Schirwindt
Schirwindt ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter [[ Schirwindt]]. |
Hierarchie
- Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast >Schirwindt
- Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Pillkallen > Schirwindt
Einleitung
Das ganze Ausmaß der ostpreußischen Tragödie zeigt sich beispielhaft am Schicksal der Stadt Schirwindt im Kreis Pillkallen. Schirwindt hat einige „Rekorde“ besonderer Art aufzuweisen. Es war die östlichste Ortschaft und die kleinste Stadt des Deutschen Reichs, zudem Standort der größten Windmühle, die je gebaut worden ist. Schirwindt war die erste deutsche Ortschaft, die 1944 von der Roten Armee besetzt wurde, und es blieb die einzige Stadt Europas, die nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut wurde.
Name
Der Ortsname bezieht sich auf den Fluss Schirwindt und beschreibt ein langsames Gewässer.
- litauisch "skirvinti" = kriechen
Wappen
Das Wappen, das König Friedrich Wilhelm IV. der Stadt am 3. 8. 1846 verliehen hat, zeigt in Blau mit zweireihig schwarz-silberngeschachtem Bord ein rotes, offenes Zinnentor mit schwarzem Fallgatter; im Torbogen schwebt über der aufgehenden, goldenen Sonne der schwarze preußische Adler mit allen Attributen.
Allgemeine Informationen
Schirwindt (russisch Kutusowo / Кутузово, litauisch Širvinta, polnisch Szyrwinta) ist heute eine aufgelassene Ortschaft in der russischen Oblast Kaliningrad, im Rajon Krasnosnamensk. Die Gemarkung von Schirwindt liegt im Osten des Kaliningrader Gebietes unmittelbar an der Grenze zu Litauen am Fluss Schirwindt (lit. „skirvinti“: kriechen), einem Nebenfluss der Szeszuppe (lit. „šeže upis“: dunkler Fluss), der hier den Grenzfluss zu Litauen bildet. Die litauische Nachbarstadt heißt Kudirkos Naumiestis (deutsch Neustadt) Die nächste größere Stadt Gussew (Gumbinnen) liegt etwa 50 Kilometer südwestlich.
- Einwohner:
- 1939 - 1.090 Einwohner (17.Mai)
Politische Einteilung / Zugehörigkeit
Kreiszugehörigkeit
- Von 1818 bis 1945 war Schirwindt eine Stadt im Landkreis Pillkallen (ab 1938 Kreis Schloßberg,
Reg.-Bez. Gumbinnen. - Ab 1945 ist Schirwindt / Kutusowo eine aufgelassene Ortschaft im Rajon Krasnosnamensk
(Oblast Kaliningrad).
Grenzübergang
- Der heutige Grenzübergang Schirwindt / Kudirkos Naumiestis ist nur für Russen und Litauer passierbar, wird aber kaum genutzt. Diese Grenze existiert schon seit dem 13. Jh. Ein Unikum in der Geschichte mag sein, daß einst die Russen östlich der Szeszuppe die Grenze bewachten, aber heute westlich davon ihr nunmehr isoliertes Territorium abriegeln.
Schon vor dem Krieg war der Grenzübergang allenfalls von regionale Bedeutung.
Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Kirchengebäude
Wenn man heute von Pillkallen nach Osten unterwegs ist, fährt man durch eine menschenleere Gegend. Die Kirchtürme, die schon von weitem auf der schnurgeraden Straße zu sehen sind, stehen in Neustadt (Kudirkos Naumiestis) in Litauen. Das “preußische Gegenstück” sucht man vergebens.
König Friedrich Wilhelm IV. soll - auf der gleichen Strecke - angesichts der hochragenden Barocktürme der katholischen Kirche im damals russischen Wladislawowo (dt. Neustadt) gesagt haben: “Habe ich im Westen den Katholiken einen Dom erbaut, so will ich im Osten hier den Evangelischen einen Dom erbauen, der ebenso stolz nach Rußland hineinragt, wie die katholische Kirche von drüben hierher.” Er meinte damit den 1842 begonnenen Weiterbau des Kölner Doms.
In der Stadtchronik von Schirwindt fand sich dazu folgende Eintragung: „Zum Andenken an meinen Aufenthalt in dieser Stadt habe ich den Neubau der schadhaften Pfarrkirche genehmigt und werde Mich sehr freuen, dieselbe einst vollendet zu besuchen. Schirwindt, früh 8 Uhr, den 8. Juni 1845. Friedrich Wilhelm“.
Am 14. September 1856 wurde die prächtige, nach den Plänen von August Stüler geschaffene Immanuelkirche im Beisein des Königs geweiht. Der erste Bau einer Kirche in Schirwindt war bereits 1582 fertig gestellt. 1640 brannte das Gotteshaus ab und wurde 1694 bis 1710 als strohgedeckter Bau erneuert und 1737 durch einen kleinen Turm ergänzt. Diese Kirche war zu Beginn des 19. Jahrhunderts bereits baufällig. Der Neubau, eine für das kleine Städtchen Schirwindt völlig überdimensionierte Backsteinkirche aus roten Ziegeln, erhielt auf Wunsch des Königs den Namen „Immanuelkirche“. Sie war mit einem Ziborium-Altar von Stüler ausgestattet. Die Orgel wurde vermutlich in den 60er oder 70er Jahre des 19. Jahrhunderts eingebaut. Der Orgelbbauer konnte noch nicht ermittelt werden, es sollte aber etwa ein Sauer, Buchholz oder Goebel sein.
Fast 90 Jahre war das beeindruckende Gotteshaus mit den beiden 56,3 Meter hohen Türmen nicht nur eine Zierde der Stadt, sondern auch das Wahrzeichen für den östlichsten Punkt Deutschlands.
Kirchengemeinde
- Gründung der Kirchengemeinde 1549.
Gemeinden des Kirchspiels Schirwindt | ||
---|---|---|
Schirwindt | Jodzahlen | Paplienen |
Augstupönen | Jodzuhnen | Patszen |
Baltruschen | Jodupönen | Paszillballen |
Baragehlen | Kaptainischken | Paszuiszen |
Barsden | Kaunohnen | Pieragen |
Birkenfelde | Kermuschienen | Samelucken |
Budupönen | Kischen | Schilleningken |
Daynen | Groß u. Klein Königsbruch | Schimkuhnen |
Doristhal mit Schönbruch [1] | Klein Kubilehlen | Urbantatschen |
Dwarischken | Kummetschen | Groß u. Klein Warupönen |
Eichenfelde | Maurutschatschen | Warupönen Gut |
Gettkanten | Nowischken | Wöszupchen |
Goberischken | Neuhof Vorwerk | Wöszupöhlen |
Kirchenbücher
- Archiwum Panstwowe w Olsztynie: Taufen 1806 - 1830 , Heirat 1806 - 1830, Tote 1806 - 1830.
Zerstörung
Die Immanuelkirche blieb 1914/1915 weitgehend unbeschädigt.
Das war angesichts der umfangreichen Zerstörungen von Schirwindt sehr erstaunlich.
1944 war das anders: bei der Einnahme durch den Russen wurde einer der beiden Türme gänzlich zerstört.
Die Kirche war total ausgebrannt, Dach und Gewölbe waren eingestürzt.
Heute ist von der Kirche nur ein ca. 1 Meter hoher Schutthügel erhalten. Dort steht ein Erinnerungsschild.
Katholische Kirche
- Kath. Kirche in Bilderweitschen, Kreis Stallupönen
- Die kath. Pfarrgemeinde Bilderweitschen (ab 1938 Bilderweiten)
war vor 1945 das Zentrum für eine weitgestreute Pfarrei, die bis nach Litauen reichte.
Die Pfarrei gehörte zum katholischen Bistum Ermland. - Das neugotische Kirchengebäude in Bilderweitschen ist erhalten geblieben.
Kirchenbücher:
Deutsche Zentralstelle für Genealogie in Leipzig: Taufen 1852 - 1874, Heirat 1852 - 1874, Tote 1852 - 1874.
Standesamt
Schirwindt,Unterlagen gelten als verschollen.
Geschichte
Schirwindts eigentliche Bedeutung lag in seiner Natur als Grenzstadt zu Litauen, wobei die Grenze damals wie heute von den Flüssen Scheschupe und Schirwindt markiert wird. Über den Fluß Schirwindt führt immer noch die 1882 erbaute Eisenbrücke, über welche die Einwohner der litauischen Nachbarstadt Wladislawow, jetzt Kudirkos-Naumestis, gern auf den berühmten Markt von Schirwindt kamen.
Das galt nur für friedliche Zeiten, von denen die Stadt wenige erlebte: Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie von Schweden erobert, von Tataren verwüstet, von Russen besetzt, im Juni und Dezember 1812 von Napoleons Truppen durchquert, die zuerst als siegesgewisses Heer, dann als dezimierter und geschlagener Haufen kamen. In beiden Weltkriegen wurde die Stadt fast zur Gänze zerstört, und wenn sie in ihrer Geschichte einmal nicht Opfer kriegerischer Händel war, dann wurde sie von Cholera, Diphtherie, Pocken und anderen Übeln heimgesucht. Kamen darum so auffallend häufig Könige und andere höchste Herrschaften nach Schirwindt, als „Trostpreis“ für eine oft gebeutelte Stadt?
Zahlen der Geschichte
- 1516 zum erstenmal wird der Ort Scherwint erwähnt.
- 1725 erhob Friedrich Wilhelm I. Friedrich Wilhelm IV. das Kirchdorf zur Stadt und ließ auf königliche Kosten die für eine solche Erhebung nötigen 20 fehlenden Häuser bauen.
- Schirwindt blieb ein Städtchen mit Ackerbürgern und Handwerkern.
- 1757 Die Russen fallen im Sommer (im Siebenjährigen Krieg) unter Graf Fermor und Feldmarschall Graf Apraxin in Ostpreußen ein. Zarin Elisabeth I. erklärt durch Patent vom 31. Dezember 1757 Ostpreußen als russisches Eigentum.
- 1758 Jan. Eine russische Armee unter Graf Fermor besetzt kampflos das ungeschützte Ostpreußen.
- 1762 Nach dem Tod der Zarin Elisabeth (5.1.1762) kommt es unter ihrem Nachfolger, Zar Peter III., zum Frieden mit Preußen (5.5.1762 Vertrag von St. Petersburg). Russland gibt ohne Entschädigung die besetzten bzw. bereits annektierten Gebiete Ostpreußen, Hinterpommern und Neumark zurück. Die Russen ziehen ab, Schirwindt wird wieder preußisch.
- 1914 wurde die Stadt bei den Kriegshandlungen bis auf die Kirche und zwei Häuser eingeäschert, dann nach einem einheitlichen Plan mit Hilfe Bremens aufgebaut.
- Informationen zur Geschichte [2]
- 27. und 28. September 1944, ein letzter Besuch in Schirwindt; Erlebnisse in den Kriegsjahren 1943 bis 1945, eine Abschrift eines Berichtes von Hildegard Sturm, geborene Kallweit, geboren am 17.5.1916. Das Ehepaar Sturm zog im November 1942 nach Schirwindt. Ihr Mann, Horst Sturm, war in Schirwindt Pfarrer und hat nur wenige Amtshandlungen während seines Fronturlaubes im November 1942 wahrnehmen können. Er ist am 20.2.1943 im großen Donez-Bogen in Russland gefallen.
Prästationstabellen [3]
Datei:Bild Schirwindt Prästationstabellen.pdf
In den nebenstehenden Prästationstabellen und Mühlenconsignationen befinden sich historische Einwohnerlisten aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Folgende Hinweise können dazu beitragen, diese Listen besser zu verstehen bzw. Fehlinterpretationen zu vermeiden.
Hinweise zu den Prästationstabellen und Mühlenconsignationen, Erläuterungen von Prof. Erwin Spehr.
Vorbemerkung: In der Stadt Schirwindt unterstand nur die Mühle der Aufsicht des Domänen-Amtes. Deshalb finden sich im 18. Jahrhundert in den PTn nur wenig Informationen zu Schirwindt.
Verschiedenes
Weblinks
Karten
Aktuelles aus der Nachbarstadt Kudirkos Naumiestis
- Geographische Lage
- 54.774034°N 22.863382°O
Bilder vom Hochwasser in Kudirkos Naumiestis [5]
Hier ist der Link zu den Aufnahmen vom Hochwasser:[[2]]
Die nachfolgenden Bilder zeigen die Umgebung von Kudirkos Naumiestis mit dem normalen Wasserstand der Schirwindt und des Ostflusses (Szeszuppe).
Die ersten fünf Aufnahmen sind vom „Schirwindter Weg“ aufgenommen worden.
Bilder vom Besuch in Kudirkos Naumiestis, Mai 2011
Eröffnung des Museums „Schirwindter Stube“ [6]
Textentwurf J. C. Montigny (Artikel für die PAZ)
Kaum eine Grenzstadt in Litauen befasst sich offiziell derart mit ostpreußischer Geschichte wie Kudirkos Naumiestis an der Scheschuppe. Der Grund liegt darin, dass engagierte Bürger dieser kleinen Stadt im Kreis Schacken/Šakiai auch heute noch lebhaften Anteil an der tragischen Geschichte von Schirwindt, früher die östlichste Stadt Deutschlands, nehmen. Diese Schwesterstadt im damaligen ostpreußischen Kreis Pillkallen-Schloßberg wurde bekanntlich als erste Ansiedlung auf deutschem Boden in den letzten Monaten des 2. Weltkrieges von der Roten Armee eingenommen und völlig zerstört. Nur einige kümmerliche Gebäudereste sowie der Bodenumriss der einst so stolzen Immanuel-Kirche und die Allee zur Grenzbrücke nach Neustadt zeugen noch von Schirwindt, heute ein gottverlassener Militärposten der russischen Streitkräfte namens "Kutusowo".
Doch im litauischen Neustadt hat man die früheren Nachbarn westlich der Scheschuppe - die jeweiligen Hauptkirchen lagen nur Luftlinie 1200 Meter voneinander entfernt - nicht vergessen. Als das Schirwindter Gebiet in den Zeiten der Sowjetunion von Neustadt aus noch zugänglich war, gingen Litauer auf Spurensuche. Viel war nicht mehr zu entdecken, denn seit 1945 haben hunderte von Rotarmisten, die in dem zum Manövergebiet deklarierten Gelände Dienst schoben, fast alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Und trotzdem tauchten immer wieder Gegenstände auf: Verrostete Wehrmachts-Stahlhelme, Bierflaschenreste aus der Ponarther Brauerei Königsberg, Handfeuerwaffenteile, Dachziegel und manches mehr.
Der litauische Schmiedemeister und Gewerbelehrer Antanas Spranaitis aus Neustadt tat sich in dem Sammeln Schirwindter Erinnerungsstücke besonders hervor. Nach der politischen Wende intensivierten er und seine Familie die Schirwindt-Forschung. Daraus erwuchs eine "Schirwindter Stube", die er in der Kellergarage seines Hauses einrichtete. Hier führte Spranaitis immer wieder Jugendliche aus Neustadt und Umgebung durch die Sammlung und erklärte dabei die Geschichte der "verschwundenen Stadt", des Grenzkreises Pillkallen und der deutschen Provinz Ostpreußen.
Später nahmen auch das Museum des Dr.-Vincas-Kudirka-Gymnasiums in Kudirkos Naumiestis und das große staatliche Kudirka-Museum das Thema "Schirwindt" im Kontext mit der Geschichte des deutsch-litauischen Grenzgebietes auf (Vincas Kudirka, litauischer Volksheld, geboren unweit Neustadt, war einer der Bewahrer der litauischen Sprache und Schöpfer der Nationalhymne der Baltenrepublik). Die Sammlung von A. Spranaitis, ergänzt durch viel Literatur, mit vielen Fotos, Plänen und Karten, sprengte bald den räumlichen Rahmen. Auf Initiative von Neustädter Offiziellen und des Kreises Schacken bekam der rührige Grenzland-Forscher drei geräumige Zimmer über dem Postamt zur mietfreien Nutzung durch die Schirwindter Stube, vorläufig für zehn Jahre. Über Monate hinweg wurde renoviert, einen Großteil der Kosten übernahm die Stadtgemeinschaft Schirwindt.
Die Einweihung fand nun Ende April in einem würdigen Rahmen mit deutscher Beteiligung statt. Mehrere Angehörige der Kreisgemeinschaft Pillkallen-Schloßberg erlebten eine Feierstunde mit Musik und Gesang (ein kleiner litauischer Schulchor sang u. a. auf Deutsch das Ostpreußen-Lied) sowie wohlwollenden Redebeiträge von einheimischen Kommunal- und Kreispolitikern. Die Schloßberger Kreisgemeinschaft war durch die Kreisvertreter Peter Gnaudschun (Oberhausen/NRW, früher Goberischken/Gobern) und Martin Kunst (Ganderkesee, früher Kermuschienen/Ladmannsfelde) vertreten; beide Orte gehörten bis 1945 zum Kirchspiel Schirwindt und existieren wie viele andere Dörfer seitdem nicht mehr. Als Spende der Kreisgemeinschaft wurde der Schirwindter Stube unter anderem ein Satz der Schloßberger Kirchspielchroniken übergeben.
Ebenfalls anwesend war der Litauen-Freund, Wolfskinder[3]-Betreuer und Schackener Ehrenbürger Günter F. Toepfer (Berlin), der sich auch für die Schirwindter Stube und für die Organisation aktiv eingesetzt hat. Die neue Schirwindter Stube ist nun Ziel von Menschen aus dem früheren Kreis Pillkallen-Schloßberg, aber auch aus anderen Gegenden des nördlichen Ostpreußen, das hier in der kleinen litauischen Grenzstadt Kudirkos Naumiestis weiterlebt. JC Montigny
Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof [7]
Auf dem deutschen Teil des Ehrenfriedhofs in Kudirkos Naumiestis (Neustadt) / Litauen ruhen 329 deutsche Gefallene des Zweiten Weltkrieges. Auf dem Gedenkplatz mit dem Hochkreuz aus Metall erinnern vier liegende Schrifttafeln mit den Namen der Toten. Die Inschriften auf dem Stein vor dem Kreuz sind in litauischer und deutscher Sprache verfasst.
Unmittelbar daneben befindet sich der russische Teil des Ehrenfriedhofes. Die Zahl der russischen gefallenen Soldaten ist um ein Vielfaches größer. Die Namen der Toten sind auf Gedenksteinen ringsherum angeordnet.
Grenzlauf, auf den Wegen der Buchträger [8]
Auf Initiative von Günter Toepfer (Ehrenbürger der Stadt Šakiai [4]) und den litauischen Behörden im Kreis Šakiai fand am 23. September 2011 ein Grenzlauf von Kudirkos Naumiestis (Neustadt) [5] in Litauen entlang der Szeszuppe (Ostfluss) über Slavikai nach Norden bis nach Sudargas / Memel statt.
Der Grenzlauf soll an die Buchträger / knygnešys [6] erinnern. Das waren Bücherschmuggler, die etwa vor 140 Jahren den Litauern geholfen haben, die in Preußen (Königsberg, Tilsit) in litauischer Sprache gedruckten Bücher über die preußisch-litauische Grenze zu schmuggeln. Sie mussten mit hohen Strafen (Geldstrafen, Verbannungen nach Sibirien oder auch Erschießungen) rechnen. Von 1870 bis 1904 war der Gebrauch der lateinischen Schrift in Litauen durch das zaristische Regime untersagt. Litauische Bücher sollten in kyrillischen Buchstaben geschrieben werden.
Das Wetter an diesem Freitag war bedeckt, aber trocken und gut. Auf Grund von Abstimmungsproblemen fand der Start am Marktplatz vor dem Museum in Kudirkos Naumiestis um 10:45 Uhr statt. Ursprünglich geplant war der Start an der Schirwindter Brücke. Alle Teilnehmer, Betreuer und die Polizei erhielten von Günter Toepfer eine Grenzlaufplakette.
Zunächst hatten sich 56 Läufer und Läuferinnen gemeldet. Teilgenommen haben 35 Schülerinnen und Schüler, die sich in sieben Staffeln aufteilten. Darunter war eine Mannschaft aus einer kleinen Schule aus Slavikai (gegenüber von Grenzhöhe), die besonderen Respekt verdient, da die Gesamtschülerzahl in den Klassen 1 bis 8 nur 105 Schüler beträgt. Neben den Staffelläufern haben auch zwei Einzelläufer teilgenommen.
Kurz nach dem Start, beim Lauf über die Brücke der Szeszuppe in Kudirkos Naumiestis, gab es einen kleinen Halt mit einem Blick nach Preußen. Dann ging es, größtenteils auf einer geschotterten Kiesstraße mit einigen Steigungen, weiter nach Norden durch eine wunderschöne Landschaft – für die die Läufer aber keine Wahrnehmung haben konnten.
Gesichert wurde der Lauf durch die Polizei mit zwei Dienstfahrzeugen und einem Ambulanzauto. Die Wechselläufer der Staffeln, Betreuer und Lehrer fuhren in Schulbussen bzw. in privaten PKW´s mit. Entlang der 39 km Laufstrecke hatten Schüler schulfrei bekommen um die Läufer anzufeuern. Besonders vor Sudargas wurden die Läufer bei der Ankunft vom Publikum begrüßt.
Der Zieleinlauf war am Ortseingang von Sudargas, in der Nähe des Friedhofes. Hier wurde den Läufern Erfrischungsgetränke und ein kleiner Imbiss gereicht. Danach fand auf dem Friedhof, an der Grabstelle von Pfarrer Sederevičius, eine kurze Gedenkveranstaltung statt. Der Pfarrer hatte sich um den Druck von Büchern in litauischer Sprache und lateinischer Schrift, die in Preußen verlegt wurden, verdient gemacht.
Das gemeinsame Mittagessen fand in der Schule von Sudargas statt. Es gab Nudel mit Tomatensoße. Hier erfolgte auch die Siegerehrung und die Abschlussveranstaltung. Bei dem Grenzlauf kam es zu keinem Zwischenfall oder Unfall.
Die Laufzeiten der Staffeln: | h: m: s |
1. Platz – Gymnasium in Vilkaviškis | 2:30:35 |
2. Platz – Gymnasium in Kudirkos Naumiestis | 2:56:19 |
3. Platz – Schule in Slavikai | 2:58:15 |
4. Platz – Schule in Sudargas | 3:05:30 |
5. Platz – Mädchenmannschaft aus Kudirkos-Naumiestis-Gymnasium | 3:07:46 |
Zeit von Gediminas Dorydaitis (Alter: 59 Jahre) aus Neustadt | 3:04:11 |
Zeit von Nerijus Markauskas (Alter: ca. 24 Jahre) | 2:39:38 |
Alle Läuferinnen und Läufer erhielten von dem litauischen Veranstalter einen Pokal und eine Teilnehmerplakette mit der Inschrift: "tradicinis bėgimas K.Naumiestis-Sudargas / Historischer Grenzlauf 2011.09.23", an einem Halsband in den Landesfarben. Des weiteren freuten sich alle Teilnehmer über die von Günther Toepfer gesponserten, mit dem Streckenverlauf bedruckten T-Shirt, den Turnbeuteln und die Kollegtasche mit Trageriemen.
Die Läufer der Siegerstaffel und der Einzelsieger erhielten jeder ein „Sieger T-Shirt“ mit dem Aufdruck: „Nugalėtojas – Sieger“.
Bei diesem Ereignis war die Presse zugegen, und über den Lauf wurde auch in den Litauischen Nachrichten berichtet. Insgesamt war das Interesse am Grenzlauf groß.
Für den nächsten Grenzlauf wird die Laufstrecke auf die Marathonstrecke von 41,2 km erhöht und der Start an der Schriwindter Brücke sein. Um noch mehr Teilnehmer zu begeistern wird die Werbung für den nächsten Grenzmarathon auf die Landkreise: Jurbarkas, Šakiai,Vilkaviškis und Marijampolė ausgedehnt. Im Jahr 2012 können sich auch ausländische Teilnehmer anmelden.
Die Kreisgemeinschaft Schloßberg hat sich mit der Übernahme der Kosten für die
Teilnehmerplaketten beteiligt. Das Essen und die übrigen Kosten wurden von Günter Toepfer gesponsert.
"Impressionen des Ostpreußischen Grenzlaufes vom 23.9.2011". Hier [7] als Bilderserie bzw. Diashow von Donatas Žilaitis.
Gezeigt werden Bilder:
- - vom Start in Kudirkos Naumiestis vor dem Museum,
- - von der Strecke,
- - der Ankunft am Ziel, Ortseingang von Sudargas,
- - auf dem Friedhof am Grab von Pfarrer Martynas Sederevičius, er lebte in Sudargas und war Organisator des Bücherschmuggels,
- - von der Verpflegung in der Schule Sudargas,
- - der Siegerehrung und
- - der anschließenden Feier.
Pressemitteilung
Hohe Ehrung für engagierten Lichtenberger, Berlin, den 08.08.2011
[8]
Bundesverdienstkreuz für Günter Toepfer
Günter Toepfer hat am 10. August 2011 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen bekommen. Der Staatssekretär für Soziales, Rainer-Maria Fritsch, überreichte die hohe Auszeichnung im Auftrag des Bundespräsidenten. Damit wird er für sein jahrelanges Engagement für die so genannten »Wolfskinder [9]« geehrt [10].
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen.
Weblinks
Webseite von Dobrowolski / Schloßberg
Begrüßung auf der Original-Webseite von Dobrowolski / Schloßberg:
„Doбро пожаловамь!“ (Sinngemäße Übersetzung: „Wir grüßen Euch!“
Link zur Original-Seite: [13] (russisch)
Link zur deutschen Übersetzung von „Google“:
[14]
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>SCHNDTKO14KS</gov>
Quellen
- ↑ mit Schönbruch und Vielemühe
- ↑ aus: ostpreussen.net [1]
- ↑ Mühlenconsignationen und weitere Begriffe und Abkürzungen
- ↑ Prästationstabellen von 1746 bis 1845, Seiten 1 bis 2
- ↑ Anfang Februar 2011
- ↑ in Kudirkos Naumiestis am 28.4.2011
- ↑ in Kudirkos Naumiestis, am 28. April 2011
- ↑ (knygnešiu keliais) am 23. 9. 2011