Munsterkerk
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Einleitung
Die Kirche „Unsere liebe Frau“ zu Roermond als ehemalige Abteikirche der Zisterzienserinnen gehört zu der Gruppe der romanischen Rheinländer Kirchen und ist von diesen die kleinste, aber die am meisten harmonische und von daher in den Niederlanden ein einzigartiges Monument.
Erbauung
Anfang Bau 1218 wurde das Münster (Monasterium=Abtei, Kloster) gestiftet von Gerard van Geldern und seine Gemahlin Margaretha van Brabant. Unter dem zentralen Oktogon befindet sich das Grabmal des geldrischen Herzogs Gerhard IV. und seiner Frau Magaretha von Brabant mit ihren liegenden Bildern, sogenannten „Gisants“ aus der Zeit von 1230/40. Die idealisierten Skulpturen der Grablegung gelten als älteste liegende Statuen dieser Art in den Niederlanden. Im 17. Jhdt. wuede die Farbgestaltung der Grabplastiken restauriert.Wegen des schlichten Charakters der Zisterzienserinnen vezichteten diese hier auf den Bau einer Krypta.
Niederlothringsches Netzwerk in Byzanz
Graf Gerhards Vater (Otto von Geldern) war um 1185 verheiratet mit Richardis von Scheyern-Wittelsbach (* 1173; † 1231), die Tochter des Herzogs Otto I. von Bayern. Während des Dritten Kreuzzuges (1189–1192) zeigmete er sich bei der Schlacht bei Iconium besonders aus. Zusammen mit anderen Adeligen aus Niederlothringen wurden im byzantinischen Wirtschaftsraum erfolgreich Handels- und Wirtschaftsinteressen durchgesetzt. Dies führte auch zu entsprechendem kulturellen Niederschlägen in der Ausstattung der Roermonder Kirche.
Hinzu kam, daß sich 1197 Graf Balduin von Flandern und Hennegau sich in Les Andelys mit Richard Löwenherz gegen Philipp II. von Frankreich verband. Da hatte Richard Löwenherz Zypern schon in Besitz genommen. Mit dem römisch-deutschen König Otto IV. gewann er 1198 einen weiteren Verbündeten. Einen Monat nach dem Friedensschluss mit Philipp von Frankreich am 23.02.1200, begann Balduin mit den Planungen und Vorbereitungen seiner Teilnahme und brach am 14.04.1202 zum Vierten Kreuzzug zur Zerschlagung von Byzans auf.
Die niederlothringer Adel war präsent, als im März 1204 Venezianer und Franken einen formellen Vertrag über die Aufteilung des Byzantinischen Reichs (die sog.: partitio terrarum imperii Romaniae schlossen). Die Franken setzten dabei die Plünderung Konstantinopels zur Begleichung der fränkischen Schulden durch, sowie auf die Einrichtung eines „lateinischen“ Reichs, an dessen Spitze am 13.04.1204 Balduin von Flandern gewählt wurde.
Zur Stabilisierung des Netzwerkes im östlichen Mittelmeerraum wurden auch die in Klöstern etablierten Verwandten aus dem niederlothringischen Adel eingesetzt, deren Spuren auch heute noch zu finden sind. So wurde 1205 mit Hilfe von niederlothringer Kreuzrittern z. B. die Abtei Bellapais (frz. =Abtei des Friedens) bei Girne in Nordzypern von Norbertinermönchen im fränkischen Baustil gegründet.
- Norbertiner in Bellapais auf Zypern, damals zu Byzans gehörend.
Cistercienser
Die 1. Abtissin Cistercienserinnen in Roermond war die Gräfin-Witwe Richardis van Scheyren-Wittelsbach, Mutter von Gerard van Geldern, deren Gatte Graf Otto I im Kreuzzuge gefallen ist. Sie war eine sehr einflussreiche Dame, ihr folgten im Amt 30 ebenfalls hochadlige Abtissinen bis 1797, als die Abtei unter Napoleon aufgehoben wurde und als Kaserne, Pferdestall und Gefängnis verwendet wurde.
Kirchenausstattung
Der spätmittelalterliche Ausbau mit dem 8eckige Kuppelbau (Oktogon) symbolisierte die zeitliche christlich-byzantinische Sicht der 7 Zeiträume des alten Testamentes und als 8. Zeitraum das neue Testament und die Neugestaltung in Christus, nämlich Tod, Auferstehung und das Ewige Leben. Das Oktogon sollte somit eine Mahnung an sich selbst und andere darstellen, den Himmel zu erwerben. Dies Ansinnen wurde bis um 1930 bildlich verdeutlicht, durch die farbliche Ausgestaltung der Kuppel in kobaltblau und deren Besetzung mit Sternen.
Chor und Schiff sind im spätromanischen und der Westbau im frühgotischischen Stil errichtet. Der Kirchenausbau des östlichen Teils der Kirche bezieht sich auf die halbe Kleeblattform nach jener der Geburtkirche in Bethlehem, symbolisch hinweisend auf die Dreifaltigkei des christlichen Gottes. Der Rundchor hat 3 Strahlkapellen mit französischem Einfluss. Die Querschiffe oder Transepte sind rund geschlossen und das Schiff hat Seitenschiffgalerien mit Absidiolen nach der Ostseite.
Das Chor hat maurischen Einfluss: lebhafte Abwechslung in Farben, rote und graue Verzierun¬gen und oben Granatäpfel als Symbol der Liebe, Fruchtbarkeit und auch des Ewigen Lebens, welche sich oben in den Querschiffen und im Schiff selber an den Stalaktiten befinden.
Das Taufbecken aus seltenem rosa-rotem Marmor auf dem Chor ist ebenfalls 8eckig, auf schwarzem Marmorfuss, allerdings aus dem 17. Jhdt., auch bei der Taufe erhält man nach christlicher Auffassung das Merkmal des Ewigen Lebens (Byzantinischer Einfluss). Ziemlich seltenes rose-rotes 8eckiges Marmortaufbecken
Veränderungen
Ab 1803 wurde die Kirche zu anderen Zwecken genutzt, wurde aber so in Mitleidenschaft gezogen, dass der international berühmte Roermonder Baumeister Dr. P.J.H. Cuypers von 1863 bis 1891 eine neogotische eingehende aufwändige Wiederherstetlung durchführte, Dessen Vorbild war der französischen Neogotiker Eugène Emmanuel Viollet le Duc (1814-1879). Trotz star¬kem Widerstand ersetzte er den barocken Glockenturm durch 2 höhe Westtürme und passte stilistisch die Bekrönung der Kuppel und beiden Ostturme an.
1959 wurden alle neogotische Verzierungen wiederum entfernt und unter den schweren Gipslagen kamen Darstellungen aus dem 13. und 14. Jhdt zum Vorschein u.a. im rechtem Querschiff ein Fresko vom auferstandenen Christus in einem Mandorla (Mandelform) mit 2 Engeln mit langen Flügeln (Byzantinischer Ein¬fluss).
Nach dem Erdbeben von 13.04.1992 wurden die 2 Ostturmspitzen und die Verbindung zum Schiff und der Westbau gründlich ausgebessert.
Vom Inventar sind zu erwähnen
- Statue Christus Triomphator (Sandstein, 13. Jhdt, heute auf dem Tabernakel, aber sie gehört eigentlich auf die er¬ste Zinne in der Kuppel, wo die schwarzen Flec¬ken sich befinden; älteste freistehende Skulptur in den Niederlanden;
- Brandgemalte Chorgläser,1953, Gisele Waterschoot van der Gracht, Experte im Byzantinischer Kunst und bester Jünger des grossen Roermonder Glasmalers Joep Nicolas;
- Marianum mit 2 Abbildungen von Maria (Ostseite 16.Jhdt Westseite 19. Jhdt.);
- Romanische Lichtkrone mit 12 Aposteln (1899, Geschenk H. Sakramentsverein)
- Passions-retabel von Leiden Christi und Geschich¬te von Maria (16. Jhdt., Antwerper Schule);
- Reliquienbüste von Holz von der hlg. Brigida von Kildare (25 km westlich von Dublin), die im 6. Jh. lebte, Ab¬tissin mit einem grossen Ruf als Heilerin von Hornvieh.
- Im südlichen Querschiff die Ruhestätte der berühmten und hier schlicht bestatteten 1. Cistercienser-Abtissin Gräfin Richardis van Scheyren Wittelsbach, Witwe von Geldern, deren Roermond seinen Aufschwung verdankte. Als Abdeckung dient eine Grabplatte von 4 Tonnen Gewicht aus dem 17. Jhdt., mit einer Länge von 245cm und einer Breite von 125 cm. Richardis starb am 17.10.1231;
- Statuettengruppe Grablegung Christi mit Nicodemus, Joseph von Arimathea, Maria und Johannes und 3 Abtissinen mit den grossen Hauben; (Holz 14../16.Jhdt.).
- Bildkopie der Patrone von Roermond und der Zentrumparochie St. Christoffel (19. Jhdt., Modell in natürlicher Grösse des Bildes auf der Domspitze von 1895-1921, heute ein stilisiertes vergoldenes kupfernes Bild)
- Eindruckvolles Reliquiekreuz (13. oder 14. Jhhdt.);
- Statue hlg. Bernardus (Haupt 11. Jdt., der Cistercienser 2. Patron, geschnitten durch den Meister von Elsloo ca.1525);
- Statue hlg. Joseph mit Kind (Gesicht einer Erwachsene, Holz 17.Jhdt.);
- Statue-Liebe Frau Vogelsangh (ca.1500, Byz. Einfluss)