Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/11

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Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
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hört. Auf die Dreschzeit folgt die Weinlese, dann Ackern. Sehr vieles ist im Laufe der Zeit ganz anders geworden. Das frühere Abbrennen des Steppengrases würde jetzt, da es zur Weide gebraucht wird, für ein Unglück angesehen werden. Ich hbe oft bei Nacht stundenlang gestanden und den halben und ganzen Werst langen Feuerlinien zugesehen, wie sie vom Winde getrieben, majestätisch, gleich im Feuer stehenden Frontgliedern, über Berg und Thal dahinzogen, wobei mir oft Joel 2, 3 einfiel. Statt der hölzernen Pflüge und Eggen sind eiserne, statt der russischen Bügel- und Felgenwagen, an denen oft kaum 1 Oka (= 3 Pfund) Eisen war, sind schöne, angestrichene, eisenaxene Beschlagwagen, statt der Stricksielen sind die deutschen Kummote mit messingenen Ringen und Beschlägen, und statt der alten Strauch- und Lehmhäuser sind mit Steinmauern umfriedigte und mit Bäumen umpflanzte große Steinhäuser, in denen das Auge nicht selten einem Luxus an Möbeln, Fenstervorhängen und dergleichen begegnet, getreten. Während man in früherer Zeit einem eine der Wirthschaften mit den darauf ruhenden Kronschulden und Gemeindeprestationen sehr bereitwillig übergab, ja wohl noch zuzahlte, sind sie jetzt sehr theuer geworden und nicht einmal zu bekommen, daher sich in die meisten Wirthschaften 2 bis 3 Familien getheilt haben. Die Kolonien liegen, außer Kulm, alle in Thälern und bilden, ausgenommen Sarata, Gnadenthal und Beresina, welche quadratförmig mit sich durchkreuzenden Gassen angelegt sind, zwei parallel laufende Linien, deren Hofmauer an der Straße so geordnet sind, dasß sie durch die ganze Kolonie entlang nur eine Mauer bilden. Die hervorragenden Gebäude der Kolonien sind die Kirche oder das Bethaus, die Schule, die Kanzlei und das stets mit Getreide angefüllte Vorraths-Magazin, das Pastorat und die Inspection. Die deutsche Bevölkerung bestand im Jahr 1859