Niederblockland Nr. 35

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Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Bremen > Blockland


Hofansicht 2011 (Ruine)


Einleitung

Niederblockland Nr. 35, Hof in Niederblockland, Gemeinde Blockland, Stadt Bremen

Adresse: Niederblockland Haus Nr. 35 (Hemmstraße, Hof Kapelle)


Hofansicht (vor Abriss 1997)
Hofansicht (vor Abriss 1997)







Geschichte des Hofes

Allgemein

Auf halbem Wege zwischen dem Findorff (der jetzigen Bundesautobahn) und damit dem ersten zur Wasserhorster Kirchengemeinde gehörigen Gehöft von Geerken - und dann der Schleuse und Gaststätte Dammsiel am Wümmedeich, liegt auf einer Warft der jetzt verfallene Hof "Kapelle". Dort befand sich ein kleines Gotteshaus, eben die Kapelle, die aber nach einer Urkunde aus dem Jahr 1336 damals schon nicht mehr bestand. Eine Sage erzählt, dass deren Glocke noch jetzt tief versunken in einem Graben in der Nähe läge.




Die Mordtat in Niederblockland:

Georg Garbade berichtet in seinem Buch Heimatgeschichte des Blocklandes aus dem Jahr 1995 auf Seite 74-77:

"An der Hemmstraße bei Hermann Geerken, Niederblockland 37, und Lür Geerken waren schon öfter Polen zum Plündern gewesen. Hier hatte es auch schon Schießereien gegeben. ...... Am 20 November 1945, einen Tag vor Buß- und Bettag, waren die Familien Flothmeier - Hamelmann an der Blocklander Hemmstraße 35 um 22 Uhr ins Bett gegangen, kurz vor Mitternacht kamen 10 bewaffnete Polen ins Haus, Wilhelm Hamelmann machte Licht.

Dieses Gehöft war mit einer eigenen Stromversorgung ausgestattet. Als alleiniger Überlebender des nun folgenden Massakers berichtet er in einer Broschüre und auf Tonband von dieser Nacht.

Der deutschsprechende Anführer zwang H. mit vorgehaltener Pistole, alle Hausbewohner herbeizuholen. H. erklärte, daß hier nur hilflose Menschen wohnen und was sie haben wollten, sollten sie mitnehmen. Das taten sie auch, forderten dann aber alle auf, in den Keller zu gehen, der Anführer und drei andere kamen ihnen nach. H. wurde aufgefordert zu schwören, daß er sie nicht anzeigen und verfolgen würde, H. war damit einverstanden. Darauf reichte der Anführer einem Nebenmann mit Maschinenpistole eine Handvoll Patronen, die dieser in das Magazin schob. Daraufhin schoß er in die hilflose Menschengruppe, alle wurden mehrmals getroffen, nur H. überlebte schwerverletzt.

Die Mörder verließen den Keller, doch der Anführer kam zurück und überzeugte sich durch Anheben und wieder Fallenlassen des Beines von H. von dem Erfolg seiner schrecklichen Tat. H. konnte sich totstellen und somit überleben. Nach etwa einer Stunde schleppte sich H. aus dem Keller, fand ein Kinderfahrrad und machte sich auf dem Weg zu dem etwa 2 km entfernten Nachbarhof. Die amerikanische Militärregierung wurde unterrichtet und veranlaßte sofortige Überprüfungen von Lagern, worin die Fremdarbeiter noch wohnten. Am Halmer Weg wurde der Verdacht erhärtet und 8 Polen festgenommen. Das weitere ergibt sich aus den Zeitungsberichten.

Aus Polizeiberichten geht hervor, daß 4 Angeklagte am dritten Verhandlungstag, den 27 Februar 1946, zum Tode verurteilt und am 13 Juli 1946 auf dem alten Schießstand an der Neuenlander Straße erschossen wurden. Der Anführer Zygmund Smyth wurde erst am 26 April 1947 gefasst und zu 40 Jahren Zuchthaus verurteilt. Hamelmann hat schon in der Gerichtsverhandung und später nochmals um Gnade für die Angeklagten gebeten. Er wollte die zu Lebenslang Verurteilten und dann Entlassenen sogar in seine Hausgemeinschaft aufnehmen. Die Blocklander konnten solche Gedanken nur schwer verstehen".


Drei Generationen wurden in der Nacht ausgelöscht:

Hofbesitzer Wilhelm Flothmeier und Frau Meta, Obersteuerinspektor i.R. Heinrich Hamelmann und Frau Berta, die Ehefrau Margarethe Hamelmann, die drei Hamelmanschen Töchter Ruth, Martha, Lieschen, das Dienstmädchen Meta Howald, der Knecht Fritz Heitmann, die zu Besuch weilende Frau Beta Gerdes aus Bremen und der jüngerer Sohn Hamelmanns, Willi, der noch in der Tatnacht infolge eines Schläfenschusses starb.

Quellen:
Georg Garbade in seinem Buch Heimatgeschichte des Blocklandes aus dem Jahr 1995 auf Seite 74-77
Berichte aus der Zeitung Weser-Kurier

im Mordkeller, kurz vorm Abriss des Hofs Kapelle (1997)



Der Name Kapelle wird erstmals am 24.05.1336 erwähnt. Zwischen der Kapelle und den Höfen an der Wümme bestanden zeitweise enge Verflechtungen, so daß nicht immer sicher festgestellt werden kann, wo sich die Bewohner aufgehalten haben. Die nachfolgende Aufstellung gründet sich zunächst auf Hoops, dann auf das Kirchenbuch, soweit ausdrücklich als Wohnort "Kapelle" angegeben ist.



Chronologische Dokumentation


1336: am 24.05. wird der Hof erstmals erwähnt


1739: lfd. Nr. 50: 6 Pferde, 5 Hornvieh, 4 Fächer Haus, 2 Fächer Scheune, 16 Morgen von Dr. Meyer und Bürgermeister v. Büren, 8 Morgen von H. Baumeister und der Blocklander Bauernschaft. 16 Morgen Erbland


1741: Hausbau


1812: Bau eines Backhauses


1945: am 20.11. wird der Hof von plündernden Polen überfallen, es gab 12 Tote


1949: Wilhelm Hamelmann verkauft den Hof


1997: der Hof wird abgerissen


Generationenfolge

Geuers

Hinrik Geuers
* keine weiteren Daten bekannt

um 1594 erwähnt


Gartelmann

Frerk Gartelmann Wwe.
* keine weiteren Daten bekannt

um 1642 erwähnt


Warneken

Didrich Warneken
* keine weiteren Daten bekannt

um 1668 erwähnt


Harjes

Hermann Harjes
* keine weiteren Daten bekannt

um 1715 erwähnt


Kropp

Arend Kropp
* keine weiteren Daten bekannt

um 1735 erwähnt


Kropp-Harjes-Garbade

Metje Kropp
* keine weiteren Daten bekannt

Tochter von Arend Kropp

oo (nicht bekannt)

Harm Harjes
* 1700 (nicht bekannt)
† 30.03.1770 Niederblockland

oo (nicht bekannt)

Hille Garbade
* 30.10.1720 Wasserhorst Nr. 2
† 30.04.1762 Niederblockland

Tochter von Albert Garbade und von Alke Garbade aus Wasserhorst Nr. 2


Harjes

Dierk Harjes
* keine weiteren Daten bekannt

um 1739 erwähnt


Harjes

Harmen Harjes
* 1734 Niederblockland
† 10.02.1793 Niederblockland

blieb Ledig, Erbin seine Tante


Harjes-Bavendam

Anna Harjes
* keine weiteren Daten bekannt

oo (nicht bekannt)

Johann Bavendam
* keine weiteren Daten bekannt


Bavendam-Harjes

Johann Bavendam
* keine weiteren Daten bekannt

oo (nicht bekannt)

Beke Harjes
* Niederblockland Nr. 5 keine weiteren Daten bekannt


Bavendam-Sinning

Frerich Bavendam
* 28.05.1780 Niederblockland
† 09.05.1838 Niederblockland

oo (nicht bekannt)

Hille Sinning
* 01.04.1784 Wasserhorst 1
† 29.10.1853 Niederblockland


Bavendam-Garbade-Raschen-Raschen-Meyer

Hinweisschild vor der ehemaligen Hofstelle

Gesche Bavendam
* 10.07.1816 Niederblockland
† 09.05.1838 Niederblockland

oo 23.06.1842 Wasserhorst

Berend Garbade
* 1811 Niederblockland Nr. 19
† (nicht bekannt) Niederblockland

oo 15.02.1856 (2.Ehe) Niederblockland Nr. 32

Wubke Raschen
* 09.11.1823 Niederblockland Nr. 11
† 10.05.1862 Niederblockland

Tochter von Johann Raschen und Anna Geils aus Niederblockland Nr. 11

oo 26.06.1863 (3.Ehe) Niederblockland Nr. 32

Anna Raschen
* 06.01.1829 Niederblockland Nr. 11
† 20.03.1866 Niederblockland

Tochter von Johann Raschen und Anna Geils aus Niederblockland Nr. 11

oo 15.02.1870 (4.Ehe) Niederblockland 35

Margarethe Meyer
* 10.04.1836 Torfmoor
† 14.11.1906 Niederblockland

Tochter von Johann Meyer und Margarethe Viebrock aus Torfmoor


Garbade

Frerk Garbade
* 28.04.1849 Niederblockland
† (nicht bekannt) Niederblockland

1900 Hofübergabe an seine Halbschwester


Garbade-Flothmeier

Meta Garbade
* 10.04.1878 Niederblockland
† 21.11.1945 Niederblockland

oo 1900 Wasserhorst

Friedrich Wilhelm Flothmeier
* 14.10.1873 Niederblockland Nr. 11
† 21.11.1945 Niederblockland

Sohn von Wilhelm Heinrich Flothmeier und Metta Kropp aus Niederblockland Nr. 11


Flothmeier-Hamelmann-Pretor

Margarete und Wilhelm Hamelmann mit drei ihrer Kinder

Margarete Flothmeier
* 19.05.1906 Niederblockland
† 21.11.1945 Niederblockland

oo 30.09.1927 Wasserhorst

Friedrich Wilhelm Hamelmann
* 21.06.1902 Walle-Bremen
† 18.10.1979 Wildeshausen

oo 1946 (2.Ehe) (nicht bekannt)

Edeltraud Pretor
* 04.02.1922 (nicht bekannt)
† 26.11.1973 Wildeshausen



Ergänzende Angaben

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