Hüvener Mühle
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Erbkotten Hüvener Mühle
[1] Als Erbkotten bezeichnete man hier vor 1802 das Erbeigentum desjenigen Kötters, welcher mit Bewilligung der zuständigen Grundherrschaft diesen Besitz gegen Pacht und Dienste an den Grundherrn unter hatte.
Mühlennutzung
Im Jahre 1534 wird der „Erffkotter tho Hüven de Möller" das erste Mal urkundlich erwähnt. Auch in den folgenden Jahren diente der Erbkotten an der Mittelradde als zuverlässige Kornmühle, ein späterer Anbau ermöglichte auch die Nutzung durch Stampfwerke als Öl- und Walkmühle. Durch ein Feuer im Jahre 1801 wurde das Gebäude fast komplett zerstört. Der Wiederaufbau begann umgehend, sodaß bereits am 21.06.1802 der Betrieb wieder aufgenommen werden konnte. Die Mühle war wieder ausschließlich mit Wasserantrieb versehen.
Meisterliche Idee
Da die das Mühlrad antreibende Middelrade in regenarmen Zeiten jedoch nicht ausreichend Wasser zum Antrieb des Mühlenrades führte, musste für den damaligen Besitzer Müller Abel eine andere Lösung zur Aufrecherhaltung des Mühlenbetriebes her. Der Mühlenbauer Steffen Dierkes kam auf die Idee, eine bereits längere Zeit bekannte aber im Emsland noch nie umgesetzte Technik zu nutzen.
Steffen Dierkes konstruierte eine Windmühle, welche auf das Gebäude der Wassermühle aufgesetzt werden konnte. Die Königswelle zum Antrieb des Mühlenwerks verläuft senkrecht in der Mühle und zu den horizontalen Antriebswellen des unterschlächtigen Wasserrades und der Windmühlenflügel. Ein "Gallerieholländer mit Steert" wurde wurde in die Mühlenkonstruktion eingebaut. So konnte 1852 die nun kombinierte Mühle ihren Betrieb aufnehmen und je nach Bedarf über eine Kupplung die gewünschte Antriebsart zum Betrieb der Mühlsteine zugeschaltet werden.
Antrieb der Mühlsteine
Ziegel mit Strohdocken
Mahlwerk
Das Mahlgut wird über einen Getreidetrichter über einen Rütteltisch dem Mahlwerk zugeführt. Dieser Trichter kann gehoben und gesenkt werden, wodurch sich die Größe der Auslauföffnung und damit die Menge des zwischen die Mahlsteine einfließenden Getreides ändert. Als Mahlwerkzeuge dienen dann die Mahlsteine, wobei ein Stein (Bodenstein) feststeht und der zweite (Oberstein) als sogenannter "Läufer" bewegt und vom Mühlenwerk angetrieben wird. Der Spalt zwischen stehenden und rotierendem Stein bestimmt die Feinheit und die Durchlaufmenge des Mahlgutes.
Beutelwerk zur Mehltrennung
Noch nach dem Mittelalter sammelte sich das gemahlene Gut um die Mühlsteine an und wurde danach mit Reisigbesen und Schaufel zusammengekehrt. Mit speziellen Sieben wurden danach das feine Mehl von der groben Kleie in mühsamer Handarbeit getrennt. Später wurden das Mahlwerk mit Brettern umkleidet (Zarge) und das anfallende Mahlgut durch ein Mehlloch in die Mehlpfeife abgeführt, wodurch es in den Mühlenbeutel abgeleitet wurde. Der Mühlenbeutel diente zum Durchschlagen des Mehles und wurde über eine Vorrichtung durch die Mahlmechanik geschüttelt oder geschlagen. Dabei fiel das Mehl durch die Maschen des Beuteltuchs und sammelte sich in einem Mehlkasten, während die Kleie am Beutelausgang austrat.
Stillegung und Erwerb
In den 1920er Jahren wurde zunächst die Windmühle stillgelegt. Als dann 1950 das Mühlenwehr zusammenbrach, endete auch der Betrieb der Wassermühle. So konnte der Heimatverein Aschendorf-Hümmling die Mühle erwerben. Im Rahmen der Renovierung und Erneuerung im Jahre 1957 konnte auch das für diese Region eimalige riegellose Fachwerk im unteren Teil der Mühle erhalten werden.
Spruchbalken
Im Spruchbalken dieser Mühle wurde eingeschnitzt: "Wenn der Herr diese Mühle nicht gebaut, So ist alles umsonst + Johannes Gert Müller und Anna Burken, Eheleute" Anno 21.06.1802
Kobinierte Wind- und Wassermühlen
- Wind- und Wassermühle Hüven (Hüvener Mühle)
- Wind- und Wassermühle Herßum (Herßumer Mühle)
- Wind- und Wassermühle Petershagen-Lahde (Klostermühle Lahde)
Fußnoten
- ↑ Quelle: Beschilderung vor Ort und „Die Restaurierung der Hüvener Mühle“ auf der Homepage des Heimatvereins Aschendorf-Hümmling
Literatur
- Hermann Röttgers: Die Hüvener Mühle. In: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes. Bd. 29, 1983, ISSN 0448-1410, S. 35–48 (PDF; 834 kB).