Lemgo
Lemgo: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...
Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Detmold > Kreis Lippe > Lemgo
Name
Limego, Lemgaw, Lemgow, Lemgovia (lat.), Lemgo. Seit 1916 amtlicher Name: Alte Hansestadt Lemgo.
Landschaftslage
Lemgo liegt in der Mitte des Lippischen Berg- und Hügellandes am Übergang des höheren bergigen Norden zum flacheren Süden, etwa 95 m hoch, in der breiten, sanfthängigen und von Löß überkleideten Bergmulde, nahe dem Fuß des 346 m hohen, bewaldeten Windelsteinrückens (Lemgoer Mark). Der Stadtkern ruht auf einer schmalen, die Wiesenaue der Bega nur wenige Meter überragenden Terrassenzunge, zwischen der Bega und einem kleinen Zuflußbach.
Ortschaftsursprung
Vielleicht als Siedlung 1149 erwähnt. Die schon bestehende Gaukirche St. Johannis Bap¬tista blieb vor den Toren der Stadt.
Stadtgründung
Gründung durch Bernhard II., Edler Herr zu Lippe, um 1190. Bestätigung des Stadt¬rechts 1245. Das Recht der Stadt Lemgo wurde an andere lippische Städte verliehen. Die neben der Altstadt entstandene Neustadt erhielt 1283 von Simon I. gleiche Rechte. Beide Städte vereinig¬ten sich 1365 unter einem Rat.
Stadt als Siedlung
Bauliche Entwicklung
Planmäßige Anlage in regelmäßiger Form, ein in westlicher Richtung sich erstreckendes Paral¬lelogramm mit abgerunderen Ecken, an wichtiger Straßenkreuzung. 3 Längsstraßen, die äußeren biegen im 0sten auf das Tor zu (Vorbild späterer lippischer Städtegründungen). Die südlich gelegene Neustadt leiterförmig mit 2 Längsstraßen. Recht¬eckiger Marktplatz in unmittelbarer Nähe der Kreuzung beider Hauptstraßen.
Befestigung an¬fangs durch Wall und Pallisaden („Hameye"), für die Neustadt getrennt. 7 Tore. Stadtmauern um 1850 bis auf kleine Reste entfernt. Die mächtige Umwallung ist besonders im Süden noch erhalten. Die zahlreichen Mauern und Tortürme bis auf einen abgebrochen; Ostertorturm 1863, Regenstor 1876 niedergelegt. Innerhalb der Wälle, besonders im Süden ist noch heute 1/4 bis 1/3 der Fläche Gartenland. Die Stadt hat sich nach allen Seiten weit über ihren Kern hin ausgedehnt und füllt bereits 1954 den gesamten Talboden aus. An den Ausfallstraßen ziehen sich 1954 die Häuser den Niederungsrand hin¬auf. Erweiterung durch Vororte seit etwa 1880, stärker seit 1900, nach 0sten, Norden, Süden (Pahnsiek), Det¬molder Weg, Laubke und ab etwa 1950 nach Westen, wo in der Grevenmarsch ein großes Industrie¬viertel zu der Zeit entsteht. 1954 wohnt 2/5 der Einwohner bereits außerhalb der Umwallung. Bebaute Fläche innerhalb der Stadtmauern 580.000 qm, Entfernung zwi¬schen Oster- und Johannistor 950 m, zwischen dem Neuen- und Langenbrücker Tor 650 m.
Gebäude
Gaukirche St. Johann Baptista vor dem St.-Johannis-Tor, älteste Kirche der Stadt, Mutterkirche des Archidiakonats Lemgo seit 1321, dann reformierte Kirche, abgebrochen außer dem Turm 1638. Pfarrkirche der Altstadt St. Nicolai begonnen wohl 12. Jh., vollendet um 1250, Übergangsstil, Erweiterung zur gotischen Hallenkirche gegen 1300, südlich Glockenturm umgeweht 1660, neuer Helm in auffällig schlanken gewundenen Formen. Pfarrkirche St. Marien in der Neustadt, frühgotisch um 1300. Augustinernonnenkloster zu St. Ma¬rien, 1306 von Lande bei Minden nach Lemgo ver¬legt, „Ev. Jungfrauenstift" nach der Reformation mit Äbtissin aus dem Hause Lippe seit 1718 bis heute. Augustinernonnenkloster im Rampendal seit 1583 Gymnasium, 1954 städtisches Archiv. Fran¬ziskanerkloster 1463, Kirche 1638 den Reformierten als Pfarrkirche zugewiesen. Zur H1.-Geist-Kapelle, wie auch zur St.-Jürgen-Kapelle vor dem Neuen Tore (wohl im 30jährigen Krieg zerstört) ge¬hörten Siechenhäuser. Kapelle am Lipper¬hofe erbaut 1413. Kapelle der Gertrudenklause vor dem Ostertor um 1450. Rathaus, Gruppen¬bau 15. Jhdt., Anbauten 1525, 1565, 1589 und 1612. Adelshöfe früher zahlreich, besonders im Westen, Straßenname „Auf den sieben Höfen". Erhalten aus dem 16. Jhdt.: Donophof, Wendscher Hof (durch v. Wulffen 1565 erneuert), 2 Kerßen¬brockhöfe. Lippehof, ehem. landesherrliches Haus, öfter umgebaut, Schloß (als Gym¬nasium dienend), Bau von 1734.
Brände
Große Überschwemmungen 1342, 1650, 1946. Brand 1898 (14 Häuser).
Bevölkerung
Ältere Einwohnerzahlen
Vor 1618: 1.075 Häuser und 1.600 „haus¬sitzende Bürger". 1788: 2.983 Einwohner.
Seuchen
Pest 1349/50 (Friedhof vergrößert), 1447, 1530-32, 1566. 1636 Rote Ruhr 1684 (etwa 300 Tote).
Bevölkerungsverzeichnisse
6c Bürgermatrikel 1597-1871. Kaufmanns¬amtbuch 1386-1838. Adreßbuch 1909. Kb.: ev.¬luth. St. Nikolai seit 1673, ev.-luth. St. Marien seit 1678, ev.-ref. St. Johann seit 1682, ev.-ref. St. Pauli seit 1850, kath. seit 1854.
Abschriften der Mormonen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
- Lemgo, 1840-1875 (luth. St. Marien) Geburten Heiraten, Tote, Konfirmationen
- Lemgo, 1840-1875 (luth. St. Nicolai) Geburten Heiraten, Tote, Konfirmationen
- Lemgo, 1840-1875 (ref.. St. Johann) Geburten Heiraten, Tote, Konfirmationen
- Lemgo, 1854-1875 (kath) Geburten Heiraten, Tote, Kommunionen
- Lemgo, 1810-1875 (Stadt, Juden) Geburten Heiraten, Tote
Berühmte Personen
- Heinrich Meibom, Historiker, „poeta lau¬reatus", * 1555 Lemgo, + 1625 als Dozent an der Uni¬versität Helmstedt.
- Engelbert Kämpfer, * 1651 Lemgo, +1716, hat Rußland, Persien, Java und beson¬ders das verschlossene Japan durchforscht.
- Chri¬stian Wilhelm Dohm, preußischer Staatsmann und Historiker, * 1751 Lemgo, + 1820.
- I. W. Sü¬vern, preußischer Schulreformer, * 1775 Lemgo, + 1829 Berlin.
Jüngere Einwohnerzahlen
1818: 3.372 Einwohner (E.), 1828: 3.842 E., 1843: 3.862 E., 1858: 4.033 E., 1861: 4.210 E., 1871: 4.801 E., 1885: 6.443 E., 1895: 8.096 E., 1905: 9.033 E., 1910: 9.969 E., 1925: 11.489 E., 1933: 12.390 E., 1939: 13.489 E., 1946: 17.984 E., 1950: 20.088 Einwohner.
Sprache
Amtssprache des Rates bis etwa 1580niederdeutsch. Die Mundart von Lemgo, die in dieser alten Hansestadt noch bis um 1860 hochgehalten wird, ist wie die lippische Mundart überhaupt durch eine besondere Ent¬wicklung der Selbstlaute bemerkenswert. Kenn¬zeichen: sin `(ich) bin', Geuse `Gänse', het `(er) hat' ; Hius `Haus', Bleut `Blut', Tüut häut `heiß'; jui 'ihr', juck 'euch', buggen 'bauen', mägget `(sie) mähen'.
Wappen
In Silber (Weiß) eine blaue fünfblättrige Rose ohne Kelchblätter mit goldenem (gelbem) Butzen.
Herkunft und Bedeutung
Die 1969 neu gebildete Stadt Lemgo hat mit Genehmigung vom 20. Januar 1972 das alte Lemgoer Stadtwappen übernommen. Für die um 1190 vom Edelherrn Berhard II. zur Lippe gegründete Stadt ist das nach 1200 entstandene erste Hauptsiegel nach 1248 nachweisbar. das Wappen ist aus dem Sekretsiegel der Stadt entwickelt, das seit dem 14. Jahrhundert belegt ist. Die blaue Rose wird gesichert seit dem 16. Jahrhundert als Wappenemblem benutzt.
Geschichte
Geschichtlicher Abriss
Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch
- Lemgo (1245), Stadtbuch mit Bürgeraufnahmen 1506-1559 (Stadtarchiv Lemgo), 1959 durch Erstellung eines Registers seitens des Stadtarchivs Lemgo zugänglich gemacht, Bürgermatrikeln 1597-1625, 1626-1713, 1713-95, 1795-1854, 1855-74, 1874-86
- Ergänzende Quellen (sämtlich im Stadtarchiv Lemgo): Urfehdebuch (mit Bürgerverzeichnis) 1560 ff., Kämmereirechnungen mit Eintragung über Zahlung des Einkömmlingsgeldes 1552-1614, Bürgerrollen mit Datum der Bürgervereidigung ab 1849. Ein aus Bürgerlisten des 16 Jhs., aus Ratsprotokollen und Einkömmlingsgelderverzeichnissen erarbeitetes Bürgerverzeichnis befindet sich im Staatsarchiv Detmold. Als besonders wertvolle genealogische und bürgergeschichtliche Quelle gilt das Lemgoer Kaufmannsbuch vom Jahre 1383 mit Mitgliedsaufnahmen von 1424 bis 1838 (Stadtarchiv Lemgo).
Archive und Bibliotheken
Archive
- Stadtarchiv Lemgo
- Süsterhaus
- Rampendal 20a
- 32657 Lemgo
- stadtarchiv(at)lemgo.de
- Öffnungszeiten:
- Mo - Fr nach telefonischer Vereinbarung
- Do 8.30 - 12.30 Uhr
- und 13.30 - 17.00 Uhr
- Fr nach Vereinbarung
Weblinks
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Dieses Bild gehört zum Ort mit der GOV-Kennung LEMMGOJO42KA | |
http://gov.genealogy.net/item/map/LEMMGOJO42KA.png
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