Jura (Fluss)
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Die Jūra (richtigerweise Jurava) ist ein rechter Nebenfluss der Memel (Fluss), die in Niederlitauen entspringt und ein Viertel ihres 177 km langen Verlaufs im Memelland zurücklegt. Die Jure ist dagegen ein rechter Nebenfluss der Szeszuppe (Ostfluss) im Kreis Marijampole. Jurava ist gleichzeitig der Name der Oberförsterei "Jura" nördlich der Memel. Die Juraforst ist der Wald zwischen der Mündung der Jūra und der östlich davon gelegenen Stadt Georgenburg bei Ragnit.
Verlauf
"Das westliche Niederlitauen (Schamaiten), das genau wie das Memelland 500 bis 800 mm Jahresniederschläge aufweist, speist aus seinen Grundwasserschichten die Quellen von Dange, Minge, Sziesze und Jura und bildet mit dem Niderlitauischen Landrücken eine Wasserscheide zwischen dem Memelstrom und der Rigaer Bucht."
Die Jura fließt zunächst in südliche Richtung durch das Jura-Becken fast parallel zur Ostsee. Von rechts hat sie kaum Zuflüsse, da sie sich an den westlichen Moränenrücken anschmiegt. Dagegen hat sie etliche linke Zuflüsse, die dem Namen nach auf Bären- und Iltisvorkommen weisen. Sie durchfließt in Zemaitien naturbelassene Urwälder, während die memelländische Juraforst zusammenhängenden Nadelwaldbestand aufweist und ein voll erschlossener Kulturwald ist.
Name
Der Name bezieht sich auf Wasser.
- litauisch "jura, juros" = See, Meer
- preußisch-litauisch "juras" = lärmend, unruhig, auch grünblau
- prußisch "jura" = Fluss
- "jure" = Meer, Haff
- nehrungs-kurisch "jur" = Meer, Ostsee
Zur Jura gehörig
Geschichte
"Die Jura. Dieser Fluß entspringt ebenfalls in Rußland, woselbst er ein großes Stromgebiet besitzt. Er fließt an Tauroggen vorbei und mündet bei Schreitlaugken, nachdem er eine kurze Strecke Grenzfluß gewesen ist. Für die Flößerei von russischem Langholze hat er eine gewisse Bedeutung. Schiffbar ist er nur kürzere Strecken aufwärts von seiner Mündung." [1]
"Mit dem Eintritt ins Memelland nimmt das Gefälle der Jura stark ab; sie fließt geruhsam durch die Wiesenauen. Durch den Zufluss der wasserreichen Scheschuwa verbreitert sie sich, kann aber infolge des langsamen Laufes bei starken Niederschlägen im Ober- und Mittellauf trotzdem nicht die Wassermassen fassen. Hochwasser kann hier praktisch zu allen Jahreszeiten auftreten, nicht nur im Frühjahr, sondern auch im Herbst und selbst im Sommer. Innerhalb weniger Stunden steigt der Wasserspiegel um zwei bis vier Meter und macht aus Wiesenniederungen einen einzigen See, der dem Fluß den Namen gegeben haben mag: Jura, das heißt ja See oder Meer. Die Jäger und Beutner, die die Wildnis durchzogen, mögen bei ihrem ersten Eintreffen an diesem Überraschungssee der Meinung gewesen sein, das Meer vor sich zu haben! Eine Wasserfläche von drei bis bis fünf Kilometern Breite kann an nebligen Tagen schon einen solchen Eindruck erwecken."
Die Jura tritt zwischen dem litauischen Gut Plikiszki und dem zu Laugszargen gehörenden Meldiglauken ins Memelland ein. Die deutsch-litauische Grenze verlief bis zum Gut Ablenken in der Flussmitte.
"Gillanden, Barsuhnen, Wartulischken, Masurmaten, Willkischken, Absteinen, Kellerischken und das Gut Adl. Schreitlaugken blicken von sicherer Höhe in das Juratal hinunter. Am östlichen Ufer säumen Klein- und Groß- Szagmanten, Motzischken und Naußeden mit den Ausläufern der Juraforst die Niederung. Krakischken im Norden, etwas weiter südlich das Gut Kallweiten und Weszeningken im Süden ragen bei Hochwasser wie Inseln und Wellenbrecher aus der Flut. Das Hügelgrab bei Kallehnen erinnert daran, daß das Juratal schon lange die Menschen angezogen hat. Wagenfähren verbinden Krakischken und Wartulischken, Szagmanten und Willkischken. Die Straßen- und Kleinbahnbrücke bei Motzischken ist die einzige auch bei Eisgang und Schacktarp benutzbare Verbindung von Ufer zu Ufer. Zwei Sommerbrücken, die besonders während der Heuernte von Bedeutung waren, verbanden früher Naußeden mit Absteinen und die Wiesen von Adl. Schreitlaugken mit dem Gut. Ob sie heute noch bestehen ist unbekannt."
Literatur
- Kurschat, Heinrich A.: Das Buch vom Memelland, Siebert Oldenburg 1968, S.68ff (Zitate in Kursivschrift)
Einzelnachweise
- ↑ Ambrassat, August: Die Provinz Ostpreußen, ein Handbuch der Heimatkunde, 1912, Nachdruck Weidlich, Frankfurt a.M. 1978