Epe (Bramsche)/Amtsgericht Malgarten

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Amtsgericht Malgarten

Mit der Amtsverwaltung des Amtes Vörden (Amt Vörden zu Malgarten) zog 1819 auch die Gerichtsbarkeit in die nun leerstehenden Klostergebäude ein. Zum Amtsgerichtsbezirk gehörten die Kirchspiele Bramsche, Engter und Vörden.

Mit der zunehmenden Bedeutung von Bramsche kamen bereits um 1830 Bestrebungen auf, das Amtsgericht nach Bramsche zu verlegen. Zu dieser Zeit hielt das Amtsgericht Malgarten zur Bequemlichkeit des Publikums in einem Gebäude auf dem Bramscher Kirchplatz Sprech- und Gerichtstage ab. Hier, so hoffte man, könnte das Gericht einziehen. Als aber das baufällige Haus um 1849 abgebrochen wurde, fehlte es an der nötigen Fürsprache für eine Verlegung, doch blieben Sprech- und Gerichtstage in Bramsche erhalten.[1] Auch später wollte das Gerücht von der Verlegung oder gar der Schließung des Amtsgerichtes Malgarten nicht verstummen. Im Jahre 1901 reiste der alte Eper Gemeindevorsteher Frankamp sogar nach Berlin, um die Beibehaltung des Gerichtssitzes zu untermauern.

Nach der Aufhebung des Amtes 1885 übernahm das Amtsgericht die gesamten Räumlichkeiten des Klosters. Während der Amtsrichter weiterhin im Amtsrichterhaus am Torhaus lebte, bezogen der Gerichtsreferendar, damals Gerichtsactuar genannt, und der Gerichtssekretär das Äbtissinnenhaus. Als Gefängnis dienten weiterhin die Räumlichkeiten des alten Kreuzganges im Westflügel des Klosters. Die letzten fünf Gewölbe waren zu drei Einzel- und einer Doppelzelle eingerichtet. Eine Inventarliste von 1830 verzeichnet: 3 kl. Bänke, 4 Nachteimer mit Stühlen, 2 Pritschen, 2 Bänke in der Wachstube, 1 Ofen, 6 Wolldecken, 1 eiserne Hängelampe, 1 eisernes Leibband mit Ketten und eine Kette für Hände und Füße, 2 "Bolten" zwischen den Händen, 2 "Bolten" zwischen den Füßen, alle unbrauchbar und zum Teil verrostet, 4 Ketten mit Schlössern, 3 große Vorhängeschlösser für die Gefängnisse und 4 Bücher der Heiligen Schrift für Gefangene.[2] Aus dem Jahre 1841 wird berichtet, daß man vielfach unbesetzte "Cojen" als Fleischkeller benutzte. Da aber in den letzten Jahren die drei "Gefangenencojen für schwere Verbrecher" stets besetzt waren, nutzte man einen alten Kirchenanbau dafür. Auf dem Boden eines Nebengebäudes hinter dem Kloster lagerte das Stroh für die Gefangenenlager.[3] Ein ummauerter Gefängnishof entstand offenbar erst Anfang des 20. Jh.[4] Nach einer Zeichnung von 1934 war er den Zellen vorgelagert und hatte eine Größe von etwa 7 mal 18 m und eine Mauerhöhe von 4 m[5]. Bis zur Umorganisation 1852 lag die Malgartener Gerichtsbarkeit in den Händen eines Amtsassessors oder Amtsauditors (Vernehmungsrichter), der als 2. Beamter des Amtes Vörden hier in Malgarten tätig war.

Soweit bekannt, waren folgende Beamte anstellig[6]:

Leiter des Amtsgericht Malgarten
1836-1837	Amtsassessor			von Issendorf
1838-1840	Amtsassessor			Mathaei
1840-1841	Amtsassessor			Bansen
1841-1842	Amtsassessor			Risch 
1842            Amtsauditor	 		Gerh. Heinr. Jul. Sudendorf
1842	        Amtsauditor			Ernst Heinr. Fried. Herm. Sudendorf
1844-1846	Amtsauditor			Dieckmann
1846-1847	Amtsauditor			Heydenreich
1847	        Amtsauditor			Richard
1848	        Amtsassessor			Heine
1848	        Amtsassessor			von Vohrs
1849	        Amtsassessor			von Bock
1850	        Amtsassessor			Nieberg
1851/1852	Amtsassessor			Wilhelm Albert Ditzen
1851	        Amtsassessor			Gleim
1852	        Amtsassessor			Petersen
1853	        Amtsgerichtsassessor		Kluhsmann
1855	        Amtsassessor			von Hohenhorst
1854-1862	Amtsgerichtsassessor bzw. Amtsrichter 	Müller
1862-1867	Amtsgerichtsassessor 		Dr. Eduard Bartels
1868-1877	Amtsgerichtsassessor 		Ernst Joh. Lud. Geo. Heinr. Meyer
1877-1887	Amtsrichter			von Einem
1887-1890	Amtsrichter			Reinking
1890-1897	Amtsrichter			Lindemann
1897-1904	Amtsrichter			Otto Rompe
1905-1913	Amtsrichter			Wilhelm Traumann
1914-1918	Amtsrichter (Vertretung)	Wilhelm Traumann
1913	        Amtsgerichtsrat 		Otto Hommerich
1918–1921	Amtsgerichtsrat 		Otto Hommerich
1917	        Amtsgerichtsrat (Vertretung)	Wolbeck
1921-1932	Amtsgerichtsrat			Dr. Josef Koch 

Weitere Angestellte und Beamte des Amtsgericht Malgarten:
1852-1867  Actuar (Gerichtsreferendar)	        Hermann Diederich Bernhard Weber
1854	   Actuar				Weber
1873	   Actuar (Gerichtsreferendar)		Immenhausen
1892-1903  Actuar (Gerichtsreferendar)	        Döning
1899	   Referendar			        von Bar 
 	   Referendar			        Wiemann
1901	   Referendar			        A. Bodemann
1903	   Actuar (Gerichtsreferendar)		Klein
1920/1925  Justizobersekretär		        von Kotzau
1929	   Justizobersekretär			Theo Blumenthal
1929	   Justizobersekretär			Hubert Ostermann
1932	   Justizobersekretär			Riedel
1930	   Gerichtsobersekretär		        Bened. Konr. Fran. Maria Aug. Bentler
1885	   Gerichtssekretär			Wessel
1902/1903  Gerichtssekretär		        Koch
1903	   Gerichtssekretär			Mahler
1932	   Justizsekretär			Büller
1885	   Justizanwärter			Oskar Gropengiesser
1929	   Justizanwärter			Heinrich Metting
1838/1841  Gerichtsschreiber und Sekretär	Friedrich Christian Brünjes
1885	   Gerichtsschreiber			Biesse
1885-1896  Gerichtsschreiber		        Kuhlmann
1932	   Justizbüroangestellte		Grünebaum
1823	   Amtsdiener und Gefängniswärter	Otto
1833	   Gefängniswärter			Johann Conrad Kleuker
1836-1844  Amtsdiener und Gefängniswärter	Heinrich Maybaum
1859	   Gefängniswärter 			Aug. Heinr. Christ. Konrad Kemnade
1872	   Gerichtsdiener & Gefängiswärter	Heinr. Christ. August Lambrecht
1889-1900  Gerichtsdiener			Peter Wolfram
1929	   Justizwachtmeister			Karl Müller
1932	   Justizwachtmeister			Knopf
1908	   Gerichtsvollzieher			Greve

Durch Verordnung vom 30. Juli 1932, der sog. Zweiten Sparverordnung, wurde das Amtsgericht Malgarten, zusammen mit 59 anderen deutschen Amtsgerichten zum 30. September 1932 aufgehoben. Wegen Sparmaßnahmen in der Justizverwaltung hatte man schon am 1. Oktober 1930 das Amtsgerichtsgefängnis in Malgarten geschlossen und den letzten Gefangenen nach Bersenbrück überstellt.[7] Die Beamten und Angestellten wurden an andere Gerichte versetzt und der Gerichtsbezirk Malgarten aufgeteilt. Die Gemeinden Bieste, Hörsten, Hinnenkamp, Vörden, Rieste, Epe, Sögeln und Hesepe legte man dem Amtsgerichtsbezirk Bersenbrück zu, während die Stadt Bramsche sowie die Gemeinden Achmer, Pente, Engter, Schleptrup, Kalkriese und Evinghausen dem Amtsgerichtsbezirk Osnabrück überwiesen wurden. Dies löste besonders in Bramsche heftige Diskussionen und Unmut aus. Man hatte auf Bramsche als Amtsgerichtssitz gehofft und verwies auf die Geschichte.[8] Die massiven Proteste, nicht nur in Bramsche, führten zu einer Überprüfung der Regelung und das Gesetz vom 29. August 1933 über die Wiedereinrichtung aufgehobener Amtsgerichte, zur Wiederherstellung des alten Gerichtes mit dem neuen Amtssitz Bramsche zum 1. Oktober 1933.[9] Mit Verordnung vom 15. September 1933 erweiterte man den Gerichtsbezirk um die Gemeinden Balkum, Limbergen, Lintern, Neuenkirchen i.H., Ueffeln und Vinte und am 9. Juni 1934 um die Gemeinden Rothertshausen und Steinfeld. Das Amtsgericht Bramsche bestand bis zum 31. Dezember 1972 und wurde dann dem Amtsgericht Bersenbrück einverleibt.



Ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen befindet sich hier.


  1. BN 23.8./17.9.1932
  2. StAO Rep.355 Nr.3745
  3. StAO Rep.560 XVI Vörden Nr.160
  4. 1891 noch nicht, 1917 aber vorhanden (BN 17.5.1917)
  5. StB; BN 17.5.1917
  6. StAO Findbuch Rep.335, Bd.2; Rep.337 Nr.1068; BN
  7. BN 8.10.1930
  8. BN 21.4.1933
  9. BN 1.9.1933