Palästina
Palästina ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Palästina (Begriffserklärung). |
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Der Artikel befasst sich mit der osmanischen Provinz Palästina und dem britischen Mandatsgebiet bis 1948, insbesondere im genealogischen Kontext mit der dortigen deutschen Besiedlung bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. Für Informationen über die Zeit nach 1948 siehe auch: Israel
Deutsche in Palästina
Die deutsche Besiedlung Palästinas begann um 1850 mit evangelikalen Erweckungsbewegungen wie der Tempelgesellschaft aus Schwaben, die überall in Palästina Siedlungen gründeten, zum Beispiel auf dem Berg Karmel bei Haifa und in Sarkona bei Jaffa (heute Tel Aviv). Erst später entstand durch die Schriften von Moses Hess und später von Theodor Herzl der jüdische Zionismus, der erst mit dem Erstarken der NSDAP und der zunehmenden antisemitischen Hetze in den 1920er Jahren auch in Deutschland immer mehr Anhänger in den traditionell gut assimilierten jüdischen Gemeinden fand, nachdem er zunächst vor allem von Osteuropa (Russland, Polen) mit der traditionell stärkeren Isolation und Bedrohung jüdischer Gemeinden ausgegangen war.
In den 1930er Jahren betrieben die Nazis wie in allen noch verbliebenen auslandsdeutschen Siedlungsgebieten auch in Palästina massive Propaganda unter der nichtjüdischen deutschen Bevölkerung. Dies wurde nach Kriegseintritt 1939 und dann 1948 nach der Staatsgründung Israels zum Verhängnis: die deutschen Siedler, die zum Teil mehrere Generationen in Palästina gelebt hatten, wurden ausgewiesen und das deutsche Eigentum wurde zunächst 1939 von Grossbritannien, seit 1918 Mandatsmacht in der früheren osmanischen Provinz, beschlagnahmt und dann 1948 von Israel enteignet, wobei Israel allerdings vor allem an die kirchlichen Institutionen Entschädigungen zahlte, mit denen insbesondere die Arbeit für die evangelisch-christlichen arabischen Gemeinden in der West Bank, in Jordanien und im Libanon fortgesetzt werden konnte.
- Deutsche Zionisten Wikipedia: Zionismus
- Evangelikale Templer aus Württemberg: Wikipedia: Tempelgesellschaft
- sonstige deutsche Siedler
Kirchliche Einrichtungen
siehe auch: Christen im Heiligen Land (Wikipedia)
evangelisch
- Schnellersches Waisenhaus Jerusalem ( gegründet 1860 von Johann Ludwig Schneller (Wikipedia), 1948 aufgelöst, heute Nachfolgeinstitutionen im Libanon und in Jordanien )
- Kaiserswerther Diakonissen: Thalitha Kumi (Wikipedia), von Theodor Fliedner 1851 gegründete Schule für arabische Mädchen, bis 1948 in Jerusalem, danach in Beit Jala (Jordanien, später West Bank)
- Evangelischer Jerusalemsverein (Wikipedia)
Deutsche Mitarbeiter und Angehörige dieser Einrichtungen mit ihren Familien bildeten neben den Templern einen wichtigen Teil der deutschen Bevölkerung Palästinas. Diese Aktivitäten wurden insbesondere in der wilhelminischen Zeit nach dem Besuch Kaiser Wilhelms II. im Heiligen Land 1898 stark intensiviert. Wilhelm II. war als preußischer "Notbischof" de-facto Oberhaupt der evangelischen Kirche in Deutschland und nutzte seine guten Beziehungen zum osmanischen Sultan Abdul-Hamid II[1] zum Ausbau der evangelischen Präsenz im Heiligen Land. Die grossen Hoffnungen, die die damals überwiegend deutschsprachigen Zionisten in den Besuch des Kaisers gesetzt hatten, wurden dagegen weitgehend enttäuscht.
katholisch
Es gab keine systematische katholische Einwanderung nach Palästina, die katholischen Christen in Palästina und vor allem den Nachbarländern Libanon und Syrien sind Einheimische arabisch-syrischer Abstammung und gehören authochtonen Kirchen (Maroniten, Melkiten) an, die teilweise unmittelbar auf das Wirken der Jünger Jesu und der Apostel zurückgehen (Jesus selber unternahm seine einzige überlieferte "Auslandsreise" ins libanesische Tyros), und somit wesentlich älter als die eigentliche römisch-katholische Kirche sind. Missionare und Priester aus Europa in Palästina und den Nachbarländern waren meist Ordensangehörige, die naturgemäss keine Familien mitbrachten oder gar dort gründeten wie ihre evangelischen Amtsbrüder. (Als Fussnote sei angemerkt, dass insbesondere die Maroniten und Melkiten selber wie ihre orthodoxen Glaubensbrüder den allgemeinen Zölibat für Priester nicht kennen. Priester können wie in der Orthodoxie heiraten, wenn sie nicht, wie häufig der Fall ist, einem Orden angehören.)
Die authochtonen katholischen Kirchen hatten im Gegensatz zur orthodoxen Kirche, die häufig griechische Priester hatten, die des Arabischen nicht mächtig waren, und neben dem Gottesdienst nur unzulänglich seelsorgerisch tätig werden konnten, immer einheimische Priester und Bischöfe, und waren deshalb gegenüber europäischer Mission weitgehend resistent.
Bibliografie
Historische Bibliografie
- Müller, Ulrich: Der Deutsche Orden und seine Niederlage vor 600 Jahren in der Schlacht von Tannenberg im Jahre 1410 (Schwäbisch Gmünd, Polen, Deutscher Orden, Kommende Kapfenburg, Palästina, Ungarn, Danzig, Preußen, Tannenberg), in: Verein Rieser Kulturtage (Hrsg.): Rieser Kulturtage, Dokumentation, Band XVIII/2010; Nördlingen 2012, S. 35-52 (Digitalisat der Universitätsbibliothek Augsburg)
Weblinks
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
Weitere Webseiten
- Artikel Palästinensische Autonomiegebiete der Wikipedia
- Ulrich W. Sahm: Auf schwäbischen Spuren im Heiligen Land: Mitteldeutsche Kirchenzeitung
- Gisela Dachs: Das deutsche Dorf in Tel Aviv: DIE ZEIT 52/2007
- "Es ist schon eine ganz nette Hitlergemeinde hier" - Nazis in Palästina 1933-1945 : DER SPIEGEL - eines tages (historische Beilage)
Quellen
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