Genealogische Symbole und Zeichen
Genealogische Symbole und Abkürzungen ersetzen ausgeschriebene genealogische Begriffe. Ziel ist beim Festhalten von Forschungsergebnissen sowohl Zeit und Mühe als auch Platz und Material (Papier) zu sparen. Forschungsergebnisse sollen übersichtlicher und schneller lesbar werden. Wie öfters bei Abkürzungen, kann der Gebrauch für Außenstehende auch verwirrend, bzw. unverständlich sein.
Geschichte
In der Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts findet man genealogische Zeichen nur sehr selten. So werden in Johann Christoph Gatterers Abriß der Genealogie (1788), das als die erste wissenschaftliche Abhandlung über die genealogische Forschung als historische Hilfswissenschaft (im deutschen Sprachraum) gilt, außer dem Kreuz noch keine genealogischen Zeichen verwendet. Im Jahr 1909, also zu einer Zeit, als die Ahnenforschung nicht mehr nur in Adels-, sondern auch in bürgerlichen Kreisen auf breites Interesse traf, machte sich Stephan Kekule von Stradonitz, dem wir das heute international angewendete System zur Durchnummerierung einer Ahnentafel verdanken, für die Vereinheitlichung genealogischer Symbole und Abkürzungen stark.[1]
International ist es gemäß den Empfehlungen eines Arbeitskreises des IV. Internationalen Kongresses für Genealogie und Heraldik in Brüssel im Jahr 1958 weitgehend üblich, die Hauptlebensdaten durch einen einzigen Kleinbuchstaben, ohne nachfolgenden Punkt, zu symbolisieren, z. B. b für born (geboren), d für death (Tod) und m für married (verheiratet).[2] Doch auch diese Form der Symbolik kann je nach Landessprache variieren.
Einen gewichtigen Grund dafür, dass die (internationale) Etablierung einheitlicher genealogischer Zeichen und Abkürzungen so wenig erfolgreich war, sind die sogenannten Sonderzeichen wie Kreuz (†) und liegende Acht (bzw. Unendlichkeitszeichen ∞ oder vereinte Kreise ⚭). Sie gehörten nicht zur Standardausstattung einer Schreibmaschine und auch nicht zur Standardausstattung der Setzkästen der Druckereien. Außerdem gab es keine Normen (weder DIN noch ISO) oder zumindest anerkannte Übereinkünfte, sodass Abkürzungen und Zeichen sich teils sehr unterschiedlich entwickelten. Mehr oder weniger durchgesetzt haben sich gewisse Symbole im deutschssprachigen Raum und teils auch in Ländern wie Dänemark und Schweden. Mit der Verbreitung der computergestützten Familienforschung, war die Anwendung von Symbolschriftarten ein erstes Mittel Zeichen am PC darzustellen.
Erst die Erweiterung des Zeichenkodierungsstandards Unicode um "Verschiedene Symbole" im Jahr 2005 verbesserte die Situation. Zehn hinzugefügte Zeichen werden mit der Genealogie in Verbindung gebracht. Bedeutend ist vor allem die Einführung der geläufigen Symbole für verheiratet, geschieden, außereheliche Verbindung und im Krieg gefallen. Seitdem sind die von Familienforschern am meisten genutzten Symbole erstmals international definiert und können in modernen Betriebssystemen dargestellt und ausgedruckt werden.
Dennoch ist die Nutzung genealogischer Symbole auch heute weitgehend eine Besonderheit der Familienforschung im deutschsprachigen Raum. Ein weiterer Grund, der die internationale Vereinheitlichung genealogischer Zeichen bis heute verhindert hat, liegt darin, dass die in Deutschland benutzten Zeichen zumeist als der christlichen Symbolik entstammend angesehen werden. In der deutschsprachigen Wikipedia wurde vor einiger Zeit ein ausführliche Diskussion darüber geführt, ob es zulässig ist, die Lebensdaten nichtchristlicher Personen mit * und † zu kennzeichnen, wobei nur das Kreuzsymbol eindeutig dem Christentum zugeordnet werden kann. Tatsächlich findet man diese Symbolik nur in der deutschsprachigen Wikipedia, nicht in den anderssprachigen Schwesterprojekten. Auch einen Artikel über genealogische Zeichen sucht man in den anderssprachigen Wikipediaprojekten bisher vergeblich.
Gebräuchlich (in Deutschland)
In deutschsprachigen Ländern überwiegt der Einsatz genealogischer Symbole und deutschsprachige Genealogieprogrammautoren setzen bei Tafeln und Listen gerne Symbole ein.
Die Symbole in dieser Tabelle sind gebräuchlich und z.B. im Duden unter "Genealogische Zeichen" erwähnt[3]. Je nach Browser und System werden gewisse Symbole ev. nicht richtig dargestellt.
Symbol | Alternativen | Bedeutung | English | Beschreibung |
---|---|---|---|---|
* | ∗ * ⁎ | geboren (geb.) | born (b) | Stern (hochgestellt), Asterisk |
〰 | ~ ≈ ﹏ | getauft (get.) | baptized (p) | Wellenlinie/n, Tilde/n |
✝ | † + ✝us | gestorben (gest.), mortuus (lat.: verstorben) | died (d) | ein Kreuz, ersatzweise ein Plus-Zeichen, bei Nichtchristen diskutabel |
⚰ | ▭ [] ▯ | begraben (begr.) | buried (t) | liegender Sarg/Rechteck, ersatzweise zwei eckige Klammern oder aufgestelltes Rechteck, in Schrifarten nicht einheitlich liegend |
⚭ | oo ∞ | verheiratet (verh.), Ehe | married (m) | zwei horizontal überlapende Kreise, zwei kleine "o" ohne Leerzeichen, Unendlich-Zeichen |
I ⚭ | I oo | 1. Ehe | 1st marriage | die römische Ordnungszahl "I" vorangestellt |
II ⚭ | II oo | 2. Ehe | 2nd marriage | die römische Ordnungszahl "II" vorangestellt |
⚬ | o ° | verlobt (verl.) | engaged | ein Kreis, ein kleines "o" |
⚮ | o|o o/o % ⧞ | geschieden (gesch.) | divorced | zwei anliegende Keise mit Strich getrennt, zwei "o" mit einem Trennungsstrich dazwischen, Prozent, "nicht unendlich" |
⚯ | o-o ⧟ | uneheliche/freie Verbindung (unehel.) | illegimate or common law union (nm) | zwei Kreise mit horizontaler Verbindungslinie, zwei "o" mit einem Minuszeichen dazwischen, Multimengenzeichen mit zwei Enden |
(*) | außereheliche Geburt | born illegitimate | Stern in runden Klammern | |
✝* | †* +* | Totgeburt | stillborn | ein Kreuz oder Plus-Zeichen mit Stern |
*✝ | *† *+ | am Tag der Geburt gestorben | died on the birthday | Stern und ein Kreuz oder Plus-Zeichen |
⚔ | X | gefallen (gef.) | killed in action at war | gekreuzte Schwerter, ein großes X |
⚱ | eingeäschert | cremated | Urne |
Seltener gebräuchliche Symbolik und Kombinationen
Symbol | Alternativen | Bedeutung | English | Beschreibung |
---|---|---|---|---|
✝⚔ | †⚔ +X | an im Kampf erlittenen Wunden gestorben, tödlich verwundet | died of wounds suffered while at war | Kreuz und Scherter |
✝✝ | †† ++ ‡ | diese Linie ausgestorben | this line extinct | zwei Kreuze, Doppelkreuz |
!! | Pfarrer | Reverend | zwei Rufezeichen | |
/Name | Kind von "Name" | child of parent "Name" | Name des Elternteils nach Querstrich | |
(✝) | (†) (+) | vermisst | missed | Kreuz in runden Klammern |
(⚔) | (X) | Im Kriegseinsatz vermisst | missed in action at war | Schwerter in runden Klammern |
✡ | jüdisch gestorben | died jewish | Davidstern (Symbol des Judentums) | |
☪ | muslimisch gestorben | died muslim | Stern und Halbmond (Symbol des Islam) | |
☸ | buddhistisch gestorben | died Buddhist | Dharmarad (Symbol des Buddhismus) | |
✍ ✉ ▤ | Testament | will (testament) | kein geläufiges Symbol, schreibende Hand, Briefumschlag, Quadrat mit horizontaler Füllung | |
⊕ Y | Erstkommunion | First Communion | kein geläufiges Symbol (Hostie mit Kreuz bzw. Hostie und Kelch, Zeichen der Eucharistiefeier), "direkte Summe", großes Y | |
☧ ✋ | Konfirmation, Firmung | confirmation | kein geläufiges Symbol (Symbole Heiliger Geist wie Flammen/Taube und die Handauflegung, Fischsymbole), Christusmonogramm (Symbol des Christentums), Flache Hand | |
☠ | Tod ohne religiöse Symbolik | death without religious symbolism | kein geläufiges Symbol, Schädel mit gekreuzten Knochen |
In Unicode definierte Zeichen
Der Unicode-Standard enthält mittlerweile die gebräuchlichen genealogischen Zeichen. Im April 2005 (Version 4.1.0, Version 1.0 stammt aus dem Jahr 1991) gab es die entscheidende Erweiterung mit dem Unicode-Block "Miscellaneous Symbols" (Verschiedene Symbole, 2600–26FF) [4]. Moderne Betriebesysteme (wie Windows 7) haben einige umfangreiche Unicode-Symbolschriftarten installiert, welche die Darstellung der Unicode-Zeichen übernehmen, die durch die gerade verwendete Schriftart nicht unterstützt wird. In ungünstigen Fällen kann dies zu unschönen Stilbrüchen führen, z.B. zwischen Serif- und Sans-Serif-Schriften. Für den Textsatz geeignete Schriftarten, die diese Symbole alle enthalten, sind selten (DejaVu Sans, Free Serif, Quivira, Code2000, u.a.)
Einsatz in Genealogie-Software
Nicht alle Programme (zumeist deutschen Ursprungs) verwenden diesselben Symbole. Es ist daher von Vorteil, bei Ausdrucken eine Legende beizugeben bzw. beim Lesen der Ausdrucke die Legende zu beachten. Manche Programme benutzen darüber hinaus eigene Symbol-Schriftarten. Wird eine Datei aus diesem Programm an einem anderen System dargestellt, kann es passieren, dass die Zeichen beim Empfänger nicht korrekt angezeigt werden, weil ihm die benötigte Schriftart auf seinem Rechner fehlt.[5] Einige dieser Schriftarten werden im Internet zum Download angeboten.
Genealogische Zeichensätze als Computer-Schriften (TTF)
Durch die Unterstütztung von Unicode auf den verbreiteten modernen Betriebssystemen sind Schriften, welche die Symbole auf den normalen Buchstaben- und Zifferntasten ablegen, als veraltet anzusehen.
- Downloadmöglichkeiten
- GenProfi-Zeichensatz von Heiko Thimm
- http://ahnenforschung.net/download/#schrift
- Hinweis 1: Die Installation der exe-Datei funktioniert nur, wenn die Datei im Ordner C:Eigene Dateien/Downloads (also Windows-Standardablage für Downloads) abgelegt ist (getestet unter Windows XP, SP3)
- Hinweis 2: Genealogischer Zeichensatz, wie er vom Genealogieprogramm GENprofi verwendet wird
- GesType - Link „Die Genealogie“, dann „Download von PC-Schriften"
Kritik
Durch die nicht einheitliche Anwendung von genealogischen Zeichen, kann diese vor allem im internationalen Austausch verwirrend sein. Auch die Einführung der Unicode-Zeichensätze bringt hier keine geneaue Definition und Vereinheitlichung. Die Anführung von Legenden ist somit in jedem Fall zu empfehlen.
Weiterführende Quellen und Schriften
- Über den Nutzen einer internationalen Hilfssprache für die genealogische Forschung (Kekule von Stadonitz) (1910)
- Genealogische Abkürzungen und Zeichen (Kekule von Stradonitz) (ca. 1910)
- Handbuch der praktischen Genealogie, Band 2, Seite 37 (1913)
Referenzen
- ↑ Stephan Kekule von Stradonitz: Über den Nutzen einer internationalen Hilfssprache für die genealogische Forschung, hier Seite 31 f..
- ↑ Volkmar Weiß: Kreis und Quadrat besiegen Venus und Mars: Zur Geschichte der Symbole in Genealogie und Genetik, in: Der Herold Heft 12/1995, S. 319-323; hier: S. 323.
- ↑ Die deutsche Rechtschreibung (Mannheim: Duden, 1996, ISBN 3- 411-04011-4). </ br>Siehe auch Seite 3 http://std.dkuug.dk/JTC1/SC2/WG2/docs/n2663.pdf
- ↑ Wikipedia Unicode-Block Verschiedene_Symbole http://de.wikipedia.org/wiki/Unicode-Block_Verschiedene_Symbole
- ↑ Tipp: In Word z. B. lassen sich verwendete Zeichen beim Abspeichern ins Dokument einbetten, so dass sie auch dann beim Empfänger des Dokuments korrekt angezeigt werden, wenn dieser den Zeichensatz nicht auf seinem Rechner installiert hat.