Gemeindearchiv Rommerskirchen/Kriegerverein Hoeningen

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Sammlung: Kriegerverein Hoeningen

(von Heinrich Koenen, Widdeshoven)


Nachlaß des Kriegervereins [auch Kriegerkameradschaft] Hoeningen, mit den Ortsgruppen Widdeshoven-Hoeningen und Ramrath-Villau durch Herrn Heinrich Koenen, Widdeshoven. Der Kriegerverein Hoeningen mit den Ortsgruppen Widdeshoven-Hoeningen und Ramrath-Villau wurde am 2. September 1876 gegründet und gehörte dem DEUTSCHEN KRIEGERBUND (gegründet 1873), einer Vereinigung ehemaliger Frontkämpfer an. Nachdem es 1921 zur Fusion zwischen den beiden großen Dachverbänden, dem DEUTSCHEN KRIEGERBUND und dem 1900 gegründeten KYFFHÄUSERBUND kam, waren dem somit entstandenen REICHSKRIEGERBUND KYFFHÄUSER im gesamten Reichsgebiet rund 42.000 eingetragene Vereine mit insgesamt ca. 4 Millionen (!) Mitgliedern angeschlossen.


Dem Verband gehörten noch zahlreiche Unterorganisationen an, wie:


  • DEUTSCHE KRIEGERWOHLFAHRTSGEMEINSCHAFT,
  • DEUTSCHE KRIEGERFECHTANSTALT, mit 5072 Fechtschulen,
  • VERTRAGSGESELLSCHAFT FRIEDRICH WILHELM, LEBENSVERS.-ANSTALT DES DEUTSCHEN KRIEGERBUNDES, Berlin
  • Jugendgruppen
  • VERBAND DER KRIEGSBESCHÄDIGTEN UND KRIEGSHINTERBLIEBENEN


Zudem wurden Vereinsartikel und Verbandsschriften (z.B. die "PAROLE") durch einen eigenen Versand vertrieben. Die einzelnen Kriegervereine waren nicht nur ein organisierter Zusammenschluß von patriotisch gesinnten ehemaligen Frontkämpfern, welche die kameradschaftliche Verbundenheit und militärische Tradition pflegten, sondern hatten durchaus auch eine soziale Komponente in ihren Statuten festgeschrieben.


So wurden Angehörige gefallener bzw. verstorbener oder invalider Vereinsmitglieder durch einmalige Beihilfen unterstützt. Auch sind Geld- und Naturaliensammlungen für die ortsansässigen Soldaten im Kriegseinsatz organisiert worden. Darüber hinaus führte der Kriegerverein [Widdeshoven-] Hoeningen regelmäßig Veranstaltungen, u.a. Sommerfeste, durch. Der patriotisch geprägte Charakter dieser Veranstaltungen entsprach dem damaligen Zeitgeist.


Zwischen den jeweiligen Vereinen, bzw. Ortsgruppen wurden intensive Kontakte gepflegt, was durch zahlreiche Einladungsschreiben zu Denkmalenthüllungen und sonstigen Festivitäten eindrucksvoll belegt ist.


Vereinsmitglied konnte in der Regel werden, wer im Heer oder in der Reichsmarine gedient hat. Der Mitgliedsantrag wurde schriftlich gestellt. Die Zahl der Gründungsmitglieder des Kriegervereins Hoeningen im Jahre 1876 ist nicht überliefert.


Erste Belege, welche über die Mitgliedsstärke Aufschluß geben, liegen erst ab 1906 vor. Nachfolgend ist die Entwicklung der Mitgliedsstärke in chronologischer Reihenfolge aufgeführt. Die fehlenden Jahre sind nicht eindeutig dokumentiert. Bis einschließlich 1929 sind die Zahlen für beide Ortsverbände des Kriegervereins Hoeningen zusammengefaßt. 1929/30 kam es aus organisatorischen Gründen zur Trennung der beiden Ortsgruppen. Die ehemaligen Ortsverbände Widdeshoven-Hoeningen und Ramrath-Villau, die in ihrer Mitgliederzahl etwa gleichstark waren, bildeten nun jeweils voneinander unabhängige Kriegervereine.


Die angegebenen Zahlen gelten ab 1930 nur für den Kriegerverein Widdeshoven-Hoeningen, da ab diesem Zeitraum Vereinsaufzeichnungen des Kriegervereins Ramrath-Villau nicht vorliegen:

  • 1906 = 88

eingetragene Mitglieder

  • 1912 = 75

eingetragene Mitglieder

  • 1913 = 76

hierunter 8 gewerbliche Arbeiter,
14 gewerbetreibende Handwerker,
3 Beamte und privat Angestellte,
sowie 51 Landarbeiter, bzw. Landwirte und 2 Offiziere.

  • 1916 = 69
davon befanden sich 26 Mitglieder im Kriegseinsatz,
Stand: 1. Januar 1916.
  • 1918 = 50

[?]

  • 1927 = 100
davon 4 beitragsfreie Ehrenmitglieder,
94 ordentliche Mitglieder und 2 außerordentliche,
d.h. nicht Soldat gewesene Mitglieder
  • 1928 = 109

davon 86 Kriegsveteranen

  • 1929 = 105

davon 87 Kriegsveteranen

[ab 1930 nur Widdeshoven - Hoeningen]

  • 1930 = 55 eingetragene Mitglieder
  • 1931 = 53
  • 1932 = 50
  • 1933 = 53
  • 1934 = 49
  • 1935 = 35 [?]
  • 1936 = 55
  • 1937 = 51
  • 1938 = 48
  • 1939 = 49
  • 1940 = 46
  • 1941 = 45
  • 1942 = 46
  • 1943 = 43

Ab 1. Juli 1943 wurden die örtlichen Kriegervereine der NSDAP unterstellt. Nach dem II. Weltkrieg kam es aufgrund alliierter Bestimmungen zur Auflösung sämtlicher Kriegervereine.


Zur Sammlung

Die von Herrn Koenen dem Geimeindearchiv [GA] abgelieferte Sammlung KRIEGERVEREIN HOENINGEN enthält eine nahezu vollständige Dokumentation des gesamten Schrift- und Geschäftsverkehrs der Vereinsfuhrung zwischen 1881 und 1945. Hierzu gehört das Genehmigungs-verfahren zur Führung einer eigenen Vereinsfahne [1906] ebenso wie Einladungsschreiben, Plakate und Festschriften mit zumeist patriotischen Lied- und Gedichttexten zu div. Veranstaltungen und Denkmalenthüllungen oder Informations -, Werbe- und Propagandaschriften sowie sonstige verbandsinterne Rundschreiben.


Akribisch geführte Ausgabe- und Einnahmerechnungen mit den dazugehörigen Kassenbelegen sowie Mitglieder- und Beitragslisten sind ebenfalls ein Bestandteil dieser Sammlung. Belegt sind auch umfangreiche Sammlungsaktionen für die Unterstützung der Soldaten im Fronteinsatz und z.B. zur Errichtung von Kriegerdenkmälern. So wurde zwischen 1933 und 1937 für das Denkmal in Hoenin-gen gesammelt.


Insbesondere hervorzuheben sind sicherlich 27 an den Kriegerverein gerichtete Feldpostkarten [hierunter auch Ansichtskarten] und -briefe verschiedener Absender [zwischen 1939 und 1940]. U.a. kommt in den Karten und Briefen auch der Dank an den Kriegerverein für gespendete sogenannte "Liebesgaben" zum Ausdruck. Somit wurde der Verein in den Kriegsjahren für die ortsansässigen Soldaten sicherlich zu einer Institution.


Einen weiteren interessanten Bestandteil der Sammlung bilden Ehren- und Mitgliedsabzeichen,
wie zum Beispiel:

  • Vereinsstempel
  • 1 Plakettenstanze
  • Landesverbandsabzeichen
  • 1 orig. "Eisernes Kreuz" [gemäß kaiserlichem Erlass vom 5.August 1914].
  • div. Ehrenkreuze etc.


Einen innerhalb der Sammlung seperaten Bestand bildet die private Sammlung Heinrich Koenens, u.a. mit 36 Postkarten, bzw. Briefen von Heinz Hermann Koenen aus russischer Kriegsgefangenschaft. Die Poststücke haben eine Laufzeit von 1946-1948. Desweiteren 17 Karten von Familie Koenen aus Widdeshoven an Heinrich Koenen in russischer Kriegsgefangenschaft, Laufzeit 1947-1948.

Einige Karten tragen mehrsprachige Vordrucke des Roten Kreuzes bzw. des Roten Halbmondes.


Die Sammlung des Kriegervereins Hoeningen bzw. ab 1930 Hoeningen-Widdeshoven ermöglicht einen wertvollen Einblick in eine Zeit, in der die Bevölkerung durch insbesondere zwei Weltkriege geprägt wurde.

Die dem Gemeindearchiv als Deposita oder Schenkung überlassen Unterlagen, bilden einen wichtigen Beitrag zur Erforschung und Dokumentation der lokalen Geschichte.


Rommerskirchen, 20.August 1996


Quelle: Gemeindearchiv Rommerskirchen, Findbuch: Sammlung Kriegerverein Hoeningen