Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/062
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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verfiel der Rohheit, und die Religion selbst verfiel nach einer Seite hin einem wüsten Aberglauben, nach der andern Seite hin dem Unglauben. Der Götterdienst sank tiefer hinab zum Götzendienst vermittelst der Bilder, die man von den Göttern sich machte. Götterbilder, besonders solche des Thor, kommen gegen spätere Zeiten hin häufiger im Norden vor. Tempel gab es auch, in welchen die Götterbilder aufgestellt waren und Verehrung empfingen. Für die gewöhnlichen Lebensverhältnisse aber traten in den Vordergrund die untergeordneten Mächte, an deren Einfluß man glaubte, jenes ganze Heer der feindseligen, oder wie man annahm, den Menschen freundlicher gesinnten geisterhaften Wesen, der Schwarz-Alfen und Licht-Alfen. Wie fest gerade diese Vorstellungen mit allem, was daran sich knüpfte von Zauberei und Aberglauben, in den Zeiten des Heidenthums eingewurzelt sein mußten, ist daraus abzunehmen, daß bis weit in die christlichen, ja bis in die neueren Zeiten hinein gar viel Heidnisches, gerade diesem Gebiete angehörig, wo der Puck und sein Spuck ihr Wesen hatten, sich fortpflanzte, nachdem längst schon die alten Götter abgethan und vergessen waren. Und diese, die alten Götter, nachdem sie zu Götzen geworden und die ursprüngliche Vorstellung von ihnen entschwunden war, hatten schon in den letzten Zeiten ehe das Christenthum eindrang, ihre entschiedenen Verächter: man fand es thöricht, den geschnitzten Bildern zu opfern, und es gab solche, die es aussprachen, sie glaubten an nichts, als an ihre eigne Kraft und ihr gutes Schwerdt.
Bei allem bisher Gesagten hat ganz im Allgemeinen Rücksicht genommen werden müssen auf dasjenige, was von der alten Reli-gion des Nordens überhaupt, der drei Skandinavischen Reiche, wenn wir eine etwas genauere Bezeichnung wollen, mit Einschluß Islands namentlich, uns überliefert ist. Wir möchten aber gerne wissen, was uns hier näher angeht, wie denn in dem jetzigen Schleswigschen es im Besonderen sich möge gestaltet haben, ob etwa hier der alte Stamm der Angler besondere Religionsvorstellungen gehabt, ob davon bis auf die Zeit, da das Christenthum eingeführt ward, sich etwa Besonderes und von dem Allgemeinen Abweichendes erhalten habe, ob Spuren geheiligter Plätze hier nachzuweisen sein möchten, oder was noch weiter in dieser Beziehung möchte gefragt werden können. Aber fragen ist leichter als antworten, und wir müssen gestehen, daß mit einiger Sicherheit sich wenig angeben läßt. Denn das will