Paderborn/Stadtsiedlung

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Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Planlos gewachsene älteste Siedlung. Ausgangspunkt das Abdinghofgelände, daneben Entwicklung der Domfreiheit. Beide Gebiete planmäßig erweitert um 1000, mit verschiedenen annähernd gitterförmigen Straßensystemen im Norden, 0sten, Süden und Westen zu (insgesamt) langrundem Grundriß mit fast gerader Südseite; unregel-mäßig geformter Marktplatz südlich vor dem Dom im Stadtmittelpunkt. Ältestes umwalltes Stadtgebiet entspricht etwa der späteren domkapitularischen Freiheit (Immunität), mit 2 Toren. Davor nach Westen hin schon um 1000 eine Vorstadt, "suburbium", mit dem Markt, der Marktkirche und dem Kloster Abdinghof (1031 im suburbium); spätestens unter Bischof Meinwerk war dies erweiterte Stadtgebiet ummauert (1. Drittel 11. Jhdt.). Die Befestigungsmauern verlaufen im Westen in Richtung der heutigen Königstraße, im Norden entsprechend dem Verlauf der Paderläufe, im Osten ungefähr entsprechend dem Verlauf der heutigen Heiersstraße/Kasseler Straße (Burg), im Süden: heutige Jesuiten- und Franziskanermauer. Ausdehnung des damaligen Stadtgebietes von Norden nach Süden etwa 650 m, von 0sten nach Westen etwa 600 m. Im Norden der Maspernbezirk, 1183 als "pars civitatis" genannt, der Stadtmitte vorgelagert. Stadtumfang liegt seit Anfang 13. Jhdts. unter Erweiterung nach Osten und Westen fest bis Anfang 19. Jhdts.

Die 5 Bauerschaften: Maspern- und Giersbauerschaft (im Nordosten, bis 1599 vereinigt), Western-, Kämpern- (im Süden) und Königsträßer (im Nordwesten) Bauerschaft, hatten greifbare Bedeutung erst seit Ende 16. Jhdts. Das ganze Stadtgebiet war Anfang 13. Jhdts. mit Mauer und Graben befestigt. Darin 5 Tore: Spirings- (später Kasseler) Tor 1229, Gierstor 1231, Heierstor 1183, Westerntor 1222, Neuhäuser (Riemeke-) Tor 13. Jh., abgebrochen 1872. Entfernung Gierstor-Westerntor 1.100 m (Ost-West). Befestigungen nach 1622 und 1632 verstärkt; um 1760 aber galt Paderborn als offene Stadt trotz Mauern und Wällen, die Anfang 19. Jhdts. abgetragen wurden. Gräben Mitte 19. Jhdt. aufgeschüttet und Mauern abgetragen, Reste aber erhalten. Neu 1847 Rosentor, 1864 Liboritor. 3 Mauertürme ganz, 8 in Bruchstücken erhalten, Rest eines Torhauses von 1518 nicht mehr vorhanden. Erst um 1900 Ausdehnung des Stadtgebiets über die Befestigungsmauern hinaus.

Gebäude

Rathaus am Rathausplatz 1279 erwähnt, Neubau 1473 (?) und (der spätere) 1613-20, Renaissance, davor Kump (=Brunnenwanne), 16. Jhdt.; 4 weitere Brunnen in der Stadt. Gymnasium, Renaissance, Barock, ehem. Jesuitenkolleg und Universität 1612 ff., mehrfach umgebaut. Verschiedene Adelshöfe und Bürgerhäuser, gotisch, Renaissance, Barock, mit Steinfassaden. Salvatorkirche 777 bzw. 799. Dom des Bischofs Badurad, fast vollendet 836, stand bis 1000. Heutige Metropolitankirche, kath., St. Liborius, mit Resten des Neubaues unter Meinwerk 1009-15, nach Bränden 1058, 1133; 13. Jhdt., romanisch, Übergang und gotisch, mit Krypta und Kreuzgang sowie barocken Anbauten. Marktkirche St. Pankratius, außerhalb der Domfreiheit, kath., romanisch, gotisch umgebaut, abgebrochen 1784. Kirche Abdinghof über Fun-damenten der älteren Kirchen von 777 und 799 errichtet 1016/31, romanische Basilika, jetzt ev. (Paulus). Die letzten, 1770 erbauten Klostergebäude des gleichnamigen Benediktinerklosters dienten seit 1803 profanen Zwecken. Alexiuskapelle, nördlich des Abdinghofgeländes, errichtet um 1000, zerstört und wiederaufgebaut 1673, Renaissance. Bartholomäuskapelle, nördlich des Domes, errich-tet 1017, älteste Hallenkirche auf deutschem Boden. Busdorfkirche: Hallenkirche als Erweiterung einer 1036 geweihten Kirche gegen Ende 13. Jhdts. erbaut, romanisch und gotisch, St. Peter und Andreas; Kreuzgang noch erhalten. Franziskanerkirche, Barockbau aus dem Jahre 1681; Kloster mit ältesten Teilen von 1664. Gaukirche: hochromanische Basilika aus dem letzten Viertel des 12. Jhdts. (St. Odalrici) im Bereich der alten Domfreiheit (ehem. Dompfarrkirche); Kloster von Zisterzienserinnen 1229 gegr., Gebäude (1733) zuletzt der Stadt-verwaltung. Jesuitenkirche erbaut 1682-86 mit Jesuitenkolleg aus dem 17. und 18. Jhdt., 1951 Gymnasium und Erzbischöfliche phil.-theol. Akademie (auf dem Boden des 1232 gegr. Minoritenklosters). Kapuzinerkirche erbaut 1683; Klosteranlage von 1612, zerstört und wiederaufgebaut im 1. Viertel des 17. Jhdts., Gebäude zuletzt Knabenseminar. Michaelskirche mit Klosteranlage der Chorfrauen des hl. Augustinus, errichtet 1696, mehrfach erweitert. Kapuzinessenkloster 1628, seit dem 19. Jhdt. Krankenhaus (Landeshospital); Kirche 1659. Bischofspalast 11. Jhdt., schon 1336 Ruine. Kath. Laurentiuskapelle romanisch, abgebrochen 18S4. Kath. Liboriuskapelle am Jesuitenkloster, spätgotisch. Weitere Liboriuskapelle, kath., Barock, 18. Jh.

Brände

Brände: 1000, 1058, 1133, 1263; 1506 (angeblich 300 Häuser, Anlaß zum Bau der städt. Wasserkunst); 1616 (375 Gebäude); 1875 (Ükernbrand, 97 Gebäude).

Brände

  • Im zweiten Weltkrieg: Zerstört wurden: 5 Kirchen völlig, 6 Kirchen teilweise; 5 Klosteranlagen völlig, 4 teilweise; 10 Schulen, 4 Krankenhäuser u. ä., 5 größere Fabriken, 19 öffentliche Gebäude, 2.900 Wohnhäuser. Von insgesamt 4.220 Gebäuden blieben 68 unbeschädigt. Bis 15% wurden 735 Häuser zerstört, 16-40%: 1.390, 41-60%: 795, 61-100%: 1.232. -
  • Stand 1961: Zerstört wurden: Abdinghofkirche (wiederaufgebaut) und Kloster (fast restlos), Alexiuskapelle, Dom (teilbeschädigt), Franziskanerkirche (ausgebrannt, wiederaufgebaut), Gaukirche, Jesuitenkirche und -kol-leg (teilweise wiederaufgebaut), Kapuzinerkirche und -haus (ausgebrannt, wiederaufgebaut), Michaelskirche (teilzerstört, wiederhergestellt), Landeshospital (im Wiederaufbau), Rathaus (schwer beschädigt, wiederaufgebaut); die Renaissancebauten: Haus Heising (wiederaufgebaut), Haus Levermann und das Hotel Haus Löffelmann; Erzbischöfliches Palais, der ehem. Dalheimer Hof, Barockbau von Schlaun, und Haus Fürstenhof, Barockkurie, beide voll ausgebrannt, wiederaufgebaut.
  • Zerstörungsgrad 80-85%.
  • Stand 1961: Von den Schäden etwa 50-60% beseitigt. [1]

Fußnoten

  1. Quelle: J. F. Brand, Kurze Beschreibung der Stadt P. (1846). J. B. Nordhoff, Der Dom zu Paderborn, in: Bonner Jb. 89 (1890). W. B. Giefers, Der Dom zu Paderborn (1860). Ders., Führer durch Paderborn und seine Umgebung (1870). Greve. Hist. Wanderungen durch Paderborn (1912). Stolte, Der Dom zu Paderborn, in: Westfälische Z. 61—63 (1903—05). Ludorff, Bau- und Kunstdenkmäler des Kr. Paderborn (1899). Richter, Die Jesuitenkirche zu Paderborn (1892). G. Humann, Die Baukunst unter Bischof Meinwerk von Paderborn (1918).