Häuserbuch von Mascherode

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Lage

Mascherode liegt in 84 m Höhe im Urstromtal der Oker, südwestlich der Braunschweiger Innenstadt. Bis auf den Südwesten ist der Ort vollständig von Wald umschlossen. Der Südrand Mascherodes grenzte im 15. Jh. an die Braunschweiger Landwehr. Nahe des Ortes entspringt der Spring, ein Quellteich, der in die Oker abfließt.

Name

Der Name Mascherode setzt sich zusammen aus Masch für feuchtes Schwemmland und Rodung und bedeutet "Rodung im Feuchtland". Der Ort ist auch heute noch von drei Seiten mit Wald umgehen und weist im alten Dorfkern einen hohen Grundwasserspiegel auf. Die ostfälische Mundartform lautet "Maschero(e)". Scherzhaft hört man auch bisweilen "Matschedero". Im 17. und 18. Jahrhundert werden in Urkunden oft die latinisierten Formen Masqueroda bzw. Masquerode verwendet.

Früher wurde irrtümlich angenommen, bei Mascherode handele es sich um das alte Marquarderode[1] Heute dagegen weiß man, daß dieses schon früh wüst gewordene Marquarderode auf dem Gebiet des heutigen Siegfriedviertels lag, wo noch im 18. Jahrhundert auf alten Karten das Ärkeröder Feld verzeichnet ist[2].

Geschichte

Die Dörfer mit der Endung -rode werden der zweiten Rodungsperiode ab ca. 1000 n. Chr. zugeordnet. Während die Nachbarorte Salzdahlum und Sickte 888, Stöckheim und Melverode 1007 sowie Rautheim 1031 erwähnt werden, taucht Mascherode erst 1192 im Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt auf[3]: Das Kloster Riddagshausen tauschte damals vom Domstift Halberstadt 2 Hufen in Marsceroth ein.

Dem Kloster Riddagshausen gelang allmählich der Inbesitznahme des ganzen Dorfes: 1204 erwarb es von König Otto IV. 6 weitere Hufen in Marsekerod und das Kohliholz[4] und erhielt diese Erwerbungen in villa Mascherode 1208 vom Bischof von Halberstadt bestätigt[5]. Dieser überließ 1219 dem Zisterzienserkloster auch die Kirche mit der Vogtei in Marsceroth[6] und Pfalzgraf Heinrich schenkte vermutlich noch im selben Jahr das Kirchenpatronat[7].

Nachdem die Mönche das ganze Dorf erworben hatten, richteten sie einen Gutshof, eine sogenannte Grangie, ein, auf der bereits 1248 ein "magister" Dietrich in Marscheroth bezeugt ist[8], um ihren Ordensregeln gemäß neben den täglichen Stundengebeten durch ihrer eigenen Hände Arbeit von der Landwirtschaft zu leben. Diese Grangien litten aber bald an Nachwuchs, sodaß der Herzog dem Kloster 1335 gestattete, in Mascherode wieder Bauern anzusiedeln[9].

Nach der Wiedergründung gehörte Mascherode völlig dem Kloster Riddagshausen. Der Konvent und an seiner Spitze der Abt war Grundherr aller Höfe, zog den Zehnt|Zehnten ein und übte die niedere Gerichtsbarkeit aus[10]. Außerdem betreuten die Mönche auch weiterhin das Dorf jahrhundertelang kirchlich, denn erst nach der Reformation wurde Mascherode 1576 zum Pfarrsitz erhoben[11].

Mascherode wurde in seiner langen Geschichte immer wieder in die Kämpfe zwischen dem Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel und der freien Hansestadt Braunschweig hineingezogen und daher mehrfach von beiden Seiten ausgeraubt, geplündert und zerstört; besonders schlimm war es 1492, während der Reformationswirren von 1542 bis 1553, 1602, 1605, 1615 und im Dreißigjährigen Krieg. Als die Herzöge schließlich 1671 die Stadt Braunschweig erfolgreich belagern und erobern konnten, schlugen sie ihr Heerlager in den Riddagshäuser Klosterdörfern auf, alleine in Mascherode starben damals über 20 verwundete Soldaten.

Die Abhängigkeit vom Kloster fand erst im 19. Jahrhundert ihr Ende. Nach Auflösung des Klostergerichtes Riddagshausen kam Mascherode in westphälischer Zeit 1807 zum Landkanton Wolfenbüttel im Osten und wurde 1814 ein Teil des neugebildeten Kreisgerichts Riddagshausen, aus dem später der Landkreis Braunschweig hervorging.

In den 1830er und 1840er Jahren wurden dann die Grundabgaben, die Hand- und Spanndienste und der Zehnt ans Kloster abgelöst und die Bauern Eigentümer ihrer Höfe. Das dazu benötigte Kapital wurde von Herzoglichen Leihanstalt vorgestreckt. Die 1847 bis 1853 durchgeführte Separation und einschneidende Änderungen in der Landwirtschaft wie die Abschaffung der Dreifelderwirtschaft, die Einführung von künstlichem Dünger und der Anbau von Zuckerrüben führten zum Wohlstand der Bauern.

Mitte des 19. Jahrhunderts erlangte der südlich des Dorfes lagernde Kalkstein wirtschaftliche Bedeutung. Die Bauern Bötel und Friese bauten als erste den Kalkstein ab, Ende des 19. Jahrhunderts errichtet Conrad Mesecke eine Kalkhütte und schließlich entstand 1903 durch Rudolph Bannow ein großes Kalkwerk. Die Fabrik brachte neues Leben in das Dorf, aus ganz Mitteleuropa waren Saisonarbeiter beschäftigt. Das Werk kam in den 20er Jahren mit der Weltwirtschaftskrise zum Erliegen und konnte nur noch behelfsmäßig bis in die 50er Jahren fortgeführt werden. Ein weiterer großer Arbeitgeber war im beginnenden 20. Jahrhundert die Voßsche Gutsverwaltung. Viele Polen kamen in jenen Jahren nach Mascherode, manche sind auch für immer hiergeblieben.

Mascherode lag aber immer noch unberührt und abseits von großen Straßen, die Landwirtschaft war immer noch prägend, wenn auch Handwerker und Pendler nach Braunschweig schon zahlenmäßig zunahmen. Eine Zäsur war dann das Ende des Zweiten Weltkrieges. Nun kamen sehr viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten nach Mascherode. Die Bevölkerung verdoppelte sich nahezu. Viele der Neuankömmlinge haben in den 50er Jahren am Südrand des Dorfes Häuser gebaut und leben heute bereits in 3. Generation im Ort.

Ab dem 60er Jahren begann ein weiterer Bevölkerungsschub. Viele Familien aus Braunschweig bauten sich in den ausgewiesenen Neubaugebieten Mascherodes Häuser. Gleichzeitig setze ein Rückgang der Landwirtschaft ein. Mascherode entwickelte sich vom Bauerndorf zum reinen Wohnort.

Im Jahr 1974 kam der Ort im Zuge der Verwaltungsreform zur Stadt Braunschweig, nachdem schon 1934 Teile der Feldmark für den Bau der "Siedlung Mascherode" (seit 1955 Braunschweig-Südstadt) eingemeindet worden waren.

Fußnoten

  1. Bei Anlegen der Kirchenbücher notierte Pastor Wiegmann 1652 parochia Mascherodana, verius Marquarderodana ( = Pfarrei Mascherode, eigentlich Marquarderode ) und auch Hassel und Bege schrieben noch 1802 Mascherode, in alten Zeiten Markwarderode (G. Hassel und K. Bege: Geographisch=statitistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg, 1. Band, Braunschweig 1802, Seite 361).
  2. Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, Seite 396
  3. Urkundenbuch des Hochstiftes Halberstadt I 335
  4. Asseburger Urkundenbuch I 32
  5. Urkundenbuch des Hochstiftes Halberstadt I 445
  6. Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Signatur 24 Urk 44
  7. Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Signatur 24 Urk 45
  8. Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Signatur 24 Urk 92
  9. Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Signatur 24 Urk 642
  10. Erbregister des Klosters Riddagshausen von 1605 (Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Signatur 19 Alt 155)
  11. Bestallungsurkunde von Ehrn Johan Paseker im Landeskirchlichen Archiv in Wolfenbüttel