Horn (Meinberg)

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Disambiguation notice Horn ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Horn (Begriffserklärung).


Horn, Stadtteil von Horn-Bad Meinberg, historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Detmold > Kreis Lippe > Horn-Bad Meinberg > Horn (Meinberg)

Name

Hornan (1031), Hornon (1093), Horne (1106-28), Hornen (1248). Ferner vorm Horne (=vorm Walde), Hornsche, Horne, Horn, niederdeutsch „Häwern“.

Landschaftslage

Horn im Lipper Bergland liegt 220 m hoch in weiter lößüberdeckter Mulde am Nordrand des laubwaldbekleideten Teutoburger Waldes (auch "Lippe'scher Wald", "Osning" oder "Ossning"), vor dem Fuß der Externsteine; ein günstiger Straßenverkehrsübergang überschreitet die Kammhöhe nach Südwesten in Richtung Paderborn.

Ortsursprung

Horn gehörte zur „curia Meinberg“, eine frühromanische Kirche war um 1200 vorhanden.

Stadtgründung

1230 <> 1248 Verleihung des Stadtrechtes durch Bernhard III., Edlen Herrn zur Lippe nach Lippstädter Recht.

Stadt als Siedlung

Bauliche Entwicklung

Horn wurde durchflossen von der Wienbecke, die später um die Stadt geleitet wurde und der Bewässerung des Stadtgrabens diente. System von 3 an den Enden umbiegenden Längsstraßen mit betonter „Mittelstraße". Die Grundfläche innerhalb der Stadtmauer betrug etwa 21 ha. Im Jahre 1382: 3 Tore vorhanden : Oberes, Niederes, Nordtor, 1628 dazu das Neue Tor; Tore 1860-65 niedergelegt. Dazu 3 Mauertürme, 2 Warttürme ; später noch vorhanden: 1 Wachturm, Teile der Stadtmauer, Wall und Graben, um 1955 nur noch 1 Wachturm.

Ältester Stadtteil ist die obere Stadt mit Kirche, Rathaus, Burg, Amthaus und im Mittelpunkt der Stadt einem rechteckigen Marktplatz, der 1864 erweitert wurde und bis dahin einen „Kump" zur Wasserentnahme enthielt; sog. Pfeifenkump noch 1955 vorhanden. Alte Seekenbrücke beim Bahnhof. 1955 geringe Aus¬dehnung längs der Ausfallstraßen.

Gebäude

Bei der Gründung wurde die Burg des Landesherrn in die Stadtmauer eingebaut (nicht die Stadt an die Burg angelehnt), als Steinhaus 1330 genannt, vollendet 1348, zeitweise Residenz der lippischen Grafen, vor allem Bernhards V. (1344-65), später Witwensitz, Ausbau 1659, verfallen im 19. Jhdt., wiederhergestellt 1927, enthieltlt 1955 das Heimatmus., Eigentum der Kirchengemeinde seit 1931. Erstes Rathaus 1382 erwähnt, mit gesamter Aktensammlung 1864 verbrannt, Neubau 1865. Stadthaus der Familie von Kotzenberg an der Ostseite des Marktes 1680, barock, 1955 Hotel. Fachwerkhäuser. Stadtkirche St. Johann Bapt., gotisch, vor 1326, Kirchturm 1819 durch Blitz zerstört, nicht in alter Höhe wieder aufgebaut.

Brände

Brände: 1462, 1864 (49 Häuser betroffen, darunter das Rathaus).

Bevölkerung

Frühe Einwohnerzahlen

1618: 2.200 Einwohner (E.), 1776: 1.188 E., 1778: 1.294 E.

Seuchen

Seuchen 1473, 1483, 1484, 1506, 1551, 1566, 1567, 1575, 1580-82, 1598, 1627.

Bevölkerungsverzeichnisse

  • Zählungen des Landes Lippe.
  • Adreßbücher ab 1829 (Handbücher des Fürstentums Lippe), letztes 1926, alle 10 Jahre erneuert.
  • Kirchenbücher seit 1673
  • Fremdenbücher der Externsteine ab 1810

Abschriften der Mormonen

Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

  • 1840-1876 (ev.), Geburten Heiraten, Tote, Konfirmationen
  • 1837-1876 (Juden), Geburten Heiraten, Tote,

Berühmte Personen

  • Bernhard Meyer, Konsistorial- und Geheimer Regierungsrat, * 20. 8. 1812 H., f 26. 10. 1886 in Detmold (Kolonatsrecht).
  • G. A. B. Schierenberg, * 18. 3. 1808 H., t 1894 Luzern, Bgm., Externsteinforschung.
  • Franz Hausmann, Syndikus, * 26. 2. 1818, Abgeordneter der Nationalversammlung 1848.

Jüngere Einwohnerzahlen

  • 1818: 1.303 Einwohner (E.), 1828: 1.698 E., 1835: 1.577 E., 1843: 1.646 E., 1858: 1.633 E., 1871: 1.717 E., 1885: 1.770 E., 1895: 2.045 E., 1905: 2.118 E., 1910: 2.264 E., 1920: 2.346 E., 1925: 2.477 E., 1933: 2.726 E., 1939: 3.007 E., 1946: 4.389 E., 1950: 4.988 Einwohner. Etwa 1.000 Flüchtlinge seit 1945.

Sprache

Die Umgangssprache bis um 1900 war Niederdeutsch. Horn liegt mit seiner Mundart im Zwischengebiet zwischen dem Westfälischen und dem „mik“-Gebiet, das besonders bei den Selbstlauten eigenartige Entwicklungen zeigt. Kennzeichen: Geuse 'Gänse', het `(er) hat', sin `(ich) bin', Bleot 'Blut', Tuit `Zeit', häut `heiß'; Hius 'Haus', bujjen 'bauen', mäget `(sie) mähen'.

Wirtschaft

Handel u. Gewerbe

Horn war im Mittelalter eine wohlhabende Ackerbürger-und Handwerkerstadt geblieben, trotz mehrerer Belagerungen und des großen Brandes im 15. Jhdt. Schmiede-, Gerber-, Brauer- und Schusterinnung; privilegiert 1329. Mittwochs Wochenmarkt 1525. 1583: 4 Kram- und Viehmärkte statt 2 Kermissen. Neben Schuhmacherei und Holzverarbeitung gab es um 1845 Sensenschmiede und Woll-, Drell- und Leineweberei, die sich bis 1900 hielt. Um 1955 vorwiegend Holzindustrie: Säge¬werke 1886 und 1924, Sperrholzwaren 1903, Sperrholzwerke 1932, Faserplatten 1936, Möbel, Holzbeleuchtungskörper, Zellulose, Klebstoffe, Schul- und Bürobedarf. Ferner etwas Metallindustrie (Draht, Maschinenteile usw.), Karosseriebau; Zement und Kunststeine, Strickwaren, Schirme; Gerberei, Zigarren, Molkerei. - Seit 1810, besonders 1890 starker Ausflugsverkehr nach den nahen Externsteinen, Luftkurort seit 1937.

Verkehr

Horn liegt am Kreuzungspunkt der mittel¬alterlichen Handelsstraßen Paderborn-Hameln und Warburg-Bad Driburg-Detmold, 1955 Bundesstraße Essen - Paderborn- Horn - Hameln - Hildesheim-Berlin. Die Bundesstraße Höxter-Detmold verlief 3 km nördlich Horns. Straße nach Schmedissen. Bahn Altenbeken-Herford (1895). Elektrische Überlandstraßenbahnen nach Detmold (1920), Bad Meinberg-Blomberg (1926), Lippspringe-Paderborn (1912); nach Bad Meinberg und Paderborn ersetzt durch Omnibus im Jahre 1953.

Umgebungsbedeutung

Horn hatte 1955 Bedeutung als größerer ländlicher Marktort unter verhältnismäßig vielen kleinen Städten im Lippischen Bergland und als Sammelpunkt des Touristenverkehrs nach den Externsteinen.

Verwaltung

Rat

Die Wahl des Rates erfolgte alljährlich am Dreikönigstag. Die Genehmigung zur Wahl wurde vom Landesherrn erbeten, der einen Kommissar entsandte. Der sitzende Rat wurde „in den Kump geschossen". 1248 hatte Horn einen eigenen Richter, Gericht und Bürgermeister. 1407 bestand der sitzende und der alte Rat aus je 1 Bürgermeister und 11 Beisitzern. 1748: 1 Bürgermeister, 2 Beisitzer, 2 Kammerarien, 3 Ratsherren. Ab 1775: 1 Bürgermeister, 1 Beisitzer, 1 Kammerarius, 3 Ratsherren, 1 Stadtrentmeister (Anordnung der Landesregierung). 1778 noch neuer und alter Rat, ab 1890 hauptamtlicher Bürgermeister. Aufsicht über den Stadtforst führten 8 Personen, „Markgenossen" (Vertrag 1493). Aufsicht über die Feldmark 4 Bauermeister, später Flurschützen. Amt der Bauermeister 1896 aufgehoben, 1955 noch Hudegenossenschaft. Neues Statut 1722-1834. Städteordnung 1843. Ortsstatut 1886.

Gericht

Wie in allen lippischen Städten nebenein¬ander landesherrliche Stadtrichter und Ratsgerichtsbarkeit als Niedergerichte. Die Strafgerichtsbarkeit stand von jeher dem Landesherrn, in den ältesten Zeiten unter dem Namen Freigericht, zu. Die Stadt entsandte zum Freigericht Gerichtsschöffen, ab 1511: 2 Mitglieder des Rats, nötigenfalls den halben oder ganzen Rat. Durch Einführung der peinlichen Gerichtsordnung durch Karl V. wurde die Macht der Freigrafen eingeschränkt. Der Stadtrichter (1248 bis 1879) als „peinlicher Richter" leitete die Vernehmung. Das Urteil wurde in Gegenwart von 2 Ratsschöffen vom „peinlichen Richter" im Auftrage des Landesherrn in Horn vollzogen. Vor 1614 kamen Vergehen und Übertretungen innerhalb der Stadt auch vor das Freigericht, bis 1640 vor den herrschaftlichen Richter, der die Gegenwart des Magistrats. gestatten konnte. Nachher alle Vergehen und Übertretungen innerhalb der Stadtmauer vor den Magistrat. Für die Feldmark zuständig war das Gogericht, aber der herrschaftliche Richter hatte die in der Feldmark und alle sonntags und an Markttagen vorkommenden Exzesse zu untersuchen. 1846 wurde das herrschaftliche Richteramt aufgehoben. Ab 1640 wurden Zivilprozesse in erster Instanz vor dem Magistrat verhandelt, in zweiter Instanz vor den Obergerichten des Landes. Stadtgericht wurde 1879 durch Amtsgericht abgelöst.

Landesherrschaft

Landesherren

Amt Horn (Lippe)

Vor 1817 Amt Horn mit den Bauerschaften Meinberg, Wehren, Brüntrup, Valhausen-Bellenberg, Heesten, Leopoldstal, Grevenhagen, Veldrom, 1817 dazu Holzhausen, aus der Vogtei Schlagen Kohlstädt und Schlangen.

Das Amt Horn bestand bis zum 30.09.1879. Mit der Trennung von Justiz und Verwaltung zum 1. Oktober wurden die alten Ämter aufgelöst. Das Amt Horn wurde Teil des Verwaltungsamtes Detmold. Die Justizaufgaben gingen auf das Amtsgericht Horn über.

Zeitzeichen 1895

  • Horn, Stadt an der Wiembeke u. am Lippe'schen Wald, in Deutschland, Fürstentum Lippe
    • Einwohner: 1782
    • Zuständigkeiten/Einrichtungen: Postbezirk, Telegrafenamt; ev. Pfarrkirche, Amtsgericht Horn
    • Gewerbe: gute Steinbrüche (Sandstein), Kleingewerbe, Brauerei; in der Nähe die Externsteine.

Kriegerische Ereignisse

Mehrwöchige Belagerungen während der Eversteinischen Fehde 1407 und der Soester Fehde 1444-49.

Kriegswesen

Wehrhoheit

Bürgeraufgebot zur Verteidigung der Stadt und Bewachung der Tore.

Schützengilden

Schützengilde, die auch bei festlichen Gelegenheiten nach Detmold befohlen wurde. Rüstungen und Waffen des 15. Jh. erhalten; sog. Schlachtschwertierer.

Garnison

1915 Ersatzbatl. Inf.-Rgt. 35; 1915-18 Ersatzbatl. Inf.-Rgt. 98.

Wappen 1920
Wappen 1938

Wappen,Siegel, Fahne

  • Wappen: In Blau eine 3türmige silberne Burg; über deren Mittelturm schwebt die (lippisehe) rote Rose und im offenen Tore ein goldenes Rufhorn mit Tragband, das auf den Namen anspielt. Dieses Bild haben alle Siegel seit 1248. Die Paderborner Wappenhdschrift (18. Jhdt..) zeigt alle Figuren rot in goldenem Felde. Ältere Wappendarstellung (in der Kirche) zeigt nur goldenes Horn in Blau.
  • Blau-weiße Stadtfahne mit dem Wappen im ersten Drittel.

Finanzen

Münzwesen

  • Münzstätte der Herren zur Lippe unter Si¬mon I. (1275-1344): Pfennige auf Wieden¬brücker Schlag, ferner solche nach dem Vorbild der englischen Eduard-Sterlinge.
  • Notgeld; ausschließlich Papier:
    • a) Stadt. 1921: 50 Pfg., 1 M.
    • b) Amt. 1921: 50 Pfg., 1, 3 M.

Zölle

Zollfreiheit 1366 vorhanden, aufgehoben 1722.

Stadtgebiet

1951: 1.719 ha, darunter 419 ha Wald.

Kirchenwesen

Bistümer

  • Erzbistum Paderborn (rk.), Archidiakonat Lemgo, 1955 Dekanat Detmold. Geistliche ab 1330 nachweisbar.

Reformation

Einführung der Reform. in Lippe 1538, älteste Kirchenordnung. Einführung des ref. Bekenntnisses in Horn 1601, das luth. Bekenntnis erhielt sich vereinzelt bis ins 18. Jhdt.

Bekenntnisse

1905: 43 Kath., 1946: 85% Ev.

Juden

Wenige Juden, ohne Einfluß. 1511 mußten alle Juden die Stadt verlassen, 1613 wiederum vertrieben, bis 1757 erhielt der Drost zu Horn von den dortigen Juden Abgaben, die christlichen Prediger bis 1848. Synagoge aus dem Jahre 1590. Eine Straße hieß Judenort. 1905: 40 Juden.

Aktuelle Verwaltungszugehörigkeit

Wohlfahrtspflege

1339 stiftete die Gemahlin Graf Simons I., Adelheid, ein Armenhaus oder Hospital, „der Heilige Geist" genannt, das sehr reich dotiert war (später kirchliches Adelheidstift). Früher wahr¬scheinlich Siechenhaus bei der Seekenbrücke. - 1955 : Kreisaltersheim. Kindergarten. - Wasser¬leitung vorhanden 1546.

Bildungswesen

Schulen

1450 eine Volksschule, Rektoratsschule seit 1462, vereinigt mit der 1897 gegr. Töchterschule 1914, aufgehoben 1934. Abendschule 1848, bald wieder aufgehoben, Fortbildungsschule seit 1890, verstaatlicht 1920. Volkshochschule wieder ein¬gerichtet 1945.

Zeitungen

Anzeiger für Horn und Holzhausen und Bad Meinberg seit 1891, bald eingegangen.

Artikel-Quellen

  • Deutsches Städtebuch, Handbuch städtischer Geschichte, Bd. III. Nordwest-Deutschland, II. Westfalen (1954) W. Kohlhammer Verlag Stuttgart
  • Adreßbücher, Stadtarchiv

Archiv

Bibliografie

  • Berghaus, P.: Währungsgrenzen des westfälischen Ober¬wesergebietes (1951).
  • Flaskamp, Franz: Die Hausinschriften der Stadt Horn mit ortsgeschichtlicher Einl., in: Mitt. aus der Lippischen Gesch. und Landeskunde 20 (1951).
  • Hausmann, Dietrich: Die Verwaltung der Stadt H. 1600-1750 (Maschinenschrift, Examensarbeit der Pädagogischen Akademie Detmold, Landesbibl.).
  • Isermann, Nachr. und Notizen über die Stadt Horn (handschriftlich 1890).
  • Kittel, E. Zur Gründung der lippischen Städte, ebd. 20 (1951).
  • Meyer, Bernhard: Das Kolonatsrecht im Fürstentum Lippe (1862)
  • Preuß und Falkmann, Lippische Regesten (1860-68).
  • Falkmann: Beitr. zur Gesch. des Fürstenthums Lippe (1847-1902)
  • Falkmann,: Horn in Lippe (1929).

Bibliografie-Suche

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Weblinks

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Genealogische Webseiten

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