Absteinen (Kreis Tilsit)

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Disambiguation notice Absteinen ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Absteinen.
Wappen von Pogegen

A b s t e i n e n

Bauerndorf am Rand des Juratals
Memelland, O s t p r e u ß e n
_____________________________________________________

Ortszufahrt nach Absteinen, Memelland


Hierarchie


Bauernhaus in Absteinen, Memelland


Einleitung

Blick auf Absteinen im Memelland

Absteinen (Kreis Tilsit), bis 1920 Kreis Tilsit, Ostpreußen; (1920-1939) Kreis Pogegen; (1939-1945) Kreis Tilsit-Ragnit


Name

Andere Namen und Schreibweisen

Namensdeutung

Ein altes Gehöft in Absteinen

Der Name bezieht sich auf den Fluss Abste und seine Geräusche.

  • indogergamisch "ap-"/ prußisch "ape-"/ litauisch "upe-" = Fluss
  • "apse" = Flüsschen
  • lettisch "stenet" = stöhnen

[3] [4]

Das Bächlein Abst
Das Bächlein Abst friert auch im strengen Winter nicht zu; aus seinem Flußbette sprießt üppiges Gras. Wir haben es hier mit einer von den warmen Quellen zu tun, die tief aus dem Innern der Erde entspringen und verschiedentlich in dieser Gegend zu finden sind. Nach dem Glauben des Volkes besitzt das Wasser des Baches eine verjüngende Kraft, und am Ostermorgen kommen die jungen Mädchen vor Sonnenaufgang zur Abste, um sich ihr Wasser zu holen und sich damit zu waschen, damit sie schön jung und frisch bleiben.

Lunis
Südwestlich von Absteinen gibt es die Örtlichkeit Lunis.

  • preußisch-litauisch "luna, lunas" = Sumpf oder Morast oder auch eine Grube in einem Überschwemmungsgebiet, die in Trockenzeiten nicht austrocknet und zur Fischhaltung genutzt wird.[5]


Allgemeine Information

  • Dorf mit Molkerei, 15 km östlich von Tilsit, gegründet vor 1621, 1939: 313 Einwohner[6]
  • 1785: 46 Feuerstellen[7]
  • 1818: 45 Feuerstellen, 349 Seelen [8]

Güter in der Gemeinde Absteinen

Erläuterungen zum Schema der folgenden Kurzbeschreibungen der landwirtschaftlichen Güter im Kreis Tilsit 1919/20[9]: Die Güter sind alphabetisch nach ihren Dorfnamen geordnet (Namensgebung nach dem Stand vom 1. Juni 1939; in Klammern der frühere Ortsname). Zum leichteren Auffinden der Gutsdörfer auf der Landkarte ist deren Entfernung vom jeweils nächsten Bahnhof (Bf.) in km angegeben, falls das betreffende Dorf nicht selbst einen Bahnhof hatte. Im Memelland befindliche Gutsdörfer haben nachstehend den Zusatzvermerk Memelland.

Absteinen, 4 km bis Bf. Willkischken, Memelland;
1) Gut; 204 ha, 30 Pferde, 95 Rindvieh;
Besitzer Hermann Büchler.
2) Gut; 44 ha, 8 Pferde, 16 Rindvieh;
Besitzer Hermann Dalchow.

Absteinen
Geburtshaus Franz und Johanna Dalchow
Bild: Gert Meyer
Hof Dalchow
Bild: Gert Meyer

Bild: Scheune des Hofes Dalchow. Auf dem Bild rechts ist das immer
noch stehende Wohnhaus des Hofes zu sehen.

Hof Dalchow - Zustand 2008


Politische Einteilung

Wegweiser an der Straße in Richtung Dorfkern

1785: melirtes Dorf an der Jura, landrätlicher und Justizkreis Insterburg, Amtsbezirk Schreitlaucken[10]

1818: meliertes Dorf, Domaine Schreitlaugken[11]

10.1.1920: Abtrennung des Memelgebiets vom Deutschen Reich;[12] Absteinen (Kreis Tilsit) kommt zum Kreis Pogegen, Memelgebiet

22.3.1939: Wiedervereinigung des Memelgebiets mit dem Deutschen Reich[13]

1.5.1939: Name der neuen Gemeinde: Absteinen (Kreis Tilsit);
Die neue Gemeinde ist gebildet worden aus der bisherigen Landgemeinde: Absteinen (Kreis Tilsit)[14]

1.10.1939: Absteinen (Kreis Tilsit) kommt zum Kreis Tilsit-Ragnit [15]

1940 ist Absteinen (Kreis Tilsit) eine Gemeinde mit den Gütern Absteinen (Gut) und Absteinen Rothof und dem Dorf Absteinen (Kreis Tilsit).[16]

Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Im 17. Jahrhundert gehörte Absteinen zum Kirchspiel Willkischken.
1785 gehörte Absteinen (Kreis Tilsit) zur Pfarrei Willkischken.[17]
Absteinen (Kreis Tilsit) gehörte 1912 zum Kirchspiel Willkischken.[18]


Standesamt

Absteinen (Kreis Tilsit) gehörte 1888 zum Standesamt Absteinen.


Bewohner


Schule

Schule Absteinen

1835 durch Abzweigung vom Schulverband Kellerischken gegründet, zählte dazumal 83 Schüler. Das Schulhaus war massiv gebaut.

Erster Lehrer war hier Ferdinand Korck, 1811 zu Puskeppeln bei Heinrichswalde geboren. Er kam von Kallehnen, wo er ein Jahr lang Adjunkt gewesen war. Er hatte sich für das Lehramt selbst vorgebildet und war im Seminar Karalene geprüft worden.


Geschichte

1615 Schulzenamt und Dorf, 68 Huben groß, zahlt pro Hube 16 Schillinge Dezem. Bringt 1621 zum Widdembau 51 Mark auf und leistet 1664 an freiwilligem Glockenbeitrag 25 Mark. 1617 liegen 13 Huben wüst. 1621 baut der Zimmermann Hensel Jurgelaitis die Schule zu Willkischken. 1639 werden Abrys Schiebertaitis und David Szugs genannt. 1662 hat das Dorf einen Krug, der dem Verwalter mai gehört, und 9 Dienstboten. Zimmermann Uredait baut ein Stallchen auf dem Pfarrgehöft. 1663 wird Zimmermann Skowereit und Bauer Salomon Lenuweit erwähnt. 1666 wohnt daselbst Zimmermann Christoph Szugs und 1667 Zimmermann Didjurgeit. 1677 wohnen im Dorf der Zimmermann Johann Braischkait und die Bauern Abrutt, Grigolait und Abrys Oßerwait. 1678 baut der Zimmermann Jacob Suttkus auf dem Willkischker Pfarrgehöft einen Pferdestall, auch hat das Dorf einen Schmied, Aschmies Mailuhn. 1684 wohnt dort der Köllmer Johann Dreßler. [19]

Das ganz Amt und Dorf Absteinen ist 1757 durch feindliche Truppen abgebrannt und ausgeplündert; es besteht aus 12 Hufen. Im Termin Juli 1758 meldet sich Gabriel Schaak und bittet, ihm 11 Huben und sechs Morgen zu cölmischen Rechten zu überlassen. Er erhielt sie, und sieben Morgen der Amtskrüger Johann Höhn. 20 Morgen verbleiben an dem vom Feuer verschonten Amtswohnhaus. Gabriel Schaak soll 4 Gebäude errichten und von 11 Huben jährlich 336 Taler Zins nach sechs Freijahren entrichten. Sein Sohn Daniel und die anderen Söhne Christoph und Gabriel schaffen das nötige Holz herbei. Sie verpflichten sich, vier Familien anzusetzen. Die Erbverschreibung konnte, der unruhigen Kriegszeiten wegen, erst 1763 erteilt werden. Die restlichen 20 Morgen wurden 1771 dem Oberamtmann Johann Theodor Schön (siehe Schreitlauken) gegen 1 Taler Zins pro Morgen überlassen; er zahlt für die vorhandenen Gebäude 236 Taler nach der Taxe und ist verpflichtet, noch zwei Gebäude zu erbauen.

1748 verkauft das Amt Schreitlauken dem Schmied Johann Huhn den an der Schmiede befindlichen Krug für 71 Taler und 12 Taler jährlichen Zins. Das Recht auf jährlich 10 Klafter Freiholz löst die Regierung 1860 gegen den zwanzigfachen Betrag der Rente von 8 Talern, also 160 Talerm ab. Krüger ist zu dieser Zeit Georg Aberger.

1823 wird im Amtsblatt ausdrücklich bekannt gemacht, daß die Brücke über die Jura nur zum Privatgebrauch, aber nicht für den öffentlichen Verkehr bestimmt ist.[20]

Sage vom Abstenberge

Hinweis auf den legendären Abstenberg
Ein Schild an der Landstraße von Willkischken nach Absteinen weist Besucher auf einen historischen Schüttberg hin.
Der künstliche Hügel wurde früher auch Schlossberg genannt. Noch heute erzählt man sich die Sage vom Abstenberge
und der schönen Frau.
Auf der eigenartig gestalteten Abste, nördlich von Absteinen, tauchen alljährlich zwei Mädchengestalten aus dem Innern
des Berges hervor, wo sie das ganze Jahr in tiefem Schlafe ruhen. Es geschieht das an dem Tage der Zerstörung der Burg,
die von den verschmähten Freiern der Fürstentochter Selmyte zusammen mit den ins Land gedrungenen Feinden überfallen wurde.
Selmyte befand sich beim Verlobungsmahle und warf selbst die Brandsackel in das Schloss, als ihr Vater und Bräutigam gefallen
waren. Laima aber geleitete sie nebst ihrer Freundin in das Innere des Berges, wo auch die Schätze geborgen wurden.
Dort harrt sie, von einem silbernen Hahne bewacht, der Erlösung. Wenn in der Johannisnacht ein unbescholtener Jüngling
an den Berg tritt und das richtige Sprüchlein findet, dann kräht der Hahn, die Prinzessin erwacht,
und es wird dann eine fröhliche Hochzeit gefeiert.


Bibliographie

Gehöft in Absteinen, Memelland

Memeler Dampfboot

  • 1933 Nr.8 (Memelgau): 9. Januar [Die Freiwillige Feuerwehr]
  • 1933 Nr.75 (Grenzgarten Nr.3): Das Tränenbächlein am Absteberge
  • 1976 Nr.3 S.46: Bauernhöfe des Memellandes: Büchler, Absteinen.
  • 1976 Nr.3 S.48: Bauernhöfe des Memellandes: Dr. Lankisch, Absteinen-Rothof.
  • 1977 Nr.8 S.125: Absteinen – ein Dorf an der Jura


Verschiedenes

Memeler Dampfboot vom 11.08.1933

Ergebnisse zu den Wahlen der Gemeindeorgane im Kreise Pogegen

Absteinen: Gemeindevorsteher wurde Besitzer Dalchow, erster Schöffe Urban, zweiter Schöffe Broschell und Ortskassenrendant Broschell.


Lageplan

Lage einiger Gehöfte und Gebäude in Absteinen vor 1945
(Die Gebäude 1,2,4,5,6,7,9 sind 2014 nicht mehr vorhanden.)
Nr. Name
1 Teilgehöft Walter Urban (Kellerischken)
2 Gehöft Familie Kindl
3 Gehöft Absteinen
4 Familie Hoffmann
5 Insthäuser Gut Hermann Büchler
6 Postamt
7 Gutshaus Hermann Büchler
8 Käserei
9 Stallungen Gut Büchler
10 Gastwirt u. Schmiedemeister Erich Urban
11 Straße von Willkischken n. Schreitlauken


Fotos

2012 an der Straße von Willkischken in Richtung Kellerischken:

Hof rechts der Straße (ehemals Hof Urban) (Foto 2012)
Zum Vergleich: Hof von Carl Urban (Mann mit dem Gewehr) in früherer Zeit
Hof links der Straße (Foto 2012)
Stallgebäude des Hofes von 1900 (Foto 2012)


Karten

Absteinen auf der Schroetterkarte Blatt 13, (1796-1802), Maßstab 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000


Absteinen im Preußischen Urmesstischblatt Nr.87, 1861
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Absteinen im Preußischen Urmesstischblatt Nr.87, 1861
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Absteinen im Messtischblatt 0898 Willkischken, 0899 Szugken, 0998 Ragnit und 0999 Baltupönen (1913-1941) mit den Gemeindegrenzen von 1938, Maßstab 1:25000
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Absteinen (Kreis Tilsit) aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>ABSNENKO15BB</gov>

Quellen

  1. Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
  2. Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
  3. Peteraitis, Vilius: Mažoji Lietuva ir Tvanksta, Vilnius 1992, S. 65
  4. Bojate, A., Pizova, F: Latviešu-Franču Vārdnīca, Riga 1970
  5. Kurschat, Alexander: Litauisch-Deutsches Wörterbuch, Vandenhoeck & Ruprecht, 1968
  6. Lange, Dietrich: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  7. Goldbeck, Johann Friedrich: Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, Erster Teil Topographie von Ostpreußen, Königsberg und Leipzig 1785, Nachdruck VFFOW, Hamburg 1990
  8. Der Regierungs-Bezirk Gumbinnen nach seiner Lage, Begrenzung, Grösse, Bevölkerung und Eintheilung nebst einem Ortschafts-Verzeichnisse und Register, Gumbinnen 1818, Nachdruck: Sonderschrift Nr.48 des VFFOW, Hamburg 1981
  9. http://www.tilsit-ragnit.de/ragnit/ra_landwgrbetriebe1920.html
  10. Goldbeck, Johann Friedrich: Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, Erster Teil Topographie von Ostpreußen, Königsberg und Leipzig 1785, Nachdruck VFFOW, Hamburg 1990
  11. Der Regierungs-Bezirk Gumbinnen nach seiner Lage, Begrenzung, Grösse, Bevölkerung und Eintheilung nebst einem Ortschafts-Verzeichnisse und Register, Gumbinnen 1818, Nachdruck: Sonderschrift Nr.48 des VFFOW, Hamburg 1981
  12. Die von Preußen abgetretenen Gebiete, bearbeitet in der Plankammer des Preußischen Statistischen Landesamtes, Berlin 1922
  13. Reichsgesetzblatt 1939, Teil II, S. 608)
  14. Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
    http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm
  15. Amtsblatt des Regierungspräsidenten in Gumbinnen, 2.9.1939
  16. Kurschat, Heinrich A.: Das Buch vom Memelland: Heimatkunde eines deutschen Grenzlandes, Oldenburg (Oldb.) 1968
  17. Goldbeck, Johann Friedrich: Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, Erster Teil Topographie von Ostpreußen, Königsberg und Leipzig 1785, Nachdruck VFFOW, Hamburg 1990
  18. Die evangelischen Kirchengemeinden in Ostpreußen und Westpreußen in Pfarr-Almanachen von 1912 und 1913, Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V. Nr. 59.
  19. Schwarzien, Otto: Bilder aus der Vergangenheit des Kirchspiels Willkischken, 1927
  20. KOPP, Jenny: Geschichte des Landkreises Tilsit, Tilsit 1918, S.96.