Heidersdorf, Kreis Neisse

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Hierarchie
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Allgemeine Information: Das Dorf Heidersdorf

Heidersdorf war eine Ortschaft im Regierungsbezirk Oppeln in Oberschlesien und zählt zu den ehemaligen deutschen Gebieten. Zur Dorfgemeinde gehörte die Kolonie Kohlsdorf. Kreisstadt war die Stadt Neisse. Heute gehört Heidersdorf zu Polen, polnischer Name: Jędrzychów. Der Ort liegt im Powiat Nyski in der Woiwodschaft Opole.

  • Quelle: Texte zur allgemeinen Information und zu den Bewohnern mit freundlicher Genehmigung des Verlages: Franz-Christian Jarczyk: "Die Dörfer des Kreises Neisse", 3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes :e.V. Hildesheim

Lage

Heidersdorf liegt 2 km nordwestlich von Neisse an der Stadtkreisgrenze, an der Straße nach Großgiesmannsdorf, 220 m über NN. Zur Gemarkung gehören Kohlsdorf, der Flugplatz Stephansdorf und die Gaststätten „Davidshöh“ und „Sellerie“. Die nächste Eisenbahnstation ist Stephansdorf (1 km), eine Omnibuslinie führte durch das Dorf, das auch eine Poststation besaß.

Zur Geschichte

Eine Hacke aus der Zeit der Bandkeramiker, 1932 in der Nähe des Bahnwärterhauses gefunden, deutet auf eine frühe Besiedlung hin. Der Ort wird erstmals 1306 im Lb. Fund. (Heydenrici villa) erwähnt; er besaß damals 42 kleine Huben, von denen der Scholze 6 ½ hatte. Der St. Urban-Gelöbnsitag und der Flurname „Weinberg“ wiesen vermutlich auf Siedler aus West-oder Süddeutschland hin. Im Neisser Stadtarchiv befand sich ein Heidersdorfer Schöffenbuch von 1439-1489, das wohl das älteste seiner Art in Schlesien war; das Neisser Museum besaß ein weiteres Schöffenbuch des Dorfes von 1512-1521. Bei der Belagerung Neisses 1807 durch die Franzosen wurde das Dorf eingeäschert; das Ende des 2. Weltkrieges brachte schwere Zerstörungen.

Die Gemeinde

  • Heidersdorf (Bürgermeister 1935 und 1942 Bauer Silvester Ciesla) gehörte zum Amtsbezirk und Gendarmerieposten Großgiesmannsdorf, das Standesamt war im Ort.
  • Eine Schule wird zuerst 1770 erwähnt. Das erste Schulmeisterhaus, 1784 angegeben, wurde später zum Gemeindehaus. 1896 wurde ein zweistöckiges Schulhaus erbaut, dessen 3 Klassen 1925 von 121 Kindern besucht wurde.
Unterricht gaben 1925 Hauptlehrer Theodor Alder, Lehrerin Else Trapke, Lehrer Adolf Bena (auch 1939), 1935: Hauptlehrer Paul Klant, Lehrer und Bauer Alfred Kudla (auch 1939); 1939: Hauptlehrer Richard Furhmann, Lehrer Bernhard Seidel.
  • Die Gemeindeflur ist 939 ha groß. Flurnamen sind: die Rentschke Erben, Galgenberge, die Gemeindeerben, der Gemeindepreis, Hexenmorgen, die Hintererben,die Hofäcker, Kaninchenberg, Kuhstall, Morgen, Natterntümpel, Mittel- und Oberbüsche, Sauäcker, Scheibe, Kraut Schilde, Triebberg, Weinberge.

Kirche

  • Das Dorf war früher nach St. Jakobus in Neisse, seit 1915 nach St. Dominikus in Neisse-Friedrchstadt eingepfarrt. Am Ort war eine Meßkapelle mit dem in Schlesien seltenen Patrozinium St. Urban. Das im 15. Jahrhundert erbaute Presbyterium wurde im 17. Jahrhundert vergrößert. 1929/30 wurde ein Querschiff angebaut und ein Dachreiter aufgesetzt. Jungkirmes war am 3. Sonntag nach Ostern. Altkirmes am Sonntag nach Allerheiligen. Hagelgelöbnis war seit dem 16. Jahrhundert am 25.5. (St. Urban), später noch am 16.8. (St. Rochus).
  • Die nächste evangelische Kirche war in Neisse.


Einwohner

Einwohnerentwicklung

  • Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war:
1784: 401 Einwohner, 57 Stellen
1845: 646 Einwohner, 101 Häuser
1895: 874 Einwohner (6 ev.), 114 Häuser, 184 Haushalte
1939: 842 Einwohner, 257 Haushalte

Im Ort war eine Freiwillige Feuerwehr, um 1900 war ein Jungbauernverein gegründet worden.

  • Im Dorf waren 1937: 1 Bäcker, 1 Baugeschäft, 1 Betonwarenfabrik, 1 Fleischmehlfabrik, 1 Fuhrgeschäft, 4 Gasthöfe, 1 Kies- und Sandgewinnung, 1 Kolonialwarenladen, 1 landwirtsch. Maschinenfabrik, 1 Schmiede, 3 Schuhmacher, 1 Stellmacher.

Liste der Einwohner, die 1935 in Heidersdorf wohnten

Flucht und Vertreibung 1945

Am 16.03.1945 um 23 Uhr floh die Bevölkerung vor den anrückenden russischen Truppen über das Altvatergebirge ins Sudetenland, über Wartha kehrte sie nach Heidersdorf zurück. Russen und Polen drangsalierten die Einwohner und zwangen sie bei schlechter Ernährungslage zu schwerer Arbeit. Am 10.6.1945 wurde die Bevölkerung aus dem Ort vertrieben, sie wurde während Tagen und Nächten ohne Verpflegung in Viehwaggons nach dem Westen gebracht.


Kohlsdorf

Die Gemeinde

Kohlsdorf hat als Siedlung auf drei verschiedenen Plätzen bestanden. Zuerst gab es den Ort in der Gegend der späteren Friedrichstadt. Als König Friedrich d. Gr. nach der Erorberung Schlesiens Neisse zur starken Festung ausbauen ließ, wurde die Gemeinde in das Neißetal verlegt (Kohlsdorfer Wiesen). Im Jahr 1829 zerstörte ein Hochwasser der Neisse diese Ansiedlung und die Kohlsdorfer wichen auf Heidersdorfer Gemarkung aus. 1845 wurde die Kolonie Kohlsdorf nach Heidersdorf eingemeindet; drei Gehöfte (der "Anteil Kohlsdorf") kamen jedoch zu Glumpenau, wohin auch die Kinder dieser Häuser eingeschult wurden.

Die Kinder der Kolonie Kohlsdorf waren nach Heidersdorf eingeschult.
Der Ort hatte eine Poststelle. Das ehemalige Vorwerk (99 ha) war im Besitz der Stadt Neisse und war in Parzellen verpachtet. In einer Urkunde von 1548 wird bereits das Fischerhaus der Familie Ziegan genannt, deren Nachkommen bis 1945 im Ort wohnten.
  • Einwohner
Kohlsdorf hatte:
1784: 8 Stellen
1939: 135 Einwohner, 38 Haushalte

Kirche

  • Die zuständige katholische Kirche war bis 1915 St. Jakobus in Neisse, danach St. Dominikus in Neisse-Friedrichstadt.
  • Die nächste evangelische Kirche war in Neisse.

Genealogische und Historische Quellen

  • FAMILY SEARCH: Kirchenbücher von Heidersdorf Kreis Neisse sind in einer örtlichen Forschungsstelle der Mormonen einsehbar. Online kann erkundet werden, welche Jahrgänge zur Verfügung stehen: :https://www.familysearch.org/search/catalog

Webseiten

Weitere Webseiten

Bibliographie


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