Epe (Bramsche)/Amtsgericht Malgarten
Amtsgericht Malgarten
Im Jahre 1808 teilte man das fürstbischöfliche Gogericht Vörden auf mehrere Friedensgerichte auf. 1814 machte man diese Teilung wieder rückgängig und verband das Gericht mit der Verwaltung des Amtes Vörden. Nach einer Umorganisation im Jahre 1852 wurden Gericht und Verwaltung wieder getrennt.[1]
Mit der Amtsverwaltung des Amtes Vörden (Amt Vörden zu Malgarten) zog 1819 auch die Gerichtsbarkeit in die nun leerstehenden Klostergebäude ein. Zum Amtsgerichtsbezirk gehörten die Kirchspiele Bramsche, Engter und Vörden.
Mit der zunehmenden Bedeutung von Bramsche kamen bereits um 1830 Bestrebungen auf, das Amtsgericht nach Bramsche zu verlegen. Zu dieser Zeit hielt das Amtsgericht Malgarten zur Bequemlichkeit des Publikums in einem Gebäude auf dem Bramscher Kirchplatz Sprech- und Gerichtstage ab. Hier, so hoffte man, könnte das Gericht einziehen. Als aber das baufällige Haus um 1849 abgebrochen wurde, fehlte es an der nötigen Fürsprache für eine Verlegung, doch blieben Sprech- und Gerichtstage in Bramsche erhalten.[2] Auch später wollte das Gerücht von der Verlegung oder gar der Schließung des Amtsgerichtes Malgarten nicht verstummen. Im Jahre 1901 reiste der alte Eper Gemeindevorsteher Frankamp sogar nach Berlin, um die Beibehaltung des Gerichtssitzes zu untermauern. Nach der Aufhebung des Amtes Vörden 1885 übernahm das Amtsgericht die gesamten Räumlichkeiten des Klosters. Während der Amtsrichter weiterhin im Amtsrichterhaus am Torhaus lebte, bezogen der Gerichtsreferendar, damals Gerichtsactuar genannt, und der Gerichtssekretär das Äbtissinnenhaus. Als Gefängnis dienten weiterhin die Räumlichkeiten des alten Kreuzganges im Westflügel des Klosters. Die letzten fünf Gewölbe waren zu drei Einzel- und einer Doppelzelle eingerichtet. Eine Inventarliste von 1830 verzeichnet: 3 kl. Bänke, 4 Nachteimer mit Stühlen, 2 Pritschen, 2 Bänke in der Wachstube, 1 Ofen, 6 Wolldecken, 1 eiserne Hängelampe, 1 eisernes Leibband mit Ketten und eine Kette für Hände und Füße, 2 "Bolten" zwischen den Händen, 2 "Bolten" zwischen den Füßen, alle unbrauchbar und zum Teil verrostet, 4 Ketten mit Schlössern, 3 große Vorhängeschlösser für die Gefängnisse und 4 Bücher der Heiligen Schrift für Gefangene.[3]
Aus dem Jahre 1841 wird berichtet, daß man vielfach unbesetzte "Cojen" als Fleischkeller benutzte. Da aber in den letzten Jahren die drei "Gefangenencojen für schwere Verbrecher" stets besetzt waren, nutzte man einen alten Kirchenanbau dafür. Auf dem Boden eines Nebengebäudes hinter dem Kloster lagerte das Stroh für die Gefangenenlager.[4] Ein ummauerter Gefängnishof entstand offenbar erst Anfang des 20. Jh.[5] Nach einer Zeichnung von 1934 war er den Zellen vorgelagert und hatte eine Größe von etwa 7 mal 18 m und eine Mauerhöhe von 4 m.[6]
Bis zur Umorganisation 1852 lag die Malgartener Gerichtsbarkeit in den Händen eines Amtsassessors oder Amtsauditors (Vernehmungsrichter), der als 2. Beamter des Amtes Vörden hier in Malgarten tätig war. Danach wurde das Gericht von einem Amtsgerichtsassessor bzw. einem Amtsrichter geführt. Soweit bekannt, waren folgende Beamte anstellig[7]:
Richter am Amtsgericht Malgarten 1836-1837 Amtsassessor von Issendorf 1838-1840 Amtsassessor Mathaei 1840-1841 Amtsassessor Bansen 1841-1842 Amtsassessor Risch 1842 Amtsauditor Gerh. Heinr. Jul. Sudendorf 1842 Amtsauditor Ernst Heinr. Fried. Herm. Sudendorf 1844-1846 Amtsauditor Dieckmann 1846-1847 Amtsauditor Heydenreich 1847 Amtsauditor Richard 1848 Amtsassessor Heine 1848 Amtsassessor von Vohrs 1849 Amtsassessor von Bock 1850 Amtsassessor Nieberg 1851/1852 Amtsassessor Wilhelm Albert Ditzen 1851 Amtsassessor Gleim 1852 Amtsassessor Petersen 1853 Amtsgerichtsassessor Kluhsmann 1855 Amtsassessor von Hohenhorst 1854-1862 Amtsgerichtsassessor bzw. Amtsrichter Müller 1862-1867 Amtsgerichtsassessor Dr. jur. Friedrich August Eduard Bartels 1868-1877 Amtsgerichtsassessor Ernst Joh. Lud. Geo. Heinr. Meyer 1877-1887 Amtsrichter von Einem 1887-1890 Amtsrichter Reinking 1890-1897 Amtsrichter Lindemann 1897-1904 Amtsrichter Otto Rompe 1905-1913 Amtsrichter Wilhelm Traumann 1914-1918 Amtsrichter (Vertretung) Wilhelm Traumann 1913 Amtsgerichtsrat Otto Hommerich 1918–1921 Amtsgerichtsrat Otto Hommerich 1917 Amtsgerichtsrat (Vertretung) Wolbeck 1921-1932 Amtsgerichtsrat Dr. Josef Koch
Weitere Angestellte und Beamte des Amtsgericht Malgarten: 1852-1867 Actuar (Gerichtsreferendar) Hermann Diederich Bernhard Weber 1873 Actuar (Gerichtsreferendar) Immenhausen 1892-1903 Actuar (Gerichtsreferendar) Döning 1899 Referendar von Bar Referendar Bernhard Wieman 1901 Referendar A. Bodemann 1903 Actuar (Gerichtsreferendar) Klein 1920/1925 Justizobersekretär von Kotzau 1929 Justizobersekretär Theo Blumenthal 1929 Justizobersekretär Hubert Ostermann 1932 Justizobersekretär Riedel 1930 Gerichtsobersekretär Bened. Konr. Fran. Maria Aug. Bentler 1885 Gerichtssekretär Wessel 1902/1903 Gerichtssekretär Koch 1903 Gerichtssekretär Mahler 1932 Justizsekretär Büller 1885 Justizanwärter Oskar Gropengiesser 1929 Justizanwärter Heinrich Metting 1838/1841 Gerichtsschreiber und Sekretär Friedrich Christian Brünjes 1885 Gerichtsschreiber Biesse 1885-1896 Gerichtsschreiber Kuhlmann 1932 Justizbüroangestellte Grünebaum 1823 Amtsdiener und Gefängniswärter Otto 1833 Gefängniswärter Johann Conrad Kleuker 1836-1844 Amtsdiener und Gefängniswärter Heinrich Maybaum 1859 Gefängniswärter Aug. Heinr. Christian Konrad Kemnade 1872 Gerichtsdiener & Gefängiswärter Heinrich Christoph August Lambrecht 1889-1900 Gerichtsdiener Peter Wolfram 1929 Justizwachtmeister Karl Müller 1932 Justizwachtmeister Knopf 1908 Gerichtsvollzieher Greve
Durch Verordnung vom 30. Juli 1932, der sogenannten Zweiten Sparverordnung, wurde das Amtsgericht Malgarten, zusammen mit 59 anderen deutschen Amtsgerichten zum 30. September 1932 aufgehoben. Wegen Sparmaßnahmen in der Justizverwaltung hatte man schon am 1. Oktober 1930 das Amtsgerichtsgefängnis in Malgarten geschlossen und den letzten Gefangenen nach Bersenbrück überstellt.[8] Die Beamten und Angestellten wurden an andere Gerichte versetzt und der Gerichtsbezirk Malgarten aufgeteilt. Die Gemeinden Bieste, Hörsten, Hinnenkamp, Vörden, Rieste, Epe, Sögeln und Hesepe legte man dem Amtsgerichtsbezirk Bersenbrück zu, während die Stadt Bramsche sowie die Gemeinden Achmer, Pente, Engter, Schleptrup, Kalkriese und Evinghausen dem Amtsgerichtsbezirk Osnabrück überwiesen wurden. Dies löste besonders in Bramsche heftige Diskussionen und Unmut aus. Man hatte auf Bramsche als Amtsgerichtssitz gehofft und verwies auf die Geschichte.[9] Die massiven Proteste, nicht nur in Bramsche, führten zu einer Überprüfung der Regelung und das Gesetz vom 29. August 1933 über die Wiedereinrichtung aufgehobener Amtsgerichte, zur Wiederherstellung des alten Gerichtes mit dem neuen Amtssitz Bramsche zum 1. Oktober 1933.[10] Mit Verordnung vom 15. September 1933 erweiterte man den Gerichtsbezirk um die Gemeinden Balkum, Limbergen, Lintern, Neuenkirchen i.H., Ueffeln und Vinte und am 9. Juni 1934 um die Gemeinden Rothertshausen und Steinfeld. Das Amtsgericht Bramsche bestand bis zum 31. Dezember 1972 und wurde dann dem Amtsgericht Bersenbrück einverleibt.
Ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen befindet sich hier.