Hungerige (Familienname)

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Herkunft und Bedeutung

Aus dem Nachlass des Feldromer Schneidermeisters Johann Hungerge (1868 – 1934) ist ein handschriftliches „Namensgutachten“ aus dem Jahr 1925 erhalten, in dem der Familienname als „Richter der Hundertschaft“ gedeutet wird (Hung, Hund = Hundertschaft; rige [noch heute in „Rüge“] = Richter), eine Deutung, die wohl eher dem heroischen Zeitgeist geschuldet ist und weniger als onomastisch korrekte Interpretation angesehen werden kann. Vermutlich ist der Familienname (ganz naheliegend) von dem Wort „Hunger“ abgeleitet (mhd. hungerec = hungrig). Eine andere Vermutung ist der gemeinsame Wortstamm mit „Hungaria“ (Ungarn). Diese Verbindung sieht auch Bahlow (1972), der die Varianten Hunger und Hungerer unter dem Familiennamen Unger erwähnt. Gemeint wäre damit dann jemand, „der Geschäftsbeziehungen nach Ungarn unterhält“.[1]

Varianten des Namens

  • Hungerige (erstmals 1398 in Olmütz (heute Olomouc in Tschechien, Mähren), ab 1658 in Istrup)
  • Hungeren (1686)
  • Hungeringe (1742)
  • Hungaren (1752)
  • Hungern (1753, 1768, 1770, 1772)
  • Hungere (1789, 1792)
  • Hungrige (1797, 1801, 1804, 1805, 1818, ab 1851 in den USA)
  • Hungridge (ab 1851 in den USA)
  • Hongere (1792 in den Niederlanden)
  • Hungerig (1799)
  • Hungrig (1802)
  • Hungerge (1839)
  • Hunjürge (1869)

Ausführlich dokumentiert sind die Nachfahren von Jodocus Hungerige (1637 – 1711)[2] aus Istrup („Istruper Linie“) sowie Simon Hungerige (1652 – 1732) und Gottschalck Hungerige (+ 1765) aus Herste („Driburg-Feldrom-Bochumer-Linie“); von ihnen stammen alle in den USA lebenden Familien Hungrige und Hungridge (Jodocus) sowie die in Deutschland lebenden Familien Hungerige, Hungerge und Hunjürge (Gottschalck) ab. Bisher haben sich alle Träger dieser Nachnamen als miteinander verwandt herausgestellt. Aufgrund der Seltenheit des Nachnamens und der örtlichen Nähe ihrer Herkunft kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass Jodocus, Simon und Gottschalck sehr nahe miteinander verwandt sind. Der genaue familiäre Zusammenhang ist aber noch ungeklärt, weswegen sie derzeit als Ausgangspunkte unterschiedlicher Nachfahrenlinien geführt werden.

Geographische Verteilung

Wanderbewegungen der Familie Hungerige in Ostwestfalen-Lippe (17.-19. Jh.). (Grafik: H. Hungerige; erstellt mit StepMap.de)

Der älteste Hinweis auf ein Mitglied der Familie Hungerige stammt aus Olmütz (heute Olomouc in Tschechien, Mähren) und findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1398. Darin heißt es: „A. 1398 ... notatus est Hungerige Nikloss pro eo, quod pluries contra constituciones et ordinaciones sui artificii fecit“, übersetzt also: „Im Jahr 1398 ... Hungerige Nikloss ist hier aktenkundig geworden, weil er mehrfach gegen die Regeln und Ordnungen seines Handwerks verstoßen hat“. Leider ist aus der Urkunde nicht zu ersehen, um welches Handwerk es sich genau handelt, auch sind keine Nachfahren von Nikloss (Niklas) Hungerige bekannt. Der Name taucht erst wieder 1637 in Istrup (Brakel) und Herste (Bad Driburg) in Ostwestfalen auf, er ist in Istrup bis 1878 zu finden. Seit 1723 ist die Familie in Driburg nachweisbar, seit 1753 in Paderborn, ab 1768 dann in Feldrom (Horn-Bad Meinberg) und ab 1795 in Buke (Altenbeken). 1867 zieht Johannes Hungerige (1839 – 1914) von Feldrom nach Bochum ins Ruhrgebiet, um dort als Bergmann auf der Zeche Präsident zu arbeiten. Seine Nachfahren leben dort noch heute. Aus der Familienlinie, die in Istrup verbleibt, wandert Johann Conrad Hungerge (1820 – 1906) 1851 nach Amerika aus und wird 1868 Bürger der Vereinigten Staaten.

Relativ Absolut
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Bekannte Namensträger

Sonstige Personen

Literaturhinweise

  • Bahlow, H. (1972). Deutsches Namenlexikon. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
  • Hungerige, H. (2021). Johann Joseph Hungerige (1790–1812) aus Istrup: Mit Napoleons Armee nach Russland. In: Roland - Zeitschrift der genealogisch-heraldischen Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e.V., Bd. 29/30 (2020/21), S. 156-164.
  • Hungerige, H. & Hungerige, H. (2020). Das Gedenkkreuz für Johannes Franciscus Hungerge (1799 – 1843) auf dem Bickelberg in Feldrom (Horn-Bad Meinberg). In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, Bd. 89 S. 242-253.
  • Hungerige, H. & Hungerige, H. (2019). Bochum, Buke und Batavia: Die Nachfahren des Schulmeisters Gottschalck Hungerige aus Herste (Driburg). In: Roland - Zeitschrift der genealogisch-heraldischen Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e.V., Bd. 25/26 (2016/17), S. 5-44.
  • Hungerige, H. & Hungerige, H. (2019). „Maurits Hongere van Paterborn“: Moritz Hungerige (1772 – 1793) als Matrose im Dienst der Vereinigten Ostindischen Compagnie (VOC), Teil 1. In: Gens Germana. Mededelingen van de Werkgroep Genealogisch Onderzoek Duitsland, Jg. 45, Nr. 2, S. 40-45.
  • Hungerige, H. & Hungerige, H. (2019). „Maurits Hongere van Paterborn“: Teil II: Nachfahrenliste Gottschalck Hungerige (+ 1765). In: Gens Germana. Mededelingen van de Werkgroep Genealogisch Onderzoek Duitsland, Jg. 45, Nr. 3, S. 53-56.
  • Hungerige, H. (2019). Rechtsstreit zwischen dem Schulmeister Gottschalck Hungerige und dem ehemaligen Müller Johann Jürgen Voß 1752 in Schloss Neuhaus bei Paderborn. (Typoskript).
  • Hungerige, H. (2019). Moritz Hungerige (1772 – 1793) aus Feldrom: Mit der Vereinigten Ostindischen Compagnie (VOC) nach Batavia (1792/93). (Typoskript).
  • Hungerige, H. (2019). Joseph Hungerige - Mit Napoleons Armee nach Russland 1812. (Typoskript).
  • Hungerige, H. (2018). Genealogische Karten zeichnen mit StepMap.de. In: Computergenealogie – Magazin für Familienforschung, 33. Jg., H. 1, S. 34-38. (Bezieht sich auf Vers. 1 von StepMap)
  • Hungerige, H. (2017). Verstoß gegen die Regeln des Handwerks. In: Computergenealogie – Magazin für Familienforschung, 32. Jg., H. 1, S. 21.
  • Hungerige, H. (2017). Joannes Joseph Hungerige (1790 – 1812), Chevau-légers de Berg. In: Westfälische Biographien, hrsg. von Altertumsverein Paderborn und Verein für Geschichte Paderborn.
  • Hungerige, H. (2017) Jodocus Hungerige (1637 – 1711), Bauer in Istrup (Brakel). In: Westfälische Biographien, hrsg. von Altertumsverein Paderborn und Verein für Geschichte Paderborn.
  • Hungerige, H. (2016). Wilhelm Hungerge (1767 – 1808), Pfarrer in Buke und Altenbeken. In: Westfälische Biographien, hrsg. von Altertumsverein Paderborn und Verein für Geschichte Paderborn.
  • Hungerige, H. (2015). Kinderlandverschickung und Flucht von Bochum nach Schlawe und Ratzeburg (1943 – 1945). Eine überarbeitete Fassung dieses Artikels ist erschienen in: Roland - Zeitschrift der genealogisch-heraldischen Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e.V., Bd. 29/30 (2020/21), S. 176-181.

Daten aus FOKO

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Metasuche

Compgen-Metasuche.png zum Familiennamen: Hungerige


Weblinks

Familienforscher/-innen


  1. Hungerige, H. & Hungerige, H. (2019). Bochum, Buke und Batavia: Die Nachfahren des Schulmeisters Gottschalck Hungerige aus Herste (Driburg). In: Roland - Zeitschrift der genealogisch-heraldischen Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e.V., Bd. 25/26 (2016/17), S. 5-44.
  2. Hungerige, H. (2017) Jodocus Hungerige (1637 – 1711), Bauer in Istrup (Brakel). In: Westfälische Biographien, hrsg. von Altertumsverein Paderborn und Verein für Geschichte Paderborn.
  3. Hungerige, H. (2016). Wilhelm Hungerge (1767 – 1808), Pfarrer in Buke und Altenbeken. In: Westfälische Biographien, hrsg. von Altertumsverein Paderborn und Verein für Geschichte Paderborn.
  4. Hungerige, H. & Hungerige, H. (2019). „Maurits Hongere van Paterborn“: Teil II: Nachfahrenliste Gottschalck Hungerige (+ 1765). In: Gens Germana. Mededelingen van de Werkgroep Genealogisch Onderzoek Duitsland, Jg. 45, Nr. 3, S. 53-56, sowie Hungerige, H. & Hungerige, H. (2019). „Maurits Hongere van Paterborn“: Teil II: Nachfahrenliste Gottschalck Hungerige (+ 1765). In: Gens Germana. Mededelingen van de Werkgroep Genealogisch Onderzoek Duitsland, Jg. 45, Nr. 3, S. 53-56.
  5. Hungerige, H. (2021). Johann Joseph Hungerige (1790–1812) aus Istrup: Mit Napoleons Armee nach Russland. In: Roland - Zeitschrift der genealogisch-heraldischen Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e.V., Bd. 29/30 (2020/21), S. 156-164.