Schlesisches Namenbuch/105

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Schlesisches Namenbuch
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  • Namenerläuterungen und -nachweise werden mit einfachem Doppelpunkt (:) eingerückt.
  • Abkürzungen gemäß S. 13 (Benutzte Adreßbücher) werden aufgelöst und die Häufigkeitsangabe wird in eckigen Klammern wiedergegeben, also Lg33 = Liegnitz [33]
  • Außer Orts- und Familiennamen bleiben alle übrigen Abkürzungen unaufgelöst und werden, wenn nötig, gemäß ER zur Verhinderung des Zeilenumbruchs mit geschütztem Leerzeichen (&#160;) erfasst (also z. B. statt z.B.).
  • Vor 'Belege' wurde immer ein Halbgeviertstrich '–' (ALT+0150) gesetzt. (Entfiel im Original, wenn 'Belege' am Satzanfang stand.)


Gärtner (Görlitz [50] Liegnitz [42] Grünberg [11] Neusalz [7] Hirschberg [10] Öls [13] Ratibor [8] Beuthen [18]).

Der eigentliche Sinn des Namens ergibt sich nur aus den besonderen Verhältnissen der schles. Dorf Verfassung: Die schles. Gärtner des Mittelalters bildeten nächst den Bauern den wichtigsten Teil der Dorfbewohnerschaft; so heißt es z. B. 1415: die gemeine, schaulczen, gebawer vnd gertener czu Kunicz (Urkundenbuch## Liegnitz, 304). Als landwirtschaftliche Hilfskräfte hatten sie keine Hufen wie die Bauern (vgl. unter Hübner u. Häusler!), sondern ein Häuschen mit Garten (u. nur wenige Morgen Ackerland). Vgl. Tschersich, Beiträge z. Geschichte der Gärtner Schlesiens im Mittelalter (Schles. Geschichtsblätter 1937, Nr. 1); ferner K. Weinhold 26a und Geschichte Schlesiens I, 283. - Belege: Als Familienname schon im 14./15. Jahrh.: Nicolaus gertener cirothecarius (Handschuhmacher) 1380 Breslau; Niclos Gertener hocke 1412/13 Görlitz.


Gebauer (Liegnitz [21] Görlitz [38] Hirschberg [9] Glatz [9] Oppeln [15] Ratibor Beuthen [19]), polonisiert Gburek (Oppeln [11] Beuthen [3]).

Die ältere Form für Bauer (mhd. gebur), vgl. auch dies und Neugebauer! Eigentlich „Mitbewohner, Dorfgenosse“, siehe Pauls DWB. - Belege: Hannus Gebouwer 1381 Liegnitz; Gebuer Nickel 1417/18 Görlitz; Valten Gebawr gerber 1509 Görlitz. Vgl. auch Neugebauer! Zur Veranschaulichung mögen Liegnitzer Belegstellen dienen: „di gemeine, schaulczen, gebawer vnd gertener czu Kunicz“ 1415 (Urkundenbuch## S. 304); „dy gemeyne der gebouwer von Schibansdorf“ 1372 (Stadtbuch I 2b); Niclas Frytag „gebower“ des Mertin schelnsmyd 1419 (Stadtbuch I 75b).


Gerstmann (Liegnitz [9] Görlitz [7] Haynau [4] Öls [3] Hirschberg [4]), Gerste (Liegnitz).

Übername des Gerstenbauers oder -händlers, wie Hiersemann für den Hirsebauer oder -händler; vgl. auch Hawerman u. Vilgerste in Alt-Breslau - Belege: Hensil Gerste 1372 Liegnitz; Familienname Gerstman in Alt-Breslau , neben Gerstener; Maternus Gersthman 1547 Liegnitz; Hannus Gerstman kucheler 1431/32 Görlitz.


Gläser (Görlitz [25] Liegnitz [15] Hirschberg [15]), Glaser (Görlitz [7] Liegnitz [4] Brieg [4] Hirschberg [4]).

Der Beruf des Glasers ist verhältnismäßig jung. Glasfenster waren ursprünglich nur an kirchlichen und sonstigen öffentlichen Gebäuden üblich, fanden dann zunächst bei Patrizierhäusern Verbreitung und spät erst bei den Wohnungen der ärmeren Leute, die sich noch lange mit Pergament, Leinwand und dgl. als Fensterfüllung begnügten. (Vgl. Heyne I 236 ff., A. Schultz S. 89 f. - Belege: Peter gleser 1348 Liegnitz; Cunrad glaser alias moler de Legnicz 1375 Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 151); Niclos gleser 1418 Görlitz; Petir Glezer der becker 1384 Liegnitz. Ohne Umlaut auch Judenname: Paul Glaser, getaufter Jude 1514/15 Görlitz.


Glöckner (Görlitz [5] Liegnitz [4] Ratibor).

Der Glöckner, Küster, Kirchendiener. - Belege: Franczco der glockener czu Sante Petir 1385 Liegnitz (##Schöppenbuch, S. 5b); Pawil (v. Budissin) glockener 14. Jahrh. Breslau; Pawel Otto glöckener 1455/56 Görlitz; Jacob Jude de Legnicz gl. 1401 Liegnitz. Als Familienname: Hanns Glockner von Conczendorf etwen Hannos Glockners sone 1443 Glatz; Hans Glöckener rymer 1494 Görlitz.


Göldner (Görlitz [16] Liegnitz [10] Neusalz [7] Freystadt [4]), Göllner (Görlitz [5] Bunzlau [4] Liegnitz [4]).

Selten Goldner, Geldner, Gellner. Gemeint ist der Bergwerksknappe, insbesondere im Goldbergwerk bei Goldberg Kr. Liegnitz, wie die dortigen Bergwerksrechte bezeugen: „Des hab wir burger zcum Goltberge besant alle vnse eldesten goldner“ 1342 (Urkundenbuch## Liegnitz S. 87). Nach Reichert S. 100 auch „Goldwäscher“ (vgl. Weinhold Z. G. 108). Zur Entwicklung -Id = -ll vgl. Goldrich = Gellrich (Glatzer Land).- Belege: Seifrid Goldener 1371 Glatz; Bartusch Goldener 1452 Görlitz; Christoff Guldener 1532 Glatz; Heincze Golner 1475 Neisse; Merten Gölner, gertner 1541 Görlitz; Name Goldener 1470/83 Freiberg i. S. (Urkundenbuch## Fr. 3, 425).