Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/327
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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wenn man auch den fabelhaften Vermuthungen über ihr Uralter nicht beipflichten kann. Unzweifelhaft ist aber, daß Ort und Kirche frühzeitig eine besondere Bedeutsamkeit hatten. Es wurden hier auf der weiten Haidefläche Volks- und Gerichtsversammlungen gehalten. Daran knüpfte sich dann ein Markt bei dem benachbarten Dorfe Wesseln oder Wessling. Nordwärts lag einst die Stellerburg von Heinrich dem Löwen, nachdem die Bökelnburg im Südertheile zerstört war. Im Kirchthurme zu Weddingstedt war ein Landesgefängniß, wie auch ein Landesarchiv, und der einst hohe runde Thurm (von dem das Fundament nur übrig blieb, nachdem er in der letzten Fehde 1559 zugleich mit der Landesfreiheit gefallen war) konnte weithin gesehen werden und ward als Leucht- und Signalthurm benutzt. Weddingstedt verlor an Wichtigkeit, als etwas südlicher Heide emporkam. Wo dieser jetzige ansehnliche Hauptort des Landes liegt, baute allererst eine Frau eine Schenke für die nach Wesseln zum Wochenmarkte Reisenden. Bald bauten Mehrere sich an, rings um den großen Markplatz von 1269 Q.-Ruthen, und allmälig zog sich der ganze Verkehr dahin, der noch fortwährend jeden Sonnabend diesen geräumigen Marktplatz belebt. Im Jahre 1404 war schon ein Dorf „to der Heide“, aber noch 1434 kommt Heide nicht unter den Kirchspielen vor. Die Landesversammlung sammt dem Landesobergerichte der Achtundvierziger ward 1447 von Meldorf nach Heide verlegt, und bald darauf wird auch die dortige Kirche ihren Ursprung genommen haben. Zur Erbauung derselben vereinigten sich die Dorfschaften Rüstorf und Wesseln aus dem Kirchspiele Weddingstedt, sowie Lohe und Rickelshof aus dem Kirchspiele Hemmingstedt. Sie erhielt den Ritter St. Georg zum Patrone.
Nördlich von Weddingstedt ist Lunden, gleichfalls eine sehr alte Kirche, die Mutterkirche von Hemme und Sanct-Annen. In dieser Parochie waren im zwölften Jahrhunderte manche zerstreute herrschaftliche Besitzungen, welche die Gräfin Ermengard, mitsammt dem ganzen Lande Büsum und zugehörigen Pertinenzen, das also damals wie Domaine angesehen ward, an das berühmte Kloster Hersefeld vergabte, und diese Uebertragung wurde noch 1208 durch den Papst Innocenz III. bestätigt[1]. Allein im Jahre 1217 wurden einige
- ↑ Hamburg. Urkundenb. S. 328.