Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/326
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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sich zu beklagen hatte? Dennoch kann man bei allen diesen Gewaltthätigkeiten und Zügellosigkeiten der Einzelnen, von denen besonders das 14. Jahrhundert voll ist, nicht sagen, daß der Adel als solcher in Gemeinschaft gegen die kirchlichen Oberen und Gewalten feindselig aufgetreten sei: vielmehr hatte gerade der Adel als bevorrechteter Stand im Staate mit der Geistlichkeit als gleichfalls bevorrechtetem Stande vielfach gleiche Interessen. Dazu kam, daß die höhere Geistlichkeit in ihrer Mitte sehr viele aus den edlen Geschlechtern zählte, daß die höheren geistlichen Würden vorzugsweise den nachgeborenen Söhnen der adligen Familien zu Theil wurden. Theils darum, um Versorgungsplätze für diese zu stiften, sowie für die Töchter in den Nonnenklöstern, theils aus Reue über manches begangene Unrecht hat der Adel die geistlichen Stiftungen ungemein bereichert. Es läßt sich nachweisen und wird, wenn wir nachher von dem geistlichen Gute Nachricht geben werden, nicht unerwähnt bleiben, wie zum größten Theile namentlich das Kapitels- und Klostergut aus adligem Besitzthum in die Hand der Geistlichkeit übergegangen ist. Vielfältig geschah dies freilich, zumal in späterer Zeit, nicht durch Vergabung, sondern durch Kauf, indem die geistlichen Stiftungen, in welchen das Geld sich ansammelte, immer bereit waren, gegen Grundstücke dasselbe den Edelleuten vorzustrecken, deren Einkünfte, ehe sie auf den Landbau sich legten, als die Zeiten wilder Fehden sich ihrem Ende zuneigten, so reichlich nicht mehr flossen. Was den Adel ferner noch an die Kirche band, war das Ritterthum, so lange solches in seinem Glanze dastand und in der Weihe, die über dasselbe von der Kirche ausgegossen wurde. Noch mag erwähnt werden, daß, wie es scheinen will, das eigentlich religiöse Element vielfach in den Gemüthern der weiblichen Mitglieder des Adels einen Boden gefunden hatte. Nicht wenige Kirchengründungen führt die Sage auf Edelfrauen und adlige Jungfrauen zurück, nicht wenig ist von solchen für den Schmuck der Kirchen geschehen, und vieles, was freilich die Geschichte nicht aufgezeichnet hat, mag durch sie auch im stilleren häuslichen Kreise für die höheren Zwecke der Kirche gewirkt worden sein.
Werfen wir nun einen Blick auf die Städte, so fand hier die Kirche einen Boden, auf welchem sie vorzugsweise gedeihen konnte. Hier mochte wohl am meisten auf die Gemüther religiös eingewirkt werden. Abgesehen von den einzelnen sogenannten Feldklöstern