Hauptamt Ragnit
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Ragnit war eine Burg der Schalauer, welche im Jahre 1277 von den Ordensrittern erobert und zerstört wurde. Der Landmeister Meinhard von Querfurt erbaute 1289 in der Nähe derselben das Ordenshaus Landeshut, die jedoch weiterhin Ragnit genannt wurde. 1293 wurde unterhalb von Ragnit ebenfalls an der Memel als Wohnort für die zum Christenthum übergetretenen Schalauer die Schalauerburg gegründet. Zum Schutz der Rußmündung ließ der Ordensmarschall Henning Schindekopf 1360 die Burg Windenburg anstelle einer alten Prußenburg errichten, auf der sich 1436 ein Pfleger befand. Das Schloss Tilsit wurde erst in den Jahren 1407 und 1408 erbaut, vermutlich ebenfalls auf der Stelle, wo eine Schalauerburg gestanden hatte. Eine Burg Neuhaus in Schalauen erbaute der Hochmeister Winrich von Kniprode um das Jahr 1360 am rechten Ufer der Memel. In der Nähe von Tilsit lag das Haus Splitter, das zusammen mit dem Haus Caustritten, 1365 erwähnt wird. Sechs Meilen oberhalb von Ragnit gründete der Hochmeister Karl von Trier im Jahre 1313 die Burg Christmemel (oder Christwerder), die im Jahr 1328 wieder aufgegeben wurde. Zunächst schien es, als ob der Orden die Zahl der Komtureien erhöhen würde, doch nach der Wahl des Herzogs Friedrich von Meissen zum Hochmeister wurden etliche aufgelöst, so auch die Komturei Ragnit. Danach gab es im Memelland nur noch die Komturei Memel. Dieser untergeordnet waren Vögte, Pfleger und Hauskomture, die nun unter der unmittelbaren Aufsicht des Hochmeisters verwaltet wurden. Die Verwalter erhielten den Namen Hauptleute.
Das Hauptamt Ragnit ging aus der Komturei Ragnit hervor. Deren Gebiet umfasste die Region südlich der Memel bis an den Pregel, und am Kurischen Haff entlang im Süden bis über Labiau hinaus. Das Schloss Labiau hatte ursprünglich wohl die Bestimmung, die Wasserstrasse von Königsberg nach Ragnit über die Deime zu schützen. Die Hauptamt-Einteilung Preußens in der herzoglichen Zeit war die Einteilung in Aemter, die sich auf natürlichem Wege aus derjenigen Ordnung des Ritterordens entwickelt hat und nicht künstlich neu geschaffen wurde.
Das Hauptamt Ragnit enthielt bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts keine Stadt. König Friedrich Wilhelm I. ist es zu verdanken, dass Ragnit 1722 Stadgetrechtigkeit erhielt, ebenso gab es während der Ordenszeit nur vier: Ragnit, Willkischken , Lasdehnen und Wischwill. Jüngeren Ursprungs sind Schirwindt (1549), Pillkallen (1582), Willuhnen (1623), Szillen (1629), Budwethen (1665) und Lengwethen (1741).
Die einzige Stadt des Hauptamtes Tilsit wurde erst in der herzoglichen Zeit begründet. Tilsit nämlich erhielt von Markgraf Albrecht im Jahre 1552 Stadtgerechtigkeit. Von den Kirchen des Amtes scheinen nur Tilsit und Kaukehmen (bis 1631 Kuckernese genannt) in die Ordenszeit zurückzureichen. Die Kirchen zu Piktupönen und Coadjuthen sollen im Jahre 1574 erbaut sein. Die meisten Kirchen des Amtes sind im 17. Jahrhundert angelegt.
Um 1542 gehörte das Amt Ragnit zum bischöflich samländischen Sprengel. Die Bischöfe von Samland und Pomesanien behielten ihr geistliches Amt bei, als sie ihre weltliche Herrschaft an Herzog Albrecht abgetreten hatten.
1701 erfolgte eine Neueinteilung der Hauptämter Ragnit, Tilsit und Memel. Das Amt Ragnit zerfiel in zehn Kreise. 1736 waren es Althof Ragnit, Dörschkehmen, Gerskullen, Grumbkowkaiten, Uschpiaunen, Kassigkehmen, Lesgewangminnen, Löbegallen, Schreitlaugken und Sommerau, die zum Verwaltungsbezirk Gumbinnen gehörten.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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