Schienenbetrieb in Memel

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Kleinbahnnetz 1913

Bearbeiter: Holger Schimkus > Abschnitt in Bearbeitung<

Wie alles anfing


Die räumliche Ausdehnung Memels und steigender Einwohnerzahlen führte zur Organisation eines öffentlichen Personennah- und Güterverkehrs. Grundsätzlich waren in den Kaufmannshäusern Lager, "Comptoir" und Wohnung unter einem Dach. Besorgungen, Marktbesuch oder die Wege zum Handwerker konnten ohne Mühe zu Fuß gemacht werden. Und die Verbindung zum Umfeld? Wer in die Nachbarschaft wollte, der hatte verschiedene Möglichkeiten - je nach Geldbeutel. Die billigste Fahrt wird wohl mit dem Bauernwagen gewesen sein. Durch den großen Bedarf der Stadt Memel an ländlichen Erzeugnissen herrschte ein ständiges Hin und Her und die leeren Wagen auf der Rückfahrt boten sich für eine Mitfahrt an. Das Fahrgeld war Verhandlungssache. Bessergestellte hielten sich eine eigene Kutsche. Auch Mietkutschen (Heute: Taxi) konnten bestellt werden.
Vieles hat sich in der Periode nach Waterloo geändert. Das industrielle Zeitalter brach an. Eine Reihe von Erfindungen ließ die Produktion förmlich explodieren. Transportprobleme, die Hauptsorge aller genialen Erfinder jener Zeit, war durch die Eisenbahn gelöst. Gab es auf der Erde im Jahre 1830 erst 381 km Eisenbahn, so waren es 1850 schon 38000 km und 1860 148000 km. Die Zwischenstufe manch anderer Städte mit einer Pferdebahn den Betrieb zu beginnen, wurde in Memel nicht gemacht. Werner von Siemens präsentierte den Berlinern im Jahre 1881 einen elektrischen Straßenbahnwagen, der 1885 noch einmal auf der Weltausstellung in Antwerpen zu bestaunen war. Mit der Betriebseröffnung der Straßenbahn in Memel war das System der elektrisch betriebenen Schienenfahrzeuge in vielen Städten bereits eingeführt. Memel stieg also gleich mit der modernen Technik ein und beschaffte gleich die elektrische Straßenbahn.
Der Personentransport war somit organisiert. Jetzt fehlte nur noch der Gütertransport.
Ab 1906 gab es dazu die Kleinbahn. Sie verband, ausgehend vom Memeler Kleinbahnhof, auch das Hinterland. Sie beförderte neben Personen auch Güter. Die Kleinbahn hatte die gleiche Spurweite von 1000 mm wie die Gleise der Straßenbahn. So nutzte die Kleinbahn im Stadt- und Hafengebiet die Gleise der Straßenbahn. Die Spurweite wurde auch als Metergleis bezeichnet. Sie wurde zumeist aus finanziellen Gründen gewählt, sie ist günstiger als die Spurweite [1] von 1435 mm (z.B. Deutsche Bahn). Durch das preußische Eisenbahngesetz von 1838 wurde dann die S. von 4'81/2 (1435 mm) gesetzlich vorgeschrieben.
Einige Städte gaben ihre Straßenbahn erst nach dem II. Weltkrieg zugunsten des modernen Omnibusses auf und bedauern es in der jetzigen Zeit. Memel hat die Aufgabe des Straßenbahnbetriebs bereits 1934 aufgegeben. Die Gründe dafür bedürfen einer weiteren Recherche.
Es ging das Gerücht in Memel herum, daß der Rundfunkempfang durch die elektrische Straßenbahn erheblich gestört wurde und man den Betrieb der Bahn deswegen eingestellt hat.

Memeler Kleinbahn AG

Die Memeler Kleinbahn AG wurde am 15.03.1904 durch das Königreich Preußen, die Provinz Ostpreußen, den Kreis Memel und die Nordischen Elektrizitäts- und Stahlwerke AG gegründet. Sie betrieb die Straßenbahn und die unter Dampf fahrende Kleinbahn. Den Betrieb führte zunächst die Nordische Elektrizitäts- und Stahlwerke AG. Die Ostdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft führte den Betrieb nach dem Konkurs der Nordischen Elektrizitäts- und Stahlwerke AG (31.Januar 1907) weiter.
Die Stadt Memel erwarb über die Jahre alle Aktien und wandelte am 16.07.1940 die Gesellschaft in die Städtischen Werke Memel um.

Straßenbahn in Memel

Endhaltestelle Strandvilla
Fahrplan 1909
Meldeamt, Magistratsgebäude an der Luisenstraße (mit Gleis) und Polangenstraße

Spurweite: 1000 mm
Netzlänge: 12 km (Nach Erweiterung am 12.12.1904)
Linien: 3 (siehe Fahrplan)
Wagenpark: 12 Triebwagen, 5 Beiwagen
Eröffnung des Betriebs: 18.08.1904
Betriebseinstellung: 1934 (nach 30 Jahren) und Umstellung auf Bus-Betrieb
Durch die mit der Kleinbahn gemeinsamen Spurbreite von 1000 mm gab es eine Besonderheit im Straßenbahnbetrieb. Die Güterwagen der Kleinbahn wurden auch über die Gleise der Straßenbahn verschoben und erreichten so das Hafengebiet.














Kleinbahn in Memel

Kleinbahnhof

Spurweite: 1000 mm
Netzlänge: 50 km
Linien: 2
1. Memel Kleinbahnhof, Hauptlinie in südöstlicher Richtung - Clemmenhof - Dawillen - Pöszeiten, Länge ca. 34,8 km
2. Abzweig Clemmenhof in nördlicher Richtung nach Plicken, Länge ca. 9,8 km
3. Abzweig Dawillen in nördlicher Richtung nach Laugallen, Länge ca. 4,6 km
4. Pogegen-Mikieten-Schmalleningken, Länge ca. 58,0 km
Wagenpark: 5 Dampfloks, 8 Personenwagen, 3 Packwagen und 78 Güterwagen
Im Bereich der Stadt: 2 Elektroloks, die auch teilweise auf den Gleisen der Straßenbahn eingesetzt wurden Eröffnung des Betriebs: 22.10.1906

Memel ist seit 1875 ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Die Strecke nach Pagegiai/Pogegen war bis zum ersten Weltkrieg die einzige Eisenbahnverbindung heute wird sie nur noch einmal täglich von Nahverkehrszügen befahren. Die heute wichtigste Eisenbahnverbindung führt über Šiauliai nach Vilnius. Auf dieser Strecke verkehren täglich drei Fernzüge (davon ein Nachtzug) und drei Regionalzüge. Die Züge werden von der Litauischen Staatseisenbahn ( Lietuvos geležinkeliai ) betrieben.
Im Jahre 1909 testete man erstmalig die von Scharfenberg neu entwickelte Kupplung. Dies war der erste reale Test der Kupplung nach dem System Scharfenberg und erfolgte unter wirklichen Betriebsbedingungen.
1930 machte ein gewisser Jonas Skvirblis im Bereich UZ Dovilay ein Überfall auf einen Zug, der Geld transportierte.
1940 übertrug die Aktiengesellschaft ihren Betrieb an die Städtischen Werke AG in Memel, die die Aktienmehrheit durch über die Jahre erfolgten Ankäufe erreichte.

Industriebahn in Memel

Die Industriebahn erhöhte die Transportkapazitäten erheblich. Sie hatte Anschluß an das preußische Eisenbahnnetz und wurde mit der 1838 gesetzlich vorgeschriebenen Spurweite von 1435 mm gebaut. Nicht überall hatte die Industriebahn einen bahneigenen Gleiskörper. Sie teilte sich gerade im Hafenbereich auch die Straße mit den anderen Verkehrsteilnehmern. Beim Verschiebe- und Rangierbetrieb mussten die Bahnbediensteten in diesen Bereichen besondere Sorgfalt walten lassen.
Schmelz
Das Industriebahngleis wurde in unmittelbarer Nähe des Wassers gebaut. Sie bediente die Sägewerke in Schmelz. In der Nähe des Sportplatzes, zwischen dem Sägewerk Baltikum und Sägewerk Ehmer & Co. bog das Gleis Richtung Nordost ab. Dort gab es Abstellgleise. Hier wurden die Waggons für den Holztransport der Schmelzer Sägewerke rangiert bzw. bereitgestellt. Vor dem Abzweig in Schmelz verlief das Gleis aber weiter auf Memel und der Zitadelle zu.
Die Industriebahn endete dort am Dangeufer und verband gerade noch die Lindenau Werft.
Nach den Abstell- und Rangiergleisen in Schmelz (Nähe Flugplatz Rumpischken)lief die Gleistrasse der Industriebahn auf das Hauptgleis Heydekrug-Memel zu. Dort machte das Gleis einen Bogen und lief parallel zum Hauptgleis der Eisenbahn.
Memel
Kurz vor der Dange verschwenkte sich das Industriegleis nach links und verband auch hier die Schneidemühlen bzw. Sägewerke. Doch vor der Börsenbrücke endete auch hier das Industriegleis. Die Gleisverbindung zwischen Kettenbrücke und Börsenbrücke unterblieb. Oberhalb der Dange erhielt die Union - Fabrik ihren Gleisanschluß. Der weitere Abzweig verlief in einem Bogen am Schlachthof vorbei. Die Gleise verliefen auf der Hinteren Werftstraße und Werftstraße oder liefen parallel dazu. Dieses Gleis verband u.a. den städtischen Umschlagplatz und lief auf die Alte Poststraße zu. Hier gab es nach links und rechts noch eine Verzweigung.

Hafenbahn

Omnibusbetrieb

Als Ersatz für die stillgelegte Straßenbahn betrieb die Memeler Kleinbahn AG Omnibus-Linien.

Omnibus in der Marktstraße

Fuhrpark: 17 Busse (Stand: Beginn II. Weltkries)
Netz: Alter Verlauf der Straßenbahn
Linien: 5 Linien im Überlandverkehr