Bajohr Mitzko

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Hierarchie

Regional > Litauen > Bajohr Mitzko

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Bajohr Mitzko


Einleitung

Bajohr Mitzko, Kreis Memel, Ostpreußen.


Name

Der Name weist auf Bewuchs mit Erlenbäumen. Der Alternativname Bajohr Mitzko sagt, dass Mitzko/ Micko (polnische Schreibweise von Michael) ein aus polnisch-Litauen stammender Großbauer ist.

  • prußisch "alskande, alektis" = bot. Erle, Eller
  • nehrungskurisch „alkšin“ = Erle
  • lettisch und litauisch „alksnis“ = Erle
  • slawisch "bajor" = Edelmann, Adliger, Bezeichnung für einen Großbauern


Politische Einteilung

Landgemeinde (Bajohr Mitzko) 1874, 1888, 1907.
1940 ist Bajohr Mitzko ein Dorf in der Gemeinde Matzkieken


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Bajohr Mitzko gehörte 1912 zum Kirchspiel Plicken, vor 1891 allerdings zum Kirchspiel Memel Land.

Katholische Kirche

Bajohr Mitzko gehörte 1888 und 1907 zum katholischen Kirchspiel Memel.


Standesamt

Bajohr Mitzko gehörte 1888 und 1907 zum Standesamt Groß Jagschen.


Geschichte

  • Dieser Beitrag erschien im Memeler Dampfboot im Oktober 1974:

Bajohr-Mitzko wurde schwer betroffen

Das 14 Bauernhöfe umfassende Dorf Bajohr-Mitzko im Kreise Memel gehörte zum Amtsbezirk Groß Jagschen. Nächste Kleinbahnstation war Baugskorallen. Bauer Atts[1] war der letzte Bürgermeister, Roszeitis der letzte Amtsvorsteher. Das Dorf hatte weder Kirche noch Schule, doch fanden bei Pakalnischkis, Gunga, Labrenz und Tendies laufend Versammlungen der christlichen Gemeinschaftsbewegung statt, bei denen die Prediger Kreszies, Tarwieds, Kunkies, Tidecks, Pukies und Sprogies auftraten. Durchschnittliche Hofgröße war 60 Morgen, doch gab es auch Besitzungen von über 200 Morgen. Ziegelbauten waren kaum vorhanden. Lediglich das Wohnhaus Mestars und der Stall von Gunga waren massiv. Die meisten Baulichkeiten bestanden aus Holz und hatten Strohdächer. Zwei Häuser und verschiedene Ställe waren noch in der alten Lehmbauweise ausgeführt. Besonders alte Bauernhäuser hatten Bruszies und Kalwies. Der Hof Gunga besaß ein Insthaus mit zwei Familien. Von den Höfen Naujoks und Frischmann grüßten Storchennester. Rasenbleichen waren an den verschiedenen Teichen des Dorfes vorhanden. Ein Stück Bauernwald gab es auch. Gesprochen wurde das memelländische Litauisch. 1914 bis 1918 starben den Heldentod Suddars, Gwildies, Bandsze, Sakuth und Sziele. Am 16.März 1915 fielen die Russen in die Gemeinde ein. Peterson und Skeries wurden von den Russen ermordet. 1939 wurden Bajohr-Mitzko und Klein Jagschen zu Matzkieken geschlagen. Unter den Gefallenen und Vermissten des zweiten Weltkrieges befinden sich Mestars[2], Jakuszeit und Kalwies. Vier französische Kriegsgefangene waren im Dorf zur Arbeit eingesetzt. Anfang August 1944 wurden die Bewohner vorsorglich in die Gegend von Ruß evakuiert, kehrten aber befehlsgemäß nach einigen Wochen zur Ernte zurück. Die zweite Flucht erfolgte am 8. Oktober 1944. Bei den Kämpfen wurden die Höfe Konrad, Naujoks und Labrenz total zerstört. Von Lazietis und Kunkies brannten die Wohnhäuser ab. Etwa am 11.Oktober 1944 wurde das Dorf von den Russen besetzt. Sie fanden keine Einwohner mehr vor, doch wurden mehrere Landsleute auf der Flucht überrollt und gezwungen, nach Hause zurückzukehren. Am 28.Mai 1948 verschleppten die Russen aus ihren Reihen die Familie Naujoks mit fünf Personen, die Familie Pakalnischkis mit drei Personen und die Familie Purwins, früher Daupern, mit vier Personen nach Sibirien. Das Dorf gehört heute zur Kolchose „Weg zum Kommunismus“. Die Bauernhöfe Kunkies, Gunga, Labrenz, Lazietis, Naujoks und Konrad sind verschwunden; sie wurden zum Teil niedergebrannt, zum Teil später abgebrochen. Heute lebt noch im Dorf Frau Atts mit drei Kindern und ihrer Mutter Gunga, Frau Bliesze und Erna Butkus, geb. Kunkies. Gertrud Pakalnischkies heiratete in Sibirien den Litauer Nekrevicius und blieb dort. Ihr Bruder Martin Pakalnischkis ist nach Neuseeland ausgewandert. (Verfasser unbekannt)

Bewohner

1736

  • Hanß Pawell
  • Daniel Jürgensohn
  • Christup
  • Jahnis Mickelszent (Schwiegersohn des Mickel)
  • Martin Alxnis


Verschiedenes

Karten

Siehe oben rechts Alxnen auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000
Bajor Mitzko auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz


Bajohr Mitzko im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Bajohr-Mitzko im Messtischblatt 0293 Plicken, 0294 Laugallen (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Skizze von Bajohr Mitzko, etc. aus der Gemeindeseelenliste von Matzieken aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv


Zufallsfunde

  • Annikke Kaklies, geb. 10.Okt.1843 in Bajohr-Mitzko, Eltern sind Kaklies, Jurgis und Liebkalle, Urte. Getauft wurde der Säugling in der evang. Jakobus-Kirche zu Memel am 15.Okt.1843

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>MITZKOKO05PR</gov>

Quellen

  1. Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50000
  2. Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50000
  3. Schroetterkarte (1802), Maßstab 1:160000
  4. Urmesstischblatt von 1860
  5. Messtischblatt 0293 Plicken, 0294 Laugallen (1910-1940), Maßstab 1:25000 © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
  6. Sembritzki, Johannes: Geschichte des Kreises Memel, 1918