Häuserbuch von Querum

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Wappen von Querum.jpg
Querum
Lage: nordöstlich von Braunschweig
Koordinaten: 52° 29′ N, 10° 56′ O
erste Erwähnung: 1148 als Querenhem
Grangie: 1248 -
kirchliche Zugehörigkeit,
Grund-, Gerichts-
und Zehntherr:
Kloster Riddagshausen
Eingemeindung: 1934 nach Braunschweig

erste Erwähnung

Man geht davon aus, daß Querum im 8. Jahrhundert gegründet wurde. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes fand aber erst 1148 im Zusammenhang mit dem benachbarten neugegründeten Kloster Riddagshausen statt: Der Bischof von Halberstadt schenkte damals den Zisterziensermönchen den Zehnten von Querenhem.

Monekequernem und Dorpquernem

Schnell ergriff das Kloster weiter Besitz in seiner Umgebung: 1161 tauschte es von Herzog Heinrich dem Löwen 5 Hufen in Quernhem ein und erhielt gleichzeitig aus dem Besitz eines Geistlichen 3 Hufen dazu. Die Mönche errichten daraus aus einen großen Hof, eine sogenannte Grangie, auf dem sie ihren Ordensregeln gemäß neben den täglichen Stundengebeten von ihrer eigenen Hände Arbeit in der Landwirtschaft lebten. Der Grangie unterstand auch der Besitz im wüst gewordenen Harderode. In einer Urkunde von 1307 ist erstmals von to dem hove Monekequernem die Rede. Das Gut wurde von 1311 bis 1313 durch Gräben gegen die anderen Grundherren abgegrenzt.

Ein weiterer Teil Querums war in der Hand der Familie von Wenden. Diese überließ 1318 dem Kloster Riddagshausen auch noch Dorpquernem mit dem Zehnt und dem Fischrecht in der Schunter und erhielt dafür 1322 von Ritter Johann von Querum, genannt "Schlenkerdaus", Güter, die dieser wiederum von den Herzögen zu Lehen hatte. 1324 ist dann von bona deserta in villa deserta Dorpquernem (die verlassenen Güter im wüsten Dorf Quernem) die Rede; die Bewohner waren also verschwunden, ob durch die Pest oder durch die Mönche vertrieben, ist offen. Das Kloster Riddagshausen zahlte 1358 den Rittern von Querum noch 58 Mark für das abgekaufte Dorf und schließlich verzichtete 1367 auch die Familie von Wenden auf ihre Ansprüche.

Damit gehörte Querum völlig dem Kloster. Das änderte sich auch nicht nach Auflösung der Grangie und Wiederansiedelung mit Bauern: Das Kloster war Grundherr aller Höfe, übte das Untergericht im Dorfe aus, zog den Zehnten ein und betreute die Bewohner auch kirchlich.

Wüstungen

Auf heutigen Querumer Gebiet lagen ursprünglich auch folgende später eingegangene Siedlungen:

  • Everikesbüttel: Diese Wüstung lag am nördlichen Schunterufer 0,8 km nordwestlich von Querum. Angeblich handelte es sich hier um einen Einzelhof mit Mühlenanlage, die dem nahegelegenen Quernheim (quern = Mühle) ihren Namen gegeben haben könnte. In einer Urkunde von 1031 wurde Everikesbutli der neugegründeten Magnikirche in Braunschweig zugeteilt und kam später in den Besitz des Klosters Riddagshausen, das diese Mühle wohl stillegte. Die Flurbezeichnung Auf den Wöhrden deutete noch lange auf die aufgegebene Siedlung hin, ebenfalls die Wölbäcker im heutigen Querumer Forst. Ferner wurden Scherbenfunde aus dem 13. und 14. Jahrhundert gemacht.
  • Harderode: Auf dem rechten Ufer der Schunter gegenüber Dibbesdorf lag das erstmals 1161 erwähnte Harderode: Das Kloster Riddagshausen tauschte damals von Herzog Heinrich dem Löwen 1 Hufe in Herdenrothe ein. Für dort befindliche zwei Höfe hatte das Kloster den Zins ans Domstift St. Blasii in Braunschweig zu liefern, doch wurde diese Abgabe 1319 abgelöst. 1305 stifteten die Edlen von Meinersen dem Kloster 2 Hufen, die an die Familie von Wendhausen verlehnt waren. Zusätzlich kauften die Zisterziensermönche 1307 ein herzogliches Lehn, das bis 1287 an die Grafen von Dannenberg und danach an die Ritter von Hondelage und Wendhausen, die es ihrerseits stets Braunschweiger Bürger überlassen hatten, verlehnt war. Dieses Lehn bestand wohl aus dem größten Teil des Ortes, wozu eine Mühlenstelle und drei Waldungen gehörten. Hinzu kam noch 1313 vom Marienhospital ein Vorwerk mit Zubehör und Holzgerechtsame im Siekbruch. Schließlich rundete das Kloster seinen Besitz ab, indem es von den Edlen von Meinersen, wohl in Teilen, 1310, 1322 und 1325 den Zehnten, den Zehnthof und einen weiteren Hof, was diese vom Bischof von Halberstadt zu Lehn hatten, erwarb. Damit hatten die Mönche das komplette Dorf endlich in ihrer Hand und lösten es wohl auf, denn in seiner letzten Erwähnung 1345 wird Harderode als "wüst", d.h. unbewohnt, bezeichnet.

Beschreibung 1546

Die erste, wenn auch knappe, Beschreibung von Querum stammt von 1546:

Quernem ist ein Dorf vnd Braunsch. Wolff. Teils gewesen mit Gericht und allem Rechte binnen Dorfs dem Closter zugestanden.
Dar wonen 5 Ackerleut vnd 6 Koter, geben 62 R.
Der Zehend hat dem Closter, geben 23 R.
Dar ist ein Teich von 90 Morgen Lands. Wen der besetzt ist...auf den dritten Visch, konnen jerlichs daraus verkauffen 30 Schock Karpfen, vnd das Schock zu 3 R. gerechent, tut 90 fl.
Bei dem Dorf ist auch ein Mastholtz. Wen Mastung, wirt...daraus zum wenigsten 22 R.

Scheffelschatzregister 1564

Zehendenn
Die Zehende gehordt dem Closter zu Rittershausen, ist dis Jar verdinnget Lüder Eßman, gibt dauon dis Jar
40 R.
8 Scheffel Roggen

Gotteshauß vnd Pfar
In dießem Dorpffe ist kein Kirche, sunder sie gehenn zu Rittershausenn in die Kirchen.

Erbregister 1605

Querumer Paß

Die Schunter bildete früher auch die Landesgrenze zwischen den Fürstentümern Braunschweig-Wolfenbüttel und Braunschweig-Lüneburg. Der Fluß war natürlich noch nicht begradigt und hatte verschiedene Arme und Läufe, über die nacheinander mehrere Brücken führten. An diesem wichtigen Übergang befand sich auf lüneburgischer Seite auch eine Zollstation, der sogenannte Zoll uff dem Paß bei Qwernheimb. Durch einen Gebietsaustausch zwischen kam der Querumer Paß 1708 vom Amt Gifhorn zum Amt Neubrück, das der Hoheit von Braunschweig-Wolfenbüttel unterstand, die Bewohner gehörten aber nach wie vor kirchlich zu Bevenrode bzw. Waggum.

In der Nähe lag auch eine in der Dorfbeschreibung von 1754 und noch in einer Karte von 1885 eingezeichnete Ziegelei, die aus einem Vorwerk des Kreuzklosters in Braunschweig hervorgegangen war. Das Areal gehörte deshalb bis 1807 zum Klostergericht des Kreuzklosters und kam erst später zum neu geschaffenen Amt Riddagshausen. Dieser Ziegelhof ist nicht zu verwechseln mit der Ziegelei, die das Kloster Riddagshausen nahe Klein Schöppenstedt betrieb !

Dorfbeschreibung 1754

Beschreibung 1802

Aus "Geographisch=statistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg" von 1802:

  • Querum, ehemals Quernheim, ein nach Riddagshausen eingepfarrtes Dorf, 1 Stunde davon entfernt und an der Schunter, mit 1 Pfarre, deren Prediger jeweils Prior zu Riddagshausen ist, und zu dessen Diöcese die Dörfer Neuhof, Gliessenrode und Querum gehören, 1 Schule, die der Prior vergibt, 3 Ackerhöfen, 2 Halbspännerhöfen, 7 Kothöfen, 5 Brinksitzerstellen, 25 Feuerstellen, 218 Einwohnern.

Eigemeindung

1922 wurde die Siedlung Kralenriede nach Querum eingemeindet; am 1. April 1934 kam dann die gesamte Gemeinde Querum nach Braunschweig.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1546, 1564 5 Ackerleute, 6 Köter
1605 4 Ackerleute, 7 Köter
1663 75 Personen über 12 Jahre
1754 3 Ackerleute, 2 Halbspänner, 7 Kotsassen, Schäferei
1774 21 Feuerstellen, 166 Personen
1793 218 Personen in 25 Feuerstellen, davon 3 Ackerleute, 2 Halbspänner, 7 Kotsassen, 5 Brinksitzer
1823 239 Personen
1858 349 Personen
1885 73 Häuser, 590 Personen
1905 103 Häuser, 779 Personen
1933 212 Häuser, 1518 Personen

Die kirchlichen Verhältnisse

Frühzeit

In einer Urkunde von 1283 erfährt man, daß Querum ursprünglich eine Pfarrkirche hatte: Der Bischof von Halberstadt gestattet damals dem Kloster Riddagshausen, die Pfarrstelle mit einem benachbarten Pfarrer zu besetzen. Mit Errichtung der erstmals 1307 erwähnten Grangie wird die Kirche dann aber aufgelöst worden sein.

Das Kloster Riddagshausen übt die Seelsorge aus.

Während der Grangienzeit gehörte der Ort natürlich kirchlich zum Kloster Riddagshausen. Das blieb auch nach Auflösung der Grangie so. Die neuangesiedelten Bauern waren jahrhundertelang zur Klosterkirche Riddagshausen eingepfarrt. Dieser Zustand ändert sich auch nach der Reformation 1568 zunächst noch nicht. Doch dann wurde 1580 der Pastor des Klosters, Petrus Wiendruff, zum Prior desselben ernannt und bezog nach seiner Heirat den nicht mehr benötigten Klosterhof in Querum. Von nun an wohnten die Pastoren des Klosters in Querum und betreuten von hier aus die drei Dörfer Querum, Gliesmarode und Neuhof. Die Pfarrkirche blieb weiterhin die Klosterkirche Riddagshausen. Der jeweilige Pastor war bis zur Säkularisierung 1809 auch Prior des Klosters Riddagshausen. Erst 1864 erhielt Querum eine eigene Kirche.

Liste der Pastoren

Folgende Pastoren wohnten in Querum:

  • 1580 - 1586 Petrus Wiendruff
  • 1587 - 1610 Christian Probst
  • 1611 - 1615 Heinrich Schelen
  • 1615 - 1616 Johan Klingemann
  • 1617 - 1628 Busso Crull
  • 1628 - 1648 Rekatholisierung
  • 1649 - 1671 Paul Gerding
  • 1672 - 1680 Johannes Kesselhut
  • 1680 - 1691 Albert Gebhardi
  • 1690 - 1691 Georg Weiß, Pastor adj.
  • 1692 - 1701 Christoph Preit
  • 1701 - 1706 Autor Theodorus Meier
  • 1706 - 1740 Carl Heise
  • 1740 - 1759 Justus Wideburg
  • 1761 - 1772 Rüdiger Voß
  • 1773 - 1783 Otto Knoch
  • 1783 - 1823 Georg Wilhelm Gotthold Heermann
  • 1810 - 1814 Georg Willigerod, Pastor adj.
  • 1814 - 1824 Friedrich Rautenberg, Pastor adj.
  • 1823 - 1858 Georg Christian Bartels
  • 1857 - 1863 Wilhelm Lerche
  • 1863 - 1884 Friedrich Borchers
  • 1884 - 1904 Gustav Eißfeldt
  • 1905 - 1910 Johannes Thomae
  • 1911 - 1923 Carl von Schwartz
  • 1923 - 1929 Conrad Hartwieg
  • 1929 - 1953 Hans Ernesti, ab 1935 Probst
  • 1954 - 1971 Heinz Chilla

Küster, Opferleute und Lehrer

Die Schulpflicht wurde erst 1647 im Herzogtum eingeführt; die Kinder aus Querum gingen, wenn überhaupt, zunächst nach Riddagshausen in die Klosterschule.

erste Erwähnung Name Bezeichnung
1866 Johann Heinrich Daniel Timpe Opfermann

Höfe und Häuser

Nr. ass. heutige Adresse Bezeichnung Entstehung bzw.
erste Erwähnung
Bemerkung
1 Bevenroder Straße 40 Halbspännerhof 1678 erstmals erwähnt
2 Hinter der Kirche 24 Ackerhof 1546 erstmals erwähnt 1944 durch Bomben zerstört
3 Bevenroder Straße 43 Ackerhof, ab 1865/69 Kothof 1546 erstmals erwähnt 1944 durch Bomben zerstört
4 Bevenroder Straße 45 Kothof 1546 erstmals erwähnt
5 Bevenroder Straße 118 Pfarrhof Grangie des Klosters 1973 abgerissen
17 Bevenroder Straße 119 Schäferei, später Anbauerstelle
16 Bevenroder Straße 123 Vogtei, später Anbauerstelle heute abgebrochen
6 Köterei 2 Kothof 1546 erstmals erwähnt 1965 abgerissen
7 Köterei 3 Kothof 1546 erstmals erwähnt 1958 abgebrochen
8 Köterei 4 Kothof 1546 erstmals erwähnt 1983 abgerissen
9 Köterei 5 Kothof 1546 erstmals erwähnt
10 Köterei 6 Kothof 1546 erstmals erwähnt
11 Köterei 7 1546 Ackerhof, 1575 Kothof 1546 erstmals erwähnt
12 Köterei 17 Hirtenhaus, später Anbauerstelle 1736 erbaut
13 Köterei 19 Ackerhof 1736 erbaut 1962 abgerissen
14 Köterei 8 Halbspännerhof 1736 erbaut
15 Bevenroder Straße 37 Schule 1889/90 erbaut
Ziegelhütte 1792 erstmals erwähnt

Kuhhirten

  • 1576 - 1581 Claus Kückemick
  • 1589 Hans Bemen

Förster

  • 1824 - 1852 Johann Friedrich Münnig, Unterförster

Gemeindevorsteher

In alter Zeit ging Funktion des “Bauermeisters” unter den Bauern jährlich nach der Reihe um. Erst im 19. Jahrhundert wurde das Amt des Gemeindevorstehers geschaffen.

erste Erwähnung Name Bezeichnung
1866 Julius Ottmer Gemeindevorsteher
1870 Heinrich Wiemann Gemeindevorsteher
1872 Friedrich Ottmer Gemeindevorsteher
1877 Heinrich Brandes Gemeindevorsteher

Abkürzungen und Maße

1 Hufe = ca. 24 Morgen = 6 ha

Literatur

  • Karl Kayser: Die reformatorischen Kirchenvisitationen in den welfischen Landen 1542 bis 1544, Göttingen 1897
  • Hermann Kleinau: Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, Hildesheim 1967
  • Rolf Siebert: Querum - Die Geschichte eines braunschweigischen Dorfes, 1997

Quellen

  • Bestandsaufnahme des Riddagshäuser Klosterbesitzes 1546 (Stadtarchiv Braunschweig, Signatur BS B III 5 Bd. 27)
  • Schepffelschatz Register beschriebenn alhir im Ampt Wülffenbuttel heute mandags nach matei apostoli anngefangenn vnnd in genommenn aüf omnium sanctorum vberantwortedt anno domini 1564 (Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Signatur 24 Alt 6)
  • Kirchenbücher des Klosters Riddagshausen 1569 - 1814 (ebenda, Signatur 1 Kb 946 - 949)
  • Braunschweigisches Adreß=Buch für das Jahr 1835

Weblinks

Fußnoten



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