Deutsche und französische Kultur im Elsass/062

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Deutsche und französische Kultur im Elsass
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Oberlandesherrn und einen anwesenden Unterlandesherrn als dessen Vertreter. So kommen die nationalen Eigentümlichkeiten auch da zur Geltung, wo ihnen die Form des Gesetzes offenbar entgegensteht.

Nun vertreten aber nicht blos der Kaiser und sein Statthalter, sondern auch die einzelnen Bundesfürsten das monarchische Prinzip im Elsass. Der Kaiser verleiht als König von Preussen Titel und Orden des Königreichs Preussen an elsass-lothringische Beamte und sonstige Elsass-Lothringer, ja er hat sogar eine elsässer Notabeinfamilie in den preussischen Adelsstand erhoben. Andere Bundesfürsten, wie der Regent von Bayern, die Könige von Württemberg und Sachsen oder der Grossherzog von Baden haben Truppenteile ihrer Kontingente im Reichsland stehen und erfreuen sich daher besonderer offizieller Auszeichnungen. Die altdeutschen Einwanderer bleiben sämtlich Unterthanen ihrer angestammten Landesherren, und wenn dieser Zusammenhang auch keine erhebliche praktische Bedeutung mehr hat, so kommt er wenigstens in einer auffallenden persönlichen Anhänglichkeit dieser Landeskinder an ihren alten Landesherrn zum Ausdruck.

In enger Beziehung zur monarchischen Gesinnung der Deutschen steht auch ihre aristokratische Richtung. Sowohl für die Beamten- und Offiziersklasse als auch für den Adel im engeren Sinn ist die Monarchie der unentbehrliche Stützpunkt, der Mutterboden, aus dem diese Klassen nicht nur geboren wurden, sondern auch stets neue Kraft empfangen. Wir haben bereits das soziale Übergewicht der Beamten- und Offizierskreise in der altdeutschen Bevölkerung des Elsasses hervorgehoben. Die aristokratische Richtung der Deutschen kommt nun innerhalb dieser Kreise in folgender Weise zum Ausdruck. Zunächst spielt der Geburtsadel sowohl bei Offizieren wie bei Beamten eine ausschlaggebende Rolle. Die gesuchtesten und die höchsten Stellen werden vorzugsweise mit Edelleuten besetzt. Auch haben die sozialen Anschauungen, die Standes- und Ehrbegriffe der Adels eine unbedingte Herrschaft gewonnen. Aber die aristokratische Tendenz kommt auch unabhängig von dem Einfluss des Geburtsadels in der Abschliessung der Beamten- und Offizierskreise von der übrigen Bevölkerung, ferner in dem Bestreben, den Beruf auf die Söhne zu übertragen, in dem Standesbewusstsein, und schliesslich in der Art des Verkehrs mit den Untergebenen oder sonst abhängigen Individuen zur Geltung. Überall tritt, oft ganz unbewusst, das Bestreben hervor, die gesellschaftlich hervorragende Bedeutung des Berufstandes zu betonen und auf die Angehörigen auszudehnen, eine spezifisch deutsche Form der Adelsbildung.

Bildunterschrift:
P. BRAUNAGEL: Strassburger.
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