Anton Fahne

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Anton Fahne auf einem Stahlstich von T. Janssen

Zur Person

Anton F. Fahne, wurde am 28. Februar 1805 zu Münster in Westfalen geboren.

Er besuchte dort das Gymnasium, wandte sich zunächst der "Handlungswissenschaft" zu, wechselte aber bald zur Medizin in Bonn. Er hörte auch philosophische Vorlesungen, insbesondere der historischen Fakultät. Nach einer Reise über Würzburg, Bamberg, Prag und Dresden ging er nach Berlin um sein Jurastudium fortzusetzen. 1829 kehrte er nach Münster zurück und machte sein Examen als Auscultator. 1831, während einer Reise nach Südfrankreich, entstand sein erstes literarisches Werk "Bilder aus Südfrankreich". Nach erfolgreich absolviertem Referendarexamen wurde er in Ehrenbreitstein beim Justizrat beschäftigt. 1834 wurde er nach Düsseldorf versetzt und 1836 wurde er als Richter Mitglied des Friedensgerichts in Jülich. 1838 wurde er in gleicher Stellung nach Bensberg versetzt. Im Jahr 1842 nahm er auf unbestimmte Zeit Urlaub "um verwickelte Familienverhältnisse zu regeln und die begonnenen literarischen Unternehmungen besser fördern zu können."[1] In Bensberg hatte er Einblick in das Kölner Schreinsarchiv gewonnen, das damals im Landgericht Bensberg deponiert war. Auf dieser Basis entstand das zweibändige Werk "Geschichte der Kölnischen, jülichschen und bergischen Geschlechter".

Anton Fahne heiratete am 18. September 1835 Julie Stommel (*18.03.1818 in Düsseldorf), drittes von vier Kindern des Aachener Friedensrichters Johann Peter Stommel und der Friederike Bleicher. Am 27. März 1836 wurde die Tochter Emma Fahne zu Roland geboren. [4]

In den Jahren 1835 bis 1841 lebte Fahne zeitweise, ab 1842 bis 1858 ständig im Haus Roland, das Eigentum seines Schwiegervaters war. 1858 zog er in die Fahnenburg, ein Forsthaus, das er 1846 "unweit des Weges von Düsseldorf nach Grafenberg" [1] erbaut hatte und vor seinem Umzug umfangreich erweiterte.

Er war als Mäzen und Schriftsteller, Musiker, Komponist, Historiker, Genealoge und Archäologe tätig. Am 2. Juni 1854 war er Vice-Präsident des provisorischen Vorstands des neu gegründeten Historischen Vereins für den Niederrhein. Bei der Konstituierung des Vereins kam es bereits zu Unstimmigkeiten und schon bald verließ Fahne denselben. Später trat er dem 1863 gegründeten Bergischen Geschichtsverein bei. Dieser widmete ihm in seiner Ausgabe von 1883 einen Nachruf, der nahezu gleichlautend zur Biografie im ADB [1] ist. Er endet mit den Worten: "Er starb auf seinem Landsitze in der Frühe des 12. Januar 1883 und ward am dritten Tage darauf von einer nicht großen, aber auserlesenen Freundesschar auf den Gerresheimer Kirchhof zu Grabe geleitet. Sein Andenken bleibe in Ehren!" [11]

Sein Grabmal befindet sich noch heute auf dem Gerresheimer Friedhof. Dort wird ihm, seiner Frau und Familie gedacht:

  • Anton Fahne, * 28.02.1805, † 12.01.1883
  • Julie Fahne, geb. Stommel, *18.03.1813, † 12.12.1888
  • Emma Pflaum, geb. Fahne, * 27.03.1836, † 08.06.1905
  • Max Pflaum, * 25.01.1841, † 26.12.1908
  • Otto Pflaum, * 03.05.1876, † 21.01.1934
  • Margot Deis, verwitw. Pflaum, * 21.09.1885, † 18.01.1949

Sein Werk

1858 bemerkte Fahne in einer Fußnote zu seiner "Geschichte der Westphälischen Geschlechter": "Ich arbeite jetzt schon 21 Jahre täglich 16 Stunden unausgesetzt. Dieses zur geneigten Berücksichtigung, da es sonst auffallen und wol unmöglich erscheinen möchte, solche Werke an denen nur einer allein arbeiten kann, in so kurzer Zeit zu liefern."

Tatsächlich geriet Fahne sehr bald in die Kritik, seine Kompetenz und Sorgfalt auf den Gebieten der Geschichtsforschung und Genealogie betreffend. Schließlich wurden sogar Vorwürfe der absichtlichen Fälschung laut.

Das Archiv der Stadt Dortmund muss sich zu Fahnes Lebzeiten in einem sehr chaotischen Zustand befunden haben, und so liest man im Jahresbericht des Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark"Das Archiv war schwer zugänglich, nur mangelhaft bekannt und noch mangelhafter publiciert, dabei schlecht geordnet und dem Verderben ausgesetzt" [3] Fahne hielt von dort Urkunden und Akten in seinem Besitz, die er offensichtlich nicht ganz freiwillig zurückgab. Karl Rübel, der am 1. Juli 1873 mit der Betreuung des Archivs beauftragt wurde, schrieb 1910: "Die Aufklärung über manche Ungenauigkeiten der Fahneschen Abdrücke war anfangs deshalb erschwert, weil Fahne eine nicht unbeträchtliche Zahl von Dortmunder Archivalien, die er in seinen Publikationen verwertet hatte, bis zum Jahre 1876 zurückbehalten und erst auf Requisition von Dortmund wieder an das Dortmunder Archiv zurückgegeben hatte."[9] Rübel hatte bereits Jahre zuvor damit begonnen, in verschiedenen Aufsätzen, die er in den Beiträgen zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark veröffentlichte, die Fehlerhaftigkeit und mit Fälschungen durchsetzten Publikationen Fahnen zu demontieren. Besonders raffiniert erscheint die ständige Vermischung von tatsächlich nachweisbaren Urkunden und Akten mit solchen, die nicht existent sind, aber auch die dreiste Behauptung falscher Inhalte nachweisbarer Quellen. Darüber hinaus machte Fahne dilettantische Fehler, so löste er mittelalterliche Datierungen "fast durchweg" falsch auf. Rübel bringt ein Beispiel: "Die falsche Datierungsweise Fahnes beruht darauf, daß Fahne feria secunda anstatt als Montag aufzulösen stets als 'zweiten Tag nach' auflöst und die übrigen Auflösungen in gleicher Weise vollzieht."[9]

Auch im Bereich der Archäologie scheint Fahne sehr kreativ mit der Wahrheit verfahren zu sein. So berichtet er in den Freiherren von Hövel, 1860 auf Seite 45 von einem Grabungsfund: "Die erste Nachricht über den Fleck, auf dem sich später die stolze Reichsstadt Dortmund erhob, knüpft sich an eine Todtenurne, deren Abbildung ich hier folgen lasse. Sie fand sich im Jahre 1856 beim Ausgraben der Fundamente zu der grossen Bierbrauerei, welche auf dem Grunde des vormaligen Grafenhofes fast unmittelbar neben dem noch vorhandenen uralten Wohnhause der Dortmunder Grafen erbaut wurde." Er lässt eine genaue Beschreibung der Urne folgen und vergleicht sie mit anderen archäologischen Funden, wie sie zu dieser Zeit publiziert wurden und als "römische Überreste anerkannt" wurden. "Sie stand gegen 6 Fuss unter dem Boden und war mit Asche und verbrannten Knochen gefüllt; in diesem Zustande befindet sie sich noch gegenwärtig in meiner Sammlung." Rübel meint dazu:"Ein derartiger Fund, wie ihn Fahne erworben haben will, müßte nun aber doch in der gelesensten Dortmunder Zeitung, dem 'Dortmunder Kreisblatt' erwähnt sein. In dem Jahrgange 1856 findet sich jedoch keine Notiz über einen Fund, wie Fahne ihn gemacht haben will."[9]

Interessant dazu im Vergleich erscheint eine Veröffentlichung Fahnes aus dem Jahr 1853 in Schloss Roland. Dort berichtet er über die Bauarbeiten seiner Fahnenburg: "Als am 18. Mai 1849 der Hügel an der Fahnenburg für die Fundamente des südlichen Flügels geebnet wurde, stiess man auf mehrere Aschenkrüge. Der erste, welcher gefunden wurde, stand gegen 5 Fuss unter der Oberfläche in dem gelben Sande, wie er sich dort überall naturwüchsig findet, der zweite dagegen nur 1 1/2 Fuss tief. Beide waren, wie die Scherben bewiesen, roh aus Thon geformt und gebacken, und hatten theils eine schwärzliche, theils eine röthliche Farbe. Sie waren durch die Feuchtigkeit in der Erde morsch und weich geworden, und zerbröckelten daher den Arbeitern in den Händen, als diese sie aus der Erde heben wollten. Durch Anwendung grösserer Vorsicht wurden die zwei später entdeckten Urnen, soweit möglich, erhalten. Beide standen ebenfalls nur 1 1/2 Fuss unter der Erde, am Abhange des Berges, ohne dass sie durch eine äussere Erhöhung angekündigt worden wären. [...] Sie wurden behutsam von der äusseren Erde entkleidet und, ohne sie von der Stelle zu bringen, einige Zeit der frischen Luft ausgesetzt. Sie erhielten dadurch in kurzer Zeit ihre fast ursprüngliche Festigkeit und konnte nun zur Untersuchung des Inhalts geschritten werden. Er bestand, ausser aus hineingefallener Erde, nur aus Asche und einigen Knochenüberbleibseln." [5]

Diese Schilderung schmückte Fahne 1873 in Die Fahnenburg [?] noch weiter aus. Bei den Umbau- und Erweiterungsbauten in den Jahren 1856 und 1857 sind angeblich weitere Funde gemacht worden, die er in aller Ausführlichkeit beschrieb. Tatsächlich sind in Düsseldorf-Rath Grabungsfunde nachgewiesen; ob diese Fahne inspiriert haben, seinem, auch von Merx [7] beschriebenen, Hang zur ausführlichen narrativen Darstellung historischer Begebenheiten nachzugeben und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen, bleibt vorerst noch zu klären. Jedenfalls ist die weitreichende Übereinstimmung der Beschreibungen der Grabungsfunde in Rath wie in Dortmund auffällig, zumal sie in engem zeitlichen Kontext stehen.

Fahnes historisches und genealogisches Werk ist und bleibt umstritten. Ernsthaften Genealogen und Historikern ein Dorn im Auge der Forschung, kommt er mit seinen geschönten Genealogien und idealisierter Geschichtsschreibung vielen entgegen, die stolz auf die bedeutende Vergangenheit ihrer Vorfahren zurückschauen möchten.

Anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Historischen Vereins für den Niederrhein bringt Heinz Finger es 2004 charmant auf den Punkt: "Im vorläufigen Vorstand, der bei der Gründungsversammlung am 17. Mai 1854 eingesetzt wurde, nahm Fahne, der später als kreativer Historiker mit Fälschereigenschaften erkannt wurde, noch das Amt des Vizepräsidenten ein. Schon bald legte er freilich zum Glück für den Verein sein Amt nieder. Er wandte sich später dem 1863 gegründeten Bergischen Geschichtsverein zu."[?]

Genealogische und Historische Werke

siehe Anton Fahne/Genealogische und Historische Werke

Politische und andere Schriften

siehe Anton Fahne/Politische und andere Schriften

Sein Nachlass

Sein Nachlass befindet sich im Historischen Archiv der Stadt Köln. Bereits am "28. Juli 1855 beschloss der Gemeinderat von Köln die Annahme von Archivaliengeschenken Fahnes, der die Quellen nach Auswertung dem sachlich und örtlich zuständigen Archiv übereignen wollte. Nach Fahnes Tod scheiterten zunächst die Verhandlungen wegen einer geschlossenen Übernahme der Sammlung, doch nahm Leonard Korth im Jahre 1891 auf der Fahnenburg bei Düsseldorf für Heft 20 der Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln eine Verzeichnung der Coloniensia vor. Im Februar 1900 konnte dann die Sammlung angekauft werden. Damals wurden die Schreinssachen herausgenommen und von Hermann Keussen den übrigen Schreinsbüchern eingefügt. Desgleichen wurden die Testamente der entsprechenden Abteilung des Archivs eingereiht, auch ein Teil der Urkunden im Haupturkundenarchiv untergebracht. Alle diese Stücke sind dort belassen, aber in die vorliegende Verzeichnung miteinbezogen worden; ein Sternchen hinter der Signatur zeigt an, daß sie heute nicht im Bestand Fahne lagern, sondern unter der angegebenen zweiten Signatur. Lediglich die Schreinssachen konnten nicht berücksichtigt werden, da sich über ihren Verbleib im Einzelfall keine Hinweise erhalten haben; es kann hier nur auf die Verzeichnung von Korth verwiesen werden.

Die Akten sind bei iherer Übernahme von Johannes Krudewig in einem Repertorium erfaßt worden. Dieses Verzeichnis ist im folgenden nur ergänzt und vor allem um Eigennamenlisten erweitert worden, nachdem die Bände, sofern noch keine Paginierung oder Foliierung vorlag, durchfoliiert wurden. Eine große Anzahl von Bänden hat bereits damals gefehlt; auch ihr Inhalt konnte nicht mehr ermittelt werden; die von Fahne selbst herrührenden Findbehelfe sind unbrauchbar, weil keine Konkordanz über die einstige und jetzige Signierung nachzuweisen ist.

Es sind in der Sammlung Fahne einige Provenienzen zu vermuten, u.a. Bruchstücke aus den Archiven v. Reifferscheidt, v. Enschringen, Rave und des Gerichtes Kreuzberg." [2]

benutzte Literatur/Weblinks

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