Lissek

Zufallsfund

"In der Gemeinde Belschnitz, Ratiborer Kreises, ist am 5.April d.J. ein ausweisloser, anscheinend taubstummer Mensch angehalten worden, welcher sich nach einigen von ihm undeutlich gefertigten Schriftzügen Franz DEPTA aus Lissek nennt. Bei einer gerichtlichen Verhandlung hat derselben dem Taubstummenlehrer in Ratíbor gegenüber durch Zeichen angegeben, daß er 28 Jahre alt sei, frühzeitig seine Eltern verloren habe und in Folge eines Falles auf den Kopf in seiner Jugend taubstumm geworden sei. Von Ersterem ist die Vermuthung ausgesprochen worden, daß Depta die Taubstummheit simuliert. Bei seiner Verhaftung sind ihm circa 9 Rthlr. Geld abgenommen worden, welches er in einer österreichischen Lotterie gewonnen haben will und in Loslau in preußisches Courant umgesetzt hat. Das Signalement dieses anscheinenden Betrügers theile ich den Polizeibehörden und Gensdarmen des Kreises unter der Aufforderung mit, Nachforschungen über die Ortsangehörigkeit und Heimathsverhältnisse des Depta anzustellen und dafern etwas hierauf Bezügliches ermittelt werden sollte, mit davon ungesäumt Anzeige zu erstatten. S i g n a l e m e n t. Vor- u.Familienname, Geburts- und Aufenthaltsort und Religion unbekannt, Alter ohngefähr 23 oder 24 Jahre, Größe 5 Fuß 5 Zoll, Haare hellblond, Stirn bedeckt, Augenbrauen blond, Augen blaugrau, Nase groß, Mund aufgeworfene Unterlippe, Bart keinen, Zähne vollständig, Kinn rund, Gesichtsbildung länglich, Gesichtsfarbe blaß, Gestalt schlank. Besondere Kennzeichen Pockennarben im Gesicht. B e k l e i d u n g. Ein alter schwarzer Filzhut, eine alte blaue Soldatenjacke mit rothem Ausschlage auf der Brust, ein Paar grauleinene Hosen, ein Paar hohe lederne Stiefeln und ein Leinwandhemde. Neustadt, den 24.Juni 1854 Der Königliche Landrath" ("Neustädter Kreisblatt" vom 30.6.1854)

Quelle: Oberschlesien-L