Herforder Chronik (1910)/149
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1. Sie begannen unten bei dem Wasserstrom der Wehrne (Werre) in den Wiesen, gegenüber der Neustadter äußersten Landwehr. Als sie daselbst weder Schnatstein noch Landwehr fanden, sagte Johann Redecker, sonst Scheper genannt, ein 76 jähriger Mann, folgendes aus: Vor 40 und mehr Jahren sei an demselben Orte zwischen den Junkern v. Exter und der Stadt Herford wegen verlorener und weggekommener Schnatsteine „Streit und Irsalen“ gewesen. Der alte Herr Graf von der Lippe sei mit seinen Raten zugegen gewesen. Beim Suchen nach den Schnatsteinen sei der alte Stadtdiener Bartold Huwendieker in die „Wehrne“ gestiegen und habe mit seinen Füßen einen Schnatstein und zwar genau gegenüber der Neustädter äußersten Landwehr gefunden und ans Ufer gebracht. Als solches der Herr Graf von der Lippe gesehen, sei er „entrüstet worden“, habe sich auf sein Pferd geschwungen und sei fortgeritten. Die Sache hat also nicht recht gestimmt. Der Stein sei liegen geblieben.
2. Nun zeigte Redecker „fein richtig“ den Gang der Schnat recht durch die Wiesen bis heraus an die Altstädter Ellern-Landwehr, d. i. die mit Erlen bewachsene Landwehr. Da ergab sich, daß in des sel. Johann Tappen zu Ahmsen Wiesen zwar die eine Seite der Landwehr nach Herford zu ausgerodet war, jedoch noch große, hohe Marksteine an den richtigen Stellen standen.
3. Auf dem Hofe zu Hörentrup fand sich, daß die Landwehr nach diesem Hofe hin nicht aufgegraben oder zugemacht (d. h. mit Hecken versehen), auch, daß der Garten oben etwas weit in die Landwehr gedrungen sei. Das wurde damit erklärt, daß besagter Meier zu Hörentrup der Stadt jährlich vier Taler für die Hude (Viehhütung) in dieser Landwehr bezahlte, wodurch sie an der Stadtseite „in abgang kommen“. Redecker berichtet, er habe vor ungefähr 50 Jahren, als Hermann zu Berten den Hof besessen, gesehen, daß ein mit „Wipen“ (d. i. Flechtwerk) „verwehreter“ Schnatzaun unten von dem alten Holzapfelbaum bis an die zwei großen Eichbäume, die noch jetzt daselbst gezeichnet befunden wurden (d. i. Schnatbäume) und oben bis an die andere Eiche „bowen“ (d. i. oberhalb des Gartens) dem Garten aufs Feld gegangen sei. Der jetzige Meier Jost zu Hörentrup hätte, wie er sagt, den Hof in seinem jetzigen Zustande übernommen.
4. Johann Redecker zeigt im Wohnhause der Junker v. Exter in der Küche zwischen dem Keller und dem Feuerherde die Stelle, wo vor alten Zeiten ein Schnatstein mit dem Herfordischen Wappen gestanden. Er hat ihn in seiner Jugend „etzlich mahl“ gesehen. Ein kleiner Schnatstein auf demselben Hofe vorm Backhause entsprach dem vorigen. Jetzt geht der Herforder Holzfahrweg von ihrer (der Herforder) äußersten Landwehr über den Exterschen Hof.
5. Es hat sich befunden, daß die Junker von Exter allernächst über ihren Hof vor einigen Jahren einen ungewöhnlichen Fahrweg durch die Herforder Landwehr nach dem Heinloh[1] gemacht haben, weil sie auf beiden Seiten ihre Ländereien liegen haben und haben an diesen Weg in die Landwehr einige
- ↑ Heinloh oder Heyenloh. S. Herforder Rechtsbuch, Anm. S. 100