Schmied
Berufs- und Ständebeschreibung: Die Handwerker, organisiert in ihren Amt, ihrer Zunft oder Gilde waren in den Städten des HRR maßgend bei der Wahl der lokalen Bürgermeister und des Rates („Deutsches Städtebuch“).
Schmidt ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Schmidt (Begriffserklärung). |
Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Wirtschaft > Handwerk > Schmied
Einleitung
Die lateinisierte Berufsbezeichnung ist Faber.
Berufsbezeichnung, Bedeutung: Person, die mittels Hammerschlägen ein Erz oder Metall ausdehnt und bearbeitet. Es gibt eine Vielzahl von Spezialisierungen:
- abhängig von der Größe des zu bearbeitendenen Materials: Grobschmied oder Kleinschmied
- abhängig von dem vewendeten Material: Goldschmied, Silberschmied, Messingschmied, Kupferschmied, Blechschmied
- abhänging von der Art des Schmiedens: Kaltschmied
- abhängig vom Endprodukt: Waffenschmied, Zeugschmied, Bandschmied, Bohrschmied, Knopfschmied, Kreuzschmied, Artillerieschmied, Nagelschmied, Hufschmied, Scharschmied, Nadelschmied, Segenschmied, Happenmacher, Sporer, Feilenhauer, Kettenschmied, Beckenschläger, Ankerschmied
Handwerker
Kleineisenzeugschmiede
Der Kleinschmied bzw. Schlosser war eher ein städtischer Handwerker war, dazu rechneten
Im vorindustriellen Zeitalter gab es zahllose Kleinschmieden, in denen - vorwiegend im Nebenerwerb - Geräte und Werkzeuge für den täglichen Bedarf hergestellt wurden. Dazu gehörten Nägel, Schlösser, Bohrer, Sägen, Hämmer, Ketten, Küchenpfannen und andere Gebrauchsgegenstände. Die Kleinschmieden konnten sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts halten, dann jedoch übernahmen Großbetriebe die fabrikmäßige Herstellung dieser Artikel. Auf dem Lande überdauerten nur noch wenige Spezialisten bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.
Feilenhauerei
Die Feilenhauerei ist Teil der spezialisierten Kleinschmiede. Die Feile ist eines der ältesten Werkzeuge der Menschen und gehört auch heute noch zur Grundausstattung vor allem der holz-und metallverarbeitenden Werkstätten. Die handwerkliche Feilenherstellung verlangte neben fundierter Materialkenntnis große Geschicklichkeit und Schnelligkeit.
Der Herstellungsprozeß blieb über Jahrhunderte fast unverändert. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte der Einsatz von Maschinen in der Feilenhauerei, doch vergingen noch Jahrzehnte bis zur völligen Verdrängung der Handarbeit.
Arbeitsablauf: Im vorderen Teil des Schmiederaumes wurden die Feilenrohlinge auf dem Amboß ausgeschmiedet, dann maßgenau gefeilt oder geschliffen. Danach gelangten sie in den Feilenhauraum. Abschließend wurden die Feilen im hinteren Teil des Schmiederaumes gehärtet. Eine Besonderheit der Feilenschmiede sind die gekrümmten Handhämmer zum Behauen der Feile. Der Schlag konnte damit mit geringem Kraftaufwand aus dem Handgelenk geführt werden.
Bohrerschmiede
Die Bohrerschmiede waren Teil der spezialisierten Zeugschmiede, die Werkzeuge aus Stahl herstellten. Kaum einer der bis weit in das 19. Jahrhundert hinein tätigen handwerklichen Bohrerschmiede belieferte mit seinen Erzeugnissen direkt den Verbraucher. Die Produktion wurde vielmehr an Kommissiere abgesetzt, die ihrerseits den weiteren Vertrieb übernahmen.
Mit dem Einsatz von Werkzeugmäschinen in der Massenfertigung ging auch die handwerkliche Bohrerschmiede fast völlig zurück.
Kettenschmied
Kettenschmieden entstanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem als Nebenerwerbsbetriebe zur Landwirtschaft. Die Gebiete um Balve, Neheim/Hüsten, Fröndenberg und Oestrich bei Iserlohn bildeten mit zahlreichen Heimschmieden beispielsweise ein Zentrum für die Fertigung von Ketten aller Art.
Windenschmiede
Winden waren für den Reise- und Fuhrbetrieb (Radwechsel bei Radbruch) unentbehrlich und gehörten zur Grundausrüstung eines jeden Fuhrmannes. Darüber hinaus wurden Winden zum Heben großer Lasten benötigt, wie Keller- oder Faßwinden, Winden für den Berg- und Brückenbau sowie Winden für Hammerteiche (Hammermühle) und Schleusen. Die komplizierte Schmiedetechnik erforderte fast das Können eines Ingenieurs und blieb bis in das 20. Jahrhundert erhalten.
Kaffeemühlenschmiede
Die ersten Kaffeemühlen mit schmiedeeisernem Mahlwerk tauchten Mitte des 17. Jahrhunderts in Nürnberg auf. Mit der steigenden Beliebtheit des Kaffees fanden sie langsam ihre Verbreitung im übrigen Deutschland. Handgeschmiedete Kaffeemühlen waren zumeist nur ein Produkt unter vielen, die in den zahlreichen Kleineisenzeugschmieden hergestellt wurden. Im südwestfälisch-bergischen Raum etablierte sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts die fabrikmäßige Kaffeemühlenproduktion.
Grobschmied
Der Grobschmied war ein ausgesprochener Landhandwerker. Auf dem Land konnte er mitunter einen wassergetriebenen Hammer betreiben und mit der Produktion von Hauen und Schaufeln wurde er dann zum Grobzeug- oder Hackenschmied und nahm auch noch Aufga¬ben des Schlossers wahr. Das Ar¬beitsgebiet des Waffenschmiedes und des Beilschmiedes war kaum davon scharf zu trennen. Es gab dazu mehrere der Grobschmiede:
Das Arbeitsgebiet des Hufschmiedes umfaßte wesentlich den Hufbeschlag und den Wagenbau, allerdings auch die Herstellung von Zimmeräxten, Beilen, Sensen, Sicheln und von grobem Eisenzeug.
Beilschmiede
Die Haubergswirtschaft, die seit dem Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert hinein beispielsweise im Siegerland betrieben wurde, ist eine besondere Form der Bodennutzung. Sie beruht auf der in einem bestimmten Rhythmus wechselnden Nutzung der Haubergsflachen als Wald, Acker- oder Weideland. Die Geräte, wie Haubergsmesser, Kniepen, Beile, Äxte, Hacken und Sicheln, wurden in den lokalen Dorfschmieden hergestellt.
In Moorgegenden (Friesland) stand die Anfertigung von Sensen, Spaten, Beilen und Pflugeisen im Vordergrund der Schmiedearbeit.
Rohmaterial
Das Rohmaterial Eisen und Stahl wurde meist über die regionalen Eisenkramer bzw. die Eisenhandlungen bezogen. Als Brennstoff wurde bis zur Industrialisierung die Holzkohle verwandt, Steinkohle kam nur in einigen Teilen West- und Nordwestdeutschlands zur Anwendung: Für eine Tonne Schmiedeeisen wurden etwa sechs Tonnen Holzkohle benötigt. Meiler und Köhler betrieben ihr Gewerbe meist als bäuerlichen Nebenerwerb, doch schwelten noch im späten 18. Jhdt. (zumindest in Preußen) in kleinen Städten und auf dem Lande die Grobschmiede ihre Holzkohlen selbst.
Gilde
Das Schmiedehandwerk war im Mittelalter in vielen Städten dem Umfang entsprechend stark und führend. Bereits 1293 erhielten die Braunschweiger Schmiede das Gilderecht. Schmiede bildeten zunächst gemeinschaftlich eine Zunft oder Gilde, meist unter dem Patronat des St. Eligius. So waren z.B. im 13. Jh. in Magdeburg, Braunschweig, Zürich und in Frankfurt/M. noch im 14. Jh. alle Schmiede zusammengefaßt, bevor sich die Trennung in Kleinschmiede (Schlosser) und Grobschmiede (Huf- und Waffenschmiede) vollzog, wobei der Hufschmied (Pferdeschmied) neben dem Waffenschmied als ältester Vertreter des Schmiedehandwerks angesehen werden kann.
Die einfache Bezeichnung Schmied umfaßt auch noch angangs des 19. Jahrhundert mehrere Sparten der zum Teil regional ausdifferenzie¬rten eisenverarbeitenden Handwerke. In Breslau existierte bereits 1307 eine Zeche der Grobschmiede (welche 20 Meister in 1470 umfaßte), 1363 zählte Nürnberg 23 Hufschmiedemeister, in Leipzig ist 1359 erstmals ein Huf- oder Grobschmied erwähnt (während dort 1534 die endgültige Trennung von den Kleinschmieden erfolgt). Bereits 1427 schlossen sich in Braunschweig die Gesellen zu einer Bruderschaft bei den Barfüßern zusammen.
Gesellen
In der Regel wurden nur gelernte Arbeitskräfte beschäftigt, wobei die Lehrzeit mit zwei bis drei Jahren vergleichsweise kurz war. An ungelernten Arbeitskräften wurden allenfalls Zuschläger beschäftigt.
Der Naturallohn, das heißt die Verköstigung im Meisterhaus, hielt sich selbst in den Städten lang.