Geesthacht/Ertrunkene bei Geesthacht (1566–1630)

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Ertrunkene bei Geesthacht in der Zeit von 1566 bis 1630

Im Rahmen des Streits mit dem Herzogtum Sachsen-Lauenburg und mit dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg um die Hoheitsrechte über den Elbstrom bei Geesthacht und um das Strandrecht ließ der Bürgermeister und Rat der Stadt Hamburg im Jahre 1630 eine Liste von Personen anfertigen, die in der Zeit von 1566 bis 1630 in der Elbe ertrunken sind und bei Geesthacht von den Geesthachtern aus der Elbe an das Land gezogen wurden. Mit dieser Liste sollte der Hoheitsanspruch der beiden Freien Reichsstädte Hamburg und Lübeck auf den Elbstrom dokumentiert werden, indem sie belegten, dass in der Vergangenheit nicht nur an das Ufer gespülte ertrunkene Personen, sondern auch im Elbstrom befindliche tote Körper von ihren Untertanen, den Geesthachtern, geborgen wurden, da nicht nur der Strand, sondern auch die Elbe bei Geesthacht zu ihrem Hoheitsgebiet gehörte. Das Schreiben des Bürgermeisters und des Rats der Stadt Hamburg, datiert vom 11. August 1630, ist adressiert an die verbündete Stadt Lübeck und enthält die Liste der ertrunkenen Personen.

11. August 1630

,,Actus, wegen der ertruncknen bey Geisthacht:

1. N. Borkendall, ist bey Zeiten des H. Niclas Vöglers, zur Lowenburg vertruncken, undt nach Geisthacht zuegetrieben, daselbsten von den Geisthachter Leuthen aus der Elbe auffs landt gezogen, undt in der Kirchen, ein tag eyliche, verwahrlich enthalten, endlich aber von wohlermeltem Herrn, auff des toden freunde bittliches ansuchen loßgegeben, undt nach Trittow zum begrebniß orführet worden.

2. Peter Detloffs, Zollners zu Desperhude, Franz Vogts, Diener, ist daselbsten vertruncken, vnd an Geisthacht angetrieben, daselbsten von den Geisthachter Leuten auff das landt angezogen, undt auff den KirchHoff begraben worden. Bey H. Johan Schulzen Zeiten ohngefehr Anno 90.

3. Jurgen Schlawetaw des Zollners zu Desperhude Hans Barckenmeyers Dieners, ist ebenmessig daselbsten zu Desperhude vertruncken, und von den Geisthachter Leuten zu Geisthacht aufs Landt gezogen, undt auf den KirchHoff aldar begraben worden. Ao. 92. oder 93.

4. Johann Krahmer ist vngefehr vor 40. Jharen in der Elbe vertruncken, von den Geisthachter leuten zu Geisthacht aufs landt gezogen, und vf den KirchHoff begraben worden.

5. Ist ohngefehr vor 10. Jharen zu Hasendaehl eine Magdt vertruncken, welche zu Geisthacht ans land geschlagen, von den leuten daselbst auffgezogen, undt von Ihnen vff den Kirch Hoff begraben worden.

6. Peter Kine zur Besenhorst, ist bey den Geisthachter wischen vertruncken, von den Geisthachter leuten vf das land gezogen, und auf den KirchHoff aldar begraben worden, undt das geldt, so bey Ihm gefunden, von Ihm abgenommen, undt nach dem Hause Bergerdorff gebracht worden. bey H. Christoff Toden Zeiten.

7. Ist eine Dirne Catharina Meyennahmens vngefehr 1621. vertruncken, und auf den KirchHoff zu Geisthacht begraben worden.

8. Claus Meinen sein Sohn Claus vertruncken Anno 1622 den 4. Novembr. den 6. begraben, H. Johann Hat die Leichpredigt gethaen.

Zu diesen vorgemelten Persohnen, sind in den nechsten 30. Jharen Hero, in die 6. vndt mehr persohnen in der Elbe vertruncken, Welche von den Geisthachtern an das Landt gezogen, und zur Geisthacht vf den KirchHoff begraben worden.“


Ergänzungen zu den obigen Personen:

In den Schreiben des Amtmanns Joachim Brandt zu Bergedorf vom 07.07.1607 und 19.07.1607 werden nach den Berichten der Geesthachter zu zwei der oben aufgelisteten Personen nähere Angaben gemacht:

Zu Nr. 1: N. Borkendall: Der Name lautet richtig Brakendall. Der Ertrunkene war der Sohn des verstorbenen Moritz Brakendalls zu Trittau (Trittow) und ging in Lauenburg zur Schule. Er ertrank beim Baden in der Elbe bei Lauenburg und wurde mit dem Strom nach Geesthacht getrieben und bei Geesthacht in der Elbe gefunden.

Zu Nr. 6: Peter Kine wohnte in Besenhorst und soll vor 41 Jahren in der Elbe ertrunken sein, also im Jahre 1566. Er war im Winter 1566 mit seiner Frau im Land zu Lüneburg zum Kindelbier gewesen und wollte zu Fuß über die zugefrorene Elbe auf dem Eise nach Hause gehen. In der Nähe der Geesthachter Wiesen brach er im Eis ein und ertrank. Das Ereignis geschah am Anfang des Jahres 1566 zu Zeiten des Amtmanns Johan Muller (Moller). Einem weiteren Schreiben der Stadt Bergedorf vom 03.06.1607 zufolge war der ertrunkene Peter Kine der Vater von Claws Kine: ,,Claws Kinen Vatter Peter Kinen sey ertruncken“.


Quelle: StAHH, Lübecker Senatsakten betreffend Bergedorf, 415-1, Vol. 31 Fasc 1 f, 11.08.1630; transkribiert v. Andree Peterburs, 2013. Ebd. 03.06.1607, 07.07.1607 u. 19.07.1607.