Die Deutschen Personennamen/086
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Die Deutschen Personennamen | |
Inhalt | |
<<<Vorherige Seite [085] |
Nächste Seite>>> [087] |
Datei:Die Deutschen Personennamen.djvu | |
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien | |
Texterfassung: unvollständig | |
Dieser Text ist noch nicht vollständig erfasst. Hilf mit, ihn aus der angegebenen Quelle zu vervollständigen!
|
70 endet, wir von zwei Männern erzählt, die die Not nicht länger ertragen können, aber ebensowenig wie manche andere in das Lager der Römer übergehen wollen. So stürzen sie sich in die Flammen des Tempels und verbrennen mit diesem. Die Geschichte hat ihre Namen überliefert, einer davon ist der erste Meïr (Μήιρος), von dem wir hören (ἕαυτοὺς ἔρριψαν εἱς τὁ πῦρ καὶ τῷ ναῷ συγκατεφλέγησαν. Josephus, Jüdischer Krieg, von Niese 6, 5, 1 § 280).
Bei diesen Namen, die so viele tragen — an der Universität Berlin gab es 1911 acht Dozenten namens Meyer — ist es mehr als sonst notwendig, durch Zusätze die einzelnen zu unterscheiden. Eine Anzahl bekannter Müller unterscheidet man durch Beifügung des Vornamens. Johannes Müller heißt ein Geschichtschreiber zur Zeit Schillers, Karl Otfried Müller ist der Philologe, der in Kolonos in Attika begraben liegt, Max Müller ein Sprachforscher, Wilhelm Müller der Dichter der Griechenlieder, ein anderer Dichter Wolfgang Müller von Königswinter, die Brüder Adolf und Karl Müller haben über Tiere verfasst. Ebenso unterscheiden wir den schweizerischen Novellisten Conrad Ferdinand Meyer von dem Verfasser der Erzählungen aus dem Ries Melchior Meyr.
Aber man hat sich häufig noch mit anderen Unterschreidungen, mit Spitznamen, geholfen. Der Sündenmüller hieß ein Theologe in Halle, der eine Schrift über die Sünde geschrieben hatte. In sein Haus zog später ein Seligmüller, und nun sagte man: Dort, wo früher der selige Sündenmüller gewohnt hat, wohnt jetzt der sündige Seligmüller. Ein mir bekannter Mann hieß der Cylindermüller, weil man ihn nie ohne diese Kopfbedeckung sah. In Breslau unterschied man 1880 an der Universität den Kronschulze, der Jurist und Kronsyndikus war, den Messiasschulze und den Kunstschulze (Alwin), den Augencohn und den Pflanzencohn.
Auch sonst haben sich die Träger so verbreiteter Namen mancherlei Scherz gefallen lassen müssen. In Scheffels Lied von der Varusschlacht lebt am Hofe des Augustus „sein deutscher Sklave, Schmidt geheißen“. In einem Witzblatt ist ein Müller traurig, daß er keine Kinder hat, und klagt: Mein Name stirbt mit mir. Ein Mädchen geht nach Amerika und heiratet dort einen Meyer; dazu bemerkt ein Bekannter: Na, einen Meyer hätte sie hier auch kriegen können. Ein Berliner Gastwirt veranstaltete eine Weile besondere Meierkonzerte „für die Herren Meyer“. In Westfalen wird eine alte Frau namens
ἕαυτοὺς ἔρριψαν εἱς τὁ πῦρ καὶ τῷ ναῷ συγκατεφλέγησαν.