwei Schlachter aus der Schöppenstedter Straße dem Gemeindevorsteher mit, dass sie Land gekauft hätten und ein Fabrikgeschäft für Wurst- und Fleischwaren eröffnen wollten. Denecke und Himmel, später Struck und Witte prägten den Begriff der Braunschweiger Wurst. 1904 eröffneten die Studienfreunde Pelz und Nagel das Libra-Werk und produzierten Absackwaagen für Schüttgüter. Ein paar Jahre später, 1915, verlegte die Firma Voigtländer ihren Betrieb für optische Geräte in Etappen aus der Campestrasse nach Gliesmarode.

Nicht nur die weit über die Landesgrenzen bekannten Firmen brauchen Verkehrsanschlüsse. Drei Eisenbahnen legten ihre Strecken über Gliesmarode und im Schatten ihrer drei Bahnhöfe entstanden Sägewerke, Kohlenhandlungen, Dünger-, Blechwaren-, Eisenbeton- und Konservenfabriken. 1905 lebten 1171 Einwohner in 83 Wohngebäuden.

Und alle, alle brauchten Trinkwasser. Das kam bisher aus den grundstückseigenen Brunnen. Als die Städter am Bienroder Weg das durch Tiefbohrungen erschlossene zweite Wasserwerk in Betrieb nahmen, fielen 1907 in Gliesmarode alle Brunnen trocken.

Mit Tieferlegen kam keine Verbesserung. Ernstlich wurde dem Gemeinderat empfohlen, ein eigenes Wasserwerk zu bauen. Und das zu einer Zeit, als gerade 13000 Mark Kredit bewilligt wurden, um die Schule zu erweitern. Denn über 200 Schülerinnen und Schüler mit zwei Lehrkräften in zwei Unterrichtsräumen ging schon damals schlecht. Auf Drängen der Kreisdirektion war schließlich 1909 die Stadt bereit, mit der Gemeinde einen Wasserlieferungsvertrag abzuschließen. Die Frage der Eingemeindung wurde hiernach 1910 erstmalig gestellt. Die wurde 1934 vollzogen und brachte wenige Verbesserungen (Ausbau der Berliner Straße und Bau der Bugenhagenkirche) für die Einwohnerschaft.

Die rasante Entwicklung Gliesmarodes macht auf eindrucksvolle Weise den Wandel eines Bauerndorfes zum Industriestandort zu Beginn des 20.Jahrhundert deutlich. Aber auch die sich schon in den 60er Jahren abzeichnende Kurve der De-Industrialisierung ist nachvollziehbar. Trotz aller Veränderungen und Entwicklungen bleibt Gliesmarode ein von Naherholungsgebieten umgebener und von der Wabetalaue durchzogener Stadtteil mit hohem Wohnwert.


Visitationsprotokoll 1542

Nachdem die drei Dorffer Monche Scheppenstet, Gließmerode vnd Quernem bisher aus des Closters Rittershausen Pfarkirchen mit dem Pfarrrechte vorsehen sein worden, so sol hinfurder die Pfarkirche vffem Hofe zu Rittershausen ire rechte Pfarkirche pleiben vnd aldar ein gelerter Pfarner von dem Hern Superattendenten zu Braunschweig vnd Hern Heinrich Wenden, als der Chur= vnd Fürsten Sachssen mitgeordenten Visitatoren gesetzt vnd bestelt werden. Den sollen die furstender Gutter zu Ritterßhusen mit einem derselben Kirchen gelegenen Hawß vnd Hofe vorsehen vnd ime die bequemlich zurichten lassen, auch jerlich zu Solde vnd Belonung aus den Closter Guttern sechtzig Gulden, als zu allen vnd jeden Quartalen den vierten Teil, geben vnd noch darzu ime fhuren lassen vnd geben zur Futterung vier Fuder Hew vnd vier Fuder Stro; darzu soll er haben zu Weihnachten in allen drei Dorffern vnd vff dem Closterhofe seine zwene Vmbgenge vnd den vierzeitpfennig, als von iglichem Haubte, das zwolf Jar alt ist, einen braunschweigischen Pfennig, vnd frey Fewrung vnd Holtz zu seiner Haushaltung.
Es sol der Opperman zu Monche Scheppenstet die Kusterey in allen vier Orten vorsehen; vnd nach dem derselbigen zu Scheppenstet sein bestimpten Lohn vnd Gerechtigkait an Rogkenlands, Wischen vnd Vmbgengen hat. So sollen die Inwoner zu Glißmerode, Quernem vnd vff dem Hofe zu Rittershusen, nach Anzcal solchs Lehns vnd den Personen zu Scheppenstet, ime auch zu besserer Vnterhaltung vnd vor seine Muhe vnd Arbeit so viel geben, vnd solchs sollen die Vorstender zu Rittershausen bei den Leuten ernstlich vorschaffen. Es soll aber derselbige Kuster zu Rittershausen wohnen vnd also geschigkt sein, das er konne den Leuten vnd Kindern nach Anweisung des Pfarners den Catechismum helffen leeren.

Glismerode 1546

Glismerode ist ein Dorff nahe dem Closter gelegen, hat sich zuuor stets nach der Herschaft zu Wolff. gerichtet und gehalten, vnd das Closter hat binnen Dorfs das Gericht vnd Recht gehapt vnd den Dienst.
Dar wonen 3 Ackerleut, geben 24 f.
Der Zehend hat dem Closter, geben 28 R.
Der Müller gibt 6 R.
5 Kotses geben 1 R. 7 gr.
Vnd hat auch ein gut Mastholtz von 2 Schock Schweinen, genant das Maeholtz.

Scheffelschatzregister 1564

Zehende
Denn Zehendenn müssenn sie zu Rittershausen ins Closter farenn.

Gottshaus vnd Pfar
Diese Leute habenn kein Gottshaus oder Pfar sunder müssen gehenn zu Rittershausen in die Kirchen.

Erbregister 1605

Dorfbeschreibung 1754

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1546 3 Ackerleute, 1 Müller, 5 Kotsassen[1]
1564 3 Ackerleute, 5 Kotsassen, 1 Müller, 1 Schmied
1754 1 Ackermann, 5 Kotsassen, 1 Müller, 1 Schmied, 84 Einwohner
1790 106
1895 639
1902 806

Lehrer

Obwohl 1647 die Schulpflicht im Lande eingeführt wurde, ist von Lehrern im kleinen Gliesmarode anfangs noch nichts zu lesen. Die Kinder gingen sicher in die Klosterschule nach Riddagshausen. Erst 1683 erscheint erstmals ein “Schulmeister” im Kirchenbuch.

  • 1683 Hartwig Meineken, Schulmeister
  • ab 1695 Christian Werner Matten, Schulmeister
  • 1866 Johann Heinrich Eppers, Opfermann
  • 1935 Martin Weferling, Lehrer

Gemeindevorsteher

Urpsrünglich ging der Rang des "Bauermeisters" unter den Bauern jährlich der Reihe nach ringsum. Erst im 19. Jahrhundert wurde das Amt des Gemeindevorsteher geschaffen.

erste Erwähnung
bzw. Amtszeit
Name Bezeichnung
1866 Christoph Wiemann Gemeindevorsteher
1870 - 1900 Carl Hintze Gemeindevorsteher

Höfe und Häuser

Nr. ass. heutige Adresse Bezeichnung Entstehung Bemerkung
0 In den Höfen Ackerhof 1546 erstmals erwähnt 1678 aufgelöst
1 Querumer Straße 3 Kothof zwischen 1678 und 1754
2 Karl-Hintze-Weg 74 Kothof 1546 erstmals erwähnt
3 Karl-Hintze-Weg 73 Ackerhof 1546 erstmals erwähnt heute abgebrochen
4 Karl-Hintze-Weg 4 Kothof 1546 erstmals erwähnt
5 Karl-Hintze-Weg 3 Schule
6 Karl-Hintze-Weg 1 Mühle 1518 erstmals erwähnt
7 Karl-Hintze-Weg 1 a Hirtenhaus
8 Karl-Hintze-Weg 2 Kothof 1546 erstmals erwähnt
9 Karl-Hintze-Weg 76 Kothof 1546 erstmals erwähnt
10 Querumer Straße 2 Schmiede 1564 erstmals erwähnt
11 Berliner Straße 18 Kothof 1546 erstmals erwähnt
12 Querumer Straße 59 Schmiede 1564 erstmals erwähnt
13 Querumer Straße 1 Anbauerstelle
15 Berliner Straße 105 Gliesmaroder Turm

Literatur

  • Kayser, Karl: Die reformatorischen Kirchenvisitationen in den welfischen Landen 1542 bis 1544, Göttingen 1897
  • Meier, Paul Jonas: Die Kunstdenkmale des Kreises Braunschweig, Wolfenbüttel 1900

Quellen

  • Bestandsaufnahme des Riddagshäuser Klosterbesitzes 1546 (Stadtarchiv Braunschweig, Signatur BS B III 5 Bd. 27)
  • Scheffelschatzregister des Residenzamtes Wolfenbüttel 1564 (Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Signatur 24 Alt 6)
  • Kirchenbücher des Klosters Riddagshausen 1569-1814 (ebenda, Sign. 1 Kb 946-949)
  • Braunschweigisches Adreßbuch 1935 (Stand: 26. Januar 1935)

Weblinks

Fußnoten

  1. Es werden nur die Hausbesitzer genannt, ohne Familienangehörige und Gesinde.


unbekannt.png Riddagshäuser Klosterdörfer

Riddagshausen | Gliesmarode | Querum | Klein Schöppenstedt | Mascherode