Memel (Fluss)
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Quelle der Memel
Die Memel, innerhalb des ehemaligen russischen Reiches Njemen, litauisch Nemunas genannt, entspringt, wie der Dnjeper, die Wolga und Düna auf einer etwa 300 m über dem Meeresspiegel liegenden Hochebene im Walde von Kopislow bei Horszow südlich von Minsk unter 53 1/4 Grad nördlicher Breite und 46 Grad östlicher Länge.
Verlauf der Memel
Der Strom nimmt seinen Lauf anfangs von Westen nach Osten, wendet sich dann von Grodno ab nach Norden bis Kowno und endlich von neuem nach Westen, bei Schmalleningken in das ehemalige preußische Staatsgebiet eintretend. Hier fließt die Memel zunächst auf 30 km Länge in fast gerader Richtung von Osten nach Westen bis zur Juramündung, beschreibt dann einen nach Süden und weiter nach Norden gerichteten Bogen und tritt oberhalb von Tilsit, bei der sogenannten Kummabucht, in die nordwestliche Richtung über, welche sie beibehält bis zur Teilung bei Kallwen.
Der Lauf der Memel hat bei einer geradlinigen Entfernung der Mündungen von der Quelle von rund 450 km eine Gesamtlänge von 877 km, wobei nur die Länge eines der beiden annähernd gleich langen Mündungsarmen Ruß-Atmath und Gilge gerechtet ist, und eine Gesamtgefälle von 266,7 m, wovon auf des Gebiet des ehemaligen russischen Reiches 765 km Länge und 258 m Gefälle und auf das ehemalige Gebiet Preußens 112 km Länge und 8,7 m Gefälle entfallen.
Teilung der Memel
Bei Kallwen, Kreis Tilsit, teilt sich die Memel
- in den rechts, nordwestlich abzweigenden Rußstrom und
- in die links, westlich abzweigende Gilge.
Rußstrom
Der Rußstrom spaltet sich nach einem Laufe von 35 km bei dem Martkflecken Ruß abermals in zwei Arme:
- in den rechts, nordwestlich abzweigenden Atmath, der nach einem Laufe von 12,4 km Länge unterhalb des Gutes Kuwertshof unter dem Schutze einer südlichen Mole in das Kurische Haff mündet und so durch dieses mit dem Ostseehafen bei Memel in schiffbarer Verbindung steht, und
- in den links abzweigenden Skirwith, der nach einem Laufe von 9 km Länge nebst einer weiteren Abzweigung, der Pokallna, und dem von dieser abzweigenden Warrus ebenfalls in das Kurische Haff mündet. Diese Mündungsarme dienen indessen nur dem örtlichen Verkehr mit kleinen Fahrzeugen, da ihre Mündungen stark versandet sind.
Zugleich findet vom Atmathstrom aus durch den gegenüber Kuwertshof rechts einmündenden Mingefluß bzw. durch den von diesem mittels einer Schleuse bei Lankuppen abzweigenden König-Wilhelm-Kanal eine zweite schiffbare Verbindung nach Memel statt, welche vorzugsweise von den die Fahrt über das Haff wegen der Gefahren an der Windenburger Ecke meindenden Flößen und von den nicht hafftüchtigen Segelkähnen, die dort bequem treideln können, benutzt wird.
Strombett und Ufer der Memel
Das Strombett der Memel besteht meistens aus Sand, während Kies sich nur ganz vereinzelt in Nestern vorfindet, dagegen wird das Bett vielfach von Riffen durchsetzt, welche aus zähem Letten mit eingebetteten kleineren und größeren Findlingen gebildet ist. Im ehemaligen preußischen Staatsgebiet sind 1888 diese Riffe bis auf diejenigen im Rußstrom bei Karzewischken und Schneiderende, wo sie nur bei ganz kleinem Wasser als Schiffahrtshindernisse noch auftreten und daher sorgfältig bezeichnet werden müssen, in der für die Schiffahrt erforderlichen Tiefe vollständig beseitigt. Die Ufer bestehen aus Sand und Letteboden und müssen daher meist künstlich befestigt werden.
Namen
- Memel: kurisch "memelis, mimelis" = stiller, langsamer, schweigender/ preußisch-litauisch „ nemunelis“ = liebkosender Name der Memel, auch Quelle
- Atmath: prußisches Präfix "at" = von, aus, her + prußisch "mat" = schwenken
- Gilge: prußisch "gilus, gilin, gillis" = tief
- Minge: kurisch-lettisch "maina" = Sumpf
- Pokallna: preußisch-litauisch "po/ pa" = bei + "kalnas" = Berg
- Ruß: prußisch "ruset" = langsam fließen, strömen
- Skirwith: prußisch "skirti" = teilen, trennen, scheiden, absondern, kennzeichnen + prußisch "wistit" = wirbeln
- Warrus: prußisch "woras" = alt + prußisch "ruset" = langsam fließen, strömen
Quelle
- Denkschrift über die Ströme Memel, Weichsel, Oder, Elbe, Weser und Rhein, Berlin 1888, S.5-7.