Brockmeyer
Die Geschichte des Hofes und der Familie Brockmeyer zu Glane-Visbeck
Kurzinfo
aus "1609- 2009: 400 Jahre Grenze zwischen Ostenfelde und Lienen"
Brockmeyer (Lagename), Vollerbe, 1375 verkaufte Knappe Gerd von Lingen, seine Frau Katharine u. sein Sohn Johann dem Ritter Hermann Korff das Erbe to Broke im Kirchspiel Glane, auf dem ehemals Brun to Broke wohnte. 1437 u. 1445: Hof to Broke. 1519 starb der Mann, die Witwe zahlte für den Nachlass 26 Goldgulden. 1579 starb Elschen Brockmeyer. 1545 hatte der Hof 7 Pferde, 8 Kühe, 2 Schmalrinder, 10 Schweine u. 6 Schafe, 1 Knecht (Schatzung: 3 Mark 9 Schillinge), 1566 5 Pferde, 7 Kühe, 2 Rinder, 4 Schweine, 23 Schafe (Schatzung: 4 Mark, 1 Schilling, 8 Pfennige), 1577 5 Pferde, 7 Kühe, 6 Rinder, 11 Schweine, 7 Schafe (Schatzung: 5 Taler 4 Schillinge). 1631 streiten Brockmeyer und Rottmann (Lienen-Dorfbauer) um eine Wiese. Um 1665 von Korff auf Harkotten eigen, gehört jetzt zur Bauerschaft Visbeck. Besitzer: 1965 Karl Brockmeyer; 2002: Konrad Dorenkamp (Karl Brockmeyer's Neffe)
Der Name
Der Name Brock-Meyer ist nach der Lage des Hofes geprägt.
Es erstreckt sich nördlich des Wohnhauses das Brok (= Bruch, Brook), das nur aus Wiesen besteht. Es war also der Meyer am Broke. Der Name Meyer, der früher eine Amtsbezeichnung war, ist so zu einem Anhängsel des Hofnamens geworden. Man kann nicht sämtliche Besitzungen, deren Name auf Meyer endigt, als ursprüngliche Meyerhöfe ansprechen. In diesem Falle nahm der Hofbesitzer eine übergeordnete Rolle gegenüber den übrigen Höfen dier Brock-Siedlung ein.
Erhalten ist eine Urkunde aus dem Jahr 1375, die sich mit dem Brockhof befaßt. Aus der Urkunde geht hervor, daß der ursprüngliche Name Broke war. Die Endung „Meyer“ ist dem Hauptbestandteile des Hofnamens zwischen 1437 und 1519 angefügt, wo der Name Brockmeyer zum ersten Male urkundlich belegt ist.
Die Brockmeyer´s heute
Entstanden sind mehrere Brockhöfe, von denen sich der Familienname Brockmeyer ableitete. Nachgewiesen sind der Brockhof in Glane-Visbeck, in Bohmte, und in Paderborn-Elsen, wo noch eine Straßenbezeichnung an den dortigen Brockhof erinnert. Anzunehmen ist, daß es weitere Brockhöfe gegeben hat und der Name Brockmeyer z. B. auch noch im Gebiet Bielefeld-Werther-Halle, Melle und Bramsche-Wallenhorst-Osnabrück entstanden ist. Dort gibt es noch heute jeweils auffällige Häufungen des Namens, die anders kaum zu erklären sind. Es ist anzunehmen, daß es mehrere Geschlechter Brockmeyer gibt, die an unterschiedlichen Orten entstanden sind und keine verwandtschaftlichen Beziehungen haben. Ahnen- und Namensforscher gehen momentan davon aus, das bei einem Namesvorkommen von ca. 500 Personen alle vom selben Stammvater abstammen.
Wilhelm Dionys Brockmeyer wanderte im Jahre 1912 in den Kreis Gütersloh nach Harsewinkel aus und gründete somit den Harsewinkeler Zweig der Familie Brockmeyer
Der Müller
Am 10. März 1763 beliefen sich die Schulden der Stätte nach einem Protokoll des Gogerichtes Iburg auf 2875 Taler 21 gute Groschen 8 Pfg. Daß sie, wenn mit dem notwendigen bäuerlichen Zielbewußtsein gewirtschaftet wurde, nicht beängstigend zu sein brauchten, zeigte selbst der Gutsherr, der unter dem 18. April 1766 einwilligte, daß Brockmeyer sich zum Ankaufe eines Grundstückes in der Größe von zwei Maltersaat 5 Scheffelsaat in der Ostenfelder Mark vom Amtmann Arends in Lienen 240 Taler lieh.
Es verlohnt sich, die Geschichte dieser 240 Taler in einem Zuge darzustellen. Der Amtmann Arends überließ die Forderung am 20. Mai 1771 an die Witwe Jakob Kriege in Lienen. Im Jahre 1779 wurde sie an Prediger Pastor Smend in Lengerich abgetreten. Im Jahre 1795 ging sie an Müller Aßmann von der Scheventorfer Mühle über, der laut Protokoll des Gogerichtes zu Iburg vom 17. Juni 1793 schon eine Forderung von 360 Taler betrug. Am 13. Januar 1810 wurde die Schuld in dem "Hypothekenbureau zu Osnabrück unter Nr. 349 des Inskriptionsregister" eingetragen. "Verpfändet ist des Brockmeyers Prädium in specie der aus der Ostenfelder Mark angekauften nahe beim Brockmeyerschen Hofe zu Glane im Kanton Iburg, Districts Osnabrück belegenen 2 Maltersaat große Zuschlag." Der Gläubiger ließ sich also als Sicherheit das Pfandrecht am Krusenkamp, für den das Geld ja auch ausgegeben war, bewilligen. Am 1. Juli 1828 ging die Forderung von 600 Talern 15 Sch. 3 Pf. an den Herrn Leggemeister Rasch in Osnabrück über. Die Witwe Oberleggemeister Rasch, geb. Koch, überließ sie am 15. April 1848 ihrem Sohn, dem Kammergerichtsreferendar Gustav Rasch zu Berlin. Aus dem Vermögen des katholischen Pfarre Iburg wurde am 5. Mai 1848 diese Schuld erworben. Erst in der fünften Generation seit Aufnahme der Schuld, am 26. Mai 1920, war es Johannes Brockmeyer kurz nach seiner Rückkehr aus dem Weltkriege vorbehalten, die Schuld und Hypothek endgültig zu löschen, die 154 Jahre auf dem Hofe gelastet hatte. Wenn es auch unter den geschilderten Umständen schwer war, zu dem endgültigen Besitze des Krusenkampes zu gelangen, so sind die heutigen Bauern auf Brockmeyers Stätte ihrem Vorfahr Peter Wilm für den Kauf dankbar; denn seitdem der Krusenkamp 1906 in Weide umgewandelt wurde - bis dahin war dort nur etwas Buchweizen gesät -, ist er zu einem unentbehrlichen Bestandteil in der Wirtschaftsführung des Hofes geworden. Sommer für Sommer findet dort eine Anzahl von fünf bis sieben Rindern ihre Nahrung.
Der alte Peter Wilm hat es noch mit eigenen Augen gesehen, wie sein Anerbe sich eine Frau aus Wellendorf holte. Am 11. Juni 1773 erschien er mit seinem Sohne Georg Heinrich und dessen Braut Gertrud Wellendorf auf Harkotten, um die Auffahrt zu dingen. Die Höhe der Auffahrt betrug 50 Taler, die sofort bezahlt werden mußten. Das Protokoll bezeichnet gleich eingangs die Stätte als "in sehr schlechten Umständen". Der Gutsherr beanspruchte 2 Sterbekühe; der junge Bauer mußte sich verpflichten, an Rückständen aus verschiedenen Verdingen eine Schuld von 140 Talern zu übernehmen. Als Leibzucht erhielten die Eltern den halben Kotten und den in der Nähe gelegenen Garten zur Hälfte. Ebenfalls bekommen sie bestimmte Ackerstücke zum Besäen. Die jungen Bauern verpflichten sich, diese Ackerstücke wie ihre eigenen zu bearbeiten. Sie wollen von den fünf kleinen Kindern zwei übernehmen und sie auch an Kleidung ordentlich ausstatten und zur Schule schicken. In die außergewöhnliche Armut des Hofes vermittelt die Tatsache, daß auf dem Hofe nur zwei Pferde vorhanden sind, die dazu noch dem ältesten Sohne Johann Hermann Heinrich gehören, einen erschreckenden Einblick; denn 200 Jahre vorher waren 7 bzw. 5 Pferde auf dem Hofe. Der Anerbe soll die Pferde für 30 Taler übernehmen. Maria Gertrud Wellendorf aber mußte sich nach der Bestimmung der "Osnabrücker Eigentumsordnung", um als Bäuerin anerkannt zu werden, ihrer Freiheit begeben und in die Eigenhörigkeit des Freiherrn von Ketteler eintreten. So blieb dem Gutsherrn die Eigenbehörigkeit auch der Nachkommen der Bauern gesichert; denn die Eigenhörigkeit entstand (auch) im Stift Osnabrück und der Grafschaft Ravensberg durch Geburt von einer unfreien Mutter. Zeugen und Unterhändler dieses Vertrages waren der alte Meyer zu Bergsten und Johann Heinrich Wellendorf, beide aus dem Kirchspiel Borgloh. Die kirchliche Trauung fand in Glane im Hochsommer des Jahres 1773 statt. Im November desselben Jahres heiratete der eben genannte Hermann Heinrich Anna Elisabeth Gehrmeyer aus Glane-Visbeck. Zwei Tage nach der Beerdigung des Altbauern, am 6. April 1775, wurde das erste Kind aus der jungen Ehe, ein Mädchen, zur Taufe getragen, daß die Namen Maria Katharina Gertrud erhielt. Die Großmutter aus Wellendorf wirkte als Taufpatin mit. Es wurden 6 Kinder in dieser Ehe geboren:
1. Maria Katharina Gertrud, geb. 1775; 2. Maria Elisabeth, geb. 1776, gest. 1779; 3. Maria Anna Gertrud, geb. 1778, gest. 1838; 4. Franz Heinrich, geb. 1780; 5. Maria Gertrud, geb. 1784, gest. 1786; 6. Caspar Heinrich, geb 1787, gest. 1788;
Der Anerbe erblickte am 24. September 1780 das Licht der Welt.
Nach dem Brandversicherungsregister vom Jahre 1780. waren versichert; das Haus zu 500, die Leibzucht zu 100, das Nebenhaus zu 100, der Schoppen zu 40, das Backhaus zu 20 Talern, was insgesamt 810 Taler ausmacht, Der jährliche Beitrag belief sich auf nur 1 Taler 6 Schillinge. Niedermeyer hatte seine Gebäude zu 800, Heringhaus zu 850 Talern versichert.
Das Vermessungsregister vom Jahre 1787 gibt als Größe des Brockmeyerschen Besitztums an; In Visbeck 11 Maltersaat, 9 Scheffelsaat und 10 Quadratruten; in Ostenfelde, das damals mit seiner Gemarkung das gesamte Gebiet westlich des Glaner Baches umfaßte, 28 Maltersaat, 3 Scheffelsaat und 36 Quadratruten, sodaß der damalige Besitz etwa 56,7 ha betrug.
Die Verschuldung des Hofes nahm indessen solche Fortschritte, daß er dem Abgrund nahe kam. Die Gläubiger drängten solange, bis am 11. September 1792 eine Verheuerung vieler Ländereien vorgenommen werden mußte, Am 3. September hatte die Gutsherrschaft dazu ihre Erlaubnis erteilt, Das Pachtgeld der einzelnen Pächter floß unmittelbar zum Rentmeister, so daß der Bauer ausgeschaltet war. Sogar zwei Kotten, der sog. Heidenberg- und Haverkampkotten, wurden den Gläubigern E.H. Brockmeyer, Rolffs bzw. Picker zur Benutzung übergeben. Allerdings diente der Haverkampkotten, wohl das ursprüngliche Wohnhaus bis 1727, als Leibzucht. Hören wir den Wortlaut des Protokolls: "Die Halbscheid des vordersten Esches und der ganze mittelste Esch, auch zwei Ende Landes bei dem Schafstalle, imgleichen die obere Wiese und vier Stück im Zuschlage sind dem Kolono Brockmeyer ut in protokollo de 15. Sept. 1780 belassen worden , dergestalt, daß derselbe reparationes des Wohnhauses auch Rundefuhren, Jagde, Wachte, Gutsherr-item Rauch- und Gografen Hühner, kurz alle onera ex propriis stehen müsse, und daß nur bloß die Korn- und Geldpacht, Brand und Monatsschatz mit den bewilligten Zinsen es Emonituria genommen werden sollen. " Den Kotten, der Windflöte genannt wurde, und vier Stücke Landes, die nächst dem Kotten im Zuschlage lagen, mußte der Bauer seiner Gattin überlassen. Von seiner Frau - darauf deutet auch eine kurze Notiz hin - lebte er zeitweilig getrennt. Auch in einem Protokoll vom 4. Oktober 1792 machte seine Frau durch einen gewissen Klöntrup Anspruch auf 45 Taler. An den Pastor von Glane hatte er schon seit zwei Jahren keine Würste und seit fünf Jahren keine Eier mehr abgegeben. Picker, der eine Forderung auf 55 Taler, 7 gute Groschen, 11 Pfg. hatte, ließ zwei Wagen, einen kupfernen Kessel, einen Pflug, ein Pferd, eine Anrichte und zwei Töpfe pfänden.
Der Müller Aßmann stellte in einer schriftlichen Eingabe vom 4. Oktober 1792 an den Rentmeister fest, daß er eine Forderung von 516 Talern an den Hof habe. Sie war aus verschiedenen Quellen so hoch angeschwollen. Dieser Müller war der gerissenste unter allen Gläubigern. Sein Ziel tritt in der Eingabe deutlich hervor. Er will allmählich allen anderen Gläubigern die Schuld abkaufen, um so in den Besitz des Hofes zu kommen. Er wendet sich deshalb energisch gegen die stückweise vorgenommene Ausheuerung. Er wünscht, den ganzen Besitz mit einigen Ausnahmen selber zu übernehmen. Gläubiger, die sich diesem Willen nicht fügen wollen, sind ebenso seine Feinde wie der Bauer selbst, der allerdings zu schwach gegen die Ausbeutungssucht eines solchen Mannes gewesen wäre, wenn er er allein mit ihm zu tun gehabt hätte. Es sei das beste, so fährt er in der Eingabe fort, wenn ihm das Erbe auf 20 Jahre überlassen würde. Er bot sich dabei an, alle Schulden abzutragen, den "Landes- und Gutsherrn zu bezahlen..... dem schlechten Kolono annoch ein billiges zufließen zu lassen und binnen gedachten 20 Jahren das Erbe von allen unbewilligten Schulden zu befreien". Das Angebot fand aber bei dem Prokurator Hilmers und dem Freiherrn selbst keine Zustimmung. Hilmers bezeichnet Aßmann als einen zanksüchtigen Menschen, der seine Nachbarn zu prellen trachte, bei dem man nicht sehe, wie man auf 20 Jahre Sicherheit habe. Auch habe er bei seinem Vorgänger Westendorf enien Pachtrückstand von 180 Talern. Der Freiherr nennt das Angebot zu bedenklich, um solches sofort annehmen zu können, obschon die Pachtrückstände immer höher angestiegen waren.
Der Gutsherr verfolgte in der Besetzung seiner Hofstellen eine stetige und ruhige Politik. Er wußte, daß es nicht sein Vorteil ist, einen Bauern, dessen Vorfahren seit Jahrhunderten die Stätte betreuten, bei jeder ersten besten Gelegenheit von dem Hofe zu vertreiben. Aßmann ließ jedoch nicht locker. Er verlangte unerbittlich eine restlose Begleichung der Schulden. Am 20. März 1793 fand ein neuer Termin vor dem Gogerichte statt. Aßmann hatte, nachdem die 180 Taler Pachtrückstände von seiner Kapitalforderung abgezogen waren, noch eine Forderung von 360 Talern. Er erbot sich, auch die von der Gutsherrschaft zu 5% gebilligte Kriegesche Schuld von 240 einzulösen. Er wolle dann dieses Kapital und auch die 360 Taler zu 3% verzinsen lassen, die bis zur Großjährigkeit des Anerben stehen bleiben könnten. Unter dem 22. März 1793 machte er an den Rentmeister ein nochmaliges Angebot, das die vorhergehenden bei weitem übertraf. Als der Gutsherr von diesem Anerbieten Kenntnis genommen hatte, schmolz sein Widerstand dahin. Er hoffte, so schreibt er am 9. Juli 1793, daß die Sache jetzt endgültig in Richtigkeit kommen werde, und nahm das Angebot Aßmanns an.
Am 28. Juni 1793 wird zum ersten Male ein zwölfjähriger Stillstand sämtlicher Schulden und Zinsen bewilligt. Unter diesen Umständen nimmt es nicht Wunder, wenn eine 1796 stattgefundene Besichtigung demütigend und kläglich ausfällt. Der Pächter Jochmann, den Aßmann an seine Stelle gesetzt hat, gab zu Beschwerden Anlaß, Aßmann hatte also nicht zum Vorteile des Gutsherrn die Pacht übernommen.
Die Verschuldung des Hofes beruhte auf einer Reihe widriger Umstände, die nur in ihrer schicksalhaften Verkettung schließlich zu dem gezeichneten Ergebnis geführt haben. Das Elend begann, wie wir sahen, mit dem 30jährigen Krieg. Da die Pächte des Hofes an den Gutsherrn gegenüber denen anderer Höfe verhältnismäßig hoch gesetzt waren, war es an sich schon schwer, den einmal vorhandenen Rückstand wieder auszugleichen. Denn zu gleicher Zeit drängte der Gutsherr auf Nachlieferung, forderten die übrigen Gläubiger die geliehenen Kapitalien mit den Zinsen zurück, trieb der Vogt die Steuern ein, die - wenigstens als Kopf,- Rauch,- und Erbsteuer - nicht nach dem Vermögen der Steuerpflichtigen gestaffelt waren, sondern den Bedürftigen in gleicher Weise trafen wie den Wohlhabenden. In solcher Bedrängnis blieb dem Bauern nichts übrig, als Pfandgut abzugeben oder Teile seines Ackerlandes zu verpachten. Damit aber sägte er erst recht den Ast ab, auf dem er saß. Denn bei verminderten Vieh und Acker war er um so weniger imstande, die im ganzen gleichbleibenden Gesamtlasten der Stätte zu tragen Und doch war das erst ein Teil der Behinderungen, die dem Bauern in den Weg traten; mit ihnen allein wäre er schon in absehbarer Zeit fertig geworden. Hier aber traten noch Umstände hinzu, die teils im bäuerlichen Erbrecht, teils auch in den Bauern selbst begründet waren.
Peter Wilm Brockmeyer hatte zwar duch Ankauf des Krusenkampes die Stätte verbessert. Aber er hatte seine Kraft vielleicht doch überschätzt. Er ließ den Hof in vermehrten Schulden zurück. Er war in seiner Unternehmungslust zu sehr Optimist gewesen. Verhängs-voller aber war, daß sein Sohn als Bauer von einem tollen Hund gebissen und dadurch fallsüchtig wurde. Nun wankte auch der letzte Halt, zumal auch die schon seit einem Jahrhundert und länger notdürftig erledigte Versorgung der abgehenden Kinder zu einer Katastrophe für den Stammhof drängte.
Das eine muß man den Osnabrücker Bauern jener Zeit, auch denen, die in der Ungunst des Lebens zerrieben wurden, zum Ruhme nachsagen, daß sie ihr Familienleben gesund erhielten, was sich vor allem auch in einer zahlreichen Kinderschar kundgab. Was aber die Abfindung der Kinder für den Hof bedeutete, hat der Landsmann Justus Möser in trefflichen Worten gesagt: "Wo noch ein armer Eigenhöriger ist, da hat er so viel Geschwister von seinem Vater und Großvater, daß er sich gar nicht mehr retten kann". Er macht dazu folgende Bemerkung: "Mit den Abfindungen oder Auslobungen der Geschwister von einem Bauernhofe ist es im Stift Osnabrück eine besondere Sache, nachdem durch eine unglückliche Folge römischer Begriffe der Erbe zu Hofe vor seinen Geschwistern nur eine doppelte Portion voraus hat und ihnen nach diesem Verhältnis herausgeben muß. Alle Höfe müssen dabei zugrundegehen.
Vom Jahre 1787 bis 1833 waren 18 Ehen mit direkten Nachkommen von der Brockmeyerschen Stätte, die noch deren Namen trugen, geschlossen. In einem Gläubigertermin am 15. April 1828 meldeten 15 Kinder ihren Anspruch auf Abfindung an, die zum Teil den Brautschatz der Eltern, zum Teil den der Großeltern forderten. Nur eine Brockmeyer ist nach auswärts gezogen, nämlich nach Oesede. In den Glaner Kirchenbüchern sind insgesamt aus den verbliebenen 17 Ehen 68 Kinder aufgezeichnet. Dabei sind die Aufzeichnungen offensichtlich in manchen Jahren unvollständig. 20 Kinder starben unter 5 Jahren, von den 16 nicht einmal zwei Jahre alt wurden.
Mag etwa die Hälfte ein selbständiges Auskommen gehabt haben, so versuchte doch immer wieder die andere vom Hofe einen Anteil zu bekommen.
Von den abgehenden Kindern lebten in den zum Brockmeyerschen Hofe selbst gehörigen Kotten folgende Familien: um 1800 Christian Fischer und Anna Maria Gertrud Brockmeyer. Peter Brockmeyer und Marg. Lahrmann, Johann Heinrich Maßmann und Maria Gertrud Brockmeyer, Johann Heinrich Jochmann und Engel Maria Brockmeyer, die für Aßmann die Pacht übernommen hatten. Im Schefentorfer Schafstalle hausten um 1800 Jobst Heinrich Wellenbrock und Katharina Elis. Brockmeyer mit zehn Kindern. Um dieselbe Zeit hielten sich Johann Herm. Brockmeyer und Marg. Kath. Holtmeyer in Gehrmeyers Backhause auf. Außerdem wohnten nach Ausweis der Glaner Taufbücher um 1825 in den genannten Kotten noch vier fremde Familien.
Um 1835 lebten in Brockmeyers Kotten Johann Heinrich Naber und Maria Catharina Brockmeyer. Heinrich Wilhelm Kassenbrock und Anna Elis. Brockmeyer hatten ebenfalls in einem zum Erbhofe gehörigen Kotten Wohnung genommen. Kaspar Möller und Elisabeth Brockmeyer hatten des Bauern Schulten Kotten in Ostenfelde bezogen.
Lamprecht prägte folgende Worte für Zustände des späten Mittelalters; "Die Hofhörigen, nun Eigenhörigen und leibeigenen Leute, wurden immer zahlreicher, die Lebenshaltung stets unsicherer. Gewiß mögen viele von diesen Leuten in die Städte gezogen sein und dort nicht zum geringsten zur Bildung eines städtischen Proletariats beigetragen haben..., aber eine noch größere Anzahl dieser Eigenleute blieb doch auf dem Lande, schmuggelte sich in die alten Markennutzungen ein, erwarb hier und dort eine Scholle Landes und fristete im ganzen ein elendes Dasein So erwuchs von Generation zu Generation drohender ein Stand ländlicher Proletarier, welche sich an den beiden großen Institutionen des flachen Landes, der Markgenossenschaft und der Grundherrschaft, gleich Gefahr drohend festsaugte und aus ihrem Mark heraus ein Schmarotzerleben zu führen unternahm." Lamprecht wird hier den abgehenden Kindern, die doch auch leben mußten, nicht ganz gerecht. Für unsern Fall aber sehen wir mit aller Deutlichkeit, in welche Krise unter solchen Verhältnissen der Bauer und seine abgehenden Kinder geraten mußten. Eine Anzahl der Kinder hat sich auf benachbarten Höfen und Markkotten fortgepflanzt. Üeber das Schicksal allzuvieler Kinder aber ist wenig oder nichts bekannt. Und doch sollten alle um einander wissen und den Gedanken ihrer Großsippe pflegen.
Am 3. Dezember 1803 wird ein zwölfjähriger neuer Stillstand der Schulden und Zinsen bestätigt. An den Ablauf dieses Abkommens schloß sich ein weiteres auf 12 Jahre berechnetes "Stillhalteabkommen" an. In dem Vertrage heißt es zum Schluß: "schließlich wird hierdurch ein jedermanns Nachricht und Nachachtung bekannt gemacht, daß alle von jetzt an, ohne Zustimmung der Gutsherrschaft des Koloni Brockmeyer von demselben etwa zu schließende Kontrakte oder zu kontrollierende Schulden als null und nichtig angesehen werden, und den desfallsigen Kontrahenten und Kreditoren, Ansprüche auf den Ertrag des Brockmeyerschen Kolonats auf keine Weise werde eingeräumt werden."
Dirk, der Quertreiber
Inzwischen hatte am 6. November 1800 Franz Heinrich den Hof übernommen, obwohl er erst 20 Jahre alt war. Sein Vater starb im April 1816. Er war nicht mehr im stande gewesen, den Hof oder besser die wenigen Ländereien, die ihm noch zur Bearbeitung überlassen waren, zu bewirtschaften. Seine Frau war ihm 7 Jahre im Tode voraufgegangen. Franz Heinrich heiratete am 26. September 1802 im Alter von 22 Jahren Maria Christina Gerding aus Glandorf, die 8 Jahre älter als er war. Die Trauung fand in Glandorf statt. Der Ehe entstammten 6 Kinder, 4 Knaben und 2 Mädchen:
1. Johannes Franz, geb. 1804; 2. Maria Katharina, geb. 1805; 3. Katharina Elisabeth, geb. 1807, gest. 1807; 4. Johann Heinrich, geb. 1809, gest. 1809; 5. Johann Heinrich, geb. 1810; 6. Johann Theodor (gnt. Dirk), geb. 6. Juni 1813,
der später der Anerbe war.
Maria Katharina verheiratete sich am 19. Oktober 1829 mit Johann Heinrich Nauber zu Glane-Visbeck, wo sie am 11. August 1872 verstarb.
Johann Heinrich übernahm 156 als Mahljahrswirt Rethmanns Stätte in Hagen, kehrte aber später zum Hofe zurück und starb daselbst am 2. Juli 1886.
In den Jahren 1803-1804, in der so ungeheuren Not der Franzosenkriege, mußte der Bauer zahlreiche Kriegsfuhren leisten. Da seine Pferde wohl nicht im besten Zustand waren, übernahm Heringhaus oft diese Last. Infolge der Markenteilungen in Glane-Visbeck fielen Brockmeyer um 1806 einige Grundstücke in Größe von 1103 Quadratruten (= 2,5 ha) zu. Da diese sehr weit vom Hofe ablagen, bei Große Hartlage und Schwöppe, wurden sie später verkauft.
Am 29. Juni 1810 wurde in Iburg über eine Forderung des Gutsherrn von 3720 Franken und 16 Cent. Verhandelt. Da kein Geld vorhanden war, wurde der Ertrag aus den Wiesen gefändet. Erst Johann Theodor Brockmeyer hat diese Schuld am 4. Nov. 1859 mit 957 Talern 13 guten Groschen und 9 Pfennig eingelöst. Die Prozesse indeß um die rückständigen Gelder nahmen kein Ende. Am 11. August 1811 reichte der Freiherr eine neue Klage ein, die fruchtlos blieb. Am 7. Dezember 1814 wurde ein Prozeß wegen einer Schuld von 141 Talern geführt, die der Bauer in jährlichen Terminen mit 20 Talern abzahlen soll. Aus dem Jahre 1815 ist ein Verzeichnis der von Brockmeyers Stätte zu erhebenden Landpacht erhalten. Das Land ist an 21 Pächter verpachtet. Die Gläubiger drängten zu einem Abäußerungsprozesse, dem die Gutsherrschaft nicht stattgeben wollte. Dr. Engelen von Oedingberge war den Gläubigern ein geflissentlicher Advokat, der in seinen Äußerungen über den Bauern um so auffälliger wurde, als die Geldbeträge stiegen, die ihm von seinen Klienten zustanden. Diese aber hofften auf die Erträge des Brockmeyerschen Hofes. Wohl oder übel mußte Engelen soch den einen Ausgleich suchenden Vorschlägen des Gutsherrn fügen. Die Gutsherrschaft will trotz allem den Bauern auf dem Hofe belassen, allerdings als Zeitpächter. Folgende Gründe bewogen den Freiherrn zu seinem besonnenen Vorgehen, „um nicht den alten blinden Vatter aller Unterstützung völlig zu berauben, um die Kinder, welche durch das gegenseitige mißliche Verhältnis der Eltern bereits unglücklich genug sind, eine schlechte Erziehung erhalten, durch die Abäußerung einst in einen noch härteren verwahrlosten Zustand zu versetzen, um das Interesse der Gläubiger soviel möglich zu schonen, um endlich den Kolonus selbst Mittel und Wege zur Besserung offen zu halten“. Dieser Vorschlag war am 20. April 1816 kurz vor dem Tode des Altbauern Georg Heinrich eingereicht. Am 31. Mai 1816 wurde er von den Parteien angenommen und der neue zwölfjährige Stillstand wurde im Juni desselben Jahres bewilligt und veröffentlicht.
Die Schuldenmasse war auf 3300 Taler angewachsen. Auch der Vogt Reinert aus Iburg beschwerte sich in einem Briefe über den Lebenswandel des Bauern Franz Heinrich: „Er lebt so wild in den Tag hinein, daß er keinen Monat die Steuern ohne Pfändung abträgt, um sein Haus kümmert er sich nicht im geringsten. Es entspricht in keiner Weise den feuerpolizeilichen Vorschriften. Seinen Heuerleuten mutet er zu, daß sie ihre Wohnungen selber Instand setzen. Andernfalls hat er gedroht, daß er sie abbrechen lasse.“ Reinert vertrat die Ansicht, den Bauern entweder gänzlich von dem Erbe zu entfernen, oder ihn doch so sicherzustellen, daß er das Erbe nicht weiter ruinieren könne. Er habe einen Mann – und da liegt der Hase im Pfeffer – mit Namen Klackerberg an der Hand, der den Hof gerne in Pacht nehmen würde. Der Vorschlag verlief sich im Sande.
Mögen die Quellen auch parteiisch sein, so bleibt doch bei ruhiger Prüfung des Sachverhaltes kein gutes Bild des Franz Heinrich. Er hatte von den Eltern keine ordentliche Wirtschaftsführung gelernt nnd brachte selbst nicht die Tatkraft auf, das Steuer energisch herumzuwerfen. Noch vor Ablauf des dritten Stillstandabkommens schied er aus dem Leben. Er fand am 10. Oktober 1827 auf dem Friedhofe zu Glane nach einem Leben voll Kummer und Sorge seine letzte Ruhe. Sein Vater war 75 Jahre alt geworden und erst elf Jahre tot. Mit dem frühen Ableben des Bauern hatte die Kurve des Niedergangs ihren tiefsten Punkt erreicht. Es schien, als wenn sich der Hof, von den Schicksalsschlägen getroffen, nicht wieder erholen könne. Die Gefahr der Abmeierung war größer denn je.
In diesen Tagen der äußersten Not und Verzweiflung aber zeigte sich das Verantwortungsbewußtsein der verwitweten Bäuerin in einem hellen Lichte. Obwohl sie während ihrer Ehezeit zeitweise infolge der Unverträglichkeit ihres Mannes den Hof hatte verlassen müssen, setzte sie sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit für die Erhaltung der Stätte ein. Ihre Aufgabe war sehr schwer; denn vier Kinder waren unversorgt und der Anerbe war erst vierzehn Jahre alt. Die Gläubiger aber wurden in ihren Forderungen nach Bezahlung immer aufdringlicher. Am 14. Dezember 1827 sprach sie bei ihrem Gutsherrn vor und bat um Aufschub des Zahlungstermines bis zum Frühjahr 1828. Dieser konnte nicht sofort einwilligen, da die Gläubiger zuerst gehört werden müßten. Die Hausbesichtigung im Januar 1828 zeigt grell die trostlosen Zustände, die sich seit 1796 noch verschlechtert haben, so ist z. B. die „Leibzucht 8-Fach groß, mit Stroh hin und wieder zwar bedeckt, aber so mangelhaft, daß die Bewohner darin gegen Wind und Wetter nicht geschützt sind“. Außer den bisher bekannten Abgaben mußte der Hof jährlich eine Fuhre Heu aus der Kummerteichswiese und 15 Bunde Sammelstroh zum Königlichen Amte in Iburg bringen. Hier fand am 18. Februar 1828 die letzte und größte Gläubigerversammlung statt. Sie war in dem 13. Stück der Osnabrückischen Anzeigen, zu Iburg, Glane, Laer, Dissen, Glandorf und in den Stadtkirchspielen von den Kanzeln verkündet worden. Nach dem im v. Kettlerschen Archive aufbewahrten Protokolle war die Witwe mit ihrem Notar Brücher erschienen. Den Gutsherrn vertrat der Prokurator Kellinghausen. Dr. Engelen, dessen Forderung bereits auf 494 Taler angestiegen war, fühlte sich als Anführer der Gläubiger, die in einer Anzahl von 40 Personen angetreten waren. Die Gesamtschuld ist auf 3300 Taler angegeben. Kaufleute, ein Arzt, ein Apotheker finden sich unter den Gläubigern. Der Gutsherr aber konnte die Schuld, die nach 1816 aufgenommen war, nicht anerkennen, da der Bauer am 4. Juni 1816 für kreditlos erklärt war.
Die abgehenden Kinder und deren Rechtsnachfolger werden in dem Protokoll in acht Klassen eingeteilt. So vertrat ein gewisser Föhr eine Abfindungsschuld, die durch drei Generationen reichte. Er hatte Elisabeth Maßmann geheiratet, eine Urenkelin des Peter Wilhelm Brockmeyer, der 1700 seine Ehe geschlossen hatte. Das war außer einem ähnlich gelagerten auch der ärgste Fall. Insgesamt trugen fünfzehn Kinder ihre Ansprüche vor. Außerdem melden sich verschiedene Personen, die eine großelterliche Abfindung beanspruchten. Ostern 1828 war der dritte zwölfjährige Stillstand abgelaufen, der zunächst um ein Jahr verlängert wurde. Um die Rechte und um die Freiheit der Bäuerin war es schlecht bestellt. „Der Kolona Brockmeyer wird bei Strafe des Betruges untersagt, von dem diesjährigen Ertrage ihres Kolonates ohne ausdrückliche Genehmigung und Zustimmung des Emonitors irgend etwas zu erheben, und bezieht sich dieses Gebot insbesondere auf die Erhebung der Heuergelder, auf die Aberndtung der Früchte und auf die Benutzung der Wiesen“. Nur soviel soll der Witwe überlassen werden, daß sie die 240 Taler aufbringen kann. Alle Schulden aber, die nach dem 4. Juni 1816 entstanden waren, wurden von der Gutsherrschaft nicht anerkannt. Besonders streng waren die Verfügungen, die die Verwendung des Holzes betrafen. Es heißt da: „Es wird der Kolona Brockmeyer die Benutzung allen Holzes (das Schlagholz auf Hecken und Wrechten ausgenommen) bei Gefängnisstrafe hierdurch untersagt“. Die Osnabrückischen öffentlichen Anzeigen vom 9. Mai 1829 enthielten die näheren Bestimmungen.
Der Ostern 1828 abgelaufene Stillstandsvertrag wurde schließlich auf 20 Jahre verlängert, was am 26. März 1831 in den Osnabrückischen öffentlichen Anzeigen bekanntgegeben wurde.
Dadurch, daß Müller Aßmann gestorben war und wohl vor allem deshalb, weil die Wirtschaftsführung der Bäuerin Vertrauen erweckte, fehlten den Gläubigern zwei Triebfedern, so daß es scheint, der 20jährige Stillstand sei ohne Schwierigkeiten angenommen. Wie dem auch sei, der Hof hatte Zeit zur Atempause bekommen, so daß unter der Tatkraft der Bäuerin eine gründliche Erneuerung und Umgestaltung es inneren und äußeren Hofbildes in die Wege geleitet werden konnte. Trotz des unruhigen Lebens infolge der häufig angesetzten Termine und Prozesse ließ die Witwe unter tatkräftiger Mithilfe des jungen Johann Theodor den nördlichen Teil des jetzt noch stehenden Hauses, das Wohngebäude, errichten. Die Inschrift im Balken gibt als Zeitpunkt den 4. Mai 1833 an. Der Baumeister war H. Wacker, dessen Sohn später lange in einem Kotten des Hofes wohnte. Wachen Sinnes hatte der Anerbe das Leben seines Vaters gesehen und für sich die Lehren daraus gezogen. Unermüdlich hatte er an sich selbst gearbeitet. Vorbild an Zähigkeit und Verantwortungsbewußtsein war ihm seine Mutter, die in schwerster Zeit den Hof nicht aus der Hand gegeben und sich auch keinem anderern Manne mehr versprochen hatte. Sie hielt in Treue und echter westfälischer Zähigkeit aus. Ihrem Sohne Johann Theodor schenkte sie unbegrenztes Vertrauen. Das Leben aber hatte den jungen Bauern in eine harte Schule und Prüfung geschickt, die er bestanden hat. Die durch mehrere Generationen verschüttete bäuerliche Sparsamkeit und Arbeitsfreude brach in ihm doppelt auf. Er war sehr baulustig. Noch heute trägt der ganze Hof eindeutig den Stempel seines Schaffens. Der vordere Teil des Wohnhauses (die Diele), die Mühle, das dazu gehörige Wohnhaus und zwei Kotten wurden von ihm erbaut, d. h. alle Gebäude außer den Wirtschaftsgebäuden. Die Zimmerarbeiten wurden von Meister H. Wacker ausgeführt.
Der alte Lauwerth, geboren am 9. Juni 1845, hat ihn noch gekannt. Er wußte sich noch zu erinnern, daß er kleiner Gestalt war und in seinen Mannesjahren blondes Haar gehabt habe. Über den Menschen Johann Theodor sagte er: „Dirk (= Theodor) war schlau und klug. Jeder hütete sich, mit ihm in Streit zu kommen. Er war allen überlegen“. Vor Prozessen hatte er allerdings keine Angst. Er war ein unruhiger Quäler und Erneuerer. Als Johann Theodor wegen der Ablösung seines Hofes mit dem Gutsherrn verhandelte, gab dieser schließlich nach, weil er sich freute, daß er diesen Quertreiber, wie er ihn nannte, los wurde.
Dank der Tatkraft Stüves wurde „der Entwurf eines Gesetzes über die Regulierung der bäuerlichen Verhältnisse und Ablösung der grund- und gutsherrlichen Lasten zu befolgenden Grundsätze“ am 10. November 1831 in der aus den Beratungen hervorgegangenen Form veröffentlicht. Die große Ablösungsordnung, welche in 354 Paragraphen die zur Durchführung des ersten Gesetzes notwendigen Einzelbestimmungen brachte, folgte am 22. Juli 1833. Dieses Gesetz gab dem Eigenbehörigen die persönliche Freiheit zurück. Sämtliche Dienste und Abgaben, die er bis dahin seinem Gutsherrn zu leisten hatte, konnte er gegen einmalige Zahlung des 25fachen Wertes für immer ablösen. Dadurch wurde der Hof sein freies Eigentum. Die Morgenröte einer neuen verheißungsvollen Zeit für das Bauerntum brach an.
Am 2. Oktober 1833 trat die Witwe ihrem nunmehr 20jährigen Sohne die Wirtschaftsführung des Hofes ab, was sie vor dem Fleckengerichte in Iburg zu Protokoll gab. Wir können ihren Worten, daß sie wegen ihres Alters und ihrer körperlichen Schwäche dem Hof nicht mehr vorstehen könne, ruhigen Herzens Glauben schenken. Viele andere Menschen wären unter dieser Belastungsprobe schon eher zusammengebrochen. Am 5. Juli 1845 schloß sie die Augen für immer. Sie hatte aber auch als Großmutter noch viel Arbeit und Freude mit den heranwachsenden Enkeln gehabt.
Am 6. November 1833 ließ sich Johann Theodor in der Pfarrkirche zu Glane mit Anna Maria Waltermann trauen, die ihm um fünf Lebensjahre voraus war. Zeugen waren Johann Heinrich Brockmeyer und Anna Maria Niederholthausen. Die Altbäuerin hatte bereits auf Ablösung der ungewissen Eigentumsgefälle bei der Ablösungskommission einen Antrag gestellt. Es kam aber zu keiner Einigung im November 1833, weil der Sterbfall des verstorbenen Bauern gedungen, aber nicht gezahlt war. Auch hatte der Erbe wegen Übernahme des Hofes mit der Gutsherrschaft nicht verhandelt. Deshalb erschien Johann Theodor am 16. Dezember 1833 auf dem Harkotten. Seine Mutter begleitete ihn nicht, weil sie krank war. Infolge des Vertrages vom 2. Okt. 1833, den er stolz dem Rentmeister Meckel vorzeigte, war er befugt, eigenmächtig Verhandlungen aufzunehmen. Er bequemte sich nach langen Unterhandlungen zu der Verpflichtung, alle bisher nicht gezahlten ungewissen Eigentumsgefälle anzuerkennen und abzutragen. Er sollte sie mit einer jährlichen Goldrente von 7 Reichstalern bezahlen. Ausgeschlossen aber waren von dieser Vereinbarung die der Gutsherrschaft von dem Hofe jährlich zu entrichtenden Abgaben und Zinsen von den Kapitalforderungen, die in den Gläubigerprozessen gestellt wurden. Wegen der Ablösung fand am 11. Januar 1834 eine Verhandlung in Iburg statt. Da beide Parteien sich über die Höhe der Ablösung nicht einigen wollte, zog sich das Verfahren über 20 Jahre hin, bis die Sache dem Gerichte übergeben wurde. Am 10. April 1855 ist „nur noch wegen der Qualität der von dem Kläger dem Beklagten zu liefernden drei Malter Roggen und fünf Malter Hafer sowie wegen der bei Ablieferung dieses Getreides und zwei Schweine von dem Kläger geforderten Gegenleistungen der Rechtsstreit anhängig. Am 20. März 1855 hatten sie sich schon über die Pflugdienste geeinigt. Das Gericht fällte keine klare Entscheidung. Fast noch ein Jahr lang zogen sich die kleinlichen Verhandlungen hin, bis endgültig alle Meinungsverschiedenheiten beseitigt waren. Am 12. Januar 1856 waren sich beide Parteien über die Höhe der Ablösungssumme einig. Sie betrug 1975 Taler, 10 gute Groschen und 6 Pf. Den Vertrag bestätigte die Königliche Ablösungskommission, nachdem keine Einreden berechtigter Dritter erfolgt waren.
Nach der Einigung im Dezember 1833 mit dem Hause Harkotten war auch der Hof Brockmeyer ein "freier Hof" und die Besitzer und Bewohner waren "freie" Bauern, die keine weiteren Abgaben an ihren Gutsherrn mehr leisten mußten. Zu dieser Zeit nutzten das viele Deutsche Landbewohner um ihr Leben in einer neuen Heimat zu beginnen. Auch Mitglieder der Familie Brockmeyer zogen gen Westen. (Hier teilt sich die Familiengeschichte nun in zwei Bereiche: in Glane (lese unten weiter) und in Amerika.
Johann Theodor Brockmeyer setzte den Schlußstrich unter eine jahrhundertalte, aber nunmehr endgültig abgeschlossene Rechnung, indem er am 12. Juli 1856 an seinen Gutsherrn Freiherr Clemens August v. Ketteler die „vorgenannte Ablösungssumme ganz und richtig“ auszahlte.
Den Triumph und das erhabene Bewußtsein, einen freien Hof zu besitzen, einen Hof, der, gerechnet von dem Ablösungstermine an, vor 30 Jahren noch von Gläubigern förmlich eingeschlossen war, hatte die alte Bäuerin nicht mehr erleben können. Mit der Ablösung war der Weg freigeworden zu einer stetigen Aufwärtsbewegung der bäuerlichen Wirtschaft. Zu einem Tauschvertrage mit Gehrmeyer kam es so: Gehrmeyer wollte mit der Domäne Scheventorf (Bild rechts) seinen für ihn günstig gelegenen Acker austauschen. Das Land der Domäne war größer, so daß die Verhandlungen scheiterten. Johann Theodor aber erklärte sich bereit, sein bei Domänengrundstücken liegendes Land an die Domäne abzutreten, und zwar so viel, als an dem Gehrmeyerschen Lande fehle. Jedoch kam erst im Jahre 1860 der Vertrag zwischen Gehrmeyer, Domäne und Brockmeyer einerseits und zwischen Brockmeyer und Gehrmeyer andererseits zustande. Dadurch bekam Brockmeyer die Stuckenbrede auf dem Gehrenbrink, die um 1880 an Gehrmeyer gegen den Wädel eingetauscht wurde, und das Stück Land, das auf dem Gehrenbrink bis zum Dettkamp reicht. Im Jahr 1853 erwarb Johann Theodor von dem Domänenfiskus die in den Scheventorfer Wiesen stehende Mühle, die auf Abbruch verkauft wurde. Schon lange vorher war von der Domänenkammer über die Rentabilität der Mühle beraten. Am 28. Oktober 1850 hatte sie bereits Assmann, ein Bauer aus Holperdorf, auf Abbruch gekauft, hatte aber die 1505 Taler Kaufgeld nicht bezahlt und sich auch nicht um den Abbruch gekümmert. Deshalb war die Mühle im zweiten Termine an Johann Theodor verkauft. Innerhalb eines Jahres wurde sie an der neuen Stelle südlich des Hofes wieder aufgebaut. Noch heute befindet sich das Wappen, das in einer Bestandsaufnahme der Scheventorfer Mühle genannt wird, an der westlichen Längswand der Mühle. Die Umschrift lautet: Domine, libera nos ab omni malo, 1569 Reineke, H. Johannes H(ake). Im Sommer 1855 nahm darauf die Domänenkammer, vertreten durch Amtsassessor Meyer in Iburg, mit Johann Theodor die Verhandlungen wegen des Wasserrechtes auf. In einem Vertrage vom 21. November 1855 fanden die Abmachungen ihren Niederschlag. Aus diesem wird ersichtlich, daß Johann Theodor 1842 ein Stauwerk zur Berieselung seiner Wiesen anlegte. Bei dem Bau seiner Mühle war er gezwungen, das Stauziel herauf zusetzen. Die Domänenkammer genehmigte dieses, während der Bauer auf „alle Einreden wider den unbeschränkten Gebrauch des Wassers im Glaner Bache behufs Berieselung und Beflößung der oberhalb der Mühle am Mühlenbache belegenen Domanialwiesen und Domanialgrundstücke verzichtete. Die Domäne aber verpflichtete sich, das zum Befließen oder Berieseln beliebig zu benutzende Wasser aus dem Glaner Bach nicht ganz abzuleiten, vielmehr dasselbe so zu benutzen, daß es dem Bache und zwar noch oberhalb des Brockmeyerschen Kolonats vollständig wieder zugeführt werde“.
Die Mühle bestand aus zwei Mahlgängen, einer Öl- und Bockemühle, und wurde von einem Wasserrad getrieben. Infolge der Mühlenanlage und der damit notwendig verbundenen Stauerhöhung wurde Brockmeyer in Prozesse mit Pohlmann und Koke verwickelt. Nachdem einige Verhandlungen stattgefunden hatten, mußte Brockmeyer Pohlmann zugestehen, daß Pohlmann in der Zeit vom 1. März bis Ende Juni seine Wiesen unbeschränkt, in der Zeit vom 1. August bis Ende Februar nur soweit beflößen darf, als es der zum Betriebe der Mühle notwendige Wasserstand erlaubt.
Seinem Nachbarn Koke mußte Brockmeyer das Waschbrett tiefer anlegen, damit Koke bequem waschen konnte, was jedoch alles nicht die freundlichen Beziehungen auf die Dauer trüben konnte. Der erste Pächter der Mühle war Hobelmann. Auf ihn folgte wahrscheinlich ein Brinkmeyer. Am 24. Juni 1883 pachtete Bernhard Sielschott die Mühle auf 10 Jahre. Inzwischen war ein Sägewerk angebaut worden. Die Pachtsumme betrug jährlich 1125 Mark, in die auch der Betrag für das zugehörige Land eingeschlossen war. Wichtig für die Wirtschaftsführung war der Inhalt des siebenten Paragraphen: „Dem Verpächter wird während der ganzen Pachtzeit vom Pächter sein Bedarf an Korn zum Verbrauche in seiner Wirtschaft unentgeltlich gemahlen, sein Öl unentgeltlich geschlagen, sowie sein Flachs und Hanf unentgeltlich gebockt und auch die nötigen Hölzer unentgeltlich geschnitten“. Beim Ablauf des Pachtvertrages wurde dieser bis zum 1. Oktober 1906 verlängert. Es waren aber einige Änderungen eingetreten: Die Mühle umfaßte drei Mahlgänge, dagegen war der Betrieb der Öl- und Bockemühle eingestellt. Ferner wurde die Vergünstigung des freien Holzschneidens nicht mehr in den Vertrag aufgenommen. Sielschott trat jedoch schon vor Ablauf des Pachtvertrages zurück und überließ etwa zu Beginn des Jahres 1906 Johann Theodor Brockmeyer die Mühle, der sie fast ein Jahr innehatte. Da dieser aber einer selbständigen Verwaltung nicht gewachsen war, wurde am 20. Dezember 1906 ein Vertrag mit dem Müller Franz Nauber aus Glane-Visbeck geschlossen, der vom 1. Oktober 1906 bis 1. Oktober 1916 gelten sollte, aber seitdem immer wieder verlängert worden ist. Der jährliche Pachtzins betrug vor dem Weltkriege 1000 Mark. Auch heute noch ist die Vergünstigung des Kornmahlens in den Vertrag aufgenommen. Ebenso hatte bis zum Jahre 1921, in dem auf dem Hofe Elektromotoren angeschafft wurden, der § 14 besondere Bedeutung, der lautete: „Das sog. Sägemühlenrad bleibt zur freien Benutzung des Verpächters zum Häcksel- und Rübenschneiden sowie zum Karren“.
Im Sommer des Jahres 1913 wurde für die Mühle eine Turbine, nachdem schon vorher für das Sägewerk eine Lanz-Dampfmaschine beschafft war, angelegt. Obwohl Brockmeyer und die liefernde Firma es versäumt hatten, bei der Regierung in Osnabrück für das Wasserbuch die erforderlichen Eingaben zu machen, wurde die Turbine eingebaut. Gleichzeitig entfernte man das Wasserrad. Die Wirren des Weltkrieges hinderten die Regierung, die Konzessionsunterlagen für die Turbine nachzufordern. Erst sechs Jahre nach dem Kriege gingen die Nachforschungen weiter, so daß der Mühlenbesitzer 1925 einen Antrag auf Verleihung des Wasserrechtes stellte. Das Verfahren aber gelangte nicht zum Abschluß, weil die Zeichnungen und Unterlagen nicht genügten. Die Angelegenheit ruhte einige Jahre lang, bis der Regierungspräsident von Osnabrück im Jahre 1934 die Unterlagen für die 1913 eingebaute Turbine zwecks Eintragung in das Wasserbuch. In dem immer noch das Wasserrad verzeichnet war, verlangte. Am 1. Juli 1935 wurden die Antragsunterlagen der Regierung in Osnabrück zugestellt. Die Kosten mußte der Mühlenbesitzer tragen. Die Bearbeitung dieses Aktenmaterials war am 3. Juni 1956 soweit gediehen, daß die Verleihungsurkunde von dem Regierungspräsidenten, Abt. Wasserverleihungsbehörde, ausgestellt werden konnte. Am 29. August 1936 wurde als Abschluß dieser langwierigen Angelegenheit in das Wasserbuch Nr. 4 für die Wasserläufe südlich Iburg und deren Nebenflüsse eingetragen: „Auf Grund der Verleihungsurkunde des Regierungspräsidenten zu Osnabrück vom 3. Juni 1936 hat der Mühlenbesitzer Johannes Brockmeyer zu Glane-Visbeck das dauernde Recht, . . .
1. das Oberwasser des Glaner Baches vor der Mühle . . . bis auf 98,94 NN aufzustauen, 2. das angestaute Wasser des Glaner Baches für den Betrieb einer Turbine zu benutzen, 3. das benutzte Wasser in den Glaner Bach weiterzuleiten, 4. das Wasser des Glaner Baches, wenn erforderlich, durch die Umflut . . . abzuleiten und wieder in den Glaner Bach einzuleiten“.
Auswanderer
1811 wurde in Pittsburgh das erste Dampfboot für den Verkehr auf dem Ohio River konstruiert. Der Erfinder nannte sein Fahrzeug "New Orleans", um anzudeuten , wozu er es gebaut hatte, und noch im selben Jahre fuhr er tatsächlich den Ohio River und Mississippi River bis New Orleans hinunter. Diese Fahrt war ein Ereignis von großer Tragweite.
Von da an, wo man Dampfboote auf dem Mississippi hatte, war es möglich, diese natürliche Verkehrsader zu befahren. Lange bevor der Eisenbahnbau sich in die Täler des Ohio und seiner oberen Zuflüsse hinabsenkte, war es schon möglich, diese Gebiete bequem auf dem Wasserwege über New Orleans zu erreichen. Ebenso öffneten sich die Gebiete am Mississippi selbst, das weite fruchtbare Land zwischen dem "Vater der Ströme" und den großen Kanadischen Seen, der Einwanderung auf dem Wasserweg. So ist die Stadt St. Louis ein deutsches Zentrum geworden.
Diese plötzliche Erleichterung der Einwanderung, die mit dem Wechsel der Lage in Europa nach dem Wiener Kongreß, dem Sturze Napoleons und dem Einbruch der politischen Reaktion in Deutschland zusammenfiel, brachte auch den Auswandererstrom aus Deutschland von neuem in Bewegung. Außerordentlich viel trug dazu das Buch des deutschen Arztes Gottfried Duden bei, der im Jahre 1824 eine Reise nach Nordamerika machte und eine Farm am "Lake Creek" sechzig englische Meilen westlich von St. Louis nahe des Zusammenflusses von Missouri River und Mississippi River, also schon in dem neueröffneten Lande jenseits des Mississippi, erwarb. Erst 1832 erhielt die Siedlung vom deutschen Baron Johann Wilhelm von Bock den Namen Dutzow, benannt nach gleichnamigen Dorf Dutzow in Mecklenburg, zwischen Ratzeburg und Schwerin, wo von Bock einen Gutshof besaß. Von diesen seinem Besitztum schrieb Duden Briefe nach Deutschland und ließ im Jahre 1829 ein Buch erscheinen unter dem Titel:
"Bericht über eine Reise nach den westlichen Staaten Nordamerikas und einen mehrjährigen Aufenthalt am Missouri in den Jahren 1824 bis 1827" , Elberfeld 1829.
Dieses Buch hatte unglaublichen Erfolg. Duden konnte seine Farm rationell und mit Erfolg betreiben, und da es ihm gut ging, so atmeten seine Schilderungen die ganze Freude an der eigenen Arbeit, an der Jagdromantik im fremden Westen, wo es von Büffeln, Hirschen, Hasen und Flugwild nur so wimmelte, am blauen Himmel, an der märchenhaften Farbenpracht der herbstlichen Wälder und der ungebundenen Freiheit des Lebens. Man kann nicht sagen, daß Duden die Verhältnisse absichtlich schön färbte, aber er hob die Vorzüge auf Kosten der Nachteile und Unvollkommenheiten hervor, und die Frische und Romantik seines Stils brachten zuwege, daß den Lesern in Deutschland das ferne Missouri als ein Land der Hoffnung erschien, wenn sie es mit den gedrückten und unerfreulichen Verhältnissen in der Heimat verglichen.
Duden selbst kehrte trotzdem, nachdem er einige Jahre am Missouri River gelebt hatte, nach Deutschland zurück. Für ihn war die Farm in Missouri im Grunde nur ein romantisches Experiment gewesen. Die Auswanderer aber, deren Träume und Pläne auf Grund seiner Schilderungen in den fernen Westen der damaligen Union gelenkt wurden, zählten viele Tausende. Ohio, Indiana, Missouri und Illinois waren die bevorzugten Staaten. Allein nach Missouri, wohin westfälische und hannöverische Kleinbauern und Landarbeiter vorangegangen waren, siedelten über 38.000 deutsche Immigranten. Eine der Folgen von Dudens Propaganda war die Bildung der "Gießener Auswanderungsgesellschaft", die es sich zur Aufgabe setzte, im nördlichen Missouri einen deutschen Staat zu gründen, "der natürlich ein Glied der Vereinigten Staaten werden müßte, jedoch mit Aufrechterhaltung einer Staatsform, welche das fortbestehen deutscher Gesittung und deutscher Sprache sichern und ein freies und volkstümliches Leben schaffen sollte". Es gelang ihr 1834, 500 Ausreisewillige nach Missouri zu bringen.
Die Stifter und Führer der Gießener Auswanderungsgesellschaft waren zwei gebildete Männer, Friedrich Münch, und Paul Follen. Als die beiden Schwager im Sommer 1834 in Dutzow, Missouri ankamen, fanden sie in der Nähe der früheren Dudenschen Farm eine merkwürdige Niederlassung von Deutschen, die allgemein das "Lateinische Settlement", genannt wurde. Münch schrieb darüber, es sei eine "bunte Aristokratie" gewesen, bestehend aus deutschen Grafen, Baronen, Gelehrten, Predigern, Ökonomen, Offizieren, Geschäftsleuten, Studenten usw., die einen mit mehr, die anderen mit weniger Mitteln, und "nur zum Teil willig, sich den Anforderungen des dortigen Lebens zu bequemen." Sie hatten alle an die Dudensche Romantik geglaubt, die Büffeljagden, die Sonnenuntergänge, die Farben des Indianersommers, und fanden nun, daß die Tagelöhner und Bauern aus der alten Heimat mit ihren geringen Lebensbedürfnissen und ihre Gewöhnung an harte Arbeit allmählich zu Wohlstand gelangten, daß sie selbst aber mehr zurück als vorwärts kamen. Allmählich untergrub die Täuschung bei den meisten die Tatkraft, manche gingen zugrunde, starben frühzeitig; anderen glückte es, noch rechtzeitig einen anderen rettenden Beruf zu ergreifen.
Das Deutschtum in Missouri erreichte seine größte Blüte in den sechziger und siebziger Jahren. Damals war, nach einer Schilderung von Münch, in weiten Bezirken Missouris das deutsche die Familiensprache und wurde auch in den Schulen gelehrt. Die deutschen Einwanderer, hatten eine sorgfältige, mit Obst und Weinbau verbundene Art des Ackerbaus eingeführt, Gewerbe und Handel waren großenteils in deutschen Händen, und wer als Fremder dorthin kam, konnte glauben, in eine deutsche Provinz versetzt zu sein.
Überhaupt ist es merkwürdig, auf wieviel deutsche Bildung und deutsches geistiges Leben man im damaligen amerikanischen Westen stößt. Dies ganze alte gebildete Deutschtum aus der Zeit vor 1848 ist mit Ausnahme weniger Familien, die ihren Namen und die Erinnerung an ihre deutsche Herkunft behalten haben, spurlos untergegangen. Es hat sich im Amerikanertum aufgelöst und ihm seine Begabung, seine geistige Beweglichkeit, seine Energie und hier und da vielleicht noch einen Schuß anerkannter deutscher Sentimentalität und deutschen Bildungsstrebens übertragen.
Franz Hotmar, Bäcker und Markkötter aus Glane, wanderte am 13.03.1834 mit 500 weiteren auswanderungswilligen Deutschen, die die Gießener Auswanderungsgesellschaft mobilisierte, und zusammen mit seiner Frau und drei Söhnen (4, 10 und 15 Jahre alt) nach Missouri aus. Er war vermögend und hatte 2000 Reichsthaler bei sich. Er nahm den 27jährigen Johann Heinrich Brockmeyer, Sohn von Johann Hermann Brockmeyer, der als Knecht auf seinem Hofe arbeitete mit nach Missouri. Bei Reisebeginn hatte er "nur" 20 Reichsthaler in der Tasche. Auch die 37jährigen Magd Kalmer, die 100 Reichsthaler besaß, nahm Franz Hotmar mit nach Amerika, wo ihr Schiff im Sommer in New Orleans ankam.
Am 28.09.1836 folgte Georg Heinrich Brockmeyer seinem Bruder Johann Heinrich nach Amerika. Der 14jährige Bernhard Heinrich und die 22jährige Engel Maria Brockmeyer, weitere Geschwister von Johann Heinrich, reisten 1839 mit 110 Reichsthaler und ohne Paß in der Tasche ebenfalls nach Missouri. Engel Maria zog es dabei ebenfalls nach Dutzow.
Im Jahre 1840 schickten die Geschwister Geld an ihren 65järigen Vater Johann Hermann und ihrer Stiefmutter Gertrud geb. Nauber, damit die sich auch eine Überfahrt in die USA leisten konnten. am 25. September verließen Sie mit ihrem 19jährigen Sohn Franz Heinrich das Land ihrer Vorfahren für immer. Mit ihnen reiste sein 75jähriger Cousin Peter Wilhelm, dessen Frau Margaretha Elisabeth und ein Sohn. Ihr älterer Sohn Joseph lebte ebenfalls bereits seit 1836 in den USA.
1. Generation
1. Johann H e i n r i c h Brockmeyer ließ sich zuerst im St. Charles County, in der Nähe von St. Louis im US-Bundesstaat Missouri nieder. Hier, wo der "Wilde Westen" begann, lernte er Anna Agnes Kusmann, die aus Oldenburg auswanderte kennen, und heiratete sie am 16. März 1843. Anfang der 1850er Jahre kaufte Heinrich ein Stück Land in den Flußauen des Missouri River. Hier in Dutzow - wo bereits Heinrichs Schwester Engel Maria verheiratet war - errichtete er sich eine kleine Farm, begann wahrscheinlich Wein anzubauen und war nun erstmals Besitzer eigenen Landes. Vermutlich diente Johann Heinrich mit seinem Bruder Franz Heinrich während des amerikanischen Bürgerkrieges, (siehe unten). Vermutlich starb Johann Heinrich im Jahre 1864 nachdem er von den Südstaaten gefangen genommen wurde. Seine Ehe war mit zehn Kindern gesegnet: i. Elizabeth Bertha Brockmeyer, geb. am 17. Februar 1844 im St. Charles Co., Missouri; † am 3. Mai 1922 in Odin, Kansas ii. Anna Brockmeyer, geb. 1846 iii. Arnold Brockmeyer, geb. 1848; † am 15. August 1902 iv. Maria Brockmeyer, geb. 1850 v. Wilhelmina Brockmeyer, geb. 20. Dezember 1853 in Dutzow, Missouri vi. Joseph Brockmeyer, geb 1854; † am 6. September 1931 in Dutzow, Missouri vii. Frank Everett Brockmeyer, geb. 22. Juni 1857 in Dutzow; † am 27. Mai 1937 in Allenton, St. Louis County, Missouri viii. Helena Brockmeyer, geb. 25. Juli 1859 in Dutzow ix. Maria Agnes Brockmeyer, geb. im März 1861 in Dutzow x. Maria Regina Christina Brockmeyer, geb. 27. September 1863; † am 5. Juni 1916 in Dutzow, Missouri.
2. Georg Heinrich Brockmeyer folgte seinem Bruder 1836 in die USA. Er wohnte zusammen mit seinem Bruder Franz Heinrich und dessen Familie in deren Haus in St. Louis, unweit des Mississippi River, er arbeitete in der Mühle am "Mill Creek". Er starb ledig am 12. August 1889 in St. Louis
3. E n g e l Maria Brockmeyer, Heinrich´s Schwester, die bei der Einreise einen amerikanischen Namen bekam und fortan nun Maria Angelina hieß, siedelte in Dutzow am Missouri River wo Sie Eberhard Albers heiratete. Der Ehe entsprangen 5 Kinder:
i. Anna Maria Albers, geb. im August 1845 in Dutzow, Missouri. ii. Johann Heinrich Albers, geb. 12. März 1850 in Dutzow, Missouri; † am 5. September 1896 in Dutzow, Missouri. iii. Maria Catherina Albers, geb. im September 1854; oo Francis Hustedde am 6. Februar 1875 in Dutzow, Missouri. iv. Helena Albers, † 1866, Dutzow, Missouri. v. Elisabeth Albers, geb. 7. Februar 1857 in Dutzow, Missouri.
Eberhard Albers starb am 12. Mai 1857 in Dutzow. Engel heiratet ein zweites Mal: Anton Rüther wurde am 13. August 1857 der zweite Mann von Engel. Nach der Geburt der Tochter
vi. Anna Florentina Rüther, geb. 6. Januar 1859, † 10. Januar 1859 in Dutzow, Missouri starb Engel am Wochenbettfieber am 9. Januar 1859 in Dutzow, Missouri.
4. F r a n z Heinrich Brockmeyer hieß seit der Einreise 1840 Francis Henry Brockmeyer und kaufte sich ein Haus in St. Louis, 1123 Washington Avenue, direkt am Mississippi River. Hier heiratete er Catherine Bogeman und arbeitete in einer Mühle als Feuerwehrmann. Franz Heinrich diente während des amerikanischen Bürgerkrieges im "17th Missouri Volunteer Infantry Regiment" als 40jähriger Private unter Captain Klages (siehe unten). Er starb im Alter von 85 Jahren in St. Louis. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor:
i. Bernard Henry Brockmeyer, geb. 31.03.1855; † 03.04.1922, 16th and Spruce Street im Viertel 3rd Ward Webster Groves, St. Louis, Missouri. ii. Lena Brockmeyer.
5. Bernhard Heinrich Brockmeyer, gnt. "Ben Henry" ließ sich vom kalifornischen Goldrausch anstecken und zog Anfang der 50er Jahre zusammen mit einem Freund in einem der vielen Treck´s nach Kalifornien. Die beiden fanden ein wenig Gold, als Henry allerdings in St. Louis weilte um sich Material für den Ausbau der Mine zu besorgen verkaufte sein Freund die Mine. Henry ließ nicht locker zog erneut gen Westen und starb um 1885 alleinstehend und ohne Familie in der Goldgräberstadt in North Bloomfield, einer Vorstadt von Nevada City, der Hauptstadt des Nevada County inmitten des Sierra Nevada Gebirges in Kalifornien. Den einzigen Goldnugget den er fand verarbeitete sein Neffe Bernard Henry später zu einem Anstecker.
Vermutlich dienten die ausgewanderten Brockmeyer Brüder während des amerikanischen Bürgerkrieges unter dem Deutschen Generalmajor Franz Sigel, der in der Armee der Nordstaaten ein freiwilligen Regiment von mehr als 3.000 ausgewanderten Missouri-Deutschen rekrutierte und anführte. Obwohl Missouri aus der Union austrat schloß es sich weder den Nord- noch den Konföderierten Staaten des Südens an. Der Kampf um Missouri nahm die Form eines Guerillakrieges an. Die Konföderierten legten immer wieder Hinterhalte und überfielen Truppen der Nordstaaten. Beide Seiten drangsalierten häufig die Zivilbevölkerung. Historiker schätzten, dass die Bevölkerungszahl Missouris während des Bürgerkrieges um ¹/₃ sank.
Nach dem Kriegsausbruch im Jahre 1861 rief US-Präsident Abraham Lincoln die Truppen der einzelnen Staaten dazu auf, die Union zu unterstützen. Der Staat Missouri wurde aufgefordert vier Regimenter zur Verfügung zu stellen, jedoch war Gouverneur Claiborne F. Jackson ein Sympathisant der Südstaaten und lehnte die Anforderung ab. Statt dessen beorderte er die Missouri State Guard dazu, das St. Louis Arsenal zu besetzen. Sein Plan war es, den neu berufenen Kommandeur des Arsenals, Unions-Colonel (später General) Nathaniel Lyon, auf diese Weise auszumanövrieren.
Lyon plante mit den im Arsenal deponierten Waffen die paramilitärische Organisation der Wide Awakes auszurüsten. Mit einer von Sigel neu ausgehobenen Truppe von etwa 3.000 Mann, die hauptsächlich aus deutschen Immigranten und Mitgliedern der Wide Awakes bestand, überfiel Lyon die Miliz des Staates Missouri, die vor St. Louis lagerte und sich ebenfalls das St. Louis Arsenals bemächtigen wollte. Lyon gelang es, die Missouri-Miliz zu überrumpeln und gefangen zu nehmen. Die Mitglieder der Miliz wurden als Gefangene durch St. Louis geführt, wobei es zum "St. Louis Massaker" kam, bei dem 28 Menschen getötet und etwa hundert verletzt wurden. Durch dieses Ereignis vertiefte sich die Kluft zwischen den Anhängern der Union einerseits und den Sympathisanten der Sezession andererseits, wobei die Union aufgrund des Massakers an Sympathien verlor. Danach wurde Lyon das Oberkommando der "Army of the West" übertragen.
Im Juni 1861 traf sich Lyon mit Gouverneur Jackson, um die gegenseitigen Differenzen auszuräumen, was sich jedoch als aussichtslos erwies. Statt dessen wurde der Kriegszustand festgestellt. Lyon marschierte den Missouri River entlang, um Jefferson City, die Hauptstadt des Staates Missouri, einzunehmen.
Das 17. Missouri-Freiwilligen Regiment wurde im August 1861 in St. Louis von General Lyon und Colonel (später Generalmajaor) Sigel unter dem Kommando. des Lt.Col. (später Col.) Franz Hassendeubel aufgestellt. Es war auch bekannt als die "Western Turner Rifles". Hassendeubel war Major des 3rd Missouri Regiment gewesen bevor er mit einer Reihe von Soldaten der ausgemusterten 3rd Missouri-Freiwilligen Regiment zum neuen Regiment wechselte. Zu diesem Regiment stiessen Gruppen deutscher Turnvereinsmitglieder aus St. Louis und weiteren Orten. Einige der Offiziere des Regiments wie der Adjutant F. Leser und der Major Franz Wilhelmi waren nachweislich Achtundvierziger, also Teilnehmer und Sympathisanten der Revolutionen von 1848/9, die im badischen Raum stattfand. Die Alterstruktur des Regiments bestand aus vielen 20jährigen, aber auch viele Mittdreißiger und 40jährige. Franz Heinrich diente ebenfalls im "17th Missouri Volunteer Infantry Regiment" als 40jähriger Private unter Captain Klages. Vermutlich starb Johann Heinrich Brockmeyer im Jahre 1864 nachdem er von den Südstaaten gefangen genommen wurde.
Das 17. Missouri-Freiwilligen Regiment gehörte zur "German Light Brigade" des Colonel (später Generalmajaor) Peter Joseph Osterhaus aus Koblenz. In der gleichen Brigade waren 1862 das 3rd und 12th Missouri-Freiwilligen Regiment, zeitweise die 4th Missouri-Cavalry und die Batterie-Artillerie von Cpt. Clemens Landgräber zusammengefasst. Diese Brigade kämpfte bei Pea Ridge und in der Helena-Kampagne, bei Arkansas Post und in der Belagerung von Vicksburg, wo Col. Hassendeubel fiel. Sie war bei Osterhaus' Marsch zur Verstärkung von General Ulysses S. Grant vor Chattanooga und beim Sturm auf Missionary Ridge, bei Ringgold Gap und zuletzt unter dem Kommando von Colonel Hugo Wangelin bei General William Shermans Vormarsch auf Atlanta dabei.
Im September 1864 wurden die Veteranen der 3., 12. und 17. Regimenter ausgemustert; sie hatten ihren Anteil am Sieg der Union geleistet. Eine kleinere Gruppe von Längerdienenden und später eingemusterten Rekruten diente noch weiter. Sie wurden nach dem Marsch durch Georgia dem 15. Missouri-Freiwilligen Regiment zugeteilt. Einige der im September Ausgemusterten schlossen sich zur Verteidigung Missouris gegen "Prices Raid" im Oktober 1864 dem 41. Missouri-Freiwilligen Regiment von Col. Joseph Weydemeyer an. Einige Männer des 17. Missouri- Freiwilligen Regiment hatten im Sommer 1863 bei der Aufstellung der 1st Mississippi Infantry Regiment, den späteren "51st U.S. Colored Troops", als Offiziere zu diesem und anderen Regimentern der U.S. Colored Troops gewechselt.
Das 17. Missouri-Freiwilligen Regiment ist eine typische ethnisch deutsche Einheit des ersten Kriegsjahres, als sich viele Einwanderer und Flüchtlinge oder ihre Nachfahren zum Dienst in der Unionsarmee freiwillig meldeten. Gerade im Westen wurden diese Deutschen als "Nigger lovers" gehasst - einige Männer des 17. Missouri-Freiwilligen Regiments bezahlten beim Gefecht von Whitney's Lane im Mai 1862, als zwei Kompanien des Regiments beim beschaffen von Lebensmitteln von konföderierter Kavallerie angegriffen wurden, dafür mit dem Leben. Verwundete, die nicht mehr laufen oder von ihren Kameraden geborgen werden konnten, wurden von den Rebellen niedergemacht.
Im Unterschied zur durchschnittlichen deutschen Erfahrungswelt des Bürgerkriegs und gerade zu der fremdenfeindlichen Haltung vieler Kommandeure in der "Army of the Potomac", die die "Dutch" gerne als Sündenböcke für die eigene Unfähigkeit hinstellten, galt die Osterhaus-Brigade schon seit dem Sieg bei Pea Ridge, wo das 3., 12., und 17. mit dem 2. und 15. Missouri-Freiwilligen Regiment und den halb-deutschen Illinois Regimentern 36 und 44 den entscheidenden Angriff geführt hatte, als hart kämpfende und erfolgreiche Truppe. Kommandierende Generäle wie McClernand bei Arkansas Post, McPherson bei der Einschließung von Vicksburg, Grant bei Missionary Ridge und Sherman vor Atlanta waren froh, wenn sie Osterhaus' Leute unter den ihnen unterstellten Verbänden hatten. Bei Arkansas Post und Vicksburg wurden ihnen wichtige Aufgaben bei Sturmangriffen übertragen. In den Kämpfen um Vicksburg erhielt Captain Landgräber den Spitznamen "The Flying Dutchman" für die halsbrecherischen Aktionen seiner Artillerie, die immer wieder in exponierter Position der Infanterie Feuerdeckung für Vorstöße oder Rückzüge gab. Nach der Niederlage bei Chickamauga wurde die Osterhaus-Division ausgesucht und nach Chattanooga geschickt, am Missionary Ridge machte die Brigade unter dem Kommando von Col. Woods alleine fast zweitausend Gefangene und in der Atlanta-Kampagne kämpften die alten Missouri-Regimenter mit besonderer Auszeichnung bei Resaca und an der Ezra Church. Nur ein einziges Mal musste die ursprüngliche Osterhaus-Brigade eine Niederlage einstecken: Bei Ringgold, am Tag nach Missionary Ridge, gelang es Konföderierten unter General Cleburne, den Rückzug der Reste von Braggs Armee gegen die Brigade zu decken. Kommandierender Unions-General war Joe Hooker. Dieser schickte seine Infanterie ohne die Feuerunterstützung der Artillerien Wölfle und Landgräber vor.
Die Männer des 17. Missouri-Freiwilligen Regiment waren keine besonderen Helden oder Mustersoldaten. Es gab auch hier Deserteure und nicht alle Männer waren wirklich Freiwillige. Wie in fast allen Einheiten sterben auch beim 17. mehr Männer an Krankheiten als an Kriegseinwirkungen. Die vielen Turner in den Reihen und die Präsenz von 48ern weisen aber auf eine entschiedene politische Identifikation mit den Kriegszielen der Union hin, wobei die Befreiung der Sklaven für die Deutschen gerade im Westen schon 1861 eine größere Rolle spielte.
2. Generation
Elizabeth B e r t h a Brockmeyer (Tochter von Johann Heinrich), wurde am 17. Februar 1844 in St. Charles, Missouri geboren. Sie starb am 3. Mai 1922 in Odin, Barton Co., Kansas. Bertha heiratete am 11. August 1864 in Dutzow Theodore Gerritzen, sr. der am 7. Oktober 1938 in Bocholt, Westfalen geboren wurde. Nachdem der Nachbarstaat Kansas sein Territorium zur Besiedlung öffnete und 1878 die Kriege mit den Indianer für beendet erklärt wurden zog die Familie aus Dutzow fort um in der Kornkammer der USA, im 700km entfernte Barton County, Landwirtschaft zu betreiben und Weizen anzubauen. Die beiden hatten 12 Kinder:
i. Henry John Gerritzen, geb. am 23. August 1865 in Dutzow, Missouri; † am 10. Dezember 1925 in Red Wing, Barton Co., Kansas. ii. George Benjamin Gerritzen, geb. am 25. September 1867 in Dutzow, Missouri; † am 30. April 1946 in Lakin, Kansas. iii. Bernard Fredrick Gerritzen, geb. am 14. Januar 1870 in Dutzow, Missouri; † am 15. Juni 1947 in Wheat Ridge, Colorado. iv. Fredrick William Gerritzen, geb. am 23. September 1871 in Dutzow, Missouri; † am 28. Februar 1916 in Odin, Barton Co., Kansas. v. Josephine Gerritzen. vi. Johanna Agnes Gerritzen, geb. am 5. Mai 1875 in Dutzow, Missouri; † am 31. Mai 1949 in Claflin, Barton Co., Kansas. vii. Theodore George Gerritzen, geb. am 9. Oktober 1876 in Dutzow, Missouri; † am 19. Novemmber 1942 in Red Wing, Barton Co., Kansas. viii. Mary Elizabeth Gerritzen, geb. am 29. Februar 1880 in Odin, Barton Co., KS; † am 22. Januar 1948 in La Crosse, Kansas. ix. Frank John Gerritzen, geb. am 23. Februar 1881 in Odin, Barton Co., KS; † am 14. August 1949 in Odin, Barton Co., Kansas. x. Joseph W. Gerritzen, geb. am 17. Februar 1883 in Red Wing, Barton Co., Kansas; † am 8. Juli 1959 in Buckley, Washington. xi. John A. Gerritzen, geb. am 28. Januar 1885 in Red Wing, Barton Co., Kansas; † am 16. Februar 1965 in Piqua, Kansas. xii. August J. Gerritzen, geb. am 14. März 1886 in Red Wing, Barton Co., Kansas; † am 4. September 1957 in Freeman Twp., Wyndmere, North Dakota.
Anna Brockmeyer (Tochter von Johann Heinrich) wurde im Jahre 1846 in Dutzow geboren. Sie starb um 1910. Sie heiratete in Dutzow Joseph Wilhelm Pillmeyer, der 1842 in Preussen geboren wurde. Das Paar hatte 5 Kinder:
i. Louisa (Kate?) Pillmeyer, geb. um 1864. ii. Minna Pillmeyer, geb. um 1869. iii. Joseph William Pillmeyer, geb. im April 1872. iv. Anna Maria Pillmeyer, geb. am 20. September 1873 in Dutzow, Missouri. v. Elisabeth Helena Pillmeyer, geb. am 6. Januar 1877 in Dutzow, Missouri.
Nach dem Tod von Joseph Pillmeyer heiratete Anna ein zweites Mal, Sie wurde am 27. November 1884 die Ehefrau des 48jährigen Herman Baker aus Franklin, Missouri, dem Sie zwei Töchter gebar.
vi. Emma Baker, geb. im September 1886. vii. Ida Baker, geb. im Januar 1889.
Wilhelmina Brockmeyer (Tochter von Johann Heinrich) wurde am 20. Dezember 1853 in Dutzow geboren. Sie heiratete Francis Pohl am 6. Mai 1879. Francis Pohl wurde am 12. Mai 1852 geboren. Das Paar hatte sieben Kinder:
i. Francis Joseph Pohl, geb. am 7. Juni 1880; oo Wilhelmina Lauen. ii. Bernard Julian Pohl, geb. am 15. Oktober 1882. iii. Catherine Pohl, geb. im Dezember 1884; oo Bernard Julian Kruse am 7. Februar 1906 in Dutzow, Missouri. iv. Mary Pohl, geb. im Dezember 1884. v. Franziskus Haferaus Pohl, geb. am 31. August 1887 in Japan, Missouri † im Oktober 1967 in Marthasville, Missouri, oo Goldie P. Rogers. vi. Dora Pohl, geb. am 10. September 1890 in Japan, Missouri. vii. Bernard Louis Pohl, geb. am 09. März 1893 in St. Louis, Missouri.
F r a n k Everett Brockmeier (Sohn von Johann Heinrich), wurde am 22. Juni 1857 in Dutzow geboren. Er starb am 27. Mai 1937 in Allenton, St. Louis Co., Missouri. Frank heiratete Sarah Elizabeth Best. die am 12. April 1873 in Missouri geboren wurde und am 17. Dezember 1920 in Allenton starb. Die beiden hatten 12 Kinder:
i. Joseph Franklin Brockmeier, geb. am 7. Oktober 1890; † am 3. August 1972. ii. Mary Agnes Brockmeier, geb. am 25. März 1891; oo George Washington Brown; geb. am 6. April 1898; † am 6. Mai 1960. iii. Jacob Henry (Jake) Brockmeier, geb. im Juni 1892. oo Nellie Jane Brown iv. Ferdinand Brockmeier, geb. am 15. Juni 1894; oo Edna N.N.;† am 11. November 1956. v. Frederick Francis Brockmeier, geb. am 7. Juni 1896. vi. Maria Anna Agnes Brockmeier, geb. am 6. April 1898. vii. Walter John Brockmeier, geb. am 13. März 1900; † am 24. August 1987. viii. Thomas C. Brockmeier, geb. am 27. April 1902; † am 28. Mai 1970; oo Anna Mae Wilson; geb. 27. November 1900; † am 2. April 1991. ix. N.N. Brockmeier, geb. ca. 1904. x. Robert A. Brockmeier, geb. am 12. Juli 1906; oo Velma M. Peppers; † am 6. Juni 1977. xi. William Edward Brockmeier, geb. 1909; † am 12. Februar 1977. oo Virginia Rose Marie Poertner. xii. Harry E. Brockmeier, geb. am 8. Juli 1912; oo Ima Jean N.N.; † am 24. November 1980 in Arizona;
Helena Brockmeyer (Tochter von Johann Heinrich) wurde am 25. July 1859 in Dutzow geboren. Sie heiratete Heinrich Pohl am 16. September 1879. Heinrich Pohl wurde am 5. September 1858 geboren. Das Paar hatte vier Kinder:
i. Wilhelmina Frances Pohl, geb. am 27. Januar 1880; oo Robert George Sprenger. ii. Joseph Heinrich Pohl, geb. am 23. Oktober 1883. iii. Maria Frances Josephine Pohl, geb. am 21. April 1886. iv. Antonio T. Pohl, geb. am 24. Juli 1888. v. Katie Pohl, geb. im Juli 1891.
Anna Maria Albers (Tochter von Engel Maria) wurde im August 1845 in Dutzow geboren. Sie heiratete Heinrich Rüther am 15. Juli 1862. Das Paar hatte vier Kinder:
i. Christina M. A. Rüther, geb. am 13. Oktober 1864 in Dutzow, Missouri; † am 21. November 1880 in Dutzow, Missouri. ii. Ida Rüther, geb. in Dutzow, Missouri. iii. Frederick J. Rüther, geb. am 20. April 1869 in Dutzow, Missouri. iv. Katherine Rüther, geb. am 10. März 1871 in Dutzow, Missouri.
Johann Heinrich Albers (Sohn von Engel Maria) wurde am 12. März 1850 in Dutzow, Missouri geboren. Er starb am 5. September 1896 in Dutzow, Missour. Er heiratete Amelia Schnart. Das Paar hatte zwei Kinder:
i. Maria Catherina Hilda Albers, geb. am 15. März 1877 ii. Eberhard Wilhelm Richard Albers, geb. am 14. Dezember 1883
Bernard Henry Brockmeyer (Sohn von Franz Heinrich), geb. am 31. März 1855, heiratete am 26. November 1878 Dora Lübbering. Er starb am 3. April 1922 in St. Louis. Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor:
i. Francis Albert Brockmeyer, geb. am 13. Mai 1880 in St. Louis, Missouri; † am 12. März 1938 in St. Louis, Missouri. ii. Arthur John Brockmeyer, geb. am 9. Februar 1882; † am 2. März 1949. iii. Oscar Bernard Brockmeyer, geb. am 13. November 1883; † am 10. Januar 1954, 323 Orchard Ave, St. Louis Missouri. iv. Blanche Cecilia Brockmeyer, geb. am 5. Oktober 1885; † im Januar 1976. v. Eugene Thomas Brockmeyer, geb. am 5. April 1887; † am 6. Oktober 1955, 2008 Virgina Avenue, St. Louis, Missouri. vi. Edward C. Brockmeyer, geb. 1891. vii. Beatrice Rosalie Brockmeyer, geb. am 14. August 1892; † am 16. September 1932. viii. Aurelia Marie "Pat" Brockmeyer, geb. am 2. Februar 1896; † im Oktober 1987.
3. Generation
Joseph Franklin Brockmeier (Sohn von Frank Everett), geb. am 7. Oktober 1890, der älteste Sohn von Frank Everett Brockmeier und Sarah Elizabeth Best, heiratete Mary Elizabeth Johnson. Die beiden hatten fünf Kinder:
1. Alva S. Brockmeier, geb. am 13. März 1915 † im August 1977 2. Violah Brockmeier, geb. am 30. Dezember 1916 † am 11. November 1918 3. Joseph Brockmeier 4. Clyde H. Brockmeier,geb. am 1. Dezember 1920 † am 12. November 1990 5. Eugene Brockmeier
Jacob Henry (Jake) Brockmeier (Sohn von Frank Everett), geb. im Juni 1892, der zweitälteste Sohn von Frank Everett Brockmeier und Sarah Elizabeth Best, heiratete Nellie Jane Brown. Die beiden hatten sechs Kinder:
1. Wilbern Roy Brockmeier, geb. am 17. Juli 1922 in Allenton, Missouri; † am 24. Mai 1984; oo Mary Frances Flaherty 2. Raymond Brockmeier 3. Robert Brockmeier 4. Betty Brockmeier 5. John Brockmeier 6. Jimmy Brockmeier
William Edward Brockmeier (Sohn von Frank Everett), geb. 1909, der zweitjüngste Sohn von Frank Everett Brockmeier und Sarah Elizabeth Best, ist mein Ur-Großvater. Bis zu Frank Everett´s Tod im Jahre 1937 lebte William Edward zusammen mit seinen Eltern in einem Haus in Allenton, Missouri. Er, mein Großvater, heiratete Virginia Poertner in den frühen 1930er Jahren. Die beiden hatten drei Kinder:
1. William "Billy" Edward Brockmeier Jr., wohnt momentan in Waynesville, Missouri. 2. Vernon Leroy "Bud" Brockmeier, geb. am 29. Oktober 1935 in Allenton, Missouri; † am 1. August 1969 in Puxico, Missouri; 3. Joan Marie Brockmeier Wyatt, wohnt momentan in Rolla, Missouri.
William Edward Brockmeier lehrte für einige Zeit an einer Schule in Allenton, Missouri, wo er auch meine Großmutter kennenlernte, Er war ihr Lehrer und Sie war seine Schülerin. Anschließend arbeitete "Grandpa" für viele Jahre bei der "Frisco Railroad" (später: "Burlington Northern Railroad"). Aufgrund dieser Arbeit mussten meine Großeltern oft umziehen, sie lebten in Clinton, Rolla und Springfield, Missouri. Großvater starb am 12. Februar 1977 und wurde auf dem Friedhof von Pacific, Missouri beerdigt. Beide, er und meine Großmutter, hatten einen wundervollen Humor. Die beiden waren sehr der Natur verbunden und kannten sich bestens aus im Umgang mit Tieren und liebten ihren eigenen Garten. Großmutter hatte nie eine richtigen Job, sie arbeitete lediglich als Aushilfe in einer Arztpraxis als ihre Kinder noch klein waren. Nach Großvaters Tod zog Sie zu ihrer Tochter nach Rolla, Missouri wo Sie als betagte mittneunzigjährige noch immer lebt.
Als ich noch ein Kind war, waren wir immer auf großen Familientreffen in Pacific, Missouri. Ich kann mich dunkel an meine Großonkel´s Jake (Jacob Henry) und Joe (Joseph Franklin) und in Bruchstücken an meine Großtante Mary erinnern. Soweit ich weiß hatten alle Brockmeyer noch volles Haar und blaue Augen. Sie waren alle kräftige Männer.
Leider spricht niemand aus unserer Familie Deutsch. Mir wurde erzählt das Sie während des 1. Weltkrieges aufhörten deutsch in der Familie und besonders zu ihren Kindern zu sprechen, da Sie Angst vor Rassenfeindlichkeit hatten und um ihre Kinder bangten. Dies ist besonders schmerzlich für mich da die Wurzeln meiner Familie doch so "Deutsch" sind. Warum Frank Everett und seine Kinder Brockmeier mit "i" und nicht Brockmeyer mit "y" geschrieben werden, kann ich leider nicht sagen. Ruth Ann Brockmeier Orr, 2007.
Francis Albert Brockmeyer (Sohn von Bernard Henry), geb. am 13. Mai 1880 in St. Louis, Absolvent des Christian Brothers´College in St. Louis, eröffnete im Jahre 1907 zusammen mit seinem Bruder Arthur John die "Chaffee Mercantile Company", es war einer der ersten Verkaufsläden im kleinen Ort Chaffee, Missouri, der erst im Jahre 1905 gegründet wurde. Später wurde das Geschäft an E.F. Eggiman and Gus Thomas verkauft. Im Jahre 1916 ließ er sich von seiner Frau Josephine Mable Buchanan scheiden. Kinder von Francis Albert und Josephine Mable sind:
1. William Perry Brockmeyer, geb. am 22. November 1910 in Chaffee, Missouri; † am 11. November 1970 in Fort Worth, Texas 2. Joseph Brockmeyer, geb. am 30. Juli 1912 Springfield, Missouri; † am 25. Januar 1913 in Springfield, Missouri
Arthur John Brockmeyer (Sohn von Bernard Henry), geb. am 9. Februar 1882 in St. Louis, Absolvent des Christian Brothers´College in St. Louis, eröffnete im Jahre 1907 zusammen mit seinem Bruder Francis Albert die "Chaffee Mercantile Company", es war einer der ersten Verkaufsläden im kleinen Ort Chaffee, Missouri, der erst im Jahre 1905 gegründet wurde. Später wurde das Geschäft an E.F. Eggiman and Gus Thomas verkauft. Arthur John heiratete
Oscar Bernard Brockmeyer (Sohn von Bernard Henry), geb. am 13. November 1883 in St. Louis, studierte ebenfalls am Christian Brothers' College in St. Louis, Missouri und nahm mit derem Fussballteam an den Olympischen Spielen 1904, die in seiner Heimatstadt St. Louis ausgetragen wurden, teil. Dort gewann er die olympische Silbermedaille (siehe Bild rechts). Er heiratete Florence Louise Hoevel. Kinder von Oscar Bernard und Florence Louise sind:
1. Oscar Bernard Brockmeyer jr., geb. am 21. November 1919 in St. Louis, Missouri † am 16. Januar 1984 in Danbury, Connecticut. 2. Charles E. "Chuck" Brockmeyer, geb. am 17. Oktober 1922 in St. Louis, Missouri † im März 1978 in Milwaukee, Wisconsin.
Eugene Thomas Brockmeyer (Sohn von Bernard Henry), geb. am 5. April 1887 in St. Louis, Absolvent des Christian Brothers´College in St. Louis, kaufte um 1910 die "The Lead Belt News", eine wöchentlich im Minenstädtchen Flat River, Missouri erscheinende Zeitung, welche im Jahre 1898 von William Lewis und Charles Pratt gegründet wurde. Aber nur kurze Zeit später mußte Eugene die Zeitung auf gerichtlicher Anordnung wieder an Pratt zurückverkaufen. Kinder von Eugene Thomas und Emily sind:
1. Eugenia Bernice Brockmeyer, geb. am 18. Dezember 1914 in St. Louis, Missouri † am 28. November 2005 in St. Louis, Missouri. 2. Dorothy Marie Brockmeyer, geb. am 17. August 1916 in Custer, Montana 3. Walter Brockmeyer, geb. am 30. Oktober 1918 in Custer, Montana † am 24. Oktober 1979 in St. Louis, Missouri. 4. Bernard Brockmeyer, geb. am 23. Februar 1923 in St. Louis, Missouri † am 26. Juni 1997 in St. Louis, Missouri. 5. Richard Thomas Brockmeyer, geb. am 4. Oktober 1928 in St. Louis, Missouri
in St. Louis, Missouri
Im Jahre 1840, mein Großvater Franz Heinrich (Francis) wanderte zusammen mit seinen Eltern aus Glane-Visbeck aus und siedelte auf einer Farm im Süden von St. Louis. Seine Geschwister Johann Heinrich, Georg Heinrich, Engel Maria und Bernhard Heinrich wohnten bereits im Ort Dutzow 60km westlich von St. Louis am Missouri River. Vermutlich stand auch in dieser Gegend die oben genannte Farm, oder es war die Farm seiner Geschwister. Hier lernte er auch meine Großmutter Katharina (Katrina) Bogemann, die um 1850 in den USA kam, kennen. Katrina und Francis hatten einen Sohn, Bernard und eine Tochter, Lena.
Großvaters Bruder Bernhard Heinrich (Henry) hielt es nicht lange in der Gegend von St. Louis und zog um 1849 mit einem Freund in einem der vielen Wagentrecks Richtung Westen, nach Kalifornien. Während des kalifornischen Goldrausches fanden die beiden in den Bergen der Sierra Nevada Gold. Als Henry zurück nach St. Louis kam um Werkzeuge und weitere Materialen für den Goldabbau zu kaufen, verkaufte sein Freund die Goldmine und alles was Henry blieb war ein einziger Goldnugget den mein Vater später zu einem schicken Ansteckerpin verarbeitete. Henry zog es erneut nach Kalifornien wo er einsam und verarmt im Nevada County in der Nähe von San Francisco verstarb.
Als St. Louis immer größer wurde, wurde die Farm verkauft. Großvater kaufte ein Grundstück in St. Louis und baute dort die Familienwohnung an der Stelle die nun die Ecke von S. 16th und Spruce Street, nur einen Block östlich der Union Station, bildet.
Hier wuchs mein Vater auf. Er erzählte uns oft über die guten Zeiten die, die jungen Leute beim Picnic im Park hatten, genau dort wo nun die Union Station steht. Dort gab es einen kleinen Fluss, westlich der Grand Ave bis zur 18th Street, der sogenannte „Mill Creek“, da eine Mühle an ihm Stand. Hier ließen sich die Stadtbewohner ihr Getreide zu Mehl mahlen. Dieses Flüsschen schlängelte sich bis zum „Chouteau's Slough“. Dieser Bezirk ist nun bekannt als „Mill Creek District“ von der Grande Ave bis zur 18th Street und von der Market Street einige Blocks weiter südlich.
Großvater starb 1897 ganz in der Nähe, in der 1123 Washington Ave. Dort wo auch Großvaters Bruder Georg Heinrich seine letzten Lebensjahre verbrachte. Ich weiß nicht wo Großmutter verstarb, vermutlich zog Francis nach Katrina's Tod zu seinem Bruder. Meine Großeltern waren einfache Bauern und hatten keine höhere Schulbildung und Vater bekam bereits eine Arbeit als er 14 Jahre alt war – Vielleicht war es eine gute Sache, denn Vater lernte sehr viel und brachte sich viele Sachen selber bei. Er war sehr Intelligent, wenn nicht intelligenter als alle seine Söhne die das Christian Brother’s College in St. Louis besuchten. Trotz allem machte Vater eine gute Arbeit für eine Handelsgesellschaft die Cowboyhüte fabrizierte und in den Westen verkaufte, hier arbeitete er bis zu seiner Rente im Jahre 1910.
Mutter und Vater heirateten 1878 und lebten zunächst bei Mutter's Eltern in der Salisbury Street. Frank, Arthur and Oscar sind dort geboren. Mutter und Vater zogen 1884 zurück in die Wohnungen in der S. 16th Street.
Mutter und Vater lebten im ersten Stock der Wohnungen, während die Lowther Familie im 2. Stock wohnte. Die beiden Familien wurden sehr gute Freunde und blieben es für den Rest ihres Lebens. Wir nannten Mrs. Lowther liebevoll „Mama Lala“. Sie hatten zwei Söhne, Will und Frank. Will’s Tochter heiratete Paul Sheridan im Webster Grove Bezirk, Nachkommen von Ihnen leben dort noch heute. Ich erzähle euch das, da es passieren kann das jemand von Ihnen euch über den Weg laufen könnte. Nach Vaters Tod besuchte Will Lowther noch öfter meine Mutter. Vielleicht erinnert ihr euch noch an ihm, er wohnte in der Arco Ave.
Dinge entwickelten sich in unserer Familie normal, Blanche, Eugene und Edward – Bea und Ich wurden ein wenig später geboren, Großvater starb kurz darauf und als die Familie zu groß für die Wohnung wurde verkaufte Vater Sie und kaufte ein Haus in der Cabanne Avenue. Wir zogen dorthin um, dies ist das erste Haus an das ich mich erinnern kann.
Aurelie Marie „Pat“ Brockmeyer, 1896-1987
Ben Henry Brockmeier, Goldgräber in North Bloomfield, California
Bernhard "Ben" Heinrich Brockmeier
02.06.1825 Geburt in Glane-Visbeck, Hannover
um 09.1839 Auswanderung in die USA, Abreise in Bremen
11.12.1839 Ankunft in New Orleans, Parish Co., LA / USA
um 1852 Einwanderung in El Dorado Co., CA / USA
um 1855 Einwanderung in North Bloomfield, Nevada Co., CA / USA
01.09.1880 Testamentsverfassung in North Bloomfield, Nevada Co., CA / USA
19.11.1885 Tod in North Bloomfield, Nevada Co., CA / USA
Bernhard Heinrich Brockmeyer - der sich später "Ben Brockmeier" nannte, geb. am 2. Juni 1825 in „Gehrmeyer’s Backhaus“ auf dem Hofe in Glane-Visbeck, verließ im Jahre 1839 im Alter von 14 Jahren mit seiner 22jährigen Schwester Engel Maria und 110 Reichsthaler, dafür aber ohne Paß in der Tasche mit dem Segelschiff "Kutusoff" seine Heimat. Sie reisten von Bremen nach New Orleans und dann weiter nach Missouri. Sie wohnten zunächst bei ihren Geschwistern in Dutzow, Missouri. Ben ließ sich vom kalifornischen Goldrausch anstecken und zog um 1852 mit einem Freund in einem der vielen Wagentrecks nach Kalifornien. Die beiden fanden im El Dorado County, in den Bergen der Sierra Nevada, Gold. Als Ben zurück nach St. Louis kam um sich Material für den Ausbau der Mine zu besorgen verkaufte sein Freund die Mine. Ben zog es erneut nach Kalifornien wo er sich im Jahre 1855 in North Bloomfield, Nevada County niederließ. Hier im Grass Valley, in der Nähe von San Francisco und Sacramento wurde er Besitzer der kleinen "Brockmeier Mine" und Teilhaber der "Haner-Brockmeier Mine", dort starb er am 19. November 1885. (siehe Grabstein von "Bernard Brockmeier" auf dem Friedhof der "St. Columncilles Catholic Church"). Über einen längeren Zeitraum wird Ben sich wohl mit seinem Freund Lorenzo Haner eine Goldgräberhütte geteilt haben. Loni Patterson schrieb in ihrem Buch "Forgotten Pioneers of the Gold Country" über Ben:
"Brockmeier, Bernard (Ben), died on 11/19/1885 when 60 years old, born in Hanover, Germany on 6/19/1825, in 1838 came to Missouri with parents, in 1852 to El Dorado County, California, to North Bloomfield in 1855 where he owned the Brockmeier Mine, and was a part-owner of the Haner-Brockmeier Mine. Burial at North Bloomfield Cemetery."
Einen Goldnugget den Ben fand verarbeitete sein Neffe Bernard Henry in St. Louis später zu einem Anstecker. Bernard Henry und dessen Cousin Heinrich Albers wurden von Ben in seinem "letzten Willen" als Testamentsvollstrecker eingesetzt. Hier folgt nun das Original Testament:
Will of Ben Brockmeyer:
In the name of God, Amen, I, Ben Brockmeier of North Bloomfield, of the County of Nevada, State of California of the age of Fifty four years, and being of sound and desposing mind and memory, and not acting Under duress menance, fraud or under influence of any person do make, publish, and declare this my last Will and Last ament, in the manner following, that is it say:
First: I direct that my body be decently buried with proper regard to my station and condition of life and circumstances of my estate.
Secondly: I direct that my executors hereinafter resend as soon as they have sufficient funds in their hands pay any funeral expences and the expence of my last sicknes.
Third: I give and bequeath to the a children of my brothers Heinrich Brockmeier, „deceased“, Frank Brockmeier and my sister Angelina Albers „deceased“, all living in Missouri, in St. Louis County, Warren County, Howard County and St. Charles County, all my real estate, consisting of mining ground in North Bloomfield, Nevada County, California and money amounting to the sum of Two Thousand Dollar in Gold Coin and notes & one mortgage, all in the safe of Henry Helwig & Co. Butcher in North Bloomfield.
Fourthly: I make the above bequest with the full understanding that all the children share equal share and share.
Lastly: I hereby nominate and appoint Ben Brockmeier (Bernard H. Brockmeyer) in St. Louis, Mo. and Heinrich Albers in Warren County, Mo. the executors of this my last Will and Testament without bonds and hereby revoke all former wills by me made.
In Witness Whereof, I have hereunto set my hand and seal the first day of September in the year of our Lord one thousand eighthundred and eighty. Ben Brockmeier (seal)
The forgoing instrument, consisting of two pages besides this was at the date thereof by the said Ben Brockmeier, Signed and Sealed and published as, and declared to be his last Will and Testament, in presence of us, who, at his request and in his presence, and in the presence of each other have subscribed our names as witnesses there to.
Leopold Garthe, Notary Public, Residing at Nevada City, California
H. D. Long, Residing at Nevada City, California
Recorded at request of Ben Brockmeier, Sept. 1, 1880 at 25 min. past 10 o'clock AM.
John A. Rapp, Recorder
Carl Friedrich Brockmeyer, Schuhmacher auf der Reeperbahn in Hamburg-St. Pauli
Carl Friedrich Brockmeyer
08.08.1802 Geburt in Osnabrück, Fürstbistum Osnabrück
05.12.1828 Auswanderung nach Hamburg-Hamburger Berg, der Stadtteil wurde 1833 umbenannt in St. Pauli
1844 Volkszählung in Hamburg-St. Pauli, freie Hansestadt
1847 Wohnort in Hamburg-St. Pauli, Spielbudenplatz 21, Hamburger Adressbuch von 1847
07.03.1872 Tod in Hamburg-St. Pauli, freie Hansestadt
Carl Friedrich Brockmeyer heiratet am 28. März 1830 in der St. Paulikirche (Vorstadt St. Pauli, damals noch Hamburger Berg) zu Hamburg die 33jährige Amalie Elisabeth Trien aus Hollenstedt. Vorher beantragt er beim Pastronat St. Pauli die Genehmigung zur Eheschließung, es erfolgt der Eintrag in das Proclamationsregister und er erhält den Proclamationsschein ausgestellt. Taufen von Kindern des Brockmeyer wurden in St. Pauli keine gefunden. Im Umschreibebuch von St. Pauli aus dem Jahr 1844 (eine Art "Volkszählung") ist Brockmeyer an der Adresse Spielbudenplatz Haus 20/21/22 aufgeführt, er ist Schuhmacher, Schutzverwandter (eine Art kleines Bürgerrecht) und zahlt 90 Mark Miete im Halbjahr. Obwohl er verheiratet ist, wird dies in der Übersicht nicht angegeben, auch Kinder sind nicht verzeichnet. Im Hamburger Adressbuch von 1847 taucht er dann unter gleicher Adresse (Spielbudenplatz no. 21) auf. Seine Frau stirbt am 27. Januar 1857 im Kurhaus, das Kurhaus war von 1814-1900 Gefängnis- und Polizeikrankenhaus vor allem für Mittel- und Obdachlose. Sie wird als Witwe eingetragen (wohl lebte Sie aber von ihrem Ehemann getrennt), das Ehepaar scheint also tatsächlich nicht lange zusammengelebt zu haben. Carl Friedrich stirbt am 7. Mai 1872 im Allgemeinen Krankenhaus von Hamburg.
Weblinks
Descendants of Johann Hermann Brockmeier
The Brockmeyer Family, St. Louis, story from "Pat" Brockmeyer
Dokumente zum Tod von Franz Heinrich Brockmeyer, St. Louis, Missouri
Einzelnachweise
Die vorstehenden Angaben sind zum größten Teil wörtlich übernommen aus:
Brockmeyer, Friedrich: Die Geschichte des Hofes und der Familie Brockmeyer zu Glane-Visbeck. Osnabrück 1938.
Sachverhalt
Hallo, der verstorbene Cousin meines Großvaters hat dieses Buch geschrieben. Mittlerweile führe ich die Familiengeschichte ein wenig weiter. Im übrigen war nur ein kleiner Auszug aus dem Buch, der überwiegende Teil handelte über die Auswanderer der Familie Brockmeyer, auf die in dem Buch nicht eingegangen war.