Herforder Chronik (1910)/065

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Herforder Chronik (1910)
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den heutigen Bügel zwischen den Werrearmen, die am Kreuzkolk zusammenfließen, und kann recht wohl von der nicht weit von ihr entfernten Schule den Namen erhalten haben.

Die Schule hat, wie es scheint, ein stilles Dasein geführt, außer den von Hölscher erwähnten Namen von Rektoren der Anstalt ist wenig auf uns gekommen. Sie tritt erst zur Zeit der Reformation mehr hervor, als sie 1540 in das Augustinerkloster verlegt wurde, wo sie im Laufe der Jahrhunderte zu dem heutigen Gymnasium erblüht ist.

Wir können uns an dieser Stelle um so mehr eine Darstellung der Entwicklung des Herforder Gymnasiums ersparen, als L. Hölscher in den Osterprogrammen 1869 und 1872 eine ausführliche Geschichte unserer Gelehrtenschule gegeben hat.

Weltlage.

Sehen wir uns nach den ferneren Geschicken der Abtei sowie nach dem Leben und Weben der deutschen Geschichte um.

Wir haben vorher Heinrichs III. Besuch in Herford (1040) erwähnt. Unter ihm, den die Zeitgenossen wegen seiner ungewöhnlich dunklen Gesichtsfarbe den „Schwarzen“ nannten, erreichte Deutschland seine größte Ausdehnung, die Kaiserwürde ihr höchstes Ansehen. „Ausgerüstet mit Seelenstarke, scharfem Verstande, Gerechtigkeitsliebe und persönlichem Mut,“ ... „verband er einen kräftigen Geist und gewaltigen Herrscherwillen, der das von seinem Vater angebahnte Ziel, eine unumschränkte Machtvollkommenheit, zu verfolgen suchte[1].“

Nachdem er den Übermut der äußeren Feinde gezüchtigt hatte, wandte er sich gegen den unbotmäßigen und trotzigen Geist der Großen des Reichs. Nach Willkür vergab er die großen Lehen, die Herzogtümer, und ungeachtet seiner aufrichtigen Frömmigkeit, die ihn zu den härtesten Bußübungen, selbst zu Geißelungen seines Körpers trieb, setzte er niedere wie höhere Geistliche sogar Päpste ein und ab[2].

Ein Kaiser mit so ausgeprägtem Herrscherwillen und so rücksichtsloser Tatkraft mußte den Herforder Stiftsdamen die Frage nahelegen: Was haben wir von ihm zu erwarten? Zu dieser sorgenden Frage trat noch ein anderer Umstand, der sie nachdenklich stimmte.

In zweiter Ehe hatte sich Heinrich mit Agnes von Poitiers[3], der Tochter des reichsten und mächtigsten Vasallen in Westfranken, vermählt. Allgemein verbreitete sich nun die Befürchtung, es möchte mit der Tochter des leichtlebigen Südens üppiges und dem Ernsten abgewandtes Leben in Deutschland einziehen und die von den gleichzeitigen Schriftstellern als erschrecklich geschilderte Verwilderung

  1. Weber, a. a. O. S. 640.
  2. Dittmar, a. a. O. 134.
  3. Jäger, a. a. O. II, 153.