Schlesisches Namenbuch/048

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Schlesisches Namenbuch
Inhaltsverzeichnis  |  Literaturverzeichnis
Benutzte Adressbücher  |  Abkürzungen
I. Taufnamen: a) altdeutsche b) slawische

II. Herkunftsnamen  |  III. Berufsnamen
IV. Übernamen

Alphabetisches Namenverzeichnis  |  Karte
<<<Vorherige Seite
[047]
Nächste Seite>>>
[049]
Datei:Bahlow Schlesisches Namensbuch index.djvu
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.

  • Namenerläuterungen und -nachweise werden mit einfachem Doppelpunkt (:) eingerückt.
  • Abkürzungen gemäß S. 13 (Benutzte Adreßbücher) werden aufgelöst und die Häufigkeitsangabe wird in eckigen Klammern wiedergegeben, also Lg33 = Liegnitz [33]
  • Außer Orts- und Familiennamen bleiben alle übrigen Abkürzungen unaufgelöst und werden, wenn nötig, gemäß ER zur Verhinderung des Zeilenumbruchs mit geschütztem Leerzeichen (&#160;) erfasst (also z. B. statt z.B.).
  • Vor 'Belege' wurde immer ein Halbgeviertstrich '–' (ALT+0150) gesetzt. (Entfiel im Original, wenn 'Belege' am Satzanfang stand.)


Renger (Görlitz [7] Sagan [2), Rengers (Sagan [1])

Als Taufname in Schlesien nicht begegnend, aber mehrmals in schles. Ortsnamen enthalten, also als Lokatorname auf die frühe Siedlungszeit hinweisend: Rengersdorf 1) Kr. Glatz (alt Reyngirsdorph), 2) Kr. Rothenburg/Görlitz, 3) Kr. Lauban, 4) Kr. Sagan; (vgl. Schles. Wb. 484) vgl. auch R-dorf/Ndrbay., R-brunn (Unterfrk.), Ortsname Rengers/Württ. Der Taufname Reinger (d. i. Regin-, Raginger) ist nur in frühen oberdeutschen Quellen des 12. Jahrh. und ganz selten (in sozial gehobenen Kreisen) belegbar, so am Oberrhein: Reingerus de Hasenburch 1141, Rengerus de Granfontana 1136 (Socin, A., Mittelhochdt. Namenbuch. Basel (1903) S. 31). Auch als Familienname erst spät: Nickel Renger 1461/62 Görlitz; vgl. Urban von Rengirsdorf 1400 Görlitz.


Renker (Breslau) ist noch seltenere Nbf., vgl. Ortsname Renkertshausen neben Rengersbrunn in Unterfranken.

Lautlich vgl. Weinhold, Grammatik 212. Am Oberrhein steht a. 1288 Renker einmal für Re(i)nher! (Socin, A., Mittelhochdt. Namenbuch. Basel (1903) S. 31). Familienname: (Siffrid) Renker 1303 Erbvogt v. Löwenberg (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 16); Hannos R. = H. Renkel 1390/92 Breslau; Henricus Renkeri 1391 (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4).


Rudolph (Görlitz [58] Liegnitz [30] Grünberg [9] Sagan [7] Neisse Neustadt Beuthen [7] Oppeln [4]), selten -olf (Beuthen [13] Oppeln[6] usw.).

Alter Herzogs- und Königsname, am beliebtesten auf alemannischem Boden; dann durch König Rudolf von Habsburg (gest. 1291) in Österreich, Böhmen und Ostmitteldeutschland verbreitet; schles. und sächs. Herzogsname. Auch die mehrfachen Ortsnamen Rudelsdorf in Schlesien, Böhmen, Sachsen lauteten amtl. ursprünglich Rudolfsdorf; bei Rudolphswaldau (Kr. Waldenburg) hat die Amtsstube die Mundartform Rudilswalde (so 1399) verdrängt. Die Ortsnamen zeugen von Lokatoren dieses Namens, volkstümlich ist er in Schlesien nie gewesen, schon im 14. Jahrh. kaum noch anzutreffen; deshalb auch keine heimische Kurz- od. Koseform dazu! Denn Rüdel (= Riedel) gehört zu Rüdiger! Die Häufigkeit des Familiennamens in Görlitz muß auf die sächs. Kurfürsten R. (15. Jahrh.) zurückgehen. - Belege: Rudolf Truchtlip 1331 B =>? Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 15); Rudolphus, Abt v. Leubus 1311 (Urkundenbuch Liegnitz, S. 23), Rudeloff herczog in Slezien 1446 (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, 304). Als Familienname: Johannes Rudolphi 1414 Görlitz; Lorencz Rudolff 1462 Görlitz; Hans Rudolff 1537 Görlitz; Rudolf 14. Jahrh. Breslau; Liwing Rudolf 1311 Neisse.


Rücker (Liegnitz [9] Görlitz [7] Glatz [7] Hirschberg [16), -t (Görlitz [16] Liegnitz [4] Sagan [5] Hirschberg [1]).

Hinter diesem Namen verbirgt sich der Markgraf Rüdiger des Nibelungenliedes, wie aus urkundlichen Belegen hervorgeht; vgl. mein Deutsches Namenbuch S. 39 und Nied, Fränk. Familiennamen. Zu dem sekundären t vgl.: Die Ahnen des Dichters Friedrich Rückert schrieben sich noch Rücker. Die Form selber ist nicht in Schlesien entstanden, sondern hessischen Ursprungs, wie auch der Ortsname Rückers (Grafschaft Glatz) dem hessischen Ortsnamen Rückers (1160 Rutchares) b. Fulda entspricht! Im Kr. Fulda auch ein Rückersberg: 980 Ruotgeresberg! Vgl. hierüber Jungandreas, Besiedlung S. 145. Zu vergleichen sind auch die schles. Ortsnamen Rückersdorf Kr. Sprottau und bei Friedland (Böhmen), und Ritterswalde/Neisse (1301 Rukerswalde). Vgl. Sudet. Ortsnamen 3,45! - Belege: Jacobus Rukerus 1319 Habelschwerdt = J. Rüker 1335 Glatz; Peschke Rucker 1343 Glatz; Joh. Rücker 1363 Niedersteine/Glatz; Nicolaus Rücker 1375 Glatz; Michel Rucker 1533 Görlitz.


Rüdiger (Liegnitz [6] Grünberg [8] Görlitz [11] Sagan [9] Bunzlau [4], sonst selten); Riediger (Liegnitz [6] Sagan [5] Görlitz [4]), -inger; zsgz. Rüger selten (Hirschberg [10]), meist Rieger (Görlitz [20] Liegnitz [13] Hirschberg [11] Sagan [7] Glatz [4] Reinerz [4], Ratibor = Neisse = Neustadt oft! Beuthen [14]). Kurz- od. Koseform Riedel (Liegnitz [59] Görlitz [51] Sagan [27] Glatz [16] Sagan [##l17 Neurode [9] Hirschberg [10] Ratibor oft, Beuthen [31).

Die Häufigkeit und starke Verbreitung der Koseform Riedel (mit schles. Entrundung) zeugt von der einstigen Beliebtheit des Taufnamens und somit auch des „edlen Markgrafen“ Rüdeger aus der Nibelungensage, für deren Verbreitung in Schlesien auch sonst genügend Zeugnisse vorliegen, vgl. unter Geisler, Günther, Gelfert, Seidel (Seifert) usw. Auch in den mehrfachen Ortsnamen Riegers-