Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/212

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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212 XIV. Gestaltung der Kirche bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts.


der christlichen Kirche hervorgingen, die wir darum auch überall, wohin das Christenthum verpflanzt wurde, sehr bald entstehen und sich vervielfältigen sehen. Wir müssen beide zusammenstellen, da beiderlei Anstalten, wenigstens um die Zeit als hier das Christenthum eine feste Gestaltung gewann, einander nahe verwandt waren, ehe sie entarteten. Diese ihre Entartung aber, die allerdings eintrat, die zuletzt es herbeiführte, daß die Capitel uubetrauert untergingen, und die Klöster sogar zum Theil gewaltsam aufgelöst wurden, wie wir später hören werden, diese Entartung hat einen so dunkeln Schatten namentlich auf die Klöster geworfen, daß man meistens, wenn von ihnen die Rede ist, nur des Unwesens gedenkt, welches, wie nicht zu läugnen ist, in manchen dieser Anstalten Statt fand. Wenn wir aber gerecht sein wollen, dürfen wir die Lichtseiten nicht übersehen, welche sie auch hatten. Zu gewissen Zeiten sind gerade einzelne Anstalten der Art Lichtpunkte gewesen, in dunkler Umgebung. Wäre das nicht der Fall gewesen, wie könnten wir es uns sonst auch erklären, daß ganze Zeitalter hindurch Könige und Fürsten und die Edelsten des Landes sich ihnen zuwandten mit thätiger Theilnahme, sie beschirmten und begabten, und das Volk sie segnete. Aus jenen Zeiten stammt das Sprichwort: „Unterm Krummstab ist gut wohnen,“ hinweisend auf den Stab, den Bischöfe und Aebte trugen als Zeichen ihres Hirtenamts. Man muß die Zeiten unterscheiden, und dann auch die verschiedenen Arten und Orden der Stifter und Klöster. Vornehmlich aber um sie richtig zu würdigen, muß man die Idee auffassen, aus welcher sie entsprungen sind.

Der große Gegensatz, den das Christenthum aufstellt zwischen der Welt und dem Reiche Gottes, dieser dem Heidenthum fremde Gedanke, vor welchem eben das Heidenthum hat weichen müssen und fortwährend weichen muß, ist es, in dem wir die Wurzel des Einsiedlerlebens und des daraus hervorgengangenen klösterlichen Lebens suchen müssen. Und hat das Heidenthum auch, namentlich im Morgenlande, Aehnliches aufzuweisen (als von woher in die Christenheit hinübergepflanzt man wohl jene Lebensweisen hat ansehen wollen), so liegt dort zu Grunde die alles Leibliche, Irdische, Materielle als schlechthin böse, ja als eigentlichen Sitz des Bösen betrachtende Anschauungsweise morgenländischer Philosophen, die von der christlichen Kirche verworfen ward, freilich versteckt und verdeckt wieder eindrang und die christliche Idee von dem Kampf gegen die Welt