Epe (Bramsche)/Kloster Malgarten, Kirche
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Kirche
Die Klosterkirche vermittelt von außen einen architektonisch geschlossenen Eindruck. Sie stammt aus der Gründungszeit des Klosters und wurde um 1230, in der Übergangszeit (romanisch/gotisch) erbaut. Es handelt sich um eine einschiffige zweijochige Kirche mit einem quadratischen Chorjoch. Die in die Ostwand des Chores eingelassene Dreifenstergruppe sowie das südliche Chorfenster stammen nach Ansicht von Prof. Hans Thümmler ebenfalls aus der Zeit um 1230. Neben dem südlichen Chorfenster befand sich vor 1905 ein weiteres, wahrscheinlich gleiches Fenster. Während der Spätgotik, wohl nach dem großen Brand von 1490, fügte man die großen Fenster mit Fischblasenmaßwerk in die Mauern des Kirchenschiffes ein. Das ehemalige Westfenster der Kirche ist noch hinter der Orgel zu erkennen. Wahrscheinlich nach Errichtung der Orgelempore im Jahre 1826 mauerte man dieses Fenster zu. Der ursprüngliche Westeingang der Kirche, vom Innenhof aus noch gut zu erkennen, wurde 1680/81 durch den Bau des Äbtissinenflügels verbaut. Wohl gleichzeitig richtete man den heutigen Nordeingang mit dem darüber befindlichen Medaillon der Gottesmutter im Strahlenkranz ein. Der nördliche Anbau war bis 1905 Sakristei. Im gleichen Jahr entstand auf der südlichen Seite der Kirche eine neue Sakristei.
Kirchenausstattung
Der gewölbte Saalbau hat zwei quadratische Langhausjoche und einen gerade geschlossenen Chor. Im Langhaus ruhen die scharfgratigen Kreuzgewölbe auf Wandpfeilern zwischen runden Schildbögen und breiten rechteckigen Gurten. Das quadratische Chorjoch hat, wohl aus ästhetischen Gründen, ein ungleich höheres Chorgewölbe.Es wird von einem stark vortretenden spitzen Triumpfbogen abgetrennt. Der Triumpfbogen ist doppelt ausgeführt. Der ursprünglich runde Gurtbogen verläuft heute unter Putz, wobei der jetzt sichtbare Spitzbogen mit unterlegten Röllchen untergemauert ist. Die Spitze entstammt der Übergangszeit. Der Chor hat ein Kreuzrippengewölbe mit Zierscheiben. Alle Kapitelle im Chor und Langhaus stimmen mit denen des Kreuzgangs überein, der ebenfalls um 1230 datiert wird. Das gespaltene Blatt mit der tiefen mittleren Einkerbung ist charakteristisch für diese Zeit. Eindrucksvoll stellen sich die Gewölbe mit den um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstandenen Stuckarbeiten dar. Sie wurden von Josef Geitner, einem Künstler aus dem Umkreis des Baumeisters Johann Conrad Schlaun gestaltet. Diese Stuckierung stellt eine Einmaligkeit im ganzen westfälischen Raum dar und ist im heutigen Westfalen nirgendwo erhalten.
Am Chorgewölbe befindet sich oberhalb des Altares die Darstellung der heiligen Dreifaltigkeit und ihr gegenüber ein Kreuz mit der Umschrift "in hoc signo vinces". Die Rippen des Gewölbes laufen in kleinen Konsolen aus, an denen die vier Evangelisten mit ihren Attributen zu erkennen sind. Das mittlere Gewölbe zeigt die unbefleckte Empfängnis und ihr gegenüber das Lamm Gottes sowie weitere Darstellungen von Bienenkörben, Hirtenstab und Mitra. Das dritte Gewölbe veranschaulicht die Lauretanische Litanei, der Spiegel der Gerechtigkeit, die geheimnisvolle Rose, der Turm Davids, der elfenbeinerne Turm, das goldene Haus, die Bundeslade, das Heil der Kranken (Ciborium), die Zuflucht der Sünder (Monstranz). Außerdem finden wir Wachsamkeitssymbole, Uhr, Hahn, Öllampe auf einer Bibel. Ferner das Symbol der Anbetung im Geiste, Rauchfaß aus dem der Weihrauch emporlodert.
Zu einer umfangreichen Renovierung kam es erst im Jahre 1905/6. Die gesamte Kirche wurde von W. Hustermeyer aus Osnabrück neu ausgemalt.[1] Die Wände und Leibungen der Fenster versah er mit einem Rankenmuster und die Pfeiler mit Sandsteinquadern. Alle hölzernen Gegenstände, wie Altar, Kommunionbank, Chorgestühl, Bänke, Beichtstuhl und Figuren, die bisher weiß gestrichen und mit goldener Randverzierung versehen waren, ließ er nun abbeizen und dunkelbraun lackieren. Vor dem Triumpfbogen lautete eine aufgemalte Schrift: "HAEC EST DOMUS DOMINI FIRMITER AE DIFICATA BENE FUNDATA EST SUPRA FIRMAM PETRAM". Auch unterhalb der Fenster des Chores verlief rundherum ein Spruchband.
Der Voranschlag für die Innenrenovierung von 1960/61 beziffert die Kosten auf 15.750,-DM. Damals erhielt der Kirchenraum vom Restaurator Wiegard aus Osnabrück das heutige Aussehen.
Altäre
Um 1340 werden erstmals die Altäre in Malgarten genannt. Neben dem Hochaltar bestand ein Altar der heiligen Anna und wahrscheinlich auch ein Altar des heiligen Kreuzes. Bis zum Jahre 1894 standen in der Kirche neben dem Hochaltar noch zwei Seitenaltäre. Der Hochaltar selbst reichte bis 1904 noch bis zur Decke. Lediglich der Mittelteil dieses alten Altares bildet heute den Hochaltar. Die Inschrift an der Rückseite nennt den Namen der Stifterin und den damaligen Beichtvater der Nonnen. Sie lautet:" Reverendissima ac praenobilis Domina Anna Elisabeth ab Uterwick hoc altare fieri curavit. Ao 1691. Illuminari Ao. 1692, et pro tempore Admdu. Rdi. P. Beda Rüter". (Zu deutsch: Die überaus ehrwürdige und adlige Herrin Anna Elisabeth von Uterwick ließ diesen Altar machen im Jahre 1691, verzieren im Jahre 1692, sowie der zeitige, überaus ehrwürdige Pater Beda Rüter). Alle Altäre stammen aus der Werkstatt von Thomas Jöllemann und kosteten zusammen 154 T.. Auf der Mitte des Altares steht die Figur der Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem linken Arm, dem Zepter in der Rechten und von Sonnenstrahlen, die sogenannte Mandorla, umgeben. Ihr zur Rechten, mit Kelch, steht die Figur des heiligen Johannes und zu ihrer Linken möglicherweise der heilige Joachim. Beide Figuren standen ursprünglich auf den alten Seitenaltären. Das reiche Rankenschnitzwerk des Altares ist den Frenswegener Arbeiten verwandt.
Orgel
Die früheste Erwähnung einer Orgel in Malgarten ist uns aus dem Jahre 1511 überliefert. In diesem Jahr baute der Meister Hinrik Schurmann, Organist am Dom zu Osnabrück, in der Klosterkirche eine neue Orgel ein. Erst aus einem Zeitungsbericht vom Abbruch der alten Orgel im Jahre 1905, erfahren wir näheres über das vorherige Instrument. Danach sollte die alte Orgel aus dem 17. Jahrhundert stammen. Aus der Umhüllung einer Orgelpfeife war ersichtlich, daß sie im Jahre 1743 repariert wurde und innerhalb des Gotteshauses ihren Platz gewechselt hat. Es fand sich folgende Inschrift:" Diese Orgel ist im Jahre 1826 von dem Orgelbauer F.W.Haupt aus Damme von Grund auf repariert, vergrößert und verlegt auf diesen Boden, der auch neu gebaut ist 1826. Der Pastor Vornholt - Küster Mehmert - Provisor Stallmann". Weiter unten stand: "Karl Haupt als Gehülfe". Aus damals noch vorhandenen Unterlagen ging hervor, das die Reparatur 350 Taler gekostet hatte und die Orgel zu Klosterzeiten auf dem Chore, rechts vom Altar aufgestellt war. Haupt richtet im ehemaligen Kapitelsaal des Kirchturms seine Werkstatt ein. Da er im Herbst 1826 dort einen Ofen aufstellte, untersagten ihm die Beamten eine weitere Tätigkeit. Auf den erfolgten Strafbefehl legt er Beschwerde ein. Mit Schreiben vom 30. Oktober 1826 wird ihm dann die Aufstellung eines Ofens oder das Unterhalten eines Feuers im Kirchturm auf Grund der Feuerverordnung von 1791 bei Androhung einer doppelten Geldstrafe oder 2 bis 8 tägiger Gefängnisstrafe untersagt.[2] Für die Orgelarbeiten stellt die Gemeinde den Handlanger Mormann zur Verfügung. Noch 1827 war er dem Orgelbauer Haupt 15 Tage behilflich. Die heutige Orgel, die seit Jahren außer Betrieb ist, stammt aus dem Jahre 1905. Sie ist eine zweimanualige vollpneumatische Kegelladenorgel mit 10 Registern der Firma K. Haupt aus Osnabrück: Manual I: Oktave 4`, Harmonieflöte 8`, Fugara 8`, Prinzipal 8`, Bordun 16`, Manual II: Salicional 8`, Gedackt 8`, Flaut amabile 4`, Pedal: Prinzipal 8` Normalkoppeln, Subbaß 16` eine freie Kombination.
Der nahezu vollständig erhaltene barocke Orgelprospekt, Prospekt- und Maßvergleiche sowie die Anzahl der vorhandenen, ursprünglich klingenden Prospektpfeifen auf 4`Basis, die von Pastor Rahe, dem Orgelsachverständigen des Generalvikariats Osnabrück, untersucht wurden, lassen Vermuten, das es sich um eine Arbeit des berühmten Orgelbauers Johann Adam Berner des Älteren handelt, der zwischen 1720 und 1760 hervoragende Instrumente gebaut hat.
Organisten[3]
Aus Klosterzeit sind nur wenige Organisten bekannt. Das Totenbuch des Klosters nennt 1596 Georgius Becker der am 27.1.1624 starb, Henricus Uhlenkamp starb am 8.5.1670, Casparus Klemann am 11.3.1754 und Diedrich Kramers wird 1683 genannt.[4] Vielfach wurde der Organistendienst vor der Aufhebung des Klosters von den Laienschwestern besorgt. Danach übertrug man dem jeweiligen Lehrer der kath. Schule in Epe dieses Amt. Lehrer Mehmert erhielt 1815 für den Küster- und Organistendienst jährlich 15 Taler. 1838 sind hierfür 15 Taler und 10 Ggr., 1875 36 Taler und 1887 109,25 Mark verzeichnet. 1887 muß für eine Orgelbegleitung bei Taufen, Heiraten und Totenmessen 1 Mark gezahlt werden. 1900 erhält der Organist direkt von der Klosterkammer und nicht mehr vom Kirchenvorstand jährlich 46,25 Mark. Um 1910 trennte man den Küsterdienst von der Lehrerstelle. Das Organistengeld betrug nun 60 Mark. 1927 betrug das Organistengehalt 200,-Mark, 1941 250,-RM, 1950-1960 360,-DM und 1961 612,-DM.
Grabsteine
Im Boden der Kirche waren vor 1961 mehrere Grabsteinplatten eingelassen. Zwei von ihnen stehen heute draußen, rechts neben dem Eingang der Kirche. Ein Stein der früher unter der Orgelempore lag, trägt die Aufschrift:"...Rdus et Eximius Dnus Pater Anselmus Vogedes ordinis St. Benedicti Professus Iburgi et in 16tum Annum Confessarius in Malgarden, RIP Anno Dni 1722 Die 14 Julii", (Zu deutsch: Der ehrwürdige, ausgezeichnete Herr Pater Anselm Vogedes, Mitglied des Ordens vom hl. Benediktus in Iburg und bis ins 16. Jahr Beichtvater in Malgarten, er ruhe in Frieden, 14. Juli des Jahres 1722).
Auf dem anderen Stein ist zu lesen:" AO DNI 1729 13 IULIIIN DNO OBIIT PRAE NOBILIS ET CLARISSIMUS DNUS ANDREAS ERNESTUS STORDEUR SERMRU DNORU EPRU AC PRINCIPU OSNBGSIU ERN.AUG. IMIELECT HANNOV CAROLI DU CIS LOTHAR ELECT TREVIR ER. AUG. ZDI DUCIS BRUNSW. ET CLEM. AUG. ELECT. COL. SATP PIO VORDENSIS QUUS TOR VIGILANTISSIMUS NATUS AO 1676. 17. NOV. CVIVs anIMa sVaVeIn D......es Cat".
Drei andere Grabsteine sollen sich ursprünglich auf dem Chore befunden haben und lagen danach im Mittelgang der Kirche. Die Inschriften lauteten:"Plurium reverendus Pater Josephus Strücken professus Iburgi confessarius Malgardensis obiit 1746 Dezembris ....", alles andere war abgetreten. Pater Stücker ist am 6. Dezember 1746 gestorben.
Auf dem anderen Stein war zu lesen:" Fr. Arnoldus Messmacher sacellanus Ao. 1627 16. Dezembris obiit, cuius anima requiescat in pace", (Zu deutsch: Bruder Arnold Messmacher starb als Hilfsgeistlicher am 16. Dezember im Jahre 1627, seine Seele möge ruhen in Frieden).
Der dritte Grabstein ließ noch folgende Aufschrift erkennen:" Anno 16.. Septembris obiit vita Melchior Hovelmann ad annos 27 confessarius, cuius anima requiescat in pace", (Zu deutsch: Im Jahre 16.. im September schied aus dem Leben Melchior Hovelmann, ungefähr 27 Jahre Beichtvater, möge seine Seele ruhen in Frieden). Pater Hovelmann ist am 2. September 1627 gestorben.
Taufstein
Rechts unter der Orgelempore befindet sich der Malgartener Taufstein. Über ihn besagt die umlaufende Inschrift folgendes: "Nach 23 jähriger Aufhebung dieses Klosters setzte das Freulein Elisabeth von Goes diesen I.sten Taufstein zum Andenken. 1823." Elisabeth von Goes war Konventualin in Oesede, während ihre Schwester Maria Victoria von Goes Küsterin in Malgarten war. Nach 1803 lebten beide in Malgarten.
Kirchturm
Die exzentrische Lage des an der Südwestecke nicht in direktem Zusammenhang mit dem Kirchengebäude stehenden quadratischen Turmes mit seiner hohen vierseitigen Helmpyramide läßt dessen Ursprung möglicherweise in einem Wehrturm der ehemaligen gräflichen Burg suchen. Die Decke des Turmkellers bestand aus zwei Trägern und vier darüberliegenden Balken. Auf diesem Gebälk lagen starke Eichenbohlen über denen Backsteine in einer 6 Zoll starken Sandschicht gelegt waren. In dem darüberliegenden Raum des Turms befand sich zu Klosterzeiten der Kapitelsaal, der Versammlungsraum des Konventes. Er war ursprünglich mit einem Gewölbe überspannt das erst bei der Einbringung neuer Glocken und der großen Renovierung im Jahre 1905 zerstört wurde [5].
Friedhöfe
Der ehemalige Nonnenfriedhof der hinter der Kirche lag, wurde bis 1821 auch von der Kirchengemeinde benutzt. In diesem Jahr schlug der damalige Drost von Uslar der Gemeinde vor, den Friedhof auf den ehemaligen Laischwesternfriedhof vor die Kirche zu verlegen. In einem Schreiben äußert er unter anderem die Absicht, der Gemeinde auf dem neuen Kirchhof ein steinernes Kreuz zu schenken, einen Torweg anlegen zu lassen, für eine Pforte vor den alten Kirchhof zu sorgen und den neuen Gottesacker mit einer Hecke zu versehen. 1899 wurde diese Hecke gerodet und durch eine Bruchsteinmauer ersetzt. Anfang 1938 erwarb die Kirchengemeinde den Vorplatz der Kirche [6] und erweiterte 1939 den Friedhof auf die heutige Größe.
Ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen befindet sich hier.