Kahnschiffer aus dem Memelland

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Kurisches Haff 1897



Kahnschiffer nach Kreisen

Folgende Personen waren Kahnschiffer, Schiffsführer, Kahnmatrosen oder Dampfbootführer auf den Flüssen in Ostpreußen.

Kreis Heydekrug

Familiennamen in:

Akminge: Gleich, Jurgan, Kuch.

Antonischken: Gleich [5].

Atmath: Girnat, Pauleit, Szameitat.

Colonie Bismark: Schweders, Zirpins [6].

Gr. Kohlberg: Auscher.

Heydekrug: Gerwin, Holstein, Killokat, Kukillis, Lenkeit, Neumann.

Gr. Heydekrug: Neumann.

Gr. Kohlberg b. Russ: Auscher.

Jodekrant: Illian.

Karkeln: Aginski (alias Oginski), Böttcher, Heinscher, Joh, Mölchert, Schenk [7].

Kuwertshof: Herberger [8].

Minge: Dommasch, Gröger [9], Krause, Schluszas.

Russ: Albrecht, Anstipp [10], Arend, Arndt, Auscher [11], Bagaschewski, Bagdahn, Becker, Bendszus, Blaasch, Böckschuß, Bom, Borm, Brock, Buddrins, Buddrius, Burchard, Burchardi, Burchardt, Carsjens, Dewileit, Dickscheit, Donner, Faust, Fischer, Gaikus, Gailus, Galdicks, Gallius, Gascheit, Gelscheit, Gennies, Genschke, Gerhardt, Gleich [12], Gorgel, Grimm, Herberger, Hoff, Holstein, Hübner, Jackschies, Jacksteit, Josupeit, Jureit, Jurgeneit, Jurjahn, Kahlau, Karzinowski, Klaus, Kleineit, Kodjahn, Kohn [13], Krüger, Kubillis, Kubillus, Kubuteit, Kuhnke, Kurschel, Küßner, Laaser [14], Liebenkreuz [15],Loops, Lorenz, Markscheit, März, Matzick, Meklenburg, Oertel, Palkus [16], Patraksch, Plaugsties, Plokschus, Podlich, Puchert, Puknies, Raudies, Reidies, Reszies, Riemann [17], Ristau, Rizteleit, Roschelt, Ross, Rubries, Saunus, Schaar, Scherrwitz, Scheteit, Schillgallis, Schillock, Schlenther, Schmid, Schmidt, Schorning, Schubries, Schukies, Schulz, Schwertfeger, Seeland, Simoneit, Skerstins, Skorloff (Schlepper "Helmut"), Skroblies, Sonder, Spitzkeit, Stolzkowius, Strauss, Tiedke, Tiwellis, Trutenau, Westphal, Wiesbahr, Wiesbar, Zebedies, Ziemus.

Schakuhnen: Fröse, Mertens.

Szlazen: Pallaks.

Skirwitell: Budrus, Luttkus, Skorloff (Reisekahn "Henriette").

Sziesze: Bekennt, Bleth, Borowski, Druske, Gleich [18], Grollis, Herberger, Hoffmann, Jacobeit, Jandzus, Kallwelles, Palkus, Rittens, Rosfeld [19], Schorning, Skorloff [20] [21], Stegmann, Trutmann, Wallentowitz, Weiß, Wieberneit [22], Wirellis.

Szieszekrant: Naused, Reichelt [23],Schapeit.

Sziesgirren: Lukies.

Kreis Memel

Familiennamen in:

Bommelsvitte: Branz, Bustanowitz, Kombartsky, Kuhnke, Reinis.

Drawöhnen: Brinkies [24].

Lankuppen: Abromeit.

Memel: Adler, Albrecht, Allies, Appelhagen, Arius, Auschra, Balzereit, Barwa, Bellmann, Bertuleit, Blitzner, Borowski, Braeck, Buchsteiner, Carus, Däge, Dieckmann [25], Diedering, Droese, Drons, Falk, Frey [26], Fritschke [27], Griewenka, Grigull, Grischkeit, Griwenka, Griwing, Gronau, Grossmann [28], Haneberg, Harms, Hausberger, Henneberg, Hennig, Herberger, Herrmann, Hinzke, Hoffmann, Jahn, Jahn & Wiese, Jarkeit, Joneleit, Jusseit, Kaatz, Kaiser, Kakschies, Kalkus, Karzinowski, Kaufmann, Kohn, Kolbe, Kossowski, Kuczarin, Lapehn, Lapöhn, Lehmann, Leidig, Leonhardt, Leppert, Licht, Liedtke, Mantroitz, Masurkewitz, Mattern, Melenk, Melien, Memel-Cranz, Model, Moir & Co, Nensetzer, Ostpr.Bsch.A, Paikies, Papendieck, Patonsky, Peikies, Pfeiffer, Pietsch [29], Podszus, Poek [30], Reinis [31], Riech, Riemke, Riep [32], Rimkeit, Ristau, Roeder, Roesler, Sablonski, Sahnwald, Sarin, Scharffenroth, Schmidt, Schönrock, Schwedersky, Schwellnus, Sergies, Siedler, Skories, Stanntien, Stantien, Stein, Strugies, Taleikis, Tomaske, Weiss, Westphal, Wicht, Wirschuleit, Zinck, Zink.

Nidden: Frischmann, Hermann.

Schillgallen b. Memel: Wenskus [33].

Schmelz: Kohn, Mitzkus.

Schwarzort: Jourgaht.

Schwenzeln: Zwickies.

Süderspitze: Branz, Brunke, Lorenz [34], Gwildis.

Vitte: Hermann.

Kreis Pogegen

Familiennamen in:

Abschruten: Smettons.

Antuppen: Mazat.

Baltupoenen: Bartelitins, Bartolicius, Bertaschus [35], Bertschat, Buttckereit, Hampel, Jackstadt, Josupeit, Kaspereit, Kiauka [36],Kolbach, Kroll, Kühn, Matzat, Micoleit, Mikkoleit, Mikoleit [37], Narkus, Nickeleit [38], Norkus [39], Papendik, Plauschenat, Preikschat, Preukschat, Schedetztki, Schemat, Schlenther, Schmidt, Szalinsky [40], Trutenau, Trutnau, Werpekat, Willumeit.

Bardehnen: Kropat.

Bittehnen: Arndt, Dahlmann, Gallien, Hahn, Hussing, Kaubs Köppen, Kropat [41],Reschkewitz, Schillinski, Wilm.

Kallwehlen: Augustat, Barowski, Diszowski, Fischer, Haasler, Herbst, Hochwald, Hübner, Juschkat, Käckstadt, Klaudis, Koch [42],Lapat, Matzat, Milkereit, Naujoks, Pettschulat, Poek, Preugschat, Schilling, Stern Stoltz, Szambien, Wainowski, Wannagat, Wespekat.

Kassigkehmen: Aschmann, Biefeldt, Nürnberger.

Kl. Karczewischken: Danull, Gleich, Kausch, Kuprath.

Kreywöhnen: Jackstadt [43].

Lasdehnen (Memelland): Kaschubs, Stotzka [44].

Milchbude: Hahn [45].

Pagschen: Pikuhn [46].

Pagulbinnen: Bartenwerfer, Becker, Brettschneider, Brock, Dirschewski, Dirszowski, Fischer, Fuhrmann, Gronau, Josepeit, Jurgeit, Krause, Lampe, Leidig, Matschulat, Mattegat, May, Paulikat, Reimann, Rode, Rodtz, Röske, Schulz, Skulszus.

Pakallnen: Endrikat [47], Riech [48], Runde [49], Schaak [50], [51], Wenzel [52].

Pogegen: Millatis.

Schillehnen: Balzereit, Dzonn, Hahn, Hempel, Husing, Jahn, Kropar, Szon.

Schmalleningken: Amerlahn, Bajorath, Balzereit, Barkschat, Beister, Bendurath, Biefeldt, Borrmann, Brettschneider [53], Brillinger, Brozeit, Bruisch, Danull, Dirschewski, Drohsies, Droksler, Fuhrmann, Gawehns, Gawens, Gigar, Gleich [54], Gräber, Graudszus, Gronau, Hempel, Hübner, Hufnagel, Jacobeit, Jahnke, Jakubeit, Kausch, Klaudat, Klaudies, Knobbe, Krause, Krüger, Kühn, Lewrigkeit, Lippke, Mallien, Matzat, Milkereit, Nagat, Neumann, Nirrenberger, Paulick, Peck, Petschulat [55], Philipp, Plauschinat [56], Preugschat [57], Reimann, Rosfeld, Sanowski [58], Schillgallis [59], Schimkus, Schlegelberger, Sprengel, Stankat, Stannat [60], Stepport, Stokat, Teichert, Urbanowitz, Weigel, Wildies, Wittke, Zietmann, Zweibat.

Schmalleningken-Augstogallen: Awiszus, Bartenwerfer, Berger, Biefeldt [61], Borrmann, Danull [62], Dirschowski [63], Gawehns, Gensch, Gerull [64], Gigarr, Gleich, Hennig, Husing, Josupeit, Junkereit, Jurrat, Kaspereit [65], Keil, Knabenschuh, König, Krause, Krieger, Kuprat [66], Laukewitz, Lekies, Löwrikeit [67], Opasnow, Peters, Philipp, Preugschat [68], Preuß [69], Sakals, Schlenther [70], Schlupsna, Schossau, Schweigert, Sprengel, Steffenhagen, Szambien [71].

Schmalleningken-Endruschen: Augustat, Borrmann, Gawens, Jokubeit, Klaudat, Kories, Lenz, Meyer, Mickoleit, Neumann, Pettschulat, Schamschies, Schneider, Schrader, Thiel, Zweibat.

Schmalleningken-Wittkehmen: Aschmann, Awiszus, Bagdanowitz, Bajorat, Balzun, Barsties, Bartenwerfer, Beister [72], Bensing, Biefeldt, Decker, Gawens, Genendsch, Gigar, Graudszus, Gronau, Husing, Jackstadt, Jahnke, Kaspereit, Kassulat, Kebeiks, Klimat, Kolbach, Krause, Krohm, Lehmann, Lewrigkeit, Lübke, Matschulat, Matzat, Mikoleit, Petschulat, Petschulatt, Philipp, Preikschat, Ramonat, Schimkat, Schimkus, Schmidt, Schossau, Stannat, Stannkat, Teichert, Tomoscheit, Weigel, Zweibat.

Sokaiten: Grunau, Josepeit, Jurgutat.

Übermemel (Tilsit): Aschmann, Kupstat, Laaser, Nabereit, v.d.Werth.

Uszballen: Schweisinger.

Uszpirden: Bendik [73], Blaasch [74], Paskowsky [75], Urban [76].

Usztilten: Schliepat, Wolf [77].

Weszeningken: Kolbach.

Winge: Bendick, Döllert.

Wischwill: Abraham, Adomeit, Bartenwerfer, Breck, Brock, Henneberg, Jegminat, Josupeit, Kle..., Kohlbach, Kollbach, Lascheit, Loscheit, Ludszuweit, Preugschat, Szugs.

Kahnschiffarten

Skizze der Weichsel-, Pregel- und Memelschiffe (1902) [1]
Kahn Berta aus Schmalleningken


Kurenkahn

Der Kurische Reisekahn (Abb. 25 bis 28) ist ein hölzernes Haffschiff, das auf dem Memelstrom, Kurischen Haff, Deime, Pregel, Frischen Haff, bis Elbing, auf der unteren Weichsel und bis Danzig verkehrt. Die auf diesen Wasserstraßen vorhandenen Brücken sind mit Durchlaßöffnungen für die festen Masten dieser Schiffe versehen. Sie tragen deren einen oder zwei (wie in der Abbildung), zuweilen noch einen kleineren Treibermast am Heck. Sie sind gedeckt und zum Segeln mit reichlicher, fester Takelung ausgerüstet. Neuerdings werden nur größere Reisekähne von 100 t bis 250 t Tragfähigkeit gebaut. Sie sind über alles 25 m bis 35 m (selten bis 40 m) lang, 5 m bis 6,4 m breit und an der Seite mittschiffs 1,8 m bis 1,9 m hoch. Der Leertiefgang beträgt etwa 0,4 m, der größte Tiefgang 1,6 bis 1,8 m. Die Schiffe sind sehr kräftig gebaut und darum schwer. Die Lebensdauer kann 30 Jahre betragen.

Der mittschiffs befindliche Laderaum hat im festen Deck auf ganzer Länge eine Luke, deren Luksülle nach Art eines Tennebaums angeordnet und „Rieswände“ genannt werden. Der vordere Teil ist 0,4 m hoch, der hintere ist höher und dient im hintersten Stück als Küche und Kajüteneingang (Abb. 25). Ringsherum läuft ein Bordgang von etwa 1 m Breite. Die Luke wird durch gekrümmte Lukendeckel geschlossen, die auf Rinnsparren (Rinnbogen) ruhen. Zum Löschen und Laden wird die Gaffel und eine einfache, am vorderen Mast angebrachte Winde benutzt, die auch zum Verholen dient. Am Bug ist eine hölzerne Ankerwinde zwischen den Bordwänden eingebaut, die mit hölzernen Handspeichen bewegt wird. Für den Boden wird in der Regel Fichtenholz, im übrigen Eichen- oder Kiefernholz verwendet. Das kurze, hohe Ruder ist durch Fingerlinge am Hintersteven befestigt.

Die Form ist aus den Linienrissen (Abb. 27) ersichtlich. Das Schiff hat viel Lehnung und Ablauf, ist am Vorsteven scharf und nach dem Hintersteven stark eingezogen, sodaß es gut steuert. (1912) [2]

Kurenkahn, Abb. 25 (1912) [3]
Kurenkahn, Abb. 26 und 27 (1912) [4]

Kurenkähne gab es in verschiedenen Bauweisen und Größen, die unterschiedlichen Nutzungen unterlagen. Für weitere Informationen siehe auch auf der GenWiki-Seite Kurenkahn und bei Wikipedia Kurenkahn.

Boidack

Der Boidack (auch Boydack) (Abb. 29-31) ist ein offenes, hölzernes Flußschiff, das auf den meisten Wasserstraßen Ost- und Westpreußens verkehrt, aber im allgemeinen nicht hafflüchtig ist. Es hat einen oder zwei feste Masten und Sprietsegeltakelung einfacher Art. Neuerdings werden nur größere Boidacks von 150 t bis 350 t Tragfähigkeit gebaut, die über alles 35 m bis 50 m lang, 5,5 m bis 7,5 m breit und an der Seite 1,3 m bis 2 m hoch sind. Der Leertiefgang beträgt etwa 0,3 m, der größte Tiefgang 1 m bis 1,7 m. Die Schiffe sind leicht gebaut und haben nur eine Lebensdauer von etwa 10 Jahren.

Im Hinterschiff ist eine Kajüte eingebaut, an die sich ein kurzes Hinterdeck anschließt. Auf dem kurzen Vordeck ist gewöhnlich eine kleine eiserne Ankerwinde aufgestellt und darunter befindet sich ein Schlaf- oder Geräteraum. Bei den Masten sind gleichfalls kleine Brückendecks angeordnet, die zur Versteifung dienen. Außerdem ist der Laderaum in Abständen von etwa 3 m durch Duchten versteift. Zur Längsversteifung dient ein kräftiges hölzernes Kielschwein in der Mitte des Bodens, das „Kolsum“ (wohl das englische Keelson = Kielschwein) genannt wird, und zwei hölzerne innere Seitenstringer (Weger). Es wird zum Bau der Boidacks in der Regel nur Kiefern- und Fichtenholz in schwachen Abmessungen verwendet. Das Steuerruder ist als Schwebe- und Wippruder angeordnet und recht wirksam. Die vorne und hinten stark zugeschärfte Form ohne Ablauf ist ziemlich zweckmäßig, abgesehen von der starken Lehnung. In neuester Zeit baut man in Ostpreußen boidackartige Schiffe auch aus Eisen oder Stahl bis zu 400 t Tragfähigkeit. (1912) [5]

Boidack, Abb. 29 und 30 (1912) [6]
Boidack, Abb. 31 (1912) [7]

Der Name für diesen Bootstyp stammt wohl von dem polnischen Bajdak (auch Bojdak), und dieser ist dem ukrainischen Sprachgebrauch entlehnt. Der Bootstyp wurde vorwiegend auf den Flüssen der Ukraine, Weißrusslands und Russlands für unterschiedliche Zwecke verwendet, siehe Bajdak.

Über Boydaks schreibt der memelländische Schriftsteller Paul Brock folgendes:
Aber „Segel" waren nicht gleich „Segel", wie es dem Laien erscheinen mochte. Vorherrschend waren die „Boydaks", leichter gebaute Fahrzeuge mit und ohne Verdeck, Zwei- oder Einmaster. Ihre Segel wurden von einem einfachen Gestänge, einem einzelnen Baum, der vom Fuße des Mastes schräg aufwärts führte, in den Wind gebreitet. Ganze Dynastien gab es unter den „Boydakschiffern". Da war die Familie der Bartenwerfers, die mit den Plauschenats, den Preugschats, den Jegmenats, mit den Matschulats, den Schlenthers und Jahnkes verwandt und verschwägert waren. Zwischen ihren Urgroßvätern und Urenkeln dehnte sich das eigentliche Zeitalter der Schiffer. Sie hatten in Wischwill, in Schmalleningken und in Trappönen ihre Heimathäfen. Sie waren bei den Maklern in Kowno wie in Königsberg bekannt. Man sah ihre Fahrzeuge an den Ladebrücken der Sägewerke und Ziegeleien, an den Lagerplätzen der Zellstofffabriken, an den Kais, wo sie den Weizen luden und den Silos, da sie den Weizen löschten; man sah sie längsseits der großen Überseedampfer, aus deren Leibern sie Kohlen oder Stückgüter übernahmen, und man sah sie wie große, schlafende Tiere in den Winterhäfen, ruhend bis zum erweckenden Frühjahr. [8]

Wittine

Die Wittinne (Abb. 32) ist ein roh aus Fichtenholz gezimmertes Schiff, das aus Rußland stammt und ursprünglich nur zu einer einmaligen Fahrt auf dem Memelstrom und dem Pregel abwärts bis Königsberg oder auf der Weichsel abwärts bis Danzig bestimmt war. Die Tragfähigkeit geht bis zu 300 t. Die Abmessungen schwanken von 20 m bis 65 m Länge und von 5 m bis 7 m Breite. Die Seitenhöhe ist 1,5 m bis 1,8 m und der Tiefgang höchstens 1,2 m.

Der das Mittelschiff einnehmende Laderaum hat ein dachartiges Verdeck aus losen Brettern, die auf leichten Sparren und Ständern ruhen. In der Mitte ist es hoch gehoben, damit das dort am Boden in der Gate reichlich angesammelte Leckwasser durch Wurfschaufeln über Bord geschafft werden kann. Der vorne und hinten scharf zugeschärfte Schiffskörper ist nur aus leichten, dünnen Brettern gebaut, deren Fugen gewöhnlich mit Moos gedichtet werden. Das lange Streichruder ruht in einem Ausschnitt der Bordwand neben dem Hintersteven, an dem es durch Seile locker befestigt ist. Früher wurden die Wittinnen am Ende der Reise in Königsberg und Danzig verkauft und meistens zerschlagen; zuweilen wurden sie aber noch längere Zeit im Ortsverkehr zur Beförderung von Baustoffen u. dgl. benutzt. In neuerer Zeit kommen nur sehr wenig Schiffe dieser Art nach Deutschland. (1912) [9]

Wittine, Abb. 32 (1912) [10]


Die Herkunft des Namens dieses Bootstyps ist umstritten. Die ursprüngliche Bezeichnung Wicina kann sowohl russischer Herkunft sein, aber auch eine litauische Abstammung ist nicht ausgeschlossen, siehe: Die Memel, Wittinen und die Binnenschiffahrt nach Königsberg. [11]

Die Segelschifffahrt auf heimatlichen Strömen und Haffen

Der memelländische Schriftsteller Paul Brock, der selbst einer Schifferfamilie entstammt, gibt in einem Artikel des Ostpreußenblatts von 1951 einen anschaulichen Einblick in das Leben der Binnenschiffer und deren Familien und in die Eigenarten der Kahnschifffahrt zwischen dem Memelland, Kowno, Königsberg und Danzig (S. 3, 4 u. 8): Schön und hart war das Leben der Schiffer [12]

Raddampfer "Grenzland"

"Alles über die Grenzland. Aus dem Buch "Emden, Fotografien von gestern und heute" und weiteren Aktenstücken aus meinem Archiv: Gerade erst ist die neue Promenade am Ratsdelft mit dem Hafentor fertiggestellt worden, das durch den Steinmetzmeister Thomas Buss 1962/63 restauriert wurde. Das Hafentor, welches bis etwa 1862 ein Bestandteil der Emsmauer war, wurde abgebrochen und auf dem städtischen Bauhof gelagert. Im Garten der ”Kunst” in der Großen Straße 34 wurde das Tor, welches von Martin Faber 1635 entworfen wurde, wieder aufgebaut. Auch heute noch ist die Inschrift, die den frommen Bürgersinn der Zeit wiedergibt, lesbar: ”ET PONS EST EMBDAE ET PORTUS ET AURA DEUS.” (Gott ist Emdens Brücke, Hafen und Segelwind). Neben dem neu errichteten Hafentor erhielt das Gaststättenschiff ”Grenzland” ihren letzten Ankerplatz in Emden, bevor das Schiff am 19. Juli 1966 gegen 12.15 Uhr den Ratsdelft verließ, um nach Amsterdam gebracht zu werden. Der vorherige Eigentümer Wilhelm Skorloff verkaufte den ehemaligen Raddampfer an den Holländer Richard de Hen. Bevor die Leinen von dem neuen Eigner gelöst wurden, war Wilhelm Skorloff bereits davon gefahren, da viele seiner Erinnerungen eng mit dem Schiff verbunden waren. Den 1904 erbauten Raddampfer erwarb Skorloff 1932. Der frühere Heimathafen Pillau wurde am 25. April 1945 von der 29. sowjetischen Armee besetzt. Kurz vor der Besetzung gelang ihm und 300 weiteren Menschen an Bord seines Dampfschiffes die Flucht aus Ostpreußen über die Ostsee in den Westen. Sein weiteres Schicksal war mit dem ehemaligen Dampfschiff eng verbunden. Im Ratsdelft lag seit 1948 die ”Grenzland”, deren Maschine 1949 bereits ausgebaut und verkauft wurde. Neben dem Hafentor liegt heute in der Winterzeit vertäut das ehemalige Fahrgastschiff” Deutsch-Sowjetische- Freundschaft”, welches nach der Wende 1989 in ”Freundschaft” umbenannt wurde. Im Sommer liegt das Schiff als Segelschule im Hafen von Norderney. Im Sommer 1944 wurden Flüchtlinge mit der Grenzland transportiert und zwar entlang der Kurischen Nehrung von Memel nach Cranzbeek in Ostpreussen. Auch entlang der Frischen Nehrung liefen Transporte von Memel bis Tolkemitt. Ende 1944 brachte der Kapitän Joh das Schiff unversehrt nach Pillau. Dort wurden noch Verwundetentransporte von Braunsberg nach Pillau durchgeführt. Als letzte Zivilschiffe verließen die Grenzland und Herbert den Hafen Pillau um nach Hela zu dampfen. Über die Ostsee gelangte die Grenzland nach mehreren Umwegen in den Westen. Nach dem Kriege erhielt die Grenzland in Hamburg einen festen Liegeplatz und diente dort als Reisebüro. Von 1946 bis zur Währungsreform verkehrte die Grenzland auf der Linie Lübeck - Travemünde. Danach plante der Reeder Wilhelm Skorloff einen Seebäderverkehr zu den Ostfriesischen Inseln, was jedoch nicht mehr gemacht wurde. Als Wartehalle für Ommibusreisende und Gaststättenschiff lag die Grenzland dann an verschiedenen Platzen im Ratsdelft. 1966 verkaufte Skorloff das Gaststättenschiff nach Holland, wo es durch eine Unachtsamkeit im Waal-Arm versank. Das Ende eines stolzen Raddampfers der Tilsiter Memeldampfschifffahrt." *Quelle: Dietrich Janßen, Emden[13]
Weitere Einzelheiten zur Geschichte des Raddampfers "Grenzland" finden sich unter Freya (Schiff, 1904).


Kahnschiffer im Ortsfamilienbuch Memelland

Auszug aus der Kahndatendatei
Auszug aus der Schifferkartei

Folgende Personen werden als Kahnschiffer oder auch nur als Schiffer bezeichnet oder entstammen einer Kahnschifferfamilie:

Quellen

  1. Die Entwicklung der Preussischen Wasserstrassen erschienen bei Julius Sittenfeld, Berlin (1902), Tafel 30; Congressführer zum IX. Internationalen Schiffahrts-Congress, Düsseldorf 1902 (Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Münster [1])
  2. Oskar Teubert, Die Binnenschiffahrt, 1. Band, Leipzig 1912, S. 265-267, Verlag von Wilhelm Engelmann
  3. Oskar Teubert, Die Binnenschiffahrt, 1. Band, Leipzig 1912, S. 266, Verlag von Wilhelm Engelmann
  4. Oskar Teubert, Die Binnenschiffahrt, 1. Band, Leipzig 1912, S. 266, Verlag von Wilhelm Engelmann
  5. Oskar Teubert, Die Binnenschiffahrt, 1. Band, Leipzig 1912, S. 267, Verlag von Wilhelm Engelmann
  6. Oskar Teubert, Die Binnenschiffahrt, 1. Band, Leipzig 1912, S. 268, Verlag von Wilhelm Engelmann
  7. Oskar Teubert, Die Binnenschiffahrt, 1. Band, Leipzig 1912, S. 268, Verlag von Wilhelm Engelmann
  8. Das Ostpreußenblatt, Organ der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. vom 20. Januar 1951, S. 3 [2]
  9. Oskar Teubert, Die Binnenschiffahrt, 1. Band, Leipzig 1912, S. 267/268, Verlag von Wilhelm Engelmann
  10. Oskar Teubert, Die Binnenschiffahrt, 1. Band, Leipzig 1912, S. 268, Verlag von Wilhelm Engelmann
  11. Litwin, Jerzy (2000). Die Memel, Wittinen und die Binnenschiffahrt nach Königsberg. Deutsches Schiffahrtsarchiv, 23, 373-394. [3]
  12. Das Ostpreußenblatt, Organ der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. vom 20. Januar 1951, S. 3, 4 u. 8 [4]
  13. Dietrich Janßen, Emden