Buchholz (Annaberg-Buchholz)
Buchholz: Den Ahnen auf der Spur, die Geschichte der eigenen Familie zu erforschen, ist Anreiz und Herausforderung zugleich: Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, biografische Aspekte, Archive, Quellen, Hinweise... Über die Kirchenbücher hinaus befinden sich Quellen für weitergehende Forschungen in unterschiedlichen Archiven.
Buchholz ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Buchholz. |
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Sachsen > Direktionsbezirk Chemnitz > Erzgebirgskreis > Annaberg-Buchholz > Buchholz
Name
- [1] Puchholtz und Bucholz (1501), bald danach erhielt die Stadt den Namen "St. Katharinenberg im Buchholz", der im 16. Jhdt. nur selten, und im 17. Jhdt. immer häufiger angewandt wurde, er hielt sich bis in das 19, Jhdt. hinein, wo wieder der kürzere Name Buchholz gebräuchlich wurde.
Ortslage
Stand 1941: Buchholz liegt in dem von Süden nach Norden sich hinziehenden Sehmatal, dicht unterhalb der Stadt Annaberg, an dem Teil des Talabhangs, der vom Schottenberg (Höhe 710 m) gebildet wird.
Ortsursprung
Buchholz ist als Bergbausiedlung ab 1497 aus wilder Wurzel im Gebiet des Klosters Grünhain erwachsen. 1501 bestand sie aus 16 Häusern und bildete ein Gemeinwesen mit eigener Verwaltung. Am 15.11.1501 erhielt Buchholz vom sächsischen Kurfürsten seinen Befreiungsbrief, dessen Recht man als Schneeberger Recht bezeichnete. Damit war der Rahmen für ein Stadtdasein gegeben. 1515 wurde Buchholz aber noch Markt und Flecken genannt.
Stadtgründung
- 1539 Städtlein genannt.
Stadtsiedlung
Stand 1941: Buchholz ist terassenförmig auf dem Hang des Schottenberges aufgebaut. Der Marktplatz ist 1511-12 hergerichtet worden, zu diesem Zweck wurden verschiedene Häuser niedergerissen. Er erhielt damals die Gestalt, die er bis zur Umgestaltung 1889-90 hatte. Das Straßennetz schmiegt sich dem Gelände an. Der Kirchplatz und der Schießhausplatz später angelegt. 4 steinerne Brücken über die Sehma, die erste 1528. Bau der Stadtkirche, die ursprünglich der hlg. Dreifaltigkeit gewidmet war, später aber allgemein als Katharinenkirche bezeichnet wurde, 1506 begonnen und 1520 bis auf die Wölbung und den Turm vollendet. Umbau 1875-77. Das sogt. Kurfürstenhaus (auch Münzhof gt.) wurde von 1608 ab 60 Jahre als Rathaus benutzt, dann wurde ein schon 1545 angekauftes Bürgerhaus dazu umgebaut; 1841 auf den Ruinen des ältesten Rathauses das neue Rathaus errichtet. Hospital im 1. Viertel des 16. Jhdts. bei der vorderen Mühle errichtet. Keine Mauern und Tore. Die Stadt zerfiel in 4 Viertel: Münzviertel (Umgebung des Marktes), Langes Viertel (vom Münzviertel nach Süden), Kirchviertel (Umgebung der Kirche) und Schützenviertel (oben am Berge beim alten Schießhaus).
Bevölkerung
Einwohnerzahlen
- 1500 etwa 100 Einwohner (E.), 1538 etwa 750 (E.), 1567 etwa 240 (E.), 1585 etwa 900 (E.), 1607 etwa 600 (E.), 1658 etwa 350 (E.), 1712 etwa 600 (E.), 1791: 1.167 (E.), 1815: 1.424 (E.), 1830: 1.781 (E.), 1840: 2.791 (E.), 1849: 3.939 (E.), 1861: 4.247 (E.), 1871: 5.247 (E.), 1880: 6.539 (E.), 1890: 7.808 (E.), 1900: 8.402 (E.), 1910: 9.679 (E.) (4.594 m., 5.08 5w.), 1919: 8.599 (E.), 1925: 8.919 (E.), 1933: 9.050 (E.), 1938: 8.883 (E.)
Seuchen
Pest 1566, 1568 (186), 1599 (206), 1607 (206), 1626 (253), 1640 (70); Hungersnot 1772.
Bevölkerungsverzeichnisse
- Bürgerbücher: seit 1802.
- Kirchenbücher: seit 1544
- Adreßbücher: seit 1886.
Berühmte Personen
- Christian Metzger *25.11.1655 in Wolkenstein, seit 1687 Pfarrer in Buchholz, + 12.04.1733. Er war der bedeutendste Heimatforscher und Geschichtsschreiber des Erzgebirges in früheren Jahrhunderten.
Sprache
- Mundart: westerzgebirgisch.
Wirtschaft
Seine Gründung und erste wirtschaftliche Blüte verdankte Buchholz dem Silberbergbau. als er in der 2. Hälfte 16. Jhdt. zurückging verlor Buchholz sehr stark an Bedeutung zugunsten der Nachbarstadt Annaberg. Wochenmarkt 1511-20. Von Anfang an Landwirtschaft und Viehzucht. Außerdem waren die Bürger seit 1501 brauberechtigt. Salzmarkt seit 1534, Eisenhandel seit 1536. Seit 1589 Posamentenmacherei wirtschaftliche Bedeutung. Im 17. bis Anfang des 19. Jhdts. Spielkarten angefertigt. Seit Anfang des 19. Jhdts. Kartonagenfabrikation.
Verwaltung
Rat
An der Spitze der Gemeinde stand 1501 der Bürgermeister, den 2 Geschworene aus der Knappschaft und 2 aus der Gemeinde beigeordnet waren. An ihre Stelle traten noch diesem Jahre 1 Richter und 8 "Schöppen". Später waren es 3 Richter, von denen der eine regierte, der zweite den "Schöppen" angehörte und der dritte rihte. 1528 und 1531 außer den 8 "Schöppen" noch weitere 4, die als ruhende "Schöppen" bezeichnet wurden.
Seit etwa 1600 nannten sie sich Richter und Rat. 1748 genehmigte der Kurfürst, daß sie die Bezeichnung Bürgermeister und Rat führen durften. Neben ihnen standen als Vertreter der Bürgerschaft die 4 Viertelsmeister, im 16. Jhdt auch "Heimborgen" genannt. Die bergmännische Verwaltung lag bis 1552 in den Händen eines Bergamts, das mit einem Bergvogt und Berggeschworenen besetzt war. Bis 1515 war in Buchholz auch der Landesbergmeister für die Ernestinischen Lande ansässig.
Gericht
Bereits der Befreiungsbrief vom 15.11.1501 gestattete der Gemeinde Buchholz eine eigene Gerichtsbarkeit, welches zunächst aber nur für die Erb- oder Niedergerichtsbarkeit zuständig war. Aber schon 1512 erhielt Buchholz auch das sogenannte Halsgericht (Obergerichtsbarkeit). Das Gericht war besetzt mit dem Richter (Stadtrichter) und und seinen 8 "Schöppen".
Bürgerschaft
Bis 1522 besaß die Bürgerschaft das Recht, Richter und "Schöppen" selbst zu wählen, die Bestätigung lag in den Händen des Bergvogtes., nach 1526 in denen der kurfürstlichen Räte, die zu den Berghandlungen alljährlich nach Buchholz kamen. Während der Bauernkriege wurde der Stadt das Recht, Richter und "Schöppen" zu wählen genommen. in der 2. Hälfte des 16. und Anfang des 17. Jhdts stand die Stadt unter einem von der Landesregierung eingesetzten Stadtvogt, das Siegelrecht und andere Freiheiten standen ihr nicht mehr zu. 1608 wurden ihr die alten Rechte zurückgegeben und die Stadt als schriftsässig unmittelbar der kurfürstlichen Kanzlei unterstellt, wie es bereits seit 1547 gewesen war. An der Wahl von Richter und "Schöppen" waren nach den Statuten von 1545 übrigens nicht die gesamte Bürgerschaft, sondern außer dem Rat selbst nur die Viertelsmeister und 1 oder 2 aus der Gemeinde beteiligt. Anfang des 19. Jhdts. 2 Bürgermeister, 1 Stadtrichter und 3 Senatoren, 1838 Sächsische Städteordnung von 1832 eingeführt, so daß nach Angleichung an die Bestimmungen der Rev. Städteordnung von 1873 1 juristischer Bürgermeister und 6 von den Stadtverordneten gewählte Stdträte des Ratskollegium bildeten. Das Stadtverordnetenkollegium bestand aus 12 Ansässigen und 6 Unansässigen, die von der Bürgerschaft auf 3 Jahre gewählt wurden und von denen jährlich 1/3 ausschied.
Landesherrschaft
Buchholz wurde im Gebiet der Herrschaft Schlettau gegründet, die zur Klosterherrschaft Grünhain gehörte. Zur Zeit der Gründung Buchholzes waren die Ernestiner, nach 1547 die Albertiner Landesherren. Als schriftsässige Stadt unterstand Buchholz von 1547 an der kurfürstlichen Kanzlei unmittelbar. 1833 wurde Buchholz der Kreisdirektion und späteren Kreishauptmannschaft Zwickau und schließlich der neu gegründeten Kreishauptmannschaft Chemnitz zugewiesen.
- Herzogtum Sachsen, seit 1547 Kurfürstentum Sachsen (Albertinische Linie).
- 1949 mit Sachsen zur Deutschen Demokratischen Republik.
- 1990 Bundesland Sachsen
Historische Verwaltungseinbindung
- 1895: Buchholz, Stadt in Deutschland, Königreich Sachsen, Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Annaberg
- Zuständigkeit/Einrichtungen: Amtsgericht Annaberg, Schule (Posamenten; älteste Schule, seit 1859), Postbezitk, Telegrafenamt, Eisenbahnstation Linie Chemnitz <> Weipert.
- Einwohner: 7.808
- Gewerbe: Verfertigung aller Arten Posamenten, Stickerei (Canevas), Weberei (Perlen); Fabr. (Kartonagen, Korsetten, Schuhe, Stiefel, Holzstoffpapier, Aktienpapier, Kork), große Buchbindereien. Absatz nach fast allen Ländern der Erde.
- Quelle: Hic Leones
Kriegswesen
Das Kriegswesen Buchholzes war dem des Amts Grünhain-Schletta eingegliedert.
Garnison
Nach dem Ende des 30jährigen Krieges war Buchholz zeitweise Garnison einzelner Kompanien des kursächsischen Heeres.
Siegel, Wappen, Fahne
Finanzwesen
Münzwesen
Eine kursächsische Münze wurde 1507 in Buchholz erbaut, sie ist in der 1. Hälfte des 16. Jhdts. zweimal abgebrannt und wieder aufgebaut worden. Nach 1547 wurde der Mümzhof seiner Aufgabe entfremdet.
Steuern
Die Einnahmen der Stadt bestanden aus den Zinsen der Brot- und Fleischbänke und der Badestube seit 1517, vom Salzmarkt seit 1534, vom Gericht seit 1501, vom Wochenmarkt (1511-19), Erbzinsen von ausgetanen städtischen Grundstücken, Ausbeute aus stadteigenen Kuxen, Zinsen vom Jahrmarkt (seit 1741).
Stadtgebiet
Stand 1941: Nur allmählich und unter dauerndern Auseinandersetzungen gelang es Buchholz sich ein einigermaßen ausreichendes Stadtgebiet zu schaffen. Seinen Kern bildete das Buchenholz zwischen der Sehma und dem Scheidebach. Dazu kamen Flurstücke, die südlich und südwestlich davon lagen und bisher zum Teil den Einwohnern von Cunersdorf und zum Teil denen von Schlettau gehörten. Durch Kauf brachte Buchholz 1528, 1530, 1544 und 1599 weitere Grundstücke hinzu. Dann wurden erst 1848: 88 Flurstücke nördlich des Grenzbachs und 1873 östlich der Sehma ein Stück der Flur von Kleinrückerswalde hinzuerworben. 1903 wurden Teile von Frohnau, 1911 von Kleinrückerswalde und 1914 von Cunersdorf hinzugeschlagen, so daß das Stadtgebiet 1939 insgesamt 405 ha umfaßte.
Kirchenwesen
Bistümer seit Mittelalter
Bei der Gründung der Stadt gehörte Buchholz zum Erzbistum Prag.
Reformation
Reformation 1524, nachdem der Bergvogt Matthias Busch schon seit 1522 mit Luther wegen Entsendung eines evangelischen Geistlichen nach Buchholz unterhandelt hatte. 1529 wurde Buchholz der Superintentur Zwickau und 1838 der zu Annaberg zugewiesen.
Bildungswesen
Die Lateinschule wurde vor 1511 gegründet. Eine Mädchenschule gab es bereits vor 1618. Aus beiden ging später die Volksschule hervor. Die im letzten Viertel des 19. Jhdts. gegründete Fortbildungsschule ist seit 1921 die Verbandsberufsschule Obererzgebirge mit Mädchen (Vollklassen-) Kanaben- (Gewerbeschul) und Posamentenfachabteilung.
Zeitungen
- Obererzgebirgszeitung seit 1854
Darstellung der Stadtgeschichte
- Christ. Meltzer: Historische Beschreibung des St. Katharinenberges im Buchholz. Hrsg. H.Harms (1928)
- G.F. Oesfeld: Historische Beschreibung einiger merkwürdiger Städt im Erzgebirge 2(1777)
- L.Bartsch in M. Grohmann:Das Obererzgebirge u. seine Städte (1903)
Bibliografie
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Buchholz in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Periodika
- Beiträge zur Geschichte der Stadt Buchholz. Hrsg. Buchholzer Geschichtsverein (1895-1915)
Fußnoten
- ↑ Quelle: Keyser, Erich (Hrsg.): Deutsches Städtebuch, Bd. 2 Mitteldeutschland (1941)
Weblinks
Offizielle Webseiten
Bergbau im Erzgebirge
Tourismus, Kultur & Heimat
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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