Hepatitis

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Krankheitsbezeichnung

Bedeutung: Leberentzündung

Herkunft: Leber = (griech.) Hepar


Neben den unten aufgeführten Formen gibt es u.a. auch die Alkohol-Hepatites.


Hier werden kurz beschrieben die virusbedingte Hepatitis und die so genannte autoimmune Hepatitis. Die Hepatitisviren werden von A bis G bezeichnet, die allerdings verschiedenen Virusfamilien angehören.

Klinisch unterscheidet man akute und chronische Verlaufsformen.

Hepatitis A

Das Hepatitis A-Virus (HAV) ist die häufigste Ursache der akuten viralen Hepatitis weltweit. Dieses Virus ist in Ländern mit hohen hygienischen Standards selten anzutreffen. Es wird häufig von Reisen durchs Mittelmeergebiet, den Orient oder Südamerika mitgebracht und verläuft bei Kindern in der Regel harmlos. Die Hepatitis A kann akut über mehrere Wochen bis Monate verlaufen. Verglichen mit anderen Hepatitiden ist sie aber relativ milde, besonders bei Kindern oft ganz asymptomatisch. Sie wird niemals chronisch und führt deshalb auch nicht zu einer dauerhaften Schädigung der Leber.

Eine Impfung ist möglich und wird bei Reisen in Risikogebiete empfohlen. Es ist eine passive und neuerdings auch aktive Immunisierung möglich. Trotzdem sollte man sich vor Reisen in Endemiegebiete (z.B. Südeuropa) impfen lassen.

Das Virus ist sehr resistent gegen hohe Temperaturen, Säuren und Laugen (beispielsweise Seifen und andere Reinigungsmittel). Es verbreitet sich durch direkten Kontakt und verunreinigtes Wasser oder andere Speisen (faekal-oraler Übertragungsweg).

Erst vor wenigen Jahren wurde im Nürnberger Raum ein Fall bekannt, in dem ein einzelner Metzger ohne Impfung nach einem Mallorca-Urlaub eine Hepatitis A-Epidemie ausgelöst hatte.

Verlauf:
Die Inkubationszeit dieses Virus beträgt 15-50 Tage. Verläuft häufig ohne Gelbfärbung der Haut (anikterisch), selten mit schwerer Färbung (ikterisch). Es kann zu Gallestau kommen. Diese Erkrankung wird niemals chronisch. Nach einer Zeit von circa 28 Tagen entwickelt sich Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Abgeschlagenheit, dunkler Urin und eine Gelbsucht (Ikterus). Die Zeit der höchsten Infektiösität liegt etwa ein bis zwei Wochen vor dem Ausbruch. Die Patienten sind jedoch bis eine Woche nach Ausbruch infektiös. Obwohl die meisten Reisenden sich wieder gut erholen, muss doch jeder zehnte im Krankenhaus behandelt werden. Die Ausheilung geschieht in der Regel in 4-8 Wochen (selten bis zu 18 Monaten).

Hepatitis B

Das Hepatitis B-Virus (HBV) ist der Erreger der mit etwa 350 Millionen chronisch infizierten Menschen neben der Tuberkulose und der HIV-Infektion häufigsten Infektionskrankheit der Welt. Bis zu 25% der Erkrankten sterben an den Folgekrankheiten des HBV (Leberzirrhose, Leberkarzinom). Etwa 5% der HBV-Infizierten sind zusätzlich an Hepatitis D erkrankt.

Dieses Virus kommt in Südostasien und im tropischen Afrika vor. Dank der seit einigen Jahren durchgeführten Impfkampagnen ist das Vorkommen in Nord- und Westeuropa, USA, Kanada, Mexiko und südlichen Regionen Südamerikas auf unter 0,1% der chronischen Virusträger gerutscht.

Die Infektion erfolgt durch Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten. Als Risikofaktoren sind zu nennen: ungeschützter Geschlechtsverkehr, intravenöser Drogenkonsum, berufliche Tätigkeit im Gesundheitswesen, Erhalt von Blutprodukten ohne vorherigen HBV-Testung, weiterhin zahnärztliche und medizinische oder kosmetische Maßnahmen, die das Innere des Körpers öffenen: (Tätowierung, Piercing).

Eine Impfung wird bei allen Kindern und Jugendlichen empfohlen. Vor allem Personen in Heil- und Pflegeberufen, Dialysepatienten, Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern, Drogenabhängige und Reisende in Risikogebiete sollten nicht auf den Impfschutz verzichten.

Verlauf:
Die Inkubationszeit beträgt beim HBV-Virus 40 bis 160 Tage. Der Verlauf wird vor allem von der Immunantwort des jeweiligen betroffenen menschlichen Organismus bestimmt. Chronisch verläuft diese Erkrankung in 5-10% der Fälle. Es kann aber zu erheblichen Folgeschäden wie beispielsweise Leberkrebs oder Leberzirrhose führen. Spätestens bei Auftreten von Bewusstseinsveränderungen ist die Verlegung in ein Zentrum für Lebererkrankungen angebracht.

Hepatitis C

Das Hepatitis C-Virus (HCV) ist ein Virus mit vielen Untertypen. So findet man beispielsweise in Europa und in den USA vorwiegend die Genotypen 1, 2 und 3 und in Afrika Typ 4. Die häufigste Form ist die Posttransfusions-Hepatitis, bei vielen Erkrankungen bleibt der Ansteckungsweg aber auch unklar.

Der Mensch ist einziger Wirt des HCV. Das HCV hat eine Inkubationszeit von 20–60 Tagen. Gesichert ist die HCV-Übertragung durch das Eindringen von Blut einer infizierten Person in die Blutbahn oder das Gewebe des Empfängers. Die Übertragung ist selten sexuell. Eine Impfung gibt es nicht.

Die Infektion betrifft circa drei Prozent der Weltbevölkerung (etwa 150 Mio.) und ist besonders hoch in einigen afrikanischen und asiatischen Ländern.

Verlauf:
Die Hepatitis C verläuft häufig klinisch unauffällig, ähnlich wie die Hepatitis A, jedoch geht die Erkrankung in wahrscheinlich über 80% der Fälle in eine chronische Verlaufsform über.

Durch eine passive Impfung (das Injizieren von Antikörpern eines anderen Menschen) kann der Verlauf stark abgeschwächt werden; dies ist bis 48 Stunden nach der Infektion möglich.

Hepatitis D

Das Hepatitis D-Virus ist eine Rarität der Natur. Es versteckt sich in leeren Hüllen des Hepatitis B-Virus und führt zu einer chronischen Infektion. Folglich kann nur jemand mit Hepatitis D infiziert werden, der bereits mit Hepatitis B infiziert ist oder gleichzeitig infiziert wird. Wer gegen Hepatitis B geimpft ist, ist damit gleichzeitig auch gegen Hepatitis D geschützt.

Beide Viren, Hepatitis B und D, werden besonders durch infizierte Spritzen übertragen. Entsprechend findet man Hepatitis D oft bei Drogenabhängigen.

Für die Prognose des Patienten ist es von Bedeutung, ob die Infektion mit Hepatitis D gleichzeitig mit Hepatitis B erfolgte (Coinfektion) oder nachträglich (Superinfektion). Im letzteren Fall leidet die Leber deutlich stärker. Das entspricht der allgemeinen Beobachtung bei Hepatitis, dass der "second hit", der zweite schwere Schädigungseinfluß oft das Fass zum Überlaufen bringt und schnell zu einer Leberzirrhose führen kann.

Das HDV ist im Mittelmeerraum, Rumänien, arabischen Halbinsel, Teilen von Afrika und Mittel- und Südamerika verbreitet.

Hepatitis E

Das Hepatitis E-Virus (HEV) ist klinisch von der HAV nicht zu unterscheiden. Es kommt meist in anikterischer Form vor, ist jedoch schwerer im Verlauf. Dieses Virus wurde erstmals 1980 in Indien entdeckt. Die Hepatitis E ist die zweithäufigste Hepatitis in Nordafrika und Vorderasien, speziell im Sudan und Irak. In Deutschland wurden 2001 insgesamt 34 Fälle gemeldet. Die Erkrankungen waren nach Auslandsreisen in die gefährdeten Gebiete aufgetreten.

Es handelt sich um ein Virus mit einer Inkubationszeit von 30–40 Tagen. Ähnliche Viren konnten auch bei Schweinen, Affen, Rehen, Mäusen und Schafen nachgewiesen werden. Der Übertragungsweg ist fäkal-oral und über das Wasser möglich. Die Übertragung von Person zu Person (Tröpfcheninfektion) ist nicht nachgewiesen, sodass eine Verbesserung der sanitären Situation sowie das Aufkochen des Wassers bzw. eine chemische Desinfektion die Krankheit verdrängt. Die Erkrankung ist in 0,5-4% der Fälle tödlich. Bei einer Schwangerschaft ist eine Infektion mit einer Sterblichkeit von ca. 20% bei der werdenden Mutter verbunden.

Eine Impfung existiert zurzeit noch nicht. Ein Impfstoff ist in Nepal in Erprobung.

Hepatitis G

Die Übertragung des Erregers der Hepatitis G (HGV) geschieht über Blut und Blutprodukte. Die Erkrankung kommt häufig in Zusammenhang mit einer Hepatitis C vor: Ca. 80% der Hepatitis G-Infizierten haben eine Hepatitis C, umgekeht haben 10% der Hepatitis C-Patienten eine Hepatitis G. Unklar ist, welche Bedeutung dieses Virus beim Menschen hat, denn es gilt als unwahrscheinlich, dass es eine eigenständige Erkrankung verursacht.

Autoimmun(e) Hepatitis

Bei der Autoimmunhepatitis handelt es sich um eine früher häufig, jetzt seltener gesehene chronische Autoimmunkrankheit der Leber. Etwa 10-20 % aller chronisch Leberkranken leiden an einer Autoimmunhepatitis. Die Krankheit befällt Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren dreimal häufiger als Männer. Als Ursache der Autoimmunhepatitis werden Umweltgifte, bakterielle Antigene (z. B. Salmonellen-Antigene) und Viren diskutiert, wie z. B. die Viren der Hepatitis A, B, C und D, oder auch Masern und Herpesviren, die zwar als Auslöser der Krankheit in Frage kommen, in der Phase der Autoimmunhepatitis aber nicht nachweisbar sind.

Bei der Autoimmunhepatitis hat die Leber ihre Immuntoleranz verloren.