Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/053
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Nehmen wir das Wenige zusammen, was als einigermaßen hieher gestellt uns übrig bleibt, so tritt einerseits uns ein wilder wüster Aberglaube entgegen, der offenbar demselben Gebiete angehört, auf welchem später noch, weit in die christlichen Zeiten hinein, sich das Zauber- und Hexen-Wesen bewegte. Da sind es die untergeordneten Dämonen, von welchen man annimmt, daß sie den mit ihnen in Verbindung Stehenden übernatürliche Kräfte verleihen zum Schadenthun, und wider diese Zauberei nun sucht man durch eine andere Zauberei sich zu wehren. Das tägliche Leben, wie einfach es auch sein mag, mit Viehzucht, Ackerbau und Hauswesen, bietet Vorfälle genug dar, die in den Kreis solcher Vorstellungen sich hineinziehen lassen, und so werden diese beständig unterhalten und wurzeln sich in alle Lebensverhältnisse ein. Daneben scheinen nun die allgemeineren Religionsvorstellungen von den höheren Gottheiten ganz einfach ohne viel Speculation, wie dies auch eben in der Volksart nicht liegt, sich erhalten zu haben, unterstützt durch Opfergebräuche und Festtage, nicht minder der in die Lebensanschauung aller Germanischen Stämme so tief eingreifende Glaube an das Jenseits mit seiner Vergeltung, und was damit wiederum nothwendig zusammenhängend an moralischen Vorstellungen durch die Lebensverhältnisse sich hindurchzog, alles dies auf dem einfachen Wege der Ueberlieferung, sei es durch Lieder, Sprüche, Erzählung, und das, ohne daß einmal mit Sicherheit sich ein eigner abgesonderter Priesterstand unter den Sachsen nachweisen läßt.
So dürftig nun dasjenige ist, was über das Heidenthum der Sachsen beigebracht werden kann, eine so reiche, ja überreiche Fülle, die noch lange nicht erschöpft ist, bietet sich uns in der nordischen Götterlehre der sogenannten Odinischen Religion dar. Wir begegnen aber hier gleich unausweichlichen Fragen, zu allernächst der Frage: Wer ist Odin?
- was ist über diese nicht alles geschrieben? Und was weiß man? - So gut als nichts, wie zierlich man sie auch abgebildet hat. - Zu den ältesten Abbildungen der angeblich Sächsischen, der Nordischen und Wendischen Götzen mögen die noch ziemlich rohen Holzschnitte gehören, welche in Erpold Lindenbruchs Chronica von Carolo Magno, Hamburg 1593 sich finden. Darnach wenigstens sind, wie die Vergleichung lehrt, die Kupferstiche für viele spätere Werke angefertigt.