Die Probstei in Wort und Bild/059

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Die Probstei in Wort und Bild
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Auch der Nationaltanz der Probsteier scheint mir einen wendischen Ursprung zu verraten. Als charakteristisch wird in dem Tanz der Wenden Aufstampfen mit den Füßen und Aufhebungen und Schwingungen der Tänzerinnen angegeben. Beides bezeichnet noch den Nationaltanz der Probsteier. Wer kennt nicht besonders das Krellen der Probsteier Mädchen? Selbst in der Kleidung der Wenden in der Lausitz, wo sie noch große Gegenden bewohnen, ist eine nicht unbedeutende Aehnlichkeit mit der Nationaltracht der Probsteier. Wenn man Leske's Reise durch Sachsen, Leipz. 1785, von pag. 134-138 und die Kupfertafeln 4-7 vergleicht: so bemerkt man folgende Aehnlichkeit: bei einer wendischen Hochzeit hat der Schmuck der Braut und der Züchtjungfern Aehnlichkeit mit dem Hinterbande der Probsteierinnen; der kurze Rock der Wendinnen, unten mit blauem Bande garniert, mit dem ebenso kurzen der Probsteierinnen mit blauem Verböhrels; das Verhüllen der Wendinnen in Trauer mit dem Schlippen der Probsteierinnen. Die um den Kopf gewundenen Tücher wurden hier vormals ebenso getragen, so auch die Schuhe. Die Entfernung der Jahrhunderte, die Verschiedenheit der Stämme und der Gegenden können in den kleinen Nüanzen mannigfaltige Abänderungen bewirkt haben. Vergleichungen des Eigentümlichen in der Spracheder Probsteier mit der wendischen scheinen mir unmöglich. Dankwerth erzählt, daß zu seiner Zeit von der wendischen Sprache in den Herzogtümern keine Spur mehr vorhanden gewesen sei, und es ist historisch bekannt, wie strenge die meisten deutschen Eroberer gegen die wendische Sprache verfuhren, wie sie aus Furcht, daß durch die Sprache eine Nationalverbindung unter den Wenden unterhalten werden möchte, diese gewaltsam auszurotten suchten. Und die Wendensprache, bei den vielen Stämmen und Nationen dieses Namens, wie unendlich verschieden! Welche Aenderungen bewirkt auch nicht der Ablauf so vieler Jahrhunderte, und der Verkehr mit so ganz verschiedenen Völkern? Indeß, wenn auch durch dies alles die Vermutung:die Probsteier sind eine wendische Kolonie, welche mit der Nachricht Helmold's so sehr übereinstimmt, viel Wahrscheinlichkeit erhält, sie befriedigt mich nicht völlig, und wir dürfen darum, weil sich aus der Stelle Helmold's die Einwanderung einer niederländischen Kolonie unter Adolf II. nicht historisch erweisen läßt, diese Idee noch nicht aufgeben. Sie kann ja später hier eingewandert sein. So ließ König Christian II. noch 1516 niederländische Kolonisten aus dem Waterlande kommen und setzte sie mit Erteilung großer Freiheiten auf Amager ein. Der Mangel an einem direkten historischen Zeugnis über die Zeit und Veranlassung ihrer hiesigen Ansiedelung erklärte sich nach meiner Meinung sehr begreiflich aus der oben erwähnten Beschaffenheit der hiesigen Gegend, welche vielleicht vor dem 13ten Jahrhundert als zusammenhängender Distrikt gar keinen eigenen Namen hatte. Eine Spur eines historischen Zeugnisses glaube ich im Register des Probsten Bocholt zu finden, wo es vom Probsten Friedrich, dem vierten in der Ordnung der Prälaten des Klosters Preetz, heißt: dedit hereditatem colonis in silva et prato inter Karzenitz (der Hagener Au) et Zwartepuc (der Schmoeler Grenze) und in den Diplomen werden coloni und villici et agricolae immer sorgfältig unterschieden. Indeß ich gebe es nur für Spur eines Zeugnisses aus, und habe vielleicht das Wort coloni gegen den Sprachgebrauch zu sehr gepreßt. Für die Ansiedelung einer niederländischen Kolonie sprechen folgende, nach meinem Urteil sehr starke, Gründe, selbst beim Mangel bestimmter deutlicher Zeugnisse ziemlich entscheidend. Der erbliche Besitz der Bauerngüter in der Probstei. Noch im Anfang des 12. Jahrhunderts waren die Bauern nur Pächter, und besaßen die Ackerhöfe nur auf bestimmte Zeit, aber nicht erblich. In den Niederlanden aber wären die Landleute nicht nur erbliche, sondern meistens eigentümliche Besitzer ihrer Ackerhöfe und Ländereien. Schon dies macht es wahrscheinlich, daß niederländische Kolonisten sich unter keiner andern Bedingung werden entschlossen haben, wüste und unbebaute Felder urbar zu machen, als wenn sie Sicherheit erhielten, daß ihre Familien und ihre