Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/249

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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XV. Einfluß des Christenthums auf die Völkerschaften unsrer Gegenden. 249


eine Art Erblichkeit des Amtes Statt fand; daneben vielfach ertheilte Güter für den Reiterdienst, die als persönliche Besoldung angesehen wurden und mithin den Kindern, die nicht gleichen Dienst dafür zu leisten im Stande waren, entzogen werden konnten. Da wollte man nun Erblichkeit der Lehen, mithin Deutsche Sitte, während sonst über das Eindringen Deutscher Sitte Klage war, über Abweichen von der alten Lebensweise, von Seiten der Bauern her Klage über die unnöthige Dienerschaft bei Hofe, über Ueppigkeit in Kleidern und Speisen und dadurch herbeigeführte Belästigung des Bauernstandes mit Fuhren und Lieferungen. Die Klagen in jedem Zeitalter gewähren uns am besten einen Blick in die Zustände desselben — und hier sehen wir denn, wie um die Mitte des 12. Jahrhunderts in vielfachen Beziehungen ein Umschwung eintrat.

Und der Bauernstand? Derselbe trat allerdings von nun an immer mehr und mehr zurück. Er war durch die Nothwendigkeit verwiesen auf besseren Anbau des Landes, und auch hiebei ist nicht zu übersehen, daß die Kirche einen mittelbaren Einfluß übte auf bessere Cultur des Landes durch die zum Theil aus andern Gegenden gekommenen Geistlichen. Mit dem Bauernstande hatte es aber noch keine Noth, es war unbebautes Land die Fülle, namentlich lagen viele fruchtbare Küstenstrecken ungenutzt, der Unsicherheit halber, mit Wald bewachsen, der freilich gelichtet werden sollte. Die Schweinemast in den großen Königswaldungen hatte schon Harald Hein gegen 1080 den Bauern freigegeben. Die Gewässer gewährten überdies einen Reichthum an Fischen. Und die Lebensweise war bisher noch höchst einfach. Wir haben eine Schilderung des Landes durch die Gesandten, welche der Bischof Otto von Bamberg 1128 an den Erzbischof Adzer zu Lund schickte in Betreff der Heidenbekehrung auf Rügen. Die Abgesandten erwähnen, daß selbst bei großem Reichthum und Ueberfluß ungemeine Einfachheit und Rohheit Statt habe. Sie fanden die Städte und Burgen ohne Mauern nur mit Pfahlwerk und Erdarbeit befestigt, fanden die Kirchen wie die Wohnungen der Edelleute niedrig und von schlechtem Geschmack, ein Volk theils von Jagd und Fischerei, theils von Viehzucht sich nährend, mit geringfügigem Ackerbau, denn aller Reichthum bestand in Vieh; in Kost und Kleidung war wenig Aufwand. Im Ganzen mögen wir uns die damalige Lebensweise etwa vorstellen, wie sie uns noch bei den Bewohnern Islands geschildert wird. Selbst die Vornehmen