Stadtgemeinde Tiegenhof
Hierarchie
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Einleitung
Tiegenhof trägt heute den polnischen Namen Nowy Dwór Gdański.
Wappen
Am 11. Juni 1896 bekam die Stadt ein Wappen und eine Flagge. Nach Meinung der heraldischen Kommission in Berlin entsprach die Beschreibung nicht den Erwartungen des Heraldikers Otto HUPP, sodass die Bestätigung wahrscheinlich 16 Jahre dauerte. Aus den ursprünglich runden wurden dann drei spitze Turmspitzen.
Allgemeine Information
Beschreibung um 1888 nach Meyers Konversations-Lexikon:
Tiegenhof, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Danzig, Kreis Marienburg, am Eintritt des Weichselhaffkanals in die schiffbare Tiege und an der Linie Simonsdorf-T. der Preußischen Staatsbahn, 2 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, eine Zuckerfabrik, Bierbrauerei, Gerberei, Dampfmahl- und Sägemühle, Holzhandel, Schiffahrt und (1885) 2749 Einw.
Quellen zur Geschichte 1939 bis 1945
Ein gesondertes und trauriges Kapitel befaßt sich mit der Behandlung und Vernichtung geistig behinderter Menschen. Bei Tiegenhof gab es die sogenannte Gau-Heilanstalt. In der die Hamburger Geisteskranken in den Tod getrieben wurden. Diese Patienten kamen aus den „Alsterdorfer Anstalten“ in Hamburg. Sie wurden zuvor nach Hamburg-Langenhorn (Anscharhöhe) in eine „Beobachtungsanstalt“ verlegt. Dort sollten sie bis zum Weitertransport sechs Monate bleiben. Tatsächlich wurde dieser Zeitraum sehr verkürzt. Diese Zwischenverlegung hatte den Grund, dass ein Abtransport von Langenhorn für die Bevölkerung weniger auffällig gewesen ist. Der damalige Pastor LENSCH in den Alterdorfer Anstalten, der bei der Verlegung beteiligt war, blieb nach dem Krieg unbehelligt. Das Verfahren gegen Pastor Lensch wurde durch Beschluß vom 08. März 1974 vom Landgericht Hamburg nicht eröffnet. Nachtrag von Karl-Heinz Stahnke: Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Gau-Heilanstalt Tiegenhof zu einem anderen Ort gehört. Die Stadtgemeinde Tiegenhof hatte mit der Unterbringung der Hamburger Geisteskranken nichts zu tun. (November 2006)
Auf eine Quelle hat Stefan ROMEY im Internet hingewiesen:
http://info.uibk.ac.at/c/c6/bidok/texte/mabuse-romey-asylierung.html
Die Angaben „Assylierung – Sterilisierung – Abtransport“ sind dem Buch: Behinderte zwischen Vernichtung und Widerstand; mit Beiträgen vom Gesundheitstag Hamburg 1981, hrsg von Michael WUNDER und Udo SIERCK, 2. Aufl. Frankfurt a.M., Dr. Med MABUSE 1987 entnommen.
Die zweite Quelle stammt aus dem Bundesarchiv. „Quellen zur Geschichte der Euthanasie- Verbrechen 1939-1945 in polnischen Archiven“. Ein Inventar. 78 Seiten. Bearbeitet von Jerzy GRZELAK.
http://www.bundesarchiv/de/findbuecher
Bei der dritten Quelle handelt es sich um einen Sammelband mit 512 Seiten. Herausgegeben als „Forum Zeitgeschichte. Band 2“ von der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg unter dem Titel: „Wege in den Tod.“ Hamburgs Anstalt Langenhorn und die Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus. Für einige Personen sind die Todesdaten und Todesorte aufgeführt.
Das Kriegsende im März 1945
Ein Projekt von: aktuell.ru, RIA Nowosti und Echo Moskaus
SowInformBüro berichtet
Die Lage an den Fronten am 10. März 1945
"Südöstlich von Danzig haben unsere Abteilungen den Fluss Nogat überquert und einen Brückenkopf an seinem Westufer gebildet. Der Gegner versuchte mit Gegenangriffen, die sowjetischen Abteilungen hinter den Fluss zurückzudrängen, hatte aber keinen Erfolg. Inzwischen hatten Infanterie- und Artillerieeinheiten übergesetzt. Unsere Truppen haben die Deutschen aus mehreren Stützpunkten verdrängt und die Stadt Tiegenhof im Sturm genommen. Es wurden Trophäen erbeutet und Gefangene gemacht. Quelle: http://kriegsende.aktuell.ru/sowinform/121/
Städtepartnerschaft
Seit dem 11. August 2001 gibt es eine Städtefreundschaft mit der Stadt Hennef (Sieg). Diese Stadt gehört zu Nordrhein-Westfalen im Rhein-Sieg-Kreis und liegt am Fluß Sieg.
Evangelische Kirche
Dem preußischen König gehörte nach der ersten polnischen Teilung das Tiegenhöfer Schloß. Er erlaubte den dortigen Lutheranern die Nutzung eines Saales als Gottesdienstraum. Der Pfarrer Daniel Friedrich BOBRIK aus Neuteich weihte diesen Raum am 08. August 1784. Bald wurde der Saal zu klein, um die Gottesdienstbesucher unterzubringen. Auf den stabilen Fundamenten des Schloßkellers wurde dann von 1831 bis 1833 die evangelische Kirche gebaut.
Der Innenraum der evangelischen Kirche ist auf einem Foto Seite 168 festgehalten. Sie überstand den Zweiten Weltkrieg fast unbeschädigt. Da das Gebäude leerstand und nicht genutzt wurde, kam es 1953 zur illegalen Zerstörung, um das Baumaterial anderweitig zu nutzen.
Katholische Kirche
1840 bekamen die Tiegenhöfer Katholiken die Genehmigung zum Bau einer eigenen Kirche. Der Baubeginn verzögerte sich aber bis 1847, sodass die Kirche erst am 22. September 1851 eingesegnet werden konnte. Der neugotische Bau überstand den Zweiten Weltkrieg völlig unbeschädigt. Der Innenraum mit dem Hauptaltar von 1872 ist auf der Seite 165 abgebildet. Am 01. Mai 1993 wurde eine neue Gemeinde gegründet und mit dem Bau einer neuen Kirche begonnen.
Mennoniten
Die Tiegenhöfer Mennoniten benutzten ein Gebetshaus nördlich der Stadt in Tiegenhagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die 1857 gebaute Kirche - inzwischen nur noch eine Ruine - abgetragen.
Mitglieder dort im Jahre 1935: [1]
Archive und Bibliotheken
Im Dezember 1954 wurde das Kreisarchiv Elbing ins Leben gerufen, das im Namen des Woiwodschaftsarchivs in Danzig die Aufsicht im Kreis Elbing und Tiegenhof führte. Am 14. Juli 1983 erhielt das Archiv auf Grund des Gesetzes über den Nationalen Archivbestand und der Archive den Namen „Staatsarchiv Elbing mit dem Sitz in Marienburg“. Eine ausführliche Darstellung der Geschichte dieses Archivs (mit Abbildungen) befindet sich in deutscher Sprache unter: http://www.elblag.ap.gov.pl/d/historia_d.htm
Zum Bestand des Archivs gehören heute (Oktober 2005) 133.810 Archiveinheiten, darunter ziemlich vollständig die Grund- und Hypothekenakten (1772-1944) mit ca. 5200 Akteneinheiten. Die häufigen politischen und administrativen Wandlungen in den letzten Jahrhunderten führten dazu, daß die Bestände vielfach in andere Archive ausgelagert wurden.
Die Akten der am 01. Oktober 1874 in Preußen gegründeten Standesämter gehören zu dem bedeutendsten Bestandteil des Staatsarchivs. Aus den Jahren 1831 bis 1945 gibt es eine Sammlung von Katasterskizzen und topographischen Plänen. Weitere Angaben zu dem Archivbestand, ergänzt durch historische Abbildungen und Fotos, befinden sich in deutscher Sprache unter: http://www.elblag.ap.gov.pl/d/glowna_d.htm
Die amtierende Direktorin ist seit 1997 Pani JANUSZ.
Evangelisches Zentralarchiv in Berlin
Das Archiv hat unter: http://www.ezab.de/d/kibu/tiegenhof.html Namensverzeichnisse (Register) ab 1784 bis 1922 von Taufen, Trauungen und Bestattungen aufgelistet. Darunter auch von Mennoniten.
Politische Einteilung
Die politische Neuerrichtung der Provinz Westpreußen ab 1. April 1818 ist bei GenWiki ausführlich dargestellt. Für den Landkreis Marienburg heißt es dort: „bestehend aus den Städten Marienburg und Neuteich, dem Flecken Tiegenhof, dem Großen und Kleinen Marienburger Werder...“
Rolf JEHKE, Herdecke (Copyright) informiert über „Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874-1945“(zuletzt geändert am 30.09.2004) unter:
http://www.terriorial.de/dawp/marienbg/tiegen.htm
über die gesetzlichen Grundlagen für die Stadt Tiegenhof von 1874, 1881, 1884, 1892, 1908 und 1920. Kaiser Wilhelm I hatte der Stadt am 06. September 1880 das Stadtrecht verliehen. Dieses Recht trat am 11. Juni 1881 in Kraft.
Im Jahre 2001 erschien in Nowy Dwór Gdański in deutscher und polnischer Sprache ein Text- und Bildband (ISBN 83-910652-1-9) mit dem Titel: „Tiegenhof - Nowy Dwór Gdański“. Unter der Redaktion von Marek OPITZ sind auf 189 Seiten umfangreiche Abbildungen und Dokumente zusammengestellt worden. Das Buch kann man für 19,30 € erwerben bei Frau Mechthild Schulz, Kirchdorfer Straße 198 in 21109 Hamburg (Quelle: Danziger Hauskalender 2003, S. 104).
Ab 01. Januar 1999 wurde Nowy Dwór Gdański (Tiegenhof) zum Sitz der Kreisverwaltung für fünf Gemeinden im Großen Werder. Die Stadt hatte 10.500 Einwohner. Rechnet man die 43 umliegenden Ortschaften hinzu, so sind es 18.700 Einwohner. Zum Vergleich: 1772 wurden im Kontributionskataster für Tiegenhof 1.096 Einwohner und 80 Knechte und Mägde festgeschrieben. 1944 hatte Tiegenhof 4.295 Einwohner mit 1.122 Haushaltungen auf einer Fläche von 555 ha.
Genealogische Quellen
Fotos aus dem Familienalbum:
Der bereits zitierte Bildband von Marek Opitz enthält einige biographische Angaben. Unter anderem die Heiraten der Angehörigen aus den Bürgersfamilien. 1528 heiraten Michael LOITZ und Cordula FELDSTEDT, 1539 Simon LOITZ und Christine FELDSTEDT. Das Familienwappen ist auf Seite 15 abgebildet. Nach 1552 bleiben als Erben nur die Brüder LOITZ zurück. Diese hatten etwa 60 bis 70 Besitztümer in Stettin, Lüneburg, Danzig und Warschau. 1554 bat Michael LOITZ holländische Mennoniten um Hilfe bei der Nutzbarmachung brachliegender Flächen. Eine Finanzkrise in Westeuropa führte 1572 zum Bankrott der Firma Loitz. Der Sohn Hans LOITZ starb kurz danach. Nach langjährigem Prozeß mit der Witwe Esther LOITZ übernahm der Starost von Putzig Ernest WEJHER (Abbildung Seite 18 und sein Familienwappen Seite 19) 1579 Tiegenhof zur Pacht.
Erwähnung verdient auch die Familie STOBBE. Der holländische Mennonit, Händler Peter STOBBE, erwarb 1776 eine Liegenschaft in Tiegenhof. Die Stobbes produzierten den berühmten „Machandel“ und führten eine Bank. Bis 1945 waren sechs Generationen Eigentümer der Fabrik. Auf Seite 140 gibt es eine Fotoaufnahme von Hermann STOBBE mit seiner Frau Anna Wilhelmine geb. Friedrichsen bei ihrer Goldenen Hochzeit mit ihren 10 Kindern. Der Kopf der fünften Generation, Heinrich STOBBE, geb. 18. November 1860 in Tiegenhof, verstorben am 25. Mai 1932 in Zoppot, ist auf der Seite 141 abgebildet. Von seine Ehefrau, Johanna STOBBE, geb. Claaßen, gibt es auf Seite 146 ein Foto. Das Paar hatte 11 Kinder, von denen 7 im Kindesalter starben.
Eine weitere Quelle „Westpreußen in historischen Ansichten. Tiegenhof im Kreis Großes Werder“ von Christa MÜHLEISEN befindet sich im Internet bei:
http://www.aefl.de/ordld/AK-Tiegenhof/tiegenhof4/tiegenhof.4.htm
dort schildert die Autorin das Ende der Firma von 1945 bis 1970 mit dem Vater Bernhard und seinem Sohn Ott-Heinrich STOBBE.
Filme in Salt Lake City, siehe:[2]
Webseiten
Offizielle Webseiten
Auf der Seite der freien Enzyklopädie aus Wikipedia für Nowy Dwór Gdański befinden sich einige Internetlinks. Darunter auch Weblinks "WikiCommons" mit Ortsansichten.
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschliesslich an den entsprechenden Forscher zu richten.