Bremen-Blumenthal
Hierachie
Regional > Deutschland > Bremen > Blumenthal
Allgemeine Informationen
Lage, Gliederung, Bevölkerung
Der Stadtteil Blumenthal liegt im Norden der Freien Hansestadt Bremen - auf der hohen Geest am Rande der Weserstromtals - und erstreckt sich vom Taleinschnitt der Blumenthaler Aue bis zum Anfang der Oststader Marsch. Die Fläche beträgt 22,61 km2, die Gesamtbevölkerung (1998) 33874 Einwohner. Davon entfielen auf folgende Ortsteile:
- Blumenthal 4,05 km2, 9927 Einwohner
- Rönnebeck 2,43 km2, 4470 Einwohner (eingemeindet 1908, Neu-Rönnebeck 1923)
- Lüssum-Bockhorn 5,08 km2, 13751 Einwohner (Lüssum 1907, Bockhorn 1908 eingemeindet)
- Farge 5,46 km2, 3326 Einwohner (1939 eingemeindet)
- Rekum 5,59 km2, 2400 Einwohner (1939 eingemeindet).
Heute kein Ortsteil mehr ist Flethe, das 1862 nach Blumenthal eingemeindet wurde.
Die kommunale Verwaltung (u. a. Meldewesen) wird vom Ortsamt Blumenthal wahrgenommen.
- Ortsamt Blumenthal
- Landrat-Christians-Strasse 107
- D-28779 Bremen
- Tel.: 0421-3617424
Wirtschaft
Die wirtschaftliche Entwicklung Blumenthals war eng mit der Stadt Bremen verknüpft. Der Weserstrom und die mit der Schiffahrt einhergehenden Gewerbe und Berufe hatten starken Einfluss auf die landwirtschaftliche Struktur und die wirtschaftliche Ausrichtung der Region. Blumenthlaler Strassenamen wie Reepschlägerstrasse, Takelbasweg oder Küferstrasse weisen noch heute auf diese für den Ort traditionsreichen Gewerbe hin. Zu Beginn des des 19. Jahrhundert zog der der aufkommende Welthandel ein grosses Frachtaufkommen auf der Weser nach sich. Die Weser war damals jedoch so versandet, dass die Kaufleute nach der Gründung Bremerhavens 1830 gezwungen waren, ihre Waren auf kleinere Schiffe umzuladen. Eine rege Kahnschiffahrt entstand und in Blumenthal, Flethe und Rönnebeck wurde eine Reihe von Werften gegründet. Die Einwohnerzahl stieg erheblich an. Die Gründung der Bremer Wollkämmerei 1884 brachte eine grundsätzliche Strukturveränderung der gesamten Region mit sich. Durch den Zuzug vieler hundert Arbeitskräfte aus dem Reichsgebiet, vor allem den Ostgebieten, wuchs die Bevölkerung um das Zehnfache. Die aufstrebende Industrie verlangte nach verbesserten Verkehrsanbindungen. So wurde 1888 die Eisenbahnlinie Farge-Vegesack eröffnet. Blumenthal bekam einen Bahnhof, Haltestellen wurden an der Mühlenstrasse und der Nordstrasse (heute Besanstrasse) eingerichtet. Die Kahnschiffahrt hingegen nahm nach Beendigung der Weserkorrektion 1895 stark ab. Ab 1925 wurde zwischen Blumenthal und Vegesack ein Omnibusdienst eingerichtet. Die heutige Wirtschaftsituation in Blumenthal ist schwierig. Bereits 1953 musste die 1852 gegründete Steingutfabrik Witteberg schliessen, die Bremer Wollkämmerei leidet teilweise unter schwierigen Absatzbedingungen. Ein schwerer Schlag für die Region war der Konkurs des Bremer Vulkan 1997.
Das ehemalige Amt Blumenthal
Das ehemalige Amt Blumenthal, nicht zu verwechseln mit dem heutigen Stadtteil, hat eine bewegte Geschichte hinter sich und ist examplarisch für die territoriale Zersplitterung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Bis zum 15. Jahrhundert gehörte die Vogtei (das spätere Amt) Blumenthal mehreren ritterschaftlichen Familien. Bremen konnte die "Vogtei mit Zubehör" 1436 als Pfand erwerben und verpfändete sie gleich an Stiftsritter bzw. Bremer Bürgermeister weiter. Im nördlich gelegenen Gericht Neuenkirchen konnte die Stadt ebenfalls Rechte erwerben. Ab 1600 wurde die Verwaltung durch einen vom Rat bestellten Amtmann wahrgenommen. Damit waren Blumenthal und Neuenkirchen fest in das bremische Territorium eingegliedert. Dieser Zustand änderte sich jedoch schon 1654 nach dem ersten Krieg mit Schweden das seit 1648 Besitzer des ehemaligen Erzstifts (nun Herzogtums) Bremen war. Im sog. "1. Stader Vergleich" musste Bremen auf die Landeshoheit in Blumenthal und Neuenkirchen verzichten, behielt aber das Patronatsrecht über die Kirchen und nahm die weiterhin die Verwaltung wahr. Dieser Zustand wurde im Habenhauser Frieden nach dem zweiten Krieg mit Schweden 1666 bestätigt. 1712 fielen die schwedischen Besitzungen an Dänemark dass sie aber schon 1719 an Hannover verkaufte. Damit war die Lage für Bremen noch gefährlicher geworden. Es kam sogleich zu den alten Streitigkeiten wie mit Schweden, z. B. die Landeshoheit über die Bremer Landgebiete. Die Stadt musste sich schliesslich 1741 fügen, denn gegen eine Territorialmacht wie Hannover, dazu noch in Personalunion mit England verbunden, konnte keine aktive Aussenpolitik mehr betrieben werden. Im "2. Stader Vergleich" verzichtete Bremen daher, neben anderen Gebieten, auch endgültig auf Blumenthal und Neuenkirchen, konnte aber das Patronatsrecht der Kirche behaupten. Einziger bremischer Besitz nördlich der Lesum war nun die Enklave Vegesack. 1939 wurde eine Gebietsreform zwischen Preussen, das Hannover 1866 annektiert hatte, und Bremen beschlossen. Gegen den Verzicht von Bremerhaven erhielt Bremen u. a. Farge, Blumenthal, Aumund, Schönebeck, Grohn und Lesum. Neuenkirchen verblieb endgültig bei Preussen und ist heute ein Teil Niedersachsens.
Die folgende Aufstellung gibt die Dörfer des ehemaligen Amts Blumenthal sowie des Gerichts Neuenkirchen an. Zur besseren Orientierung wird die heutige Zugehörigkeit mit angegeben:
- Aumund (einschl. Lobbendorf); heute zu Bremen
- Beckedorf (einschl. Wölpsche); heute zu Schwanewede
- Blumenthal; heute zu Bremen
- Bockhorn; heute zu Bremen (einschl. Schwankenfurth; heute zu Schwanewede)
- Borchshöhe (zu Aumund); heute zu Bremen
- Brundorf (einschl. Hahle, Brande, Korbeck und Lilkendey); heute zu Schwanewede
- Burgdamm; heute zu Bremen
- Eggestedt; heute zu Schwanewede
- Erve; heute zu Ritterhude
- Farge; heute zu Bremen
- Fähr (einschl. Altfähr und Neufähr); heute zu Bremen
- Flethe; heute zu Bremen
- Grohn; heute zu Bremen
- Hammersbeck; heute zu Bremen
- Holthorst (einschl. Hahnhorst und Welle); heute zu Schwanewede
- Lesum (einschl. Neulesum); heute zu Bremen
- Lesumstotel (einschl. Wullbrandt); heute zu Ritterhude
- Leuchtenburg (einschl. Klein Hahnhorst); heute zu Schwanewede
- Löhnhorst (einschl. Hünertshagen); heute zu Schwanewede
- Lüssum; heute zu Bremen
- St. Magnus; heute zu Bremen
- Meyenburg (eigene Kirche); heute zu Schwanewede
- Neuenkirchen; heute zu Schwanewede
- Neurönnebeck (einschliesslich Dillen); heute zu Bremen
- Neuschönebeck; heute zu Bremen
- Platjenwerbe; heute zu Ritterhude
- Rade (zu Neuenkirchen); heute zu Schwanewede
- Rekum (zu Neuenkirchen); heute zu Bremen
- Rönnebeck; heute zu Bremen
- Schönebeck (einschl. Gut Schönebeck und Friedrichsdorf); heute zu Bremen
- Schukamp (einschl. Hamfähr und Lehmhorst); heute zu Schwanewede
- Schwanewede
- Stendorf; heute zu Ritterhude
- Voraumund (einschl. Bröcken); heute zu Bremen
- Vorbruch (einschl. Steller Bruch und Göspe); heute zu Schwanewede
- Wollah (einschl. Habichtshorst und Bentloge); heute zu Ritterhude
Geschichte (Überblick)
- Um 1250
- Mehrere adelige Familien, unter ihnen die Stedinge und die Ritter von Oumünde (Aumund) bauen oberhalb des Auetals die erste Blumenthaler Burganlage.
- 1305
- Ständige Streitereien mit den Bremern führen unter Leitung des Bremer Erzbischofs Giselbert zu einem Friedensdiktat, als dessen Ergebnis die Burg abgerissen wird.
- 1354
- Die zweite Burg (das heutige Haus Blomendal) wird von den Rittern von Blumenthal zwischen Aue und Becke erbaut.
- 1399
- Zum ersten Mal wird eine Blumenthaler Kapelle in einer Urkunde erwähnt.
- 1436
- Die Ritter 'von der Borch' verpfänden Blumenthal für 1400 Rheinische Gulden an Bremen.
- 1522
- Einführung der neuen lutherischen Lehre.
- 1571
- Durch Blitzschlag werden sieben Blumenthaler Häuser, dass ist mehr als die Hälfte, zerstört.
- 1586
- Rönnebeck erstmals in einer Urkunde erwähnt.
- 1604
- In Blumenthal wird die erste Kirche gebaut. Der Turm hat sich bis heute erhalten.
- 1618
- Die Kirche nimmt, wie überall in Bremen, die reformierte Glaubensrichtung an.
- 1653
- Graf Königsmarck besetzt mit schwedischen Truppen die Blumenthaler Burg (nun Haus Blomendal genannt), Lesum und Burg.
- 1654
- Bremen tritt die Landeshoheit ("ius territoriale") über Blumenthal an Schweden ab.
- 1663
- Bremen ordnet an, dass die Einwohner von Blumenthal die lutherische Kirche von Lesum (St. Martini) besuchen müssen. Die Stadt kann das Patronatsrecht über die Kirchen behaupten.
- 1712
- Das Herzogtum Bremen, und damit auch Blumenthal, wird dänisch.
- 1715 bzw. 1719
- Hannover, durch Personalunion mit England verbunden, erwirbt die Herzogtümer Bremen und Verden durch Kauf.
- 1741
- Im 2. Stader Vergleich wird Blumenthal endgültig von Bremen gelöst und an das Kurfürstentum Hannover angegliedert.
- 1814
- Hannover wird Königreich.
- 1866
- Annektierung Hannovers durch Preussen.
- 1877
- Bau der neuen Blumenthaler Kirche.
- 1939
- Am 01.11. wird Blumenthal, zusammen mit Lesum, Grohn, Schönebeck, Aumund und Farge, nach Bremen eingemeindet.
- 1943-45
- Bau eines riesigen Bunkers ("Valentin") in Farge zur Herstellung von U-Booten. In Blumenthal entsteht ein Aussenlager des KZ Neuengamme.
Kirchen
Reformierte Kirche
Zum Kirchspiel Blumenthal (reformierte Gemeinde) gehörten die Orte des heutigen Stadtteils Blumenthal (Ausnahme Rekum), Vegesack, Fähr und Hammersbeck (heute zu Vegesack gehörend). Es umfasste ebenfalls folgende niedersächsiche Gebiete: Schwanfurth, Teile Beckedorfs und einen Teil von Löhnhorst. Achtung: Rekum gehörte zum Kirchspiel Neuenkirchen.
Gemeinden:
- Ev. ref. Gemeinde Blumenthal
- Landrat-Christians-Strasse 78
- D-28779 Bremen
- Tel.: 0421-601208
- Ev. ref. Gemeinde Rönnebeck-Farge
- Farger Strasse 21
- D- 28777 Bremen
- Tel.: 0421-682262
- Ev. ref. Gemeinde Rekum
- Reeker Barg 2
- D-28777 Bremen
- Tel.: 0421-682167
Lutherische Kirche
Die Lutheraner waren lange gezwungen ihre kirchlichen Handlungen in Lesum vornehmen zu lassen. Erst 1821 wurde eine unierte Gemeinde in Vegesack gegründet. Nähere Information finden Sie unter Burglesum.
Gemeinden:
- Ev. luth. Martin-Luther-Gemeinde (Blumenthal)
- Wigmodistrasse 33
- D-28779 Bremen
- Tel.: 0421-601502
Als besondere lutherische Gemeinde durch Ausscheidung aus der reformierten Gemeinde Blumenthal am 01.08.1901 errichtet. Die Martin-Luther-Kirche wurde 1903 eingeweiht.
- Ev. luth. Gemeinde Bockhorn (Johann-Hinrich-Wichern-Kirche)
- Himmelskamp 21
- D-28779 Bremen
- Tel.: 0421-601558
Nach Abtrennung der Gemeinde Lüssum von der Gemeinde Lüssum-Bockhorn als selbständige Kirchengemeinde fortgeführt mit Wirkung vom 17.03.1977. Die Johann-Hinrich-Wichern-Kirche wurde 1959 eingeweiht.
- Ev. luth. Gemeinde Lüssum
- Neuenkirchener Weg 31
- D- 28779 Bremen
- Tel.: 0421-603325
Durch Abtrennung von der Gemeinde Lüssum-Bockhorn als selbständige Gemeinde am 17.03.1977 errichtet. Einweihung des Gemeindezentrums am 24.06.1973.
- Ev. luth. Paul-Gerhard-Gemeinde (Rönnebeck-Farge)
- Lichtblickstrasse 7
- D-28777 Bremen
- Tel.: 0421-600308
Durch Abtrennung von der luth. Gemeinde Blumenthal als selbständige Gemeinde am 01.03.1955 errichtet. Die Kirche wurde 1955 eingeweiht.
Katholische Kirche
Die katholischen Gemeinden entstanden erst Anfang des 20. Jahrhunderts als Folge des Zuzugs von Arbeitskräften aus den deutschen Ostgebieten.
Gemeinden:
- Kath. St. Marien-Gemeinde
- Fresenbergstrasse 20
- D-28779 Bremen
- Tel.: 0421-6905022
- Kath. Heilig-Kreuz-Gemeinde
- Treuburger Platz 10
- D-28779 Bremen
- Tel.: 0421-690378
- Kath. Christ-König-Kirche
- Dillener Strasse 112
- D-28777 Bremen
- Tel.: 0421-603787